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“Es ist auch voll die Selbstkritik.” – Mayberg im Interview

Geschrieben von am 4. August 2023

Vor seinem Auftritt in Münster trafen Radio Q-Reporterinnen Svenja Friedrichs und Carla Sunder den 23-jährigen Singer-Songwriter Mayberg. Wir sprachen mit ihm über sein erstes Indie-Pop Album, seine Studienzeit und Social Media.

Q: Wir sitzen heute mit Mayberg backstage im Gleis 22 und erst mal vielen Dank, dass du dir vor deinem Auftritt Zeit genommen hast.
Ist das dein erstes Mal in Münster und wie gefällt dir die Stadt bisher?

Mayberg: Ja, danke erstmal. Ich freue mich auch! Wir haben noch nie in Münster gespielt und ich habe ehrlicherweise auch noch nicht so ultra viel von Münster gesehen, weil wir gerade erst reingefahren sind. Aber ich glaube, wir laufen nachher noch mal kurz rum und schauen uns um.

Q: Das müsst ihr unbedingt machen!
Dein erstes Album Mini ist im März erschienen. Du hast das Album auch komplett selbst produziert. Würdest du das nochmal so machen? Was waren Vorteile und was waren Schwierigkeiten, die du in der Zukunft irgendwie anders machen würdest?

Mayberg: Ich habe es größtenteils selber produziert und mag das schon auch, weil es mir einfach ultra viel Freiraum gibt, auch stilistisch. Also was ein bisschen tricky war, dass wir bei Mini einfach ultra wenig Zeit eingeplant hatten, um alles fertig zu machen. Du hast am Anfang des Jahres alles ultra geballt und alles musste dann irgendwie mega schnell gehen. Deswegen war es ein bisschen heavy. Und dazu kommt noch, dass ich gar nicht ein mega guter Produzent bin. Also technisch ist das gar nicht mega krass produziert. Deswegen, mal gucken, vielleicht würde ich es nochmal so machen. Aber das ist grade nicht geplant.

Q: Gab es einen Song, bei dem du dir sofort sicher warst? Also irgendeiner, bei dem du dir dachtest: “Der muss drauf, wenn der nicht auf dem Album ist, dann kann ich das nicht veröffentlichen”?

Mayberg: Ja, den gab es tatsächlich. Das war Hilferuf. Aber der Song war erst mal noch in einer Balladenversion. Und das war eigentlich voll die Ballade und ich wusste schon: “Oke den will ich unbedingt drauf haben.” Dann hat er sich nochmal voll verändert und ist jetzt ein bisschen tanzbarer und energetischer geworden.

Q: Mehr als die Hälfte der Tour ist jetzt auch schon vorbei. Wie war es bisher für dich? Gab es ein Highlight?

Mayberg: Genau, von der Tour ist schon ziemlich viel vorbei. Es war auf jeden Fall ultra schön, aber auch sehr intensiv. Es waren echt viele Shows. Und dann war ich auch zweimal krank, das war dann natürlich ein bisschen nervig. Highlights waren Kassel und Leipzig, einfach weil es zwei Heimatstädte für mich sind. Aus Kassel komme ich her und in Leipzig wohne ich gerade. Deswegen waren die beiden Highlights. Aber alles war mega nice. Es ist auch keine Show ultra schief gelaufen.

Q: Ein paar Konzerte sind aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen, das hast du auch gerade angesprochen, auch das hier in Münster. Wie geht man damit um wenn der Körper sagt: “Okay, jetzt ist Stopp.”?

Mayberg: Das war ziemlich kacke erstmal, weil da mega viel dranhängt. Inzwischen ist alles ein bisschen größer geworden. Wenn wir ein Konzert absagen, dann hängt gar nicht mehr nur daran, dass ich nicht spielen kann, sondern auch ultra viele andere Leute, wie die Band und die ganze Crew. Deswegen ist es gar nicht so nice, so ein Konzert abzusagen und man hat dann auch ein bisschen Druck. Also das Ding ist, man hätte sich vielleicht auch noch durch eine Show auf Medikamenten durchquälen können. Aber dann wird die Show kacke und es fühlt sich auch doof an, nur die Show durch zu prügeln – Dann hat niemand was davon.

Also das Ding ist, man hätte sich vielleicht auch noch durch eine Show auf Medikamenten durchquälen können. Aber dann wird die Show kacke und es fühlt sich auch doof an, nur die Show durch zu prügeln – Dann hat niemand was davon.

Mayberg

Q: Ja, total. Gibt es einen Song, der dir besonders viel Spaß macht live zu spielen oder wo die Leute besonders bei abgehen und Spaß haben?

Mayberg: Also ich glaube am meisten abgehen kann man bei Oh Mayberg, das ist voll der tanzbare Song, auch live. Welchen ich sehr gerne mag, das ist so ein bisschen random weil der schon ultra alt ist, ist Es ist schön. Das war einer der ersten Songs, die ich jemals gemacht habe und der ist voll unbekannt. Ich mag den aber ultra gerne und ich spiele ihn deswegen auch voll gerne.

Q: Wie verläuft ein perfekter Tour Tag für dich ab? Also so von vorne bis hinten oder von morgens bis abends? Gibt es da Rituale?

Mayberg: Der perfekte Tour Tag beginnt auf jeden Fall mit ausreichend Schlaf *lacht*. Und dann ja ein entspannter Morgen, generell ein entspannter Tag. Also am besten finde ich auch nicht so eine ultra lange Fahrt. Manchmal sind Fahrten so mega lang und dann ist es ein bisschen nervig. Ja, also viel Schlaf, kurze Fahrt, gut essen, nochmal rausgehen und dann eine gute Show.

Q: Und dann, worauf freust du dich am meisten, wenn die Tour vorbei ist? Gibt es schon bestimmte Pläne?

Mayberg: Am meisten freue ich mich drauf, mal wieder Zeit zu haben um Musik machen zu können, weil es irgendwie gerade ultra kurz kommt. Aber ich freue mich auch auf andere Sachen abseits der Musik. Also mal wieder an den See gehen oder mal im Park sitzen und so was. Das hat man gerade irgendwie alles nicht, was ja auch cool ist, weil man andere nice Sachen macht. Trotzdem freue ich mich extrem drauf, mal wieder Sachen abseits der Musik machen zu können.

Q: Das klingt doch schön! Wir wollten mal einen kleinen Schwenk machen: Du hast eine sehr große Präsenz auf Social Media, ob auf Instagram oder auf TikTok, und veröffentlichst auch täglich Videos oder Storys. Bist du der Meinung, dass das heutzutage zum Künstler*innen Dasein dazugehört, dass man so nochmal mehr in Kontakt mit den Fans tritt und halt generell sich nochmal so ein zweites Standing neben dem eigentlichen Musikmachen aufbaut?

Mayberg: Das ist voll die große Frage. Ich weiß nicht, ob es direkt dazu gehört. Ich glaube, es gibt bestimmt auch Beispiele, wo man das nicht machen muss um Leute zu erreichen. Aber ich mag das in Teilen schon ganz gerne, weil ich das voll mag diese kleinen Videos manchmal zu machen und zu schneiden. Deswegen mag ich das auch an sich *lacht*. Ich glaube einfach, dass es schon mega hilft, um Leute nochmal irgendwie anders zu erreichen. Aber ich glaube, man muss es nicht machen.

Q: Apropos Leute erreichen, es sind zwei Sounds viral gegangen, einmal aus Shirt und Handtuch und aus Endlos. Wie war deine Reaktion, als du gesehen hast, das 2, 3, 4, 100 Leute deinen Sound unter ihre Videos gelegt haben?

Mayberg: Das ist natürlich erstmal sehr absurd, wenn man das sieht. Aber dann auf den zweiten Augenblick fand ich das sehr, sehr cool. Also ja, ich glaube, wenn dann Leute ein Video posten mit dem Sound, dann ist das vielleicht gar nicht so unüberlegt, oder zumindest bedeutet das dann voll was für eine bestimmte Person. Das ist für mich voll schön zu sehen.

Q: Wie gehst du mit deinem hohen Bekanntheitsgrad um? Das ist ja auch nochmal enorm gewachsen in den letzten Monaten. Empfindest du einen Druck mithalten zu müssen, auch auf Social Media bezogen? Nach dem Motto: Ich muss jetzt abliefern und ich muss im Gespräch bleiben, dass die Leute noch was von mir hören.

Mayberg: Hundertprozentig. Ja, das ist jetzt alles ein bisschen größer geworden. Deswegen glaube ich, dass ich noch voll lernen muss, damit umzugehen wie das jetzt so ist. Ich empfinde aber auch mega viel Druck auf alles bezogen, auch auf Social Media. Ich finde es zum Teil natürlich cool, das zu machen. Aber, dass man das Gefühl oder ich das Gefühl habe, ich müsste so viel machen, verursacht das manchmal schon einen gewissen Druck. Und auch musikalisch. Ja ne, Druck ist auf jeden Fall schon da, zumindest empfundener Druck. Ich glaube es ist oft irrational. Der ist nicht da, aber irgendwie fühlt es sich so an, als wäre er da und damit muss ich noch lernen umzugehen.

Ja ne, Druck ist auf jeden Fall schon da, zumindest empfundener Druck. Ich glaube es ist oft irrational. Der ist nicht da, aber irgendwie fühlt es sich so an, als wäre er da und damit muss ich noch lernen umzugehen.

Mayberg
Foto: Svenja Friedrichs

Q: Wir sind ja ein Radio von und für Studierende und du hast auch mal für ein Semester Kunstgeschichte studiert. Wie war deine Studienzeit? Hast du viel gelernt, viel gechillt – irgendwas zwischendrin?

Mayberg: Ähm, ich habe nicht so aktiv studiert, würde ich jetzt sagen *lacht*. Also, Musikmachen war schon immer der überwiegende Teil. auch während des Studiums.

Q: Und hast du vielleicht Tipps oder dein Lieblingsgericht, was du gekocht hast? Auch wenn du jetzt vielleicht nicht der Vollzeit Student warst, vielleicht als Musiker irgendwelche flotten Gerichte?

Mayberg: Ist nicht so richtig ein Gericht, aber ist ein Salat, den ich einfach immer esse, weil ich voll der Fan davon bin, ist einfach so Rucola, Feta, Tomate mit so Baguette und Olivenöl. Das finde ich einfach mega, also auch voll Simpel, aber das esse ich irgendwie andauernd. Das wäre meine Empfehlung.

Q: *Lacht*. Klingt richtig gut. Aber wenn du jetzt noch mal studieren müsstest, für welchen Studiengang würdest du dich entscheiden?

Mayberg: Ich würde mich jetzt für Fotografie oder Design entscheiden. Das hätte ich eigentlich früher schon gerne gemacht, aber dann musste man halt so eine geile Mappe machen und die hatte ich nicht. Aber wenn man die nicht mehr bräuchte, würde ich das machen.

Q: Kann man tatsächlich auch hier in Münster studieren *lacht*.
Nochmal zurück zur Musik: in deinem Song Der neue Stil meiner Generation thematisiert du diese Unverbindlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Ist das in Teilen Selbstkritik oder handelt der Song er eher davon, was du von anderen erlebt hast?

Mayberg: Ich glaube, es ist schlimmerweise beides. Es ist auch voll die Selbstkritik. Also ich habe das schon voll in mir, aber finde es trotzdem nicht cool.

Q: Und wie würdest du dann unsere Generation in drei Worten beschreiben?

Mayberg: Ultra schwierig. Da muss ich mehr als drei Worte sagen, um eine ganze Generation zusammenzufassen. Weil ich ja auch voll in meiner eigenen Bubble unterwegs bin. Deswegen ist das voll schwierig. Ich glaube: ein bisschen auf der Suche – suchend wäre mein Wort, dann ein bisschen verträumt und sehr reflektiert. Ja, ein bisschen reflektiert. *lacht*

Q: Sehr schön! Es gibt auch einige, die uns als Generation FOMO beschreiben würden. Hast du das auch, jetzt auch gerade wenn du die ganze Zeit auf Tour bist? Gibt es da irgendwas spezielles, das du tust um das Gefühl abzulegen?

Mayberg: Nee, also ich nehme mich da auf jeden Fall nicht raus und habe auch noch kein Gegenmittel gefunden und leide dann einfach darunter. Wenn man einfach so viel weg ist, dann sind ganz, ganz viele Tage nicht mehr egal, gerade jetzt, wo das auf eine Art ja auch mein Job ist und ich das täglich was machen darf. Deswegen sind viele Tage nicht mehr egal und viele Abende auch nicht mehr. Und deswegen kann ich oft zum Beispiel nicht mehr spontan voll lange wach bleiben und mal irgendwo hingehen. Das ist alles weniger geworden und das finde ich ein bisschen schade momentan. Ich glaube, dass das wieder kommt. Das fehlt mir aber gerade am meisten.

Q: Dann haben wir jetzt zum Abschied noch ein paar schnelle Fragen. Die erste ist: wenn du ein neues Instrument ab morgen perfekt beherrschen könntest, welches wäre es?

Mayberg: Klavier.

Q: Wenn du dir ein Feature aussuchen dürftest, egal wie realistisch und egal ob tot oder lebendig, wer wäre es?

Mayberg: Mola.

Q: Und zu guter Letzt: wenn Mayberg ein Song wäre, welcher wäre es?

Mayberg: Von mir ein Song? Ja, oder? Dann wäre es wahrscheinlich “Spiegelbild”.

Q: Und wenn nicht von dir?

Mayberg: Dann wäre es wahrscheinlich “Running” von Milky Chance.

Q: Vielen Dank, es hat sehr viel Spaß gemacht mit dir zu quatschen und einen schönen Auftritt nachher!

Mayberg: Danke euch!