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Carla Ahad im Interview

Written by , on 10. Dezember 2025

Mit ihrem Debütalbum Junges Ding tourt Carla Ahad aktuell quer durchs Land. Zwischen Tourbus, Soundcheck und Uni erzählt uns Carla vor ihrer ausverkauften Show in Köln vom Tourleben und ihrer Musik.

Sam: Wenn man sich deinen Wikipedia Artikel anguckt, dann steht da sowas wie: Carla Ahad macht deutsche Indie-Musik und schon seit der Schulezeit und ist jetzt auf Tour mit ihrem ersten Album „Junges Ding”. Da steht auch, du bist 2001 oder 2002 geboren. Weißt du, wie das zustande gekommen ist und kannst du uns verraten, was davon stimmt?

Carla: Ich weiß tatsächlich auch nicht, warum das da steht. Ich weiß auch gar nicht, wo überhaupt die Info 2001 oder 2002 herkommt. Also eins von beiden ist auch richtig. Aber ich weiß auch sowieso nicht, von wem dieser Wikipedia-Artikel gemacht wurde. Ich betreibe den nicht selber! Aber ich kann es auch verraten, ich bin 2002 geboren.

Sam: Ganz exklusive Infos, super. Stimmt der Rest denn auch?

Carla: Ich habe jetzt länger nicht mehr reingeguckt, aber ich glaube, da stimmt eigentlich mehr oder weniger alles. Da frage ich mich immer, woher die Infos kommen, aber ja.

Franzi: Wir haben auch gelesen, dass du, zumindest vor zwei Jahren, studiert hast und als Campusradio interessiert uns natürlich, studierst du immer noch und skippst du jetzt eigentlich gerade Uni, um auf Tour zu gehen und Musik zu machen?

Carla: Ja, ich studiere tatsächlich noch. Ich bin immer noch im Bachelor. Alle meine Leute, mit denen ich angefangen habe zu studieren, machen jetzt gerade ihre Bachelorarbeiten fertig. Und mir fehlen noch ein paar Credits, aber gar nicht so schlimm, wie man denken würde. Ich mache jetzt gerade, ein überfachlichen Kurs. Also ein Spanischkurs und der ist online, deswegen mache ich den sogar on Tour.

Franzi: Hast du ein paar Tipps, wenn man ein sehr zeitaufwendiges Hobby oder Beruf hat, wie du es hast mit der Musik. Wie kann man das mit dem Studium kombinieren?

Carla: Fairerweise muss ich sagen, ich habe einen Studiengang gewählt, der nicht so aufwendig ist. Ich glaube, wenn ich Mathematik studiert hätte, wäre es schwierig geworden. Ich studiere Amerikanistik und Medienwissenschaft. Da konnte man in den Kursen viel mitnehmen, ohne super viel Hausaufgaben machen zu müssen. Ich würde sagen, man muss es mit dem richtigen Studiengang kombinieren und dann geht es eigentlich gut.

Franzi: Wir haben schon auf der Zugfahrt ein bisschen überlegt, was sich hinter Amerikanistik und Medienwissenschaft verbirgt. Wir konnten uns nicht so richtig mega viel darunter vorstellen. Was ist denn das spanneste, was du während des Studiums gelernt hast?

Carla: Amerikanistik ist eigentlich wie Englisch, nur mit amerikanischer Literatur und man lernt noch mehr über History & Culture. Das ist interessant, weil da lernt man zu verstehen, warum die US-Amerikaner ihre Entscheidung treffen, wie sie es tun. Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität ist eine technische Medienwissenschaft. Das heißt, man beschäftigt sich viel mit elektronischen Geräten. Man arbeitet am Medium. Und ich habe da im Studium ein Ondes Martenot gebaut. Das ist eines der ersten elektronischen Musikinstrumente.

Sam: Ist das, dieses Instrument wo man seine Hand reinhält und dann macht es verschiedene Töne?

Carla: Ja, das ist so ähnlich. Es gibt das Theremin, das funktioniert ohne, dass man es berührt. Da macht man nur mit der Hand die elektromagnetischen…ehhh Dings genau. Und beim Ondes Martenot hast einen Ring an einem Seil und wenn du den nach links oder rechts schiebst, verändert sich der Ton.

Sam: Also hast du auch ein bisschen Musik mitgenommen aus dem Studium?

Carla: Ja, ich habe immer versucht, in Medienwissenschaft auch in meine Hausarbeiten und so immer irgendwas musikalisches einzubauen.

Sam: Und jetzt bist du ja auf Tour, wie ist denn das Tourleben gerade und wie reist ihr durch die Gegend?

Carla: Wir haben einen kleinen Tourbus, einen Ford Transit mit neun Sitzen und wir sind zu siebt. Das heißt, zwei Sitze sind noch voll beladen mit Gitarren und Keyboards und ansonsten haben wir die Sachen hinter dem Kofferraum. Und jeder darf nur einen kleinen Handgepäck-Trolley haben, weil sonst passt das alles nicht in den Bus. Und dann fahren wir so von Stadt zu Stadt. Ich glaube, heute sind wir viereinhalb Stunden von Hamburg aus gefahren. Morgen fahren wir zwei Stunden nach Mainz, also nicht ganz so weit. Alles zwischen zwei und vier Stunden. Ja, aber es ist cool. Weniger Schlaf als normalerweise, aber dafür natürlich auch mehr Spaß.

Sam: Guter Deal, finde ich. Geht man sich manchmal auch auf die Nerven, wenn man so viel aufeinander hockt?

Carla: Bisher noch nicht.

Sam: Und habt ihr ein Ritual, bevor die Show losgeht, um sich ein bisschen aufzuhypen?

Carla: Ja, wir machen immer so einen Kreis und dann rufen wir dieses, das war mal so ein TikTok-Trend, dieses „more footwork, more passion, more energy” und dann werden wir immer lauter und stampfen mit unseren Füßen auf.

Sam: Habt ihr eigentlich auch ein Rider mit Wünschen an die Venues?

Carla: Ja haben wir, da steht zum Beispiel immer Ginger Mate. Das ist immer gut am Nachmittag, nochmal wach zu werden und meine lieblings Mate, hands down. Ansonsten total langweilige Sachen, stilles Wasser und wir freuen uns über paar Snacks und Süßigkeiten.

Franzi: Du hast ja gerade dein neues Album „Junges Ding“ veröffentlicht. Willst du eigentlich im Moment schon wieder neue Sachen schreiben oder ist jetzt erst mal die Phase, in der du auf Tour gehst, Musik aufführst, aber nichts Neues schreibst?

Carla: Ich habe noch richtig kurz, bevor das Album rausgekommen ist, die letzten Songs fertig gemacht. Das heißt, es ist jetzt noch gar nicht so lange her, dass ich die letzten Songs geschrieben habe. Jetzt gerade mache ich nichts, aber ich merke auch schon wieder, dass ich Lust kriege, neue Sachen zu schreiben. Aber es ist bei mir immer sehr phasenweise, wie ich inspiriert bin. Wenn ich viel erlebe, dann habe ich auch viel Lust zu schreiben. Das heißt, ich glaube, nach der Tour gibt es dann wieder Sachen, die verarbeitet werden wollen.

Franzi: Gibt es Themen, die du bisher noch nicht so geschrieben hast, aber gerne aufgreifen würdest in deinen Songs?

Carla: Es gibt ja auch viele Songs, die ich nicht veröffentlicht habe. Es gibt ein paar Themen, an denen ich mich schon mal versucht habe, wo der Song nicht so cool geworden ist. Zum Beispiel, es gibt ja total viele Songs von Indie-Männern, sage ich mal, die über die Mädels singen, die ihnen die Herzen gebrochen haben. Und ich denke mir immer, es würde mich so interessieren, was das Mädel zu sagen hätte und ob das wirklich alles so war. Und so einen Song wollte ich eigentlich schon immer mal machen, einfach mal aus der anderen Perspektive.

Franzi: Ja, das klingt mega. Vom neuen Album finde ich den Song 1500 km ganz, ganz toll. Ich glaube, das ist mein Lieblings Song von dem Album. Und da habe ich mich gefragt, ob die ganzen Geschichten, über die du schreibst immer etwas Wahres haben oder ob die fiktional sind. Sind das echte zwischenmenschliche Beziehungen, über die du schreibst?

Carla: Ich glaube, nichts ist fiktiv in dem Sinne. Alles entsteht aus einem echten Moment oder einer echten Experience. Manchmal sind es Sachen, die nicht mir passiert sind, sondern Freunde von mir. Mein Mitbewohner ist tatsächlich mal auf einem Date in die Spree gesprungen. Das war nicht ich, aber es ist tatsächlich passiert. Der Kern ist immer wahr.

Sam: Du hast auch nicht so traurige Songs, zum Beispiel Banger. Der Song hat mir ein neues Wort beigebracht, nämlich Fußbus. Hat das was mit der Bussituation in Braunschweig zu tun?

Carla: Ich war auf dem 18. Geburtstag von der kleinen Schwester von einer Freundin von mir in irgendeinem Dorf in Nordrhein-Westfalen. Das war eine richtige Dorfparty und ich hab mit diesen 18-jährigen Jungs gequatscht, die sich auch meine Musik angeguckt haben vorher und meinten: „Ja, Carla, wir finden das voll cool, was du machst, aber dir fehlt noch so ein richtiger Banger.” Dann meinte ich: „Ja, okay ich versuch mich dran, aber dann müsst ihr mir ein Wort liefern, was euch beschäftigt.” Eins der Wörter war Fußbus, weil dort im Dorf müssen sie halt den Fußbus nehmen, wenn nichts mehr fährt.

Franzi: Ich hab dich zu Zeiten von Banger das erste Mal auf Instagram gesehenen und da bist da auch super aktiv. Gab es schon mal wilde Gerüchte über dich, was im Netz verbreitet wurde, was aber gar nicht stimmt?

Carla: Ich glaub nicht tatsächlich. Da bin ich bisher verschont geblieben.

Franzi: Wir haben auch gesehen, dass du mal erzählt hast, dass AnnenMayKantereit unter deiner ersten Followers war. Habt ihr euch seid dem auch mal getroffen?

Carla: Also mein letzter Stand ist, dass wir uns gegenseitig noch folgen. Ich folge auf jeden Fall noch. Und wir haben uns tatsächlich nicht getroffen. Damals zu Corona-Zeiten hatte ich so 300 Follower und habe auf ein Video reagiert, was Severin Kantereit gepostet hat. Er hatte ein Lied gepostet und ich habe dazu gesungen. Darüber kommt diese Connection und seitdem folgen wir uns gegenseitig.

Sam: Deine Musik gibt mir insgesamt sehr sommerliche Vibes, aber jetzt ist ja leider nicht mehr Sommer. Hast du vielleicht How-to-Winter-Überleben-Tipps, die du weitergeben könntest?

Carla: Vom Sommer träumen, würde ich sagen. Ich finde, man kann die Sommer-Songs auch im Winter hören und sich einfach vorstellen, man wäre im Sommer. Ansonsten finde ich, mindestens den Dezember kann man sich auch gut mit Glühwein überbrücken.

Franzi: Du romantisierst den Sommer ja auch total. Meinst du, es ist auch möglich, den Winter auch mal zu romantisieren?

Carla: Ich habe tatsächlich einen Wintersong vom letzten Jahr, “Der ist Frost an deinem Fenster”. Der ist ein bisschen unauffällig gewesen, aber das ist mein Weihnachts-Song-Take. Man kann auch den Winter romantisieren, aber dann muss man sich halt warme Gedanken machen.

Franzi: Ganz am Anfang hast du ja auch englische Musik gemacht und was man auch auf YouTube sehen kann, du warst bei FameMaker. Wie kam es dazu?

Carla: Das war tatsächlich auch ein Corona-Ding. Also ich war in 2020 gerade an so einem Punkt gewesen, wo ich genug eigene Songs gesammelt hatte, damals auch noch auf Englisch, wo ich dachte, ich hätte jetzt irgendwie Lust, das mal zu präsentieren. Dann bist du zu meinem Nachbarschaftscafé gegangen und meinte, ich würde gern ein kleines Konzert spielen und hatte das alles geplant und so. Und dann ist das alles ausgefallen. Und dann habe ich von dieser Show gehört, die Stefan Raab sich ausgedacht hatte. Das war nicht klassische Casting-Show, sondern es sollte lustig sein. Und dann dachte ich: „Ja gut, es geht ja wirklich nichts anderes, ansonsten kann ich mich bewerben.” Und dann haben die mich genommen. Und es war eine sehr witzige Erfahrung, mal ein bisschen hinter die Kulissen von einer Fernsehproduktion zu schauen und Stefan Raab kennenzulernen. Also ja, war einfach irgendwie dann so ein ganz lustiger Zeitvertreib.

Sam: Jetzt sind wir auch schon fast am Ende, aber zum Abschluss noch die Frage, was beschäftigt dich grade?

Carla: Ich beschäftige mich jetzt natürlich gerade mit der Show, die wir heute Abend spielen. Ich glaube, das ist das größte Venue, die wir jetzt auf der Tour spielen und ist ja ausverkauft. Also ich glaube, es wird richtig cool. Wir haben schon zweimal in Köln gespielt und zwar beide mal richtig, richtig gut. Also ich habe sehr hohe Erwartungen für die Crowd heute. Das heißt, ich würde sagen, das ist es, womit ich mich beschäftige. Ich hoffe, dass es genauso cool wird, wie ich denke.

Sam: Wirst du noch aufgeregt vor Shows?

Carla: Ja, kurz vorher kommt das immer, wenn ich denke: „Oh Gott, jetzt gehts los.” Ich kann es den Tag über ganz gut verdrängen und dann, wenn es wirklich kommt, denkst du: „Oh oh.” Aber dann gehe ich auf die Bühne und bin beim ersten Song noch aufgeregt, aber dann sehe ich die ganzen netten Leute und dann denke ich immer: „Okay, alle sind nett.”

Sam: Ja, dann wünschen wir dir ganz viel Spaß und Erfolg für die Show.

Carla: Vielen Dank!

Franzi: Danke dir!