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Full Circle Momente, Mohnblumenfelder und Musik zum Innehalten – Josie Malou im Interview

Written by on 27. Juni 2025

Die wollen nur spielen – der Titel des OpenAir Festivals in der Sputnikhalle, organisiert von muensterbandnetz, ist gleichzeitig auch ein ziemlich passendes Motto für ein Musikevent. Sechs lokale Künstler:innen aus NRW und Münster teilten an diesem Tag ihre Kunst mit den Besucher:innen. Dazu gehörte auch die Newcomerin Josie Malou. Radio Q Musikredakteurinnen Dana Rieger und Linda Kurtenbach hatten die Möglichkeit, sie vor ihrem Auftritt zu interviewen.


Bildbeschreibung
© Nataly Gehrke (@blaubeersynthese)

Josie Malou macht Indie-Musik mit Lyrics, die direkt aus einem Poesie Album kommen könnten. Für diejenigen unter euch, die Artists wie Phoebe Bridgers oder Lizzy McAlpine feiern, die werden mit ihrer Musik auf jeden Fall ein paar Additions für ihre Playlist finden. Wir haben mit ihr über ihre Songs und ihre Herangehensweise ans Songwriting gesprochen, über ihre musikalischen Vorbilder und über ein Thema, wozu die meisten von uns wahrscheinlich einiges zu sagen haben: Münster. Es ging darum, was das Exkaffee mit ihrem Song „You Made Me Feel Something” zu tun hat, auf welcher Straße sie sich zum ersten Mal mit ihrem Producer getroffen hat und wieso der Auftritt in der Sputnikhalle ein Full Circle Moment war.


Linda: Wir sitzen hier jetzt gerade im Backstage in der Sputnikhalle, zusammen mit Josie Malou, die gleich hier beim Die wollen nur spielen Open Air auftritt. Erstmal schön, dass du dir die Zeit genommen hast. Hallo. Du hast ja Ende März hier schon mal gespielt, zusammen mit Isabelle Saadat als Voract für Strahlemann. Das ist jetzt gut drei Monate her. Magst vielleicht mal erzählen, was sich so in den letzten Monaten bei dir getan hat und wie du so den Sommer verbracht hast?

Josie Malou: Ja, das Konzert war auf jeden Fall super schön. Ich erinnere mich auf jeden Fall daran, wie wir vor dem Konzert genau in diesem Raum standen und mega aufgeregt waren. Seitdem hab ich viel tatsächlich geschrieben, viel erkundet in Köln und mich jetzt erstmal dazu entschieden, vorrangig meine Soloprojekt Konzerte zu verfolgen. Und trotzdem werde ich auch noch mit Isa starten. Aber das ist noch geheim.

Linda: Sehr cool. Wie ist gerade so die Stimmung für den Auftritt und fürs Festival heute generell?

Josie Malou: Für mich ist das auf jeden Fall super aufregend, hier heute zu spielen, weil ich habe tatsächlich meine erste Party im Soziologiestudium hier gefeiert und stand hier heulend vor der Tür, weil meine damalige beste Freundin – bzw. eine Person, die ich da gerade kennengelernt hatte in der Erstiwoche – nicht reinkam. Die war 17, ich war 19 und wir haben hier voll die Szene gemacht, nur um dann einfach so reingelassen zu werden. Ja, ich finde das ganze Gelände hier toll. Ich finde die Menschen super und das wirkt alles gerade nach einer sehr liebevoll organisierten Sache hier.

Beschreibung
© Aylin Kolkiran

Linda: Also es ist so ein bisschen so ein Full Circle Moment, quasi Ersti Party und jetzt selber auf der Bühne stehen?

Josie Malou: Ja, auf jeden Fall.

Dana: Du hast ja gerade schon angesprochen, du hast ja in Münster studiert. Gibt es irgendwas Besonderes, an was du gerne an Münster zurückdenkst? So eine besondere Erinnerung?

Josie Malou: Also ich glaube, die wichtigste Sache war für mich hier irgendwann echt die Musik. Also ich habe ja Soziologie studiert und habe das Ganze in der Corona-Zeit sehr in die Länge gezogen. Mir ging es damit auch nicht sonderlich gut und ich habe mich irgendwie immer gefragt, „Was mache ich eigentlich, als vorm Laptop irgendwie bei Onlineseminaren einschlafen?” Irgendwie war ein Dreh und Angelpunkt auf jeden Fall die Begegnung mit Julius, der heute auch mit mir auf der Bühne steht, der damals in meine Instagram DMs geslidet ist, nachdem ich eine Story auf einer Toilette, weil der Sound da gut war, gefilmt habe und er mich dann halt per Nachricht gefragt hat „Hey, willst du mal was aufnehmen?” Da haben wir uns in der Hammerstraße tatsächlich bei einer Bäckerei getroffen, weil ich ihn erstmal so ganz entspannt kennenlernen wollte, ohne dass wir direkt in irgendein Bandkeller gehen. Und genau das war einer der wichtigsten Momente, sonst würde ich jetzt hier nicht sitzen.

Und das Spannende ist auch, dass alle Songs bis auf einen Song in Münster geschrieben wurden und ich mich auch voll dran erinnern kann, an welchen Orten das passiert ist und so. Der letzte Song zum Beispiel, den ich heute in meinem Set spiel. Den habe ich einfach auf der Schillerbrücke geschrieben. Ja, Musik, würde ich sagen.

Dana: Das ist ja auch super romantic auf einer Brücke einfach einen Song zu schreiben. Hast du denn irgendeinen favorite Spot in Münster? Ob’s jetzt ein Cafe ist? Oder vielleicht, wo du noch gerne geschrieben hast? Außer jetzt auf der Schillerbrücke?

Josie Malou: Ich glaube, das ist immer sehr impulsiv passiert. Auf der Schillerbrücke habe ich mich im Frühling hingesetzt ins Mohnfeld. Da wachsen so ganz viele Mohnblumen. Da weiß ich noch, dass ich wirklich dachte, „Okay, jetzt schreibe ich diesen Song.” Sonst ist das auch sehr spontan passiert, also ungeplant.

Dana: Ist aber auch am schönsten eigentlich. Du bist ja vor ein paar Monaten dann  umgezogen und zwar nach Köln. Was hat dich so nach Köln gezogen? War es auch die Musik? Und was nimmst du jetzt aus Münster mit, was du in Köln umsetzen kannst?

Josie Malou
© Nataly Gehrke (@blaubeersynthese)

Josie Malou: Die Antwort ist wieder Musik. Julius Hanekamp, mit dem ich heute hier bin, der nicht nur mein Gitarrist ist und Bassist in den Produktionen, sondern auch mein Produzent. Der macht sich tatsächlich jetzt in Köln selbstständig mit den Post Studios Cologne in Kalk Post. Und da ist gerade dick Baustelle. Wir mussten eben schon lachen, weil sein ganzes Equipment voll verstaubt ist, weil dieser Baustaub überall hängengeblieben ist. Und da entsteht gerade ein Studiokomplex mit Räumen, die gebucht werden können, mit Bandräumen. Und als klar war, dass das passiert, war für mich auch klar, dass ich dort einen Raum habe, an dem ich mal kontinuierlich an meinem Projekt arbeiten kann. Also eine Musikfernbeziehung – Julius ist schon früher nach Köln gezogen – ist irgendwann auch echt kräftezehrend. Also das war ein ganz schönes Ding, da ein ganzes Wochenende hinzufahren, immer um eine Demo zu machen und sich dann wieder wochenlang nicht zu sehen. Jetzt sind wir auf einem Haufen und müssen auch aufpassen, uns auch mal außerhalb von Musik zu verabreden. Aber das klappt bis jetzt ganz gut. Und ja, genau, die Antwort ist wieder Musik.

Dana: Klingt ja eigentlich sehr nice und auch entspannter, wenn man dann quasi alles in Köln machen kann und auf einem Haufen hat. Hast du denn das Gefühl, Köln und Münster unterscheiden sich in der Hinsicht dann sehr krass für dich?

Josie Malou: Ich fahre U Bahn.

Dana: Das ist ein großer Unterschied!

Josie Malou: Ich fahre S Bahn, manchmal fahre ich auch Fahrrad. Das macht nicht so viel Spaß wie in Münster. Und tatsächlich vermisse ich den Kanal. Ich war jetzt schon mal am Niehler Strand. Das ist auch ganz schön, aber da darf man halt nicht so weit reingehen, weil da gefährliche Strömungen sind. Köln ist größer, diversere Menschengruppen. So hier auf dem Hansaring, da begegnet einem nicht so viel Diversität und das fällt einem, glaube ich, manchmal erst so richtig auf, wenn man mal den Ort wechselt. Und das ist auch gut so für mich, gerade ein bisschen Leben reinlassen.

Dana: Ein bisschen Abwechslung vielleicht auch für die Songs und für die Musik ganz gut.

Linda: Genau, darüber würde ich jetzt gerne mit dir quatschen. Ich glaube, mein Lieblingssong von dir ist „Building a Castle”. Vor allen Dingen, weil es da eben dieses starke metaphorische Grundmotiv von diesem Schloss gibt und wie das lyrische Ich sich dieses Schloss baut und dann aber merkt, dass es irgendwie doch sehr isolierend und beengend in dieser Einsamkeit ist. Gab es für dich für dieses Bild eine konkrete Inspiration? Also von diesem Schloss im Wald, oder wie ist da die Idee zu den Lyrics entstanden? Aus einem bestimmten Moment Gefühl heraus, oder gab es da was Konkretes?

Josie Malou: Ich will jetzt nicht Bitburger Werbung sagen, aber ich glaube, ich sage Bitburger Werbung haha. Ich weiß gar nicht, ob das wirklich diese Werbung ist, aber ich habe irgendwann mal so einen Werbespot gesehen. Ich glaube, da ist eine Drohne über den Wald geflogen. Und irgendwie fand ich dieses Bild spannend und dachte so, irgendwann möchte ich solche Musikvideos machen, in denen ich noch besseres technisches Equipment habe, so dass ich noch mehr möglich machen kann und ausprobieren kann. Und irgendwie habe ich mich, glaube ich, in einem Zeitraum, in dem ich den Song geschrieben habe, schon zurückgezogen. Ich weiß gar nicht, ob das nach außen so sichtbar war für andere, aber ich glaube vor allem auf dieser Ebene romantische Beziehung. Dass es mir irgendwie einfach sehr schwer fiel da mit Leichtigkeit ranzugehen. Und da hatte ich schon das Gefühl, dass ich irgendwie eine Tür zugemacht habe und dass da auch die eine oder andere Person mal gegengerannt ist. Zudem kommt noch, dass ich in einer alten Kaserne gewohnt habe, in Münster, in der Nähe des Kanals. Und da gibt es irgendwie kleine Fenster und dicke Wände und einen sehr tristen Innenhof. Die Wohnung an sich war super, aber dieser Kasernen-Vibe ist auch irgendwie… vielleicht hatte der auch so was sehr Eigenartiges, weshalb ich irgendwie auf diese Idee mit dem Schloss gekommen bin.

via Instagram (@josie.malou)

Linda: Ich finde, man hört jetzt gerade auch schon in deiner Antwort raus, dass es ein sehr persönliches Thema ist. Also, wie gesagt, es geht um diese eigene Selbstbestimmung, aber auch um diese eigene Einsamkeit, und weil es eben auch darum geht, eigene Verhaltensweisen ehrlich zu reflektieren. Wie war es für dich, diesen Song zu schreiben? Also würdest du sagen, dass das Schreiben für dich eher ein Ventil ist, um Gefühle zu verarbeiten? Oder brauchst du manchmal auch beim Schreiben Abstand zu dem, worüber du da schreibst?

Josie Malou: Ich glaube, das kommt voll darauf an. Also ich glaube, ich schreibe sehr intuitiv und denke mir selten so, „Oh, ich möchte jetzt einen Song über genau das Thema und genau das Gefühl schreiben.” Ich glaube, das fließt oft heraus – wenn es gut läuft, muss man dazu sagen. Ich glaube, mir wird manchmal klar, was überhaupt gerade wirklich in mir drin ist, wenn ich die Zeilen dann einen Tag später oder eine Woche später nochmal lese. Ich glaube, so passiert das manchmal. Es gibt auf jeden Fall auch einen Song, der ist unveröffentlicht. Ich weiß auch nicht, ob ich den jemals veröffentlichen werde, aber da habe ich so gemerkt, okay, jedes Mal, wenn ich den höre, habe ich so einen Kloß im Hals, dass ich den manchmal gar nicht hören kann.

Und da stelle ich mir schon irgendwie auch manchmal die Frage „Wie verletzlich will ich nach außen sein?” Und was gehört vielleicht auch nur mir?

Linda: Wie bist du denn zum Schreiben gekommen?

Nataly Gehrke (@blaubeersynthese)

Josie Malou: Ich habe tatsächlich schon immer irgendwie gern gelesen und kurz bevor ich den ersten Songtext geschrieben habe, habe ich tatsächlich in Münster deutschen Poetry Slam angefangen und hatte mich über die Uni hier bei so einem Poetry Slam Workshop angemeldet, um da – ich glaube, das war sogar in der Sputte – eine Abschlussaufführung zu machen. Und dann kam Corona und dann habe ich in einem Urlaub einen Songtext geschrieben und dachte plötzlich so, „Krass, Songs kann man ja auch schreiben.” Das war mir davor nicht klar. Ich habe immer so Karaoke Sachen in meiner Küche gemacht oder halt Covers gespielt, vor allem deutsche Texte. Und dann kam plötzlich nur englische Songtexte.

Linda: Direkt dazu: mir ist aufgefallen, dass du tatsächlich heute der einzige Act bist, der Englischsprachige Songs macht. Wie kommt das und glaubst du, das wird sich noch mal im Laufe deiner Karriere verändern?

Josie Malou: Also das ist irgendwie eine Frage, die ich tatsächlich schon oft gehört habe. Und ich beantworte sie jedes Mal, glaube ich, mit „Nein”. Ich höre mehr englische Musik, also viel mehr. Ich glaube, alle Inspirationen von mir singen und schreiben auf Englisch und ich habe irgendwie echt Bock auf diesen Sound, der Sprache ja auch schafft. Ich habe jetzt auch mal tatsächlich zum Beispiel mit Tino von STRAHLEMANN neulich eine Session gehabt. Da haben wir auch mal was auf Deutsch geschrieben. Und da merke ich auf jeden Fall, dass ich auch gerne für andere schreibe und da auch voll offen bin, was die deutsche Sprache angeht. Aber für mich sehe ich das gerade nicht. Vielleicht auch, weil ich mein Vokabular da noch gar nicht gefunden habe. Aber ich bin da auch nicht auf der Suche.

Linda: Ich finde, wenn man auf so einer anderen Sprache schreibt, gibt einem das ja auch meistens noch mal eben so eine Ebene von Distanz, um nochmal einmal anders über Sachen zu reflektieren. In deinem letzten Release „You Made Me Feel Something” geht es um die Gefühlswelt von einem lyrischen Ich, das in seinem Lieblingscafe verlassen wurde. Und bevor wir jetzt noch ein bisschen über den Song quatschen, erstmal die auf der Hand liegende wichtigste Frage: Was ist denn dein Lieblingscafe in Münster?

Josie Malou: Ich habe mich ehrlich gefragt, ob das ExKaffee den Song inspiriert hat, weil ich irgendwann mal so da saß und dachte, „Wie weird wäre das, wenn die Ex Person plötzlich in diesem Cafe sitzt oder in dem Moment zur Ex Person wird.” Ich habe glaube ich beim Schreiben nicht akut übers ExKaffee nachgedacht, aber Shoutout an das ganze Team! Super Team, richtig liebe Leute, die machen so schöne Veranstaltungen. Es ist auf jeden Fall mein Lieblingscafé in Münster. Da würde ich tatsächlich auch gerne mal spielen. Aber ja, ich glaube inspiriert haben noch so ein paar andere Sachen den Song.

Linda: Du hast auf Instagram zu dem Song geschrieben, dass du beim Songwriting gerne mit dem „Sweet Spot” zwischen schonungslos ehrlichen und leicht ironischen Lyrics spielst. Was fasziniert dich an dieser Mischung? Oder wenn du magst, kannst auch generell mal ein bisschen darüber quatschen, wie du so an Songwriting ran gehst. Was kann vielleicht Ironie ausdrücken, was so diese reine, schonungslose Ehrlichkeit nicht schafft?

Polaroid Image

I wanted to burn the fucking bill
but then time stood still
It felt like you ordered my ticket to hell
You made me feel something
Now i wanna feel nothing
– You Made Me Feel Something
(Foto: © Katharina Töws)

Josie Malou: Ich glaube, dass das irgendwie was ist, was mir grundsätzlich auch in meinem Leben hilft. Dass ich ehrlich bin mit dem, was ich fühle und dem, was irgendwie gerade ist. Und dass ich es dann im Umkehrschluss aber trotzdem auch schaffe, in Leichtigkeit zu kommen.

Und ich glaube, dass das auch ein Punkt ist im Songwriting, der super spannend ist, weil er vielleicht auch manchmal fast irritiert, weil man irgendwie verschiedene Dinge gleichzeitig fühlt. Und ich glaube auch, dass das grundsätzlich passiert und dass diese Koexistenz eigentlich auch von verschiedenen Gefühlen – von wegen „Ich habe Schwere und ich habe aber auch Leichtigkeit in mir” – dass ich da eigentlich immer tiefer versuche rein zu kommen.

Ich würde auch sagen, dass es echt auch eine große Herausforderung ist, diesen Spot zu finden. Und in den Songs davor habe ich, glaube ich, mich mehr der Melancholie und Schwere gewidmet, von der ich erzählen kann. Ich habe aber auch gemerkt, dass Ironie, Sarkasmus, zynische Ausdrücke, Formulierungen, irgendwie einfach auch was sind, was das Ganze nochmal auf eine andere Ebene bringen, zum Nachdenken anregen, ja, und vor allem irgendwie diese Koexistenz, von unterschiedlichen Gefühlen, die eigentlich meistens da sind, irgendwie hervorheben kann.

Linda: Gibt es gerade aktuell ein Thema, vielleicht auch mit Blick auf den bevorstehenden Sommer, dass du gerne in einem nächsten Song aufgreifen wollen würdest?

Josie Malou: Ich glaube, ich denke auf jeden Fall immer wieder mal über das Thema Happy Songs nach. Da hat mich neulich ein befreundeter Musiker auch drauf gebracht und meinte so „Hey, schreibst du eigentlich mal ein Happy Song?” Und ich war so, „Ah, das weiß ich nicht.” Ich möchte mich aber darin versuchen. Das muss ja auch kein Song sein, zu dem man irgendwie plötzlich nur noch herumhüpft. Aber ja, vielleicht will ich mich noch mal in meiner Leichtigkeit widmen, um den Bogen zu schließen.

Dana: Wir haben auch bemerkt, dass deine Songs so ein bisschen nach Artist wie Sasha Alex Sloan oder Phoebe Bridgers ein bisschen klingen. Jetzt nicht nur vom Sound her, sondern auch ein bisschen, wie man Poesie in Songs und im Songwriting artikuliert. Gibt es da Artists, die dich besonders inspiriert haben? Ob es jetzt künstlerisch vom Songwriting her ist, oder musikalisch?

Josie Malou: Phoebe Bridgers auf jeden Fall. Noch mal zu diesem Sweet Spot, über den ich eben gesprochen habe: also ich finde, dass sie tatsächlich die Person ist, die das am besten kann. Jetzt gerade höre ich viel Lola Young. Die finde ich einfach sassy und das ist auch so eine Facette, in die ich gerne noch mehr eintauchen würde. Also Richtung Lässigkeit.

Dana: Ja, dazu direkt noch mal. Wie fühlst du dich denn gerade so mit deinem Sound generell? Du meintest ja gerade, du würdest vielleicht auch mal so vielleicht ein bisschen sassy oder in die Happy Song Richtung gehen. Würdest du dich da gerne weiterentwickeln oder so bei dem bleiben, was du aktuell machst?

Josie Malou: Also ich glaube, Weiterentwicklung kann man gar nicht aufhalten. Ich glaube, das passiert immer. Die alten Songs sind alt, die mittelalten Songs sind mittelalt und jetzt kommt was Neues. Ich bin auf jeden Fall weiterhin mega happy, mit Julius zu zweit im Studio gerade weiter an unserer Vision zu basteln und er ist da auf jeden Fall auch ganz wichtiger Part für den Sound, den ich bis jetzt nach außen gezeigt habe. Wir beide sind gerade viel am Musikhören zusammen, zum Beispiel Lizzy McAlpine. Die haben wir sehr viel gehört gerade und uns auch Alben angeguckt und uns ausgetauscht, was uns inspiriert, was uns nicht so inspiriert.

Und wir können uns, glaube ich, auch gut vorstellen, wenn die Ressourcen da sind und die Zeit da ist, dass wir schon auch noch mal mehr Menschen mit einbeziehen und langfristig vielleicht auch noch mal mit einer größeren Band auf der Bühne stehen.

Linda: Wie sieht denn gerade aktuell so deine Playlist aus? Also du hast gerade schon Lizzy McAlpine, Phoebe Bridgers und Lola Young gesagt. Gibt es gerade noch ein paar Artists, die bei dir auf Dauerschleife laufen?

Josie Malou: Lucy Dacus habe ich gern gehört, boygenius generell. Angie McMahon ist ein ganz großes Vorbild für mich. Die hat halt schon irgendwie einen Bandsound. Aber ich finde, dass die einfach so spannende Texte schreibt, die mich auch für mein Projekt inspirieren können. Und Bands und generell schließe ich ja auch nicht aus, wie ich gerade schon gesagt habe. Ansonsten habe ich echt gerade das Gefühl, dass ich auf Spotify manchmal so überflutet werde von irgendwelchen Weekly Updates, dass ich gucken muss, weil ich ja auch sehr viel selber schreibe und höre, mir da wirklich mal bewusst Zeit einzubauen. Gerade komme ich dazu nicht so gut.

Linda: Das ist auf jeden Fall sehr nachvollziehbar. Die Idee von dem Festival heute ist ja so ein bisschen Newcomer in eine Bühne zu bieten und zusammenzukommen, um bei gutem Wetter ein bisschen neue Musik kennenzulernen. Gibt es was, wo du sagen würdest, das möchtest du – oder das hättest du gerne – dass Menschen über deine Musik sagen, wenn sie dich nach einem Auftritt das erste Mal erlebt haben?

Nataly Gehrke (@blaubeersynthese)

Josie Malou: Ich glaube, das größte Kompliment ist immer, wenn eine Person mir oder anderen einfach teilt, dass sie das wirklich berührt hat. Weil ich weiß, dass das was ist, was hängen bleibt und dass das auch was ist, was ich im besten Fall fühlen möchte, wenn ich auf ein Konzert gehe. Ich gehe tatsächlich wenig auf Konzerte, in denen ich irgendwie anfange, mega auszurasten, sondern ich gehe meistens auf Konzerte, wenn ich irgendwie abgeholt werden möchte und auch mal staunen möchte. Ich glaube, das ist auch so ein Ding, wenn man plötzlich einfach ruhig wird und merkt so, der ganze Körper entspannt sich und man ist einfach so in der Zone und fokussiert und da. Das ist auf jeden Fall mein Wunsch und ich weiß auch, dass das nicht immer klappen kann und von verschiedenen Faktoren abhängt. Aber mir wurde das auf jeden Fall schon oft gefeedbackt und das ist eine große Motivation.

Linda: Wir sind auf jeden Fall gespannt, wir haben nämlich das große Privileg, dich gleich noch live zu erleben. Da wünschen wir dir auf jeden Fall ganz viel Spaß. Gibt es noch was, was du loswerden möchtest, was jetzt gerade irgendwie zu kurz gekommen ist?

Josie Malou: Ich will noch mal hervorheben, dass ich das mega geil finde, was hier heute auf die Beine gestellt wird. Ich freue mich richtig über eure Einladung und finde, man kann nicht zu wenig betonen, wie wichtig das ist, dass Menschen Kunst machen und dass Menschen von dieser Kunst berichten und dass einfach Frauen auf die Bühne kommen. Finde ich auch sehr geil. Ich bin ganz gespannt, wer hier heute noch auftritt. Ich sehe die anderen Acts auch zum ersten Mal und ich freue mich einfach hier zu sein und bin dem ganzen Team und allen Involvierten super dankbar, dass das heute hier passiert.

Linda: Wir freuen uns, dass du dir die Zeit genommen hast. Vielen lieben Dank, Josie Malou.

Josie Malou: Dankeschön.


(Titelbild: Nataly Gehrke, Fotos: Nataly Gehrke, Aylin Kolkiran, Katharina Töws)


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