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Von Funk bis Metal – wie Dilla alles ausprobiert und trotzdem nur coole Leute anzieht!

Geschrieben von am 7. April 2023

Dilla ist Produzentin, Songwriterin und absolut sympatische Performerin und all das mit Anfang 20. Nach ihrem 2021 veröffentlichtem viralen Hit “Photosynthese”, erobert sie schnell Playlists in ganz Deutschland und war im März 2023 auf ihrer ersten eigenen Tour unterwegs. Am 22.03. haben Radio Q-Musikredakteur Jeremia Franken und Radio Q-Musikredakteurin Jessika Gremme Dilla im Skaters Palace getroffen und mit ihr über Inspiration, Genres und Bleistifte gequatscht.

© Jessika Gremme

Q: Du wurdest schon beim Splash Festival interviewt, wurdest von Diffus interviewt. Wie aufgeregt bist du jetzt, von Radio Q interviewt zu werden?

Dilla: Jetzt gerade geht’s noch. Ihr macht einen sehr netten Eindruck. Ich glaube da kommen keine schlüpfrigen Fragen und sonst generell, bei Interviews ist die Nervosität nicht so krass, weil man kann immer wenn man sich mal verhaspelt oder was Dummes sagt sagen… ja ich mach das jetzt nochmal und das geht ja bei Live-Sachen nicht. Deswegen hält es sich in Grenzen. Mir geht’s gut.

Q: Hast du schon irgendwas von Münster gesehen, wie gefällt es dir bisher?

Dilla: Ich habe Münster gegoogelt und ich habe wunderschöne Bilder gesehen und habe mich eigentlich gefreut, wenn man mal so nen Stündchen hat, vielleicht mal in die Stadt zu fahren, aber das ist sehr unrealistisch, dass es passiert. Aber dafür morgen beim Rausfahren aus der Stadt, heute Abend zum Hotel fahren…da sehen wir vielleicht ein bisschen was. Aber ich habe gehört und gegoogelt dass es wunderschön ist.

Q: Du hat ja mal in Freiburg gewohnt. Das soll sich ja ziemlich ähnlich sein. Du konntest es jetzt nicht echt erfahren, aber was sagst du vom Vibe her?

Dilla: Also von Google her hatte ich voll Freiburg im Kopf, weil es ist einfach so urig und schön.

Q: Sonst wäre jetzt die Frage gekommen, welche findest du schöner?

Dilla: Wahrscheinlich Münster, ich bin nicht so der Fan von Freiburg. Also die Stadt ist wunderschön, aber ich hatte da nicht so die beste Zeit. Also ich hatte auch ne gute Zeit, aber sagen wir es so…nach Berlin zu ziehen war so ne gute Entscheidung, dass alles davor so ein bisschen in den Schatten fiel. Vor allem Freiburg…das Erste, wo man auszieht, viel schief gegangen, alleine gewohnt während Corona. War bisschen schwierig. Aber jetzt ist es ja gut.

Q: Warum würdest du sagen ist Berlin so eine gute Entscheidung gewesen? War es vor allem in musikalischer Hinsicht, für deine Weiterentwicklung gut oder was ist so der Hauptpunkt gewesen?

Dilla: Ich habe in Berlin, glaube ich, die Leute kennengelernt, mit denen es organisch war, Musik zu machen, mit denen ich es nicht erzwungen habe. Nicht so auf Zwang dieses Karrieren Ding, ich werde Musiker und mache Musik und will damit Geld verdienen und so, sondern das ist einfach organisch entstanden und in Freiburg habe ich ja Musikproduktion studiert und hatte immer das Gefühl wenn ich Projekte mit meinen Kommilitonen mache dann ist da immer so ein komischer bitterer Beigeschmack und am Ende kann ich mich da gar nicht selbst verwirklichen. In Berlin ging das direkt.

Q: Du hast Musikproduktion studiert, wie bist du dahin gekommen? Produktion ist ja sehr männlich geprägt. 98% der Chart-Songs sind von Männern produziert. Wie kamst du da dran?

Dilla: Ich bin durch einen Freund von mir da dran gekommen oder ehrlich gesagt ein Freund von meinem Bruder. Er brauchte eine Sängerin für ein Uni-Projekt, er hat glaube ich Filmmusik, studiert und die hatten nen Kurs wo er einen Pop-Song machen sollte. Mein Bruder meinte: Du singst, du schreibst Songs, hast du nicht mal Lust mit ihm zu treffen? Und dann hat es irgendwie geklickt und wir haben super viel Musik zusammen gemacht und er hat auch mit Logic produziert, ich habe ihm immer über die Schulter geguckt und habe heimlich meine Notizen gemacht und konnte es dann irgendwann automatisch. Dann hatte ich GarageBand…Hat mir so Bock gemacht! Dann hat meine Mama das gesehen und meinte: Du brauchst Logic und mal nen Mikrofon! Und dann habe ich so ein kleines Set bekommen und dann habe ich einfach angefangen und nie wieder aufgehört.

Q: Du bist ja seit Anfang des Monats auf Tour, wie fühlt sich das an? Ist es eher anstrengend für dich oder meinst du, du könntest das für immer weiter machen?

Dilla: Für immer weitermachen könnte ich es auf jeden Fall nicht. Ich frage mich auch manchmal, wenn ich Leute sehe, die Touren mit 20 bis 30 Stops haben…ich glaube, da würde ich einen Nervenzusammenbruch bekommen. Aber wer weiß, ich bin noch neu im Touring-Game. Ich glaube, man gewöhnt sich auch daran. Wir haben es jetzt auch super gemütlich in unserem kleinen Sprinter. Es gibt Momente da sind wir alle an unseren Grenzen, aber dann fangen wir uns ziemlich schnell wieder weil wir ein leichtes Miteinander haben und auch alle befreundet sind. Man zieht sich zur Not da selber raus und wir haben genug Aspirin und RedBull und Koffein an Bord, dass wir da auf jeden Fall durch pushen. Es ist aber auf jeden Fall schwierig. Ich habe gemerkt, dass ich keine Ausdauer habe und habe mich dann im Gym angemeldet nach den zwei ersten Tour Blocks, weil ich gemerkt habe so geht das nicht weiter und wenn ich den Festival-Sommer überstehen will, dann muss ich irgendwas ändern an meinem Lebensstil. Aber das ist ja auch etwas Positives.

Q: Gab es denn in diesen Momenten auf der Tour schon irgendwas, was besonders heraussticht? Wo du jetzt schon weißt, dass du dich da ewig dran erinnern wirst? 

Dilla: Voll! In München ist es ja für mich wie ein Heimspiel, ich komme aus einem Dorf ungefähr ne Stunde aus München raus und da waren dann auch Leute aus meiner Schule. Die hatten sich Tickets gekauft. Die hatten mir nicht gesagt, dass sie kommen und ich wusste es von ein paar und von anderen wusste ich es nicht. Es war dann krass auf der Bühne zu stehen und zu sehen, dass diese Menschen meine Texte kennen. Dass Leute, die mit mir befreundet sind, auch meine Mucke feiern…das war irgendwie überwältigend für mich. Da war auch meine Mama da und es war irgendwie ein Full Circle Moment, wo ich mir dachte, ich habe immer geträumt dass ich irgendwann in meine Stadt zurückkomme auf Tour und Leuten zeige…haha, guck mal, ich bin auf meiner eigenen Tour…und dann war ich einfach da und dann war ich zwar nicht so hämisch, sondern es war eher so…Leute ihr seid alle bei meiner ersten Tour dabei…und das war so krass. Ich könnte jetzt schon wieder heulen wenn ich daran denke, aber daran werde ich mich auf jeden Fall mein Leben lang erinnern.

Q: Wie groß war die Venue? Konntest du die Leute dann auch im Publikum erkennen?

Dilla: Ja, das waren 450 Leute. Das ist so die perfekte Größe. Da kann man immer noch die Gesichter sehen, aber es ist nicht so intim, dass man verunsichert wird. Bei unter 450 Leuten bin ich auf jeden Fall nervöser als bei über 450 Leuten, aber irgendwann ist es dann auch zu groß. Ich habe auch keine Lust, also das ist jetzt jammern auf hohem Niveau, aber ich finde es irgendwie cooler 800er bis 1000er Venues zu machen. Und zum Beispiel bei Kraftklub war ich so überfordert, weil ich das Gefühl hatte, ich kann da nicht so gut mit der Crowd interagieren. Ich frage mich manchmal, sollte alles so laufen wie ich mir das wünsche und wofür wir arbeiten, frage ich mich ob man das dann bringen kann und sagen kann…Ne, ich will trotzdem nur 800er Venues spielen und dafür mache ich halt 40 Stops…keine Ahnung. Zum Beispiel bei Kraftklub, wenn die jetzt ankommen würden und sagen würden…wir machen nur ne 1000er Venue…da würden ja alle sagen…Sag mal, habt ihr sie noch alle?…Aber jetzt spielen sie halt vor so 16.000 Leuten oder in Wien vor 14.000 und ich stand da so als kleines Häufchen auf der Bühne und sah nur ein Meer, ich konnte gar nichts mehr erkennen. Das war krass.

Q: Kann man ja gespannt sein, ob du in vier Jahren die 16.000 voll machst.

Dilla: Auf jeden Fall nicht. Das sollte jetzt auch nicht so klingen als wäre es…Wenn ich irgendwann mal fame bin will ich trotzdem nur kleine Venues spielen, Mimimi…Ich denke nur so die Konzerte wo man wirklich mit vielen connecten kann und das Gefühl am Ende hat, man hat jedem mal ins Gesicht geschaut, das finde ich irgendwie cool. Ich glaube, auch als Besucher von einem Konzert findet man das cool wenn man sieht…Ok das ist jetzt nicht jemand die klappert so ihr Set ab…und das machen ja auch keine von denen. Die interagieren ja auch alle total mit der Crowd. Ich finde es einfach schön, wenn man so viele wie möglich erreicht, direkt. Das ist halt schwierig, wenn da so 12.000 Leute stehen, da ist das bisschen unrealistisch. Aber das ist auch geil, ich meine ich war auch in der Crowd bei Kraftklub. Ich bin danach direkt runtergegangen und dachte mir nur…alter Schwede, was ist das für ein geisteskrankes Konzert?!

Q: Du meintest gerade 800 Leute ist die perfekte Venue. Was würdest du schätzen, wie viele Bleistifte passen da rein? In dein Zimmer passen 21 Millionen, hast du in einem Live-Stream gesagt.

Dilla: Gute Frage. Bei meinem Zimmer habe ich ja mit Kubikmetern gerechnet. Ich würde mein Zimmer jetzt einfach mal 30 rechnen. Dann muss man 21 mal 30 rechnen. Und das sind dann um die 600. Also 600 Millionen Bleistifte.

Q: Wir können ja auch sagen, eine Milliarde Bleistifte ist bestimmt ok.

Dilla: Ich denke auch, das ist auf jeden Fall realistisch.

Q: Also entweder ein Konzert vor 800 Leuten oder eine Milliarde Bleistiften.

Dilla: Eine Milliarde Bleistifte würde ich gerne erstmal sehen wollen. Eine gruselige Vorstellung, vor allem wenn sie angespitzt sind. Aber das ist das Paradebeispiel von meiner Abgelenktheit. Man muss sich vorstellen, Tillmann und ich sitzen in einer Session und auf einmal finden wir uns einfach wieder, wie wir berechnen, wie viele Bleistifte in mein Zimmer passen würden, wissen weder wie wir zu diesem Punkt gekommen sind noch wie wir da rauskommen sollen. Auf einmal war meine Mitbewohnerin im Boot, wir haben alle drei die Wände angestarrt und ausgemessen, wie groß ist ein Bleistift, wie groß ist diese Wand. 

© Niren Mahajan

Q: Wir haben mittlerweile über viele Orte gesprochen, dass du schon an vielen verschiedenen warst. Würdest du sagen, dass diese Orte auch verschiedene Inspiration bieten, auch bezogen auf mögliche Connections?

Dilla: 100 Prozent. Egal wo man ist, es ist eine andere Inspiration da, deswegen finde ich es auch so geil, meistens wenn ich reise habe ich eine verkleinerte Version von meinem Studio dabei. Deswegen kann ich die Inspiration auch gut nutzen. Weil natürlich ist es überall anders. Alleine schon wenn man irgendwo mit dem ICE hinfährt, habe ich das Gefühl, ich schaut aus dem Fenster und komme mir vor, als wäre ich in Ushers neuem Heartbreak-Musikvideo. Oder vielleicht eher Adele. Und da ist man ja schon in nem ganz anderen Mood, wenn man reist und man ist an einem anderen Ort für eine Weile und dann kommt man wieder zurück und die ganze Ästhetik darum ist allein schon für mich eine riesen Inspiration. Das ist jetzt auch ein sehr spezifisches Beispiel, aber ich war auch lange nicht im Urlaub. Also, wenn ich reise, dann von Venue zu Venue und an Off-Days mal nach Hause. Aber ich glaube, ich muss mal wieder irgendwohin reisen.

Q: Gibt es einen Song, der unterwegs entstanden ist?

Dilla: Ja, voll. Ich habe einen meiner englischen Songs, der ist leider noch nicht draußen, in der Bahn recorded. Den habe ich ganz leise mit Kopfhörer-Mic aufgenommen und habe die Vocals dann so stark bearbeitet, dass man noch so halb versteht, was es ist, aber nicht checkt, dass es durch Apple-Kopfhörer aufgenommen ist. Der heißt Yellow Walls, aber der ist leider noch nicht draußen. So etwas passiert ständig. Ich habe davon nichts draußen, außer vielleicht bei Avenue, aber der ist nicht unterwegs entstanden, sondern weil ich Bock hatte unterwegs zu sein und weil es mir auf den Sack gegangen ist, die ganze Zeit zuhause zu chillen. Das ist auch eine riesen Inspiration, wenn man nicht irgendwo hinfahren kann.

Q: Du experimentierst auch viel mit Genres. Gerade Avenue ist etwas ganz anderes als Girls, was du als Hannah Montana Song beschrieben hast, oder auch als Junge, das ist ja mehr eine Ballade. Fällt dir irgendein Genre am einfachsten zu schreiben? Hast du ein Lieblingsgenre?

Dilla: Kann ich nicht sagen. Das ändert sich bei mir ungefähr jeden Monat. So wie ich mein Zimmer jeden Monat umräumen muss, sonst kriege ich einen Nervenzusammenbruch. Ich habe mal Bock auf das, mal Bock auf das und dann fällt mir das in dem Moment am Leichtesten. Als ich Junge geschrieben habe, war der glaube ich, in 30 Minuten fertig. Ich habe den auch nie aufgenommen, außer bei der Live-Session. Ich habe den auch nie aufgeschrieben, ich habe den einfach gespielt und gedacht, das klingt gut, also den Text habe ich mir schon aufgeschrieben, aber in dem Moment fiel mir das sehr leicht und da hätte ich kein Techno Zeug machen können. Aber das verändert sich bei mir sehr schnell und hat auch etwas mit Inspiration zu tun. Wo ist sie gerade? Woher kommt sie? Und in dem Moment war ich einfach von meinem Klavier inspiriert und hatte Bock mal wieder in die Tasten zu hauen.


Q: Hattest du schon mal Bedenken, dass manche Songs dann nicht so gut ankommen? Zum Beispiel Photosynthese ist ja super groß geworden. Hattest du dann Bedenken, dass deine Fans Erwartungen an dich haben, dass du ein bestimmtes Genre mehr bedienst als andere?


Dilla: Nicht so richtig, eigentlich. Am Anfang bestimmt, weil  da habe ich so gemerkt: Okay, ich achte voll viel auf Zahlen und nichts kann mir gerade so eine Freude bereiten, als zu sehen, dass ein Song von mir irgendwie 1 Million knackt. Dann habe ich schnell gemerkt, dass es so voll der Scheiß Gedanke ist und dass, wenn Leute meine Musik feiern oder mich als Künstler, dann ist es auch okay, wenn man mal einen Song nicht feiert. Aber ich finde, es gibt nichts Schlimmeres, als wenn sich dann jeder Song gleich anhört und man einfach den gleichen Song nochmal ein bisschen anders dropt. Das kann man zweimal machen oder so, wenn man zwei Songs hat, die inhaltlich und musikalisch gut zueinander passen. Aber wenn es immer und immer wieder kommt, dann denke ich mir, dann lieber einen Song haben, der nicht allen gefällt, aber der so ein bisschen raussticht und der einfach repräsentiert, was ich in dem Moment rausbringen will und zeigen will und nicht das, von dem ich denke, dass andere Leute es jetzt unbedingt hören wollen. Ich glaube, man kann immer irgendwelche Leute erreichen mit irgendwas, und Junge ist zwar zum Beispiel überhaupt nicht so gut angekommen wie andere Songs, ist ja klar wenn erst Photosynthese droppt und dann Junge, aber dafür haben mir so viele Leute bei Konzerten gesagt, wieviel denen der Song bedeutet und wie verstanden sie sich fühlen, und das ist echt toll.

Q: Gibt es denn für dich noch ein Genre, wo du denkst, das will ich gerne mal ausprobieren?


Dilla: Ich glaube, ich bin gerade ziemlich gut dabei, alles auszuprobieren. Ich habe sehr viele Songs, die in meinem Kopf schon existieren, die ihr noch gar nicht kennt. Es gibt auf jeden Fall was sehr, sehr, sehr funkiges, es gibt was klassisches mit Opern Gesang, wo Techno dabei ist, so, es gibt sehr viele Sachen, die noch kommen. Ich bin schon so richtig am Experimentieren. Eine Sache, die ich mal so richtig cool finde zu probieren, wäre mal richtig in die Metal Richtung zu gehen.


Q: Dadurch, dass du ja so viel ausprobierst, bedienst du ja vielleicht auch viele Geschmäcker. Aber hast du manchmal das Gefühl, bei Konzerten, wenn du die Leute siehst, dass du nur ein bestimmtes Publikum bedienst, oder würdest du dir auch noch mehr wünschen oder ist das genau richtig so?


Dilla: Also ich finde in erster Linie, die Leute, die zu meinen Konzerten kommen, sind übertrieben coole Menschen, und ich fühl mich so geehrt, dass jedes, wirklich ohne Ausnahme jedes Mal so eine gute Atmosphäre herrscht und Leute einander helfen und füreinander da sind. Nach einem Konzert in München kam eine zu mir und meinte, das ist das erste Konzert, wo ihr niemand an den Arsch gelangt hat. Das tat mir ultra Leid, dass sie das sagen musste, aber trotzdem war ich froh, dass ihr bei meinem Konzert nicht an den Arsch gelangt wurde. Aber ich merke auch  bei manchen Konzerten, dass so paar Leute dabei sind, die zum Beispiel dann doch nur für “Photosynthese” kommen, was ich auch verstehe und respektiere, weil ich mir denke: wenn es so einen Track gibt, der einen so krass überzeugt, dass man dann sieht, die spielt hier um die Ecke und denkt, lass mal hingehen, finde ich nice. Es ist halt dann bei anderen Liedern manchmal so ein bisschen schwer die Leute abzuholen, aber auf eine Art auch cool, wenn man sieht, okay, die sind am Anfang noch verhalten, die wissen noch gar nicht, was passiert, und mit jedem Song kriegt man die dann mehr. Und am Ende bei Photosynthese, ist es sowieso ein bisschen Absturz, und das ist irgendwie ein cooles Gefühl. Deswegen, ich bin eigentlich sehr zufrieden, gerade.


Q: In deinen Songs geht’s ja oft um Liebe beziehungsweise um Beziehungen. Zum Beispiel in “Junge”, redest du davon, dass manche sich mit 18 schon finden und das Schicksal ist, und in “Girls” singst du dann davon, die große Liebe quasi ja schon gefunden zu haben, aber dann doch noch nicht wirklich zusammenzukommen, sondern sich erst mal auszuleben. Du hast ja beide selber geschrieben. Welcher Ansatz von den Songs liegt näher an deiner eigentlichen Meinung?


Dilla: Ich glaube, ich habe die Songs einfach in der falschen Reihenfolge gedropt, muss ich ehrlich sagen. Weil “Junge”, der ist ziemlich danach rausgekommen, als ich ihn geschrieben hab, und “Girls”habe ich ja mit Tillmann, der auch jetzt nachher mit der Gitarrist auf der Bühne ist geschrieben. Ich will jetzt gar nicht so viel sagen so, aber es war schon so halbwegs aus eigener Erfahrung, sage ich mal geschrieben. Aber es war eben weit vor “Junge”, also ein halbes Jahr oder so, und da gab’s eben so eine Situation, wo das gepasst hat. und “Girls” war, auch so ein bisschen als Ratschlag gemeint für Girls, die sich nicht so hetzen sollen, einfach mal ein bisschen leben sollen, und es geht auch gar nicht so um eine Hoe Phase oder so. Da habe ich auch ein YouTube Kommentar zu bekommen wo einer meinte: “Girls” geht nur darum, er soll nicht so simpen, weil sie gerade ihre Hoe Phase hat. Darum geht es aber überhaupt nicht, sondern es ist eher so: wenn du weißt, dass es eigentlich so perfekt sein könnte, aber die Umstände es gerade so schwer machen, dann fangen lieber gar nicht erst jetzt damit an, sondern chill noch ein bisschen, mach dein Ding, mach deine Erfahrungen, und dann, wenn ihr beide wisst, jetzt sind die Umstände so, dass es einfach gut funktioniert, dann let’s go. Ich glaube, viele haben es ein bisschen falsch verstanden. Aber ja, die sind in der falschen Reinfolge. Es ist sind beide aus Erfahrung geschrieben. Aber “Junge” ist auf jeden Fall jetzt gerade bisschen aktuell.


Q: Du hast ja auch gerade schon ein paar Freunde von dir erwähnt. Du arbeitest ja viel mit deinen Friends zusammen und Emi ist ja auch deine Mitbewohnerin. Kannst du beschreiben, wie so ein Arbeitsprozess zwischen euch funktioniert?


Dilla: Es gibt keinen Arbeitsprozess, glaube ich. Es ist meistens, wenn wir Musik machen, super spontan, dann hatten wir es eigentlich gar nicht vor. Also, wir verabreden uns jetzt nicht zum Mucke machen. Das haben wir früher mal gemacht, aber dann ist es halt irgendwie auch ausgeartet immer. Ich glaube, mittlerweile ist es so, wir trinken so ein Käffchen. “Sag mal, hast du heute eigentlich was vor?” -“Ne” -“wollen wir vielleicht ein bisschen Mucke machen? Ich habe noch ein paar Beats”. Jetzt gerade ist es zeitlich super schwierig, deswegen ist schon bisschen her. Oder zum Beispiel auch neulich war ich in einer Session im Studio für was ganz anderes, und dann war das aber ein super, super, super, geiles Studio! Die hatten für den Tag bezahlt, und ich war so: Kann ich hier vielleicht noch drin bleiben bis zum Schluss? Und die so: safe. Und dann habe ich Timmy und Noah gesagt: jo, kommt sofort hierher, das ist das geilste Studio, in dem ich je war, und dann haben wir da irgendwie Mucke gemacht, und dann haben wir zusammen an nem Beat geschraubt und dann irgendwie den laufen lassen, bisschen getextet und waren am Ende, glaube ich, bis sieben Uhr morgens in diesem Studio. Ich glaube, wir hätten absolut nicht so lange da bleiben dürfen, aber als es dann wieder hell wurde, haben wir uns nach Hause begeben. Das war auf jeden Fall ein sehr, sehr cooler Abend, aber das ist immer so spontan, man kann es nie planen oder so bei uns sehr chaotisch, aber deswegen auch sehr inspirierend.


Q: Du hast in einem Interview mal gesagt, dass du eigentlich nicht so gerne im Studio Musik machst. Was hat dann dieses Studio davon unterschieden? Also, was braucht es für dich, damit das Studio cool ist?


Dilla: Ich war erstens ganz alleine in dem Studio. Also, es war wie so eine riesige Wohnung, so eine fünf Zimmer Wohnung, und in jedem Zimmer ist so ein fettes Studio. Aber ich war halt ganz alleine da und ich wusste, ich gebe selber kein Geld dafür aus. Das heißt, es hätte keinen Unterschied gemacht, weil ich jetzt nach Hause gegangen oder da geblieben, und für mich war es irgendwie auf ne Art, vielleicht auch so ein bisschen ein Flex gegenüber Timmy und Noah, dass ich so dachte, guck mal, was mir hier geklärt wurde, und ich wollte ihnen generell auch zeigen, einfach weil das Equipment da drin auch geisteskrank war, und das habe ich nicht. Ich habe so ein basic set up. In vielen Studios ist halt auch nur ein basic set up, wo ich mir so denke, ja, das kann ich auch zuhause machen und komme dann wahrscheinlich mit einem besseren Ergebnis raus. Aber in dem Studio, die hatten so uralte Mics aus 1940, oder so richtig altes Zeug und richtig gute Qualität, und dann dachte ich mir irgendwie so, das müssen wir auskosten, und es hat sich gelohnt, weil wir haben aufgenommen, und man musste wirklich gar nichts auf die Stimme machen oder so. Es klang einfach bombastisch, und wer sich bisschen so mit Musikproduktion auskennt, wenn man so ein Standard Mic hat, muss man erstmal, Kompressor, Equalizer, vielleicht bisschen Hall und so Zeug drauf machen, dass es überhaupt akzeptabel klingt, und bei dem war es einfach first try, so geil.


Q: Hören wir heute Songs, die von der Session kommen?


Dilla: Leider nicht. Da sind nur zwei Songs entstanden und nur einer, der, glaube ich, rauskommen wird, aber die sind noch nicht live ready.


Q: Wann sind sie live ready, weißt du das schon?


Dilla: Vielleicht zum Festival Sommer, aber das ist auch so ein sehr chilliger, so vielleicht, aber das ist schon geil, vielleicht im Festival Sommer.


Q: Du hast ja so von Inspiration gesprochen, dass dich gerade auch andere Orte, auch so ein Studio einfach mal inspirieren kann. Gibt es auch bestimmte Künstler*innen, wo du sagst, das finde ich toll oder die inspirieren mich auch sehr?


Dilla: Voll, es sind hauptsächlich englische Künstler, vor allem so Indie. Ich bin voll hängen geblieben auf Indie, aber natürlich auch so… Ich weiß nicht, ob das jetzt cringe oder so ist, aber ich finde natürlich so Avril Lavigne und so diese ganzen Ikonen, auch Pink, auf ne Art Jesse J… geisteskrank. Also diese ganzen Ikonen oder Diven, zum Beispiel Christina Aguilera und so, das war für mich immer früher so eine riesen Inspiration. Ich wollte immer so klingen. Deswegen habe ich auch ne ganz lange Zeit nur Soul und Jazz gesungen. Aber mittlerweile ist es so zum Beispiel: Phoebe Bridgers… heiliges Blech, die Art zu schreiben, ist, glaube ich, jetzt auch im deutschen total In. Dieses simple eigentlich nichts sagen, aber damit so viel sagen. Es ist zwar nicht wirklich mein Schreibstil, aber es inspiriert mich zu Tode und natürlich diese typischen Indiebands, die man so kennt The Kooks oder so. Ja, das ist gerade so, was ich am meisten höre, was mich am meisten so motiviert, Musik zu machen.


Q: Und hast du auch so ein traum Feature, mit wem du gerne zusammenarbeiten würdest?


Dilla: Das ist so eine gute Frage. Ich würde übertrieben gerne  was mit Peter Fox machen. Es ist einfach voll meine Kindheit auch gewesen. Ähm, ich weiß nicht, ob der das jetzt cool fände, wenn ich so sage: Hey, Peter Fox, meine Mama hat dich immer im Auto gehört, als sie mich zur Schule gefahren hat, willst du mit mir ein Feature machen? Aber der ist auf jeden Fall einfach ein sehr cooler Typ. Aber sonst muss ich mir überlegen. Im Englischen hätte ich eine ellenlange Liste an Leuten wo ich einfach gerne dabei wäre, wenn die Musik machen. Ich will nicht mal auf den Song, also da kann ich nicht das Wasser reichen, aber ich wäre einfach gerne dabei.

Q: Wer steht da ganz oben auf der Liste?


Dilla: Oh, zum Beispiel Tyler the Creator  wenn’s gehen würde oder zum Beispiel Miley Cyrus… heiliges Blech… so diese ganzen. Aber ich würde wirklich nur Mäuschen spielen. Ich will einfach dasitzen und zugucken.


Q: Ja, kann ich verstehen, und natürlich haben wir auch noch eine ganz wichtige Frage. Ich weiß nicht, ob du sie uns beantworten kannst, aber wann kommt ein Album von dir?


Dilla: Das darf ich leider nicht sagen, aber da ist was in Planung.


Q: Und noch nicht so weit gedacht, eher heute Abend. Was erhoffst du dir heute von den Münsteraner Fans? So was soll der Vibe sein?


Dilla: Ich gehe da irgendwie nie so richtig mit  Erwartungen rein. Ich hoffe einfach alle haben Spaß, so eine gute Zeit und fühlen sich wohl. Ich bin immer Fan davon, wenn Leute danach sagen, es war so ein safe space für sie. Ich hoffe, das passiert heute Abend auch, dass Leute sich einfach wohlfühlen und dann so ein bisschen die Sau rauslassen können.


Q: Manche deiner Songs sind ja auch richtig Party tauglich. Wenn du auf eine Party gehst, was ist da so ein Must Have? Können auch eigene Songs sein.


Dilla: Das ist eine sehr schwierige Frage, weil ich extrem lange nicht mehr auf einer Party war. Wenn ich in Bars gehe und dann ne Juke Box ist, dann werden halt immer die Klassiker angemacht, so Sechziger bis Achtziger, Beatles und Queen und so Zeug. Das darf nicht fehlen! Da bin ich immer noch nen riesen Fan von. Ich hatte mal so eine Phase, als ich 14 war, da hab ich auf einmal nur noch diese Musik gehört und meine Mutter hat die Krise bekommen. Sie dachte, Junge, es gibt gute neue Musik. Warum hängst du so an dieser alten Musik fest? Und seitdem ist es irgendwie bei mir drinnen. Seitdem habe ich so diese Wertschätzung für diese alte Musik irgendwie voll im Blut. Bei Parties finde ich es gibt nichts Geileres, wenn man mit seinen Freunden so dasitzt und so mitgrölen kann bei so keine Ahnung, bei Bohemian Rhapsody oder so, auch wenn es mittlerweile vielleicht so ein Kliche Cliché ist, aber ich finde es irgendwie geil!


Q: Also, Peter Fox könnte man ja auch machen.


Dilla: Voll Haus am See, bro turne it up! Wirklich, aber es ist ja auch alt, also 2007 oder so. Also, es ist ein Klassiker für mich, das ist ein Oldie.


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