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Eine Brücke zwischen den Sounds von Heute und Morgen – Reeperbahn Festival 2022 Nachbericht

Geschrieben von am 6. Oktober 2022

Titelbild: Low Hummer im Drafthouse. Foto: Jan-David Wiegmann

Wir waren für euch am 21.-24. September auf Europas größtem Clubfestival unterwegs und haben die Fühler nach dem Sound der nächsten Jahre ausgestreckt!
Seit jeher trumpft das Reeperbahnfestival mit einer großen Bandbreite von Künstler*innen auf nationaler sowie internationaler Ebene auf. Wie gewohnt wurde also auch in diesem Jahr auf den über 900 Events in vielen sympathischen Locations zwischen Pub, Konzerthalle und Spiegelzelt nicht allein Livemusik präsentiert. Im Programm fanden sich daneben ebenfalls Kunstausstellungen, Filmvorführungen oder Talks, beispielsweise über Antifaschistische Algorithmen auf Streamingdiensten oder Musik in der E-Sport Szene. Außerdem nutzen Musiklabels, Promo-Agenturen oder Musikinitiativen verschiedener Länder das Reeperbahn Festival, um auf sogenannten Showcases Bands aus dem eigenen Katalog oder Land zu präsentieren. Im Allgemeinen treten auf diesen Showcases sowie dem gesamten Festival hauptsächlich Musiker*innen auf, die in Europa weitestgehend unbekannt sind und kurz vor dem möglichen Durchbruch stehen. Wir haben unseren Fokus daher voll auf die Musik ausgerichtet.

Dieses Jahr stand besonders ein Artist im Vordergrund: Ekkstacy. Ekkstacy ist gerade mal 18 Jahre alt, stammt aus Kanada und spielt Post-Punk, der düsterer und gleichzeitig eingängiger nicht sein könnte. Bei beiden Auftritten waren die Locations bereits sehr früh deutlich gefüllt, ihr solltet Ekkstacy also auf jeden Fall auf dem Schirm haben! Ansonsten bestanden unsere absoluten Highlights aus den folgenden Acts:

Petrol Girls: Am Freitagabend hat die feministische Punkband um Ren Aldrige den Club Gruenspan ordentlich aufgewirbelt. Die Band thematisiert in ihren Texten unter anderem das Recht auf Abtreibung und kämpft für eine Überwindung des Kapitalismus. Die Petrol Girls sind übrigens am 12. November 2022 auch hier in Münster im Gleis 22 live zu erleben.

Ren Aldrige bringt mit den Petrol Girls feministische Kampfansagen auf die Bühne. Foto: Nicola Koch

Low Hummer: Obwohl die junge Post-Punk Band aus Hull im mittleren Osten Englands kommt, gliedert sie sich musikalisch sehr gut in die ebenfalls junge Art-Rock-Riege aus der Londoner “Windmill-Szene” (u.a. Squid, Shame, BCNR) ein. Zwei sich abwechselnde Sänger*innen, groovige Synthies und vereinzelte Obskuritäten wie eine Cowbell runden den ausgetüftelten Sound Low Hummers ab. Das Liveerlebnis ist absolut explosiv und verläuft auf Seiten der Band definitiv ohne Scheu vor Publikumskontakt!

Blue Hawaii: Dieses elektronische Duo schafft verträumt-spielerische Tracks für nächtliche Clubgänge. Ra und Agor stammen ursprünglich aus Montreal, doch Beatproduzent Agor ist inzwischen nach Berlin gezogen. Und dieser Umzug färbte den Sound, der inzwischen zunehmend Richtung Euro-Dance abdriftet. Wir haben mit den beiden in einem Interview über die Berliner Clubszene, TikTok Trends und Italo-Disco geredet. Hier gehts lang: radioq.de/2022/10/interview-mit-blue-hawaii/

L.A. Salami: Beim Auftritt von L.A. Salami bot die St. Pauli Kirche den perfekten Raum für die intensive Folkmusik des Briten. Schnell baute sich um die Songs über Süchte, verlorene Liebschaften und Frustration am Arbeitsplatz eine intime Atmosphäre im Kirchraum auf. Zusätzlich zu seinem Gesang spielt L.A. Salami in bester Dylan-Manier Gitarre und Mundharmonika zeitgleich. Am 14. Oktober erscheint sein neues Album “ottoline”!

Packende Stimmung bei L.A. Salami in der St. Pauli Kirche
Foto: Nicola Koch

Hatchie: Die sehr eigene Mischung von tösendem Shoegaze und eingängigem Pop beschert der Australierin Hatchie eine große Fangemeinde. Ihr im April erschienenes Album “Giving The World Away” wird von Musikfans auf der Plattform Rate Your Music als eines der besten des Jahres angesehen. Die Varianz zwischen ihren Songs reißt auf Hatchies Konzerten absolut mit und im Interview könnt auch ihr euch von Hatchies Shoegaze-Begeisterung mitreißen lassen!

Rosa Anschütz: Die Stimme von Rosa Anschütz hat am Freitag den Dachboden des Grünen Jägers zum Vibrieren gebracht. Wie der besungene “Goldene Strom” vom gleichnamigen aktuellen Album fließen in Rosa Anschütz’ Liveshows die elektronischen Arrangements durch den Raum. Darüber schichtet die Musikerin mehrere Vokalsequenzen, die das Publikum in tranceartige Zustände versetzen.

Kokoroko: Und das Beste kommt wie so häufig zum Schluss. Die Rede ist von Kokoroko – ein Oktett aus London, das einen pulsierenden Mix aus Afrobeat, Jazz und Funk auf die Bühne bringt. In der Nacht von Freitag auf Samstag spielten diese wahnsinnig talentierten Musiker*innen in der perfekten Location für ihren Sound, dem Mojo Club unter dem Boden der Reeperbahn. In warmes Licht gehüllt befeuerten die Improvisationen, insbesondere an Posaune und Piano, den ekstatischen Aufbau von Kokorokos Musik. Ein Konzert wie eine kosmische Reise – und eine absolute Liveempfehlung!

Kokoroko grooven im Mojo Club.
Foto: Nicola Koch

Im nächsten Jahr findet das Reeperbahnfestival vom 20.-23. September statt.