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Was soll jetzt noch passieren? Drei Jahre, Zwei Brüder und ein Festivalsommer – ein Interview mit “Bruckner”

Geschrieben von am 14. Oktober 2022

Bruckner – Das sind zwei Brüder vom Chiemsee. Aufgewachsen als Kinder eines Musiklehrers in einer großen Familie, haben sie zeitweise gemeinsam in Regensburg studiert, bis sie entschieden: Alles oder nichts. Dass das die wohl beste Entscheidung war, zeigt sich nicht zuletzt in der aktuell gespielten “Hier”-Tour. Diese präsentiert mit zwei Jahren Verzug das 2020 erschienene, gleichnamige Debütalbum. Radio Q-Musikredakteurin Neele Hoyer hat die beiden Anfang September in Münster besucht und vor ihrem Auftritt in der Sputnikhalle sprechen können. Unter anderem darüber, dass Musik nach wie vor größtes Hobby der beiden ist, wie sich Dynamiken innerhalb der Familie verändert haben oder was die Muffathalle in München für die beiden bedeutet.

© Lea Jansen

Radio Q: Fangen wir an mit entspannten Entweder-oder-Fragen. Antwortet einfach so intuitiv wie möglich! Team Moshpit oder gemütlich viben?

Jakob: Safe Moshpit!

Matti: Dann sage ich gemütlich viben, damit beides dabei ist. (lacht)

Q: Van-Urlaub oder Hotel?

Jakob: Hotel

Matti: Ich bin tatsächlich auch gerade eher im Hotelmodus.

Q: Das war unerwartet bei euren Songs.

Jakob: Die Zeiten ändern sich, Menschen werden erwachsen. (lacht)

Matti: (spricht dramatisch ins Mikro) Zeiten ändern dich!

Q: Never change oder weit weg?

Jakob: Weit weg.

Matti: Never change.

Q: Lieber auf Festivals auftreten oder bei eigenen Konzerten?

Jakob: Eigene Konzerte.

Matti: Da gehe ich mit.

Q: Zu Festivals habt ihr ja eine besondere Bindung. Mit anderen Band-Projekten wart ihr bereits vor Ewigkeiten Vorbands von u.a. Christina Stürmer oder Mark Forster. Dann kam 2020 das „Social Sofa Festival”, bei dem ihr Mitgründer gewesen seid und bei welchem Spenden für die zivile Seenotrettung gesammelt wurden. Damit kennt ihr euch bestens aus. Hat sich in der Musik- und Auftrittswelt seitdem viel verändert?

Jakob: In unserer Karriere-Zeit hat sich sehr viel verändert! Die Zeiten als Vorband von zum Beispiel Christina Stürmer oder Namika sind auf jeden Fall vorbei. Dahingehend haben wir uns sehr verändert und sind in die Indie-Richtung gerutscht. Wir kamen aus einer sehr poppigen Richtung, jetzt ist es aber – glaube und hoffe ich – ein bisschen mehr “Auf die Fresse”, jetzt gibt es eben auch Moshpits. (lacht)

Q: Die Musiklandschaft schläft bekanntlich nie. Wie entstehen denn neue Songs bei euch? Jamt ihr gemeinsam und daraus entstehen neue Songs oder bringt immer jemand Text- oder Melodie-Ideen mit und dann wird aufgenommen?

Jakob: Das ist unterschiedlich. Auf dem letzten Album haben wir ehrlich gesagt genau das ziemlich oft gemacht – zusammen gejammt und einfach losgelegt.

Matti: Die Phase von “aus einer Laune heraus” Songs schreiben war eher letztes Jahr. Dieses Jahr hatten wir unzählige Festival-Shows, da war nicht so viel Zeit für Jam-Sessions.

Q: Die deutsche Indie-Pop-Szene ist mittlerweile nicht mehr klein oder unbekannt und hat vor allem im letzten Jahr einen unfassbaren Hype erfahren. Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Bruckner?

Jakob: Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir ein bisschen das musikalische ADHS im deutschen Indie-Pop sind, glaube ich. Wir können uns nicht so richtig festlegen auf diese eine Stilrichtung des “Bruckner´s”. Wir haben Singer-Songwriter-Sachen mit Akustikgitarren, wir machen aber auch stilübergreifende Artsy-Autotune-Sachen, wir spielen gern unplugged in der Menge, wir lieben Moshpits in unserem Publikum. Das ist vielleicht auch ein Marketing-Problem, das wir mit Bruckner haben: Manche Leute wissen nicht direkt, was sie mit uns und dieser Mischung anfangen sollen. Auf der anderen Seite sind das einfach wir. Wir sind extrem und rennen jeder Idee hinterher. Am einen Tag haben wir Bock auf eine Indie-Nummer, wo die Gitarren voll reinbrettern und am nächsten Tag haben wir Bock auf eine sehr schnulzige Akustik-Ballade – und wir machen beides.

Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir ein bisschen das musikalische ADHS im deutschen Indie-Pop sind, glaube ich. Wir können uns nicht so richtig festlegen auf diese eine Stilrichtung des “Bruckner´s”. (…) Das ist vielleicht auch ein Marketing-Problem, das wir mit Bruckner haben: Manche Leute wissen nicht direkt, was sie mit uns und dieser Mischung anfangen sollen. Auf der anderen Seite sind das einfach wir. Wir sind extrem, rennen jeder Idee hinterher.

Q: “Alle sagen, man soll sein, wer man ist” (Aus: “Wer wir sind” von Bruckner). Wisst ihr für euch mittlerweile, wer ihr seid?

Jakob: Ja! Alles, was ich in der Frage zuvor gesagt habe, war eine große Erkenntnis. Das schwierige daran ist aber, sich damit abzufinden und nicht aufgrund des Druckes von Außen verändern zu wollen.

Matti: Das kann ich nur unterschreiben, hast du schön gesagt!

Q: Musik machen mit Geschwistern oder innerhalb der Familie, mit einem Musiklehrer als Vater, das hört sich erstmal wunderbar an, kann aber wahrscheinlich auch super anstrengend sein. War das immer eher Ansporn oder wie schaut ihr auf dieses Privileg?

Matti: In unserer Jugendzeit, als wir pubertiert haben, hatten wir quasi nichts miteinander zu tun. Der Abstand tat uns wahrscheinlich ganz gut, weil wir als Kinder natürlich viel aufeinander gehangen haben. Jetzt ist es schon auch Ansporn, dass wir Geschwister sind, weil man oft an seine Grenzen stößt, wie jede*r in seiner/ihrer beruflichen Karriere. Wir vereinen berufliches und privates Umfeld nun aber ganz krass – dafür gibt man Dinge dann nicht so schnell auf. Zumindest im familiären Umfeld wird man sich ja immer begegnen, selbst wenn solche beruflichen Wege floppen. Dadurch haben wir gelernt, Sachen zu reparieren, wenn es mal irgendwo hakt, anstatt vorschnell aufzugeben oder getrennte Wege zu gehen.

Jakob: Oft trennen sich Bands, weil Charaktere auf Dauer unvereinbar sind. Wir können uns aber nicht trennen. Deshalb gibt es Bruckner noch. (lacht)

Q: Trennen könnt ihr euch schon, dann wird alles nur einfach schwieriger. Sinkt in so einer intensiven Verschmelzung von Lebenswegen unter Familienmitgliedern eigentlich die Hemmschwelle, vor allem was Streits oder Dispute angeht? Oder ist das vielleicht sogar positiv?

Matti: Ja, das ist die Frage. Wir streiten uns nicht ständig offen, oder?

Jakob: Nein, auf keinen Fall.

Matti: Wäre vielleicht ganz gut, wenn es mal knallen würde. Ich habe übrigens auch nicht das Gefühl, dass die Hemmschwelle niedriger wird, aber das kennt jede*r. Wenn man mit wem anders sehr viel Zeit verbringt, dann reicht es zwischendrin einfach mal. Das haben wir festgestellt, wir brauchen auch mal Abstand. Wir wohnen auch zusammen, was das Ganze nicht unbedingt einfacher macht (lacht). Man muss sich solche Auszeiten schon bewusst nehmen. Wenn wir gemeinsam irgendwo sind, dann erinnern wir uns gegenseitig immer an dieses Arbeitsthema, durch das wir quasi dauerhaft in der Pflicht sind, Dinge zu tun. Auch wenn man das überhaupt nicht böse meint oder mit Absicht überträgt, entsteht dieses Gefühl unterbewusst trotzdem. Das haben wir erst kürzlich gemerkt und es war auch eine schöne Erkenntnis, weil man sich ab dem Moment bewusst Pausen nehmen kann.

Q: Wie wirkt sich das bei euch auf die Familiendynamik aus? Zwangsläufig ist das größte gemeinsame Gesprächsthema dann der Job und die Musik, rückt das andere familiäre Themen in den Hintergrund? Wie geht ihr damit um?

Jakob: Gerade empfinde ich das Familienleben tatsächlich als sehr problematisch und schwierig. Wir haben aktuell so wenig Zeit für die Familie, wir haben uns alle schon lange nicht mehr richtig bewusst gesehen. Dazu kommt, dass es immer, wenn wir da sind, irgendwie um Bruckner und die Band und Auftritte und Co. geht – man kommt gar nicht mehr richtig zum Reden, weil auch der private Space dadurch vereinnahmt wird, dass wir immer zu zweit heimkommen und es natürlich auch alle anderen Familienmitglieder interessiert. Das empfinde ich als sehr, sehr schade. Oft geht es bei Familientreffen zu sehr um uns. Wir sehen uns zu selten und sind dann so viele Leute mit unseren drei älteren Geschwistern, die alle jeweils drei Kinder haben. Das macht mich fast ein bisschen traurig. Ich komme gar nicht so richtig zum Reden mit allen. Ich bin einfach froh, wenn wir diese Tour hinter uns haben, dann werde ich alle einzeln besuchen und dann geht es nicht um uns. Da nehme ich den Matti auch nicht mit, weil ich mich intensiv mit den Menschen beschäftigen möchte und dann werden sie uns nicht ständig Fragen dazu stellen, wie es gerade bei Bruckner läuft. 

Wir vereinen berufliches und privates Umfeld nun aber ganz krass – dafür gibt man Dinge dann nicht so schnell auf. Zumindest im familiären Umfeld wird man sich ja immer begegnen, selbst wenn solche beruflichen Wege floppen. Dadurch haben wir gelernt, Sachen zu reparieren, wenn es mal irgendwo hakt, anstatt vorschnell aufzugeben oder getrennte Wege zu gehen.

Q: Wie viel Zeit bleibt euch denn dann zum jammen? Gibt es das noch, dass ihr einfach gemeinsam oder alleine nur noch für euch vor euch hin spielt?

Jakob:  Das geht natürlich krass verloren! Das wird dir jede Band sagen, wenn du sie danach fragst, wie viel Zeit sie noch zum Üben haben. Du spielst zu viele Konzerte und es ist irgendwie dein Beruf und es gehört leider wahnsinnig viel mehr zu diesem Beruf, als nur Musik zu machen. Ausladen, einladen, Sprinter fahren und Social Media. Da bleibt das Musik machen sehr auf der Strecke. Wenn dann mal freie Zeit ist, hocke ich mich aber trotzdem jeden Tag ins Studio. Das muss nicht unbedingt Gitarre spielen sein, vielmehr ist es das Produzieren und Beats bauen. Das macht uns auch beiden richtig Bock. Eigentlich ist es unser größtes Hobby und dann ist es auch Beruf geworden – das macht es halt manchmal ein bisschen schwierig, aber wir lieben es sehr.

Matti: Vor allem in einer Zeit, in der man Ruhe hat und nicht auf Tour ist, zum Beispiel. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man oft ein bisschen Abstand vom Pflichtteil braucht – also von Auftritten als Einnahmequelle – dann findet man von selbst wieder an sein Instrument zurück. Erst dann hat man wieder Lust, befreit was zu machen und weiß, dass das gerade nicht nur für anstehende Releases passiert oder mit sonstigem Druck dahinter.

Q: Was ist denn euer Lieblingsgenre, wenn ihr einfach vor euch hin spielt? Abseits natürlich vom kommerziell erfolgreichen Indie-Pop.

Matti: Anfang des Jahres, als ich noch viel für mich selbst Gitarre gespielt habe, weil die Zeit noch da war, habe ich viel Neo-Soul gespielt. Hablot Brown und Tom Misch, aber auch alles, was in der “Butter”-Playlist auf Spotify läuft, finde ich richtig geil. Das bockt einfach sehr. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir Harmonie-Mäßig wenig jazzig werden, ich das aber sehr liebe.

Jakob: Mir fällt es schwer, diese Frage zu beantworten. Ich finde Musik spannend, die genreübergreifend funktioniert und neue Wege geht. Grundsätzlich bin ich auch einfach ein Indie-Kind. Mein Top Artist of All Time ist “Toro Y Moi”, den finde ich crazy – ist aber, wenn ich es definieren müsste, Indie mit 80er Einschlag, ein bisschen Rap und Autotune. Die gesamte Indie-Alternative-Bubble finde ich natürlich auch geil. Wenn es nicht zu hart ist, dann kann ich mir das ganz viel anhören. Pinegrove liebe ich, früher waren es natürlich die Arctic Monkeys etc. Ansonsten liebe ich eine Band namens “Beatenberg” sehr. Das sind drei Jungs aus Südafrika, die mittlerweile in Europa verteilt wohnen – einer von den dreien wohnt übrigens in Berlin, den kennen wir mittlerweile ganz gut. Die kann ich mir im Sommer jeden Tag anhören und ich habe dabei immer wahnsinnig gute Laune. Dasselbe gilt für Vulfpeck, eine Funkband aus den USA. Man merkt, ich kann mich gar nicht für ein Genre entscheiden. HipHop liebe ich auch sehr.

Ich finde Musik spannend, die genreübergreifend funktioniert und neue Wege geht.

Q: Wer oder was inspiriert euch?

Jakob: Musikalisches ADHS – der Kreis hat sich geschlossen. 

Matti: Alles, was gerade schon angeklungen ist, gehört dazu. Phoenix als Beispiel für Indie-Legenden auch. Was wir tatsächlich wenig haben und was untypisch für unsere Bubble ist, wir lassen uns quasi gar nicht von Visuellem inspirieren. Es gibt ja viele Künstler*innen, die sagen, dass sie Bilder sehen und davon dann für Songs oder Texte inspiriert werden. Das finde ich absolut bewundernswert, bei mir passiert das nämlich leider gar nicht. Ich habe noch nie z.B. Herr der Ringe geschaut und mir danach gedacht: Oh krass, ich muss jetzt unbedingt einen Song schreiben (lacht). Ich wünschte, es wäre so. Allerdings werde ich manchmal emotional von Büchern berührt, was dem Visuellen wohl am nächsten kommt.

Jakob: Das finde ich krass, weil ich gerade fast nur HipHop höre und davon wenig auf unsere eigene Musik übertragen kann – oder mich damit zumindest schwer tue. Wahrscheinlich höre ich dieses Genre deshalb so gerne, weil es abseits dessen ist, was wir selbst machen.

Q: Matti, du hast Indie als Genre ja noch gar nicht aufgeführt, kannst du das noch genießen?

Matti: Safe! Ja, voll. Macht mir auch unfassbar viel Spaß, das selbst zu spielen oder Indie-Shows zu sehen. Aber manchmal hört man bestimmte Genres/Bands/Künstler*innen ja tot, also das ist bei mir immer sehr phasenweise. Da befinde ich mich gerade eher in einer Rap-Phase. (lacht)

Q: Wenn Musik keine Option gewesen wäre, mit was würdet ihr dann euer Geld verdienen? Jakob, wärst du dann beispielsweise jetzt Lehrer?

Jakob: Genau, ich habe Englisch und Sport auf Lehramt für Gymnasien studiert und habe auch das erste Staatsexamen gemacht, aber bin dann nicht ins Referendariat gegangen. Das war zu der Zeit, als wir gesagt haben, wir setzen jetzt alles auf die Musik-Karte. Und das hat bis heute eigentlich ganz gut funktioniert (lacht). Ich weiß allerdings nicht, ob ich es nochmal studieren würde. Der ganze Stress, den ganzen Tag vor einer Klasse zu stehen und liefern zu müssen, ist nicht zu unterschätzen. Ich glaube, das braucht einen schon auf. Andererseits gibt es auch viele Umstände, die den Lehrerberuf doch echt nett machen – lange Ferien zum Beispiel. Mittlerweile wäre ich aber in der Kreativbranche tätig, mit irgendwas, was ich von überall aus mit dem Laptop machen könnte (lacht). Das, was jede*r sagt: Ein bisschen Medien, ein bisschen Photoshop.

Matti: Ich habe Elektrotechnik studiert, habe das abgebrochen, während Corona wieder angefangen und wieder abgebrochen, weil das Showgeschäft wieder losging (lacht). Das hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht und ich habe mal wieder gemerkt, dass ich mich für sehr viele Dinge begeistern kann. Wenn niemand zu Bruckner-Shows käme und wir nicht mehr touren könnten, dann hätte ich mittlerweile voll Bock, mit einer anderen Band auf Tour zu gehen – einfach nur, um auf Tour zu sein. Einfach nur, weil ich das so schön finde. Dann müsste ich nicht mal auf der Bühne stehen, sondern einfach Merch verkaufen oder den Sound machen, ganz egal. Alles, was technisch ist, macht mir auch Spaß, weshalb dieses Studium auch ein bisschen wie die Faust aufs Auge war. Gemerkt habe ich das aber erst im Nachhinein, weil ich natürlich – wie das alle so machen, die mit 18 Jahren anfangen zu studieren – komplett drauf geschissen habe, was da passiert ist (lacht). Aber ihr macht das hoffentlich alle besser!

Wenn niemand zu Bruckner-Shows käme und wir nicht mehr touren könnten, dann hätte ich mittlerweile voll Bock, mit einer anderen Band auf Tour zu gehen – einfach nur, um auf Tour zu sein. Einfach nur, weil ich das so schön finde. Dann müsste ich nicht mal auf der Bühne stehen, sondern einfach Merch verkaufen oder den Sound machen, ganz egal.

Q: Was ist für euch eigentlich das Größte, das ihr bisher erreicht habt?

Jakob: Das war auf jeden Fall ein Festival von diesem Jahr! Was heißt denn das größte sonst? Also die schönste Show war auf jeden Fall Karlsruher Uni-Festi, witzigerweise. Wenn man aber im Musiker*Innen-Sprech bleibt, dann hatten wir DIE krasseste Festival-Spielzeit auf dem About You Pangea-Festival. Die Giant Rooks sind leider ausgefallen, dann wurden wir hochgezogen und am Ende standen wir zur Primetime auf der Pangea-Bühne. Das war für mich wie im Film. Ich war super nervös, ausnahmsweise mal wieder, weil ich die ganze Zeit nur daran denken konnte, dass wir jetzt auf jeden Fall liefern müssen. Bis zu drei Songs vor Schluss habe ich nicht so viel vom Spielen mitbekommen, weil ich immer noch so sehr im Tunnel war, alles perfekt zu machen. Dann bin ich aufgewacht und mir ist aufgefallen, dass alles mega gut gegangen ist und die letzten zwei Songs habe ich dann so sehr genossen. 

Wow, was ging da ab? Ich musste mir in dem Moment immer wieder selbst bewusst machen, was da gerade passiert ist, das war unfassbar. Nach diesem Sommer ist es wirklich so, dass ich sagen kann: Was soll jetzt noch passieren? Wir haben jetzt alles geholt, was zu holen ist. Ich hab zwar noch mega Bock auf eine Headliner-Tour mit richtig schön großen Hallen. Unser Traum war immer die Muffathalle in München auszuverkaufen, die haben wir jetzt für nächstes Jahr im Kalender stehen. Dann können wir das hoffentlich auch abhaken und das nächste Jahr wird auch wieder richtig fett! Wir freuen uns sehr.

Matti: Ich kann unsere größte Errungenschaft auch gar nicht so richtig an einem Happening oder einem Festival festmachen, sondern eher an der Summe. Dieses Jahr konnten wir so viele so geile Festivals spielen, was wir vor zwei Jahren auf keinen Fall gedacht hätten. Auch wenn der Sommer super voll war und wir von Mitte Mai bis Mitte Oktober an insgesamt zwei Wochenenden nicht spielen oder gespielt haben, muss ich mich immer wieder wachrütteln und zurückschauen. Das, was diesen Sommer passiert ist, hätten wir uns erträumen können.

Jakob: Da können wir jetzt wunderbar den Kreis schließen, den wir zu Beginn des Interviews geöffnet haben. Normalerweise verzeiht die Musikszene nichts und kategorisiert extrem in Schubladen, aus denen man nur noch super schwer wieder rauskommt. Und wir haben am Anfang sehr viele Mainstream-Pop-Sachen gespielt, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Die ganzen Indie-Festivals wollten uns nie buchen, weil sie vielleicht gedacht haben, wir könnten live nicht gut spielen oder bei uns wäre langweilige Stimmung – vieles von uns und was wirklich passiert, ist nicht zu denen durchgedrungen. Irgendwann haben wir dann aber doch eins, zwei Chancen bekommen, haben diese sehr gut genutzt und dann wurden es auf einmal immer mehr. Auch unser eigener Instagram-Auftritt von Konzerten und dem Publikum hat da gut geholfen, weshalb wir endlich Festivals spielen dürfen. Wir hatten schon fast nicht mehr geglaubt, dass das mit Bruckner nochmal passieren würde, dass wir solche Festivals spielen dürfen! Wir sind wirklich wahnsinnig froh, dass wir uns dahingekämpft haben.

Wow, was ging da ab? Ich musste mir in dem Moment immer wieder selbst bewusst machen, was da gerade passiert ist, das war unfassbar. Nach diesem Sommer ist es wirklich so, dass ich sagen kann: Was soll jetzt noch passieren? Wir haben jetzt alles geholt, was zu holen ist.

Q: Wenn wir jetzt über Festivals und die Muffathalle nächstes Jahr geredet haben, was steht denn sonst noch an? Was sind die nächsten großen Ziele, die ihr verraten dürft?

Jakob: Wir haben ein Album gemacht! Wir dürfen noch nicht sagen, wie es heißt, wir dürfen noch nicht sagen, wann es kommt, aber es ist fertig und im Mix. Es sollte also nicht mehr allzu lange dauern, bis wir damit an die Öffentlichkeit treten können. Das wird dann nächstes Jahr passieren. Ansonsten hoffen wir natürlich, dass wir mal ein Album in die Top10 bekommen, das wäre cool. Charts sind eigentlich scheiß egal, aber irgendwie spricht es ja doch immer noch für Zahlen und wie gut bestimmte Sachen ankommen – und natürlich wollen wir möglichst viele Menschen mit unserer Musik erreichen. Auf den Festivals diesen Sommer haben wir da ganz gut vorgebaut und jetzt hoffen wir, dass den Menschen die Songs gefallen und unsere Reichweite wächst. Das Hauptziel ist dann natürlich, möglichst viele Tickets zu verkaufen, denn was wir eigentlich wollen, ist, Konzerte zu spielen! Zahlen sind egal, Charts scheiß drauf, aber wir wollen geile Konzerte spielen und dafür braucht man viele Menschen.

Matti: Das mit den Charts war auch mal ein Ziel, zumindest für mich, aber mittlerweile ist mir das wirklich völlig egal. Natürlich freue ich mich, wenn möglichst viele Menschen zu unseren Shows kommen, aber wir spielen gerade eine wunderschöne Clubtour und so schöne Shows, es ist wirklich einfach geil. Die Muffathalle steht natürlich schon super lange auf der Bucketlist, aber es ist wunderschön so, wie es gerade ist. Ich freue mich gerade einfach, nach ungefähr vier Jahren an einem Punkt zu sein, an dem ich das, wie es gerade mit Bruckner läuft, völlig wertschätzen kann. Zum ersten Mal geht´s in meinem Kopf nicht nur “Höher, Schneller, Weiter”.

Ich freue mich gerade einfach, nach ungefähr vier Jahren an einem Punkt zu sein, an dem ich das, wie es gerade mit Bruckner läuft, völlig wertschätzen kann. Zum ersten Mal geht´s in meinem Kopf nicht nur “Höher, Schneller, Weiter”.

Q: Und weil das so ein schönes Statement war, bereiten wir euch schonmal auf eure Show vor. Jede Band oder Crew hat ja ihr eigenes “Pre-Show-Ritual” – mal ist das was ganz verrücktes wie “Happy Birthday” singen, mal aber auch nur das “Eine Minute die Stille gemeinsam genießen und dem Publikum zuhören”. Wie bereitet ihr euch vor, was ist euer Ritual?

Jakob: Das ist bei uns, glaube ich, einigermaßen langweilig. Wir haben festgestellt, dass es wahnsinnig wichtig ist, im Backstage-Bereich eine Bluetooth-Box zu haben und da richtig geile Partymukke aufzulegen vor den Shows, damit man schonmal in Stimmung ist. Ich hatte früher immer richtig heftige Stage-Anxiety, und dieses Gute-Laune-Musik hören mit Songs, die nach vorne gehen und Spaß machen, nimmt wahnsinnig viel davon schon weg. Und auf einmal ist man krass gehyped und hat Bock auf die Bühne.

Matti: Wichtig ist auch, dass wir eine Postkarte im Backstage haben, auf der sechs verschiedene “Panne”-Bands aus den 80ern drauf sind, die niemand kennt. Da kann dann jede*r seinem oder ihrem Glücksbringer vor der Show einen kleinen Bussi geben. Optional. (lacht)

Jakob: Das Ganze sieht so aus, dass der Matti seit circa drei oder vier Konzerten immer mit dieser Karte um die Ecke kommt und jede*n dazu zwingt, einen Schmatzer drauf zu drücken. Das ist wie bei “Cool Runnings”, da gibt es den Bremser, der jeden dazu zwingt, sein Ei zu küssen.

Q: Matti, verrätst du, wen du immer küsst?

Matti: Das ist immer unterschiedlich. Gestern waren es die “Moonbeats”.

Wir haben eine Postkarte im Backstage, auf der sechs verschiedene “Panne”-Bands aus den 80ern drauf sind, die niemand kennt. Da kann dann jede*r seinem oder ihrem Glücksbringer vor der Show einen kleinen Bussi geben. Optional.

Q: Dann haben wir jetzt zum Abschluss nochmal 5 schnelle Fragen! Die erste ist: Wir haben bei Radio Q immer die Platte für die Insel, bei der Alben gekürt werden, die wir als einzige musikalische Beschallung mit auf eine einsame Insel nehmen würden.

Jakob: (überlegt kurz) Bei mir wäre es “The Hanging Gardens of Beatenberg” von Beatenberg.

Matti: (wie aus der Pistole geschossen) Same!

Q: Wenn Ihr euch ein Feature aussuchen könntet, egal ob absurd oder naheliegend, wer wäre das?

Jakob: Okay, wenn es absurd sein kann, dann Frank Ocean.

Matti: (aufgeregt) Können die auch schon tot sein? Ne Spaß, wenn ich weiß, dass ich abwegig denken darf, nehme ich einfach…

(Jakob zählt im Hintergrund langsam von 10 runter, kommt bis 5)

…Team Scheiße. (beide lachen) Geile Punk-Band! Karstadtdetektiv, Riesenhit!

Q: Wer ist euer aktueller Lieblings-Newcomer oder eure Lieblings-Newcomerin?

Jakob: Da haben wir wen sehr coolen, Zeck heißt er!

Matti: Zeck ist auf alle Fälle Sick! (lacht) Den haben wir jetzt auch als Opener dabei. Und Apsilon find ich auch sehr gut.

Q: Wenn Ihr für den Rest eures Lebens nur noch einen Song hören könntet, welcher wäre das?

Jakob: “Nights” von Frank Ocean.

Matti: Dieser Nyan-Cat Soundtrack. Ne Spaß, das ist furchtbar! (lacht) Ich sage “Druck” von Apsilon.

Q: Wie würdet ihr euch gegenseitig mit einem Song beschreiben?

Jakob: Matti wäre “Karstadtdetektiv” von Team Scheiße. (beide lachen)

Matti: Der Jakob ist der “Nyan Cat”-Soundrack.

Jakob: Das kenne ich nicht, muss ich mir anhören.