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Die längste Ausgabe des Filmfestival startet

Geschrieben von am 15. September 2021

Das 19. Filmfestival wird das längste Filmfestival werden – zumindest was die Zahl der Tage angeht. War das Filmfestival in der Vergangenheit auf ein verlängertes Wochenende begrenzt, erstreckt es sich diesmal über zehn Tage. Das liegt einerseits an einer Erweiterung des Programms, aber auch der Umgang mit der Corona Pandemie und die Erfahrungen aus der Vergangenheit spielen hier mit hinein.

Das Filmfestival Münster hat Glück. Zwar leidet es wie alle Kulturevents unter den Beschränkungen in der Corona-Pandemie, aber wie das ebenfalls von der Filmwerkstatt organisierte letztjährige Literatur-Filmfestival “LITfilms” kann auch die diesjährige reguläre Ausgabe des Filmfestivals in Präsenz stattfinden. Trotzdem muss auf die Pandemie reagiert werden und neben dem bekannten 3G und einer eingeschränkten Auslastung des Saals, soll durch die Länge des Festivals eine starke Ballung an Zuschauer*innen im Foyer des Kinos vermieden werden. Allerdings hat man, laut Festivalleiter Carsten Happe, bei der Entscheidung auch ein bisschen auf das “LITfilms” aus dem vergangenen Jahr geblickt. 

“Wir hatten im letzten Jahr beim “LITfilms” einen Zeitraum von dreieinhalb Wochen und haben bei den Filmvorführungen gemerkt, dass es auch viele Zuschauerinnen und Zuschauer gab, die dann für die Wettbewerbsbeiträge immer wieder gekommen sind. Diese Entzerrung ist jetzt auch das Modell für dieses Festival gewesen: Dass man nicht an einem Tag drei, vier Filme gucken muss, um vieles mitzukriegen, sondern auch an etlichen Abenden kommen und das ganze etwas entspannter gestalten kann.”

Carsten Happe (Festivalleitung)

Diesmal arbeitet man auch enger mit den “Tagen des Provinz Films” und dem “Best of Afrika Filmfestival Köln” zusammen, die zuvor immer unabhängig in Münster stattfanden. Nun ist alles im Schlosstheater vereint, was auch zu einem Mehr an Programm führt.

Ein Filmfestival in Münster

1981 fing alles an. Da fand das Filmfestival Münster unter dem Namen “Filmzwerge” ein erstes mal statt. Der Name war eng mit dem damaligen Programm verknüpft, dass sich auf Kurzfilme beschränkte. Mittlerweile hat sich das Programm sukzessive erweitert. So kamen Spielfilme, ein Fokus auf die Niederlande und der Blick in die Region hinzu. Kennt man Filmfestivals sonst vor allem von Cannes, Venedig oder Berlin, gehört das Münsteraner Filmfestival zu den vielen kleinen und regionalen Festivals, die als Publikumsfestivals der Stadtgesellschaft ein besonderes Filmerlebnis bieten wollen. Denn Mainstream oder große Produktionen findet man in Münster kaum, sondern vielmehr den Blick auf junge Regisseur*innen.

v.l.n.r. Carsten Happe (Festivalleitung), Regina Wegmann (Filmdienst Münsterland/ Tage des Provinzfilms), Marina Romic (Bundesfreiwilligendienst Filmwerkstatt), Daniel Huhn (Geschäftsführung Filmwerkstatt) und Jens Schneiderheinze (Die Linse/ Afrika Film Festival)

Online oder Offline der Pandemie begegnen

Wie schon bei der Vorbereitung des letztjährigen “LITfilms” war für die Festivalleitung klar ein Präsenzfestival anzustreben. Dennoch gab es während der Planung Alternativpläne für den Fall, dass das Filmfestival nicht hätte vor Ort stattfinden können. Über Online-Versionen des Events wurde somit nachgedacht, am Ende waren die Veranstalter aber froh, dass es in Präsenz klappt. 

“Das Wichtige für uns war es, im Kino mit Austausch und Begegnung  stattfinden zu können und das gemeinsame Erlebnis Film zusammen auf der Leinwand genießen zu können. Das ist dann auch ein großer sozialer Aspekt, der da bei so einem Festival rauskommen soll.”

Carsten Happe (Festivalleitung)

Online hätte man sich außerdem in direkte Konkurrenz zu den großen Streaming-Anbietern begeben. Dieser Konkurrenz hätte man laut Carsten Happe nichts entgegenzusetzen. Zwar zeigt ein Filmfestival deutlich kleinere und originelle Produktionen, aber in Anbetracht der Kosten, die mit einer Verlagerung in die digitale Welt verbunden sind, hätte man wohl zu wenig Personen erreicht. Aus dem vergangenen Jahr kann man sehen, dass sich einige Festivals – etwa Oberhausen – sehr erfolgreich in eben jenem digitalen Markt behaupten konnten. Dies sei allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass Oberhausen eine sehr internationales Publikum habe, Münster aber eher vom lokalen Publikum lebe.

Das Programm

Das Herz des Festivals sind der Kurzfilm- und Spielfilmwettbewerb. Ergänzt wurden diese beiden Wettbewerbe schon in der Vergangenheit mit Filmen aus den Niederlanden (“Fokus NL), Genrefilmen (“Nightwatch”) und Filmen aus der Region (“Westfalen Connection”). Neu sind das bisher unabhängig agierenden “Best of Afrika Film Festival” und die “Tage des Provinzfilms”. Während ersteres einige Filme des Kölner “Afrika Film Festival” nach Münster bringt, widmen sich letztere wie die “Westfalen Connection” Filmen aus dem Münsterland.

Eine Szene aus “Borga” (Spielfilmwettbwerb) Bild: Tobias von dem Borne

Auch wenn die Kinobranche im ersten Lockdown wie fast alle Bereiche stillstand, hat das an der Zahl der Einsendungen nichts geändert. Allerdings greifen einige der Kurzfilme Corona auf, was allerdings oft auch platt und wenig kreativ geschah.

Die Filme des “Spielfilmwettbewerb“, die in Münster gezeigt werden sind alle Debütfilme. Somit ist keine*r der Regisseur*innen vorher bekannt und man kann zwar keine Gewissheit, aber kreative neue Ideen von ihnen erwarten. Eine kleine Ausnahme bildet hier der französische Film “Mi iubita, mon amour”. Dessen Regisseurin, Noémie Merlant, erlangte durch ihre Rolle in “Porträt einer jungen Frau in Flammen” internationale Aufmerksamkeit und gibt nun ihr Regiedebüt.

“Noémie Merlant ist mit einem ganz kleinen Team nach Rumänien gereist und hat dort eine sehr leichte Sommerromanze erzählt mit vier Französinnen und einer Roma-Familie. Der Film hat etwas sehr spontanes und sehr relaxtes – ein sehr angenehmer und toller Film.”

Carsten Happe (Festivalleitung)

Daneben treten auch zwei Filme aus Deutschland im Spielfilmwettbewerb an, darunter auch der Eröffnungsfilm “Borga”. Ein Film über ein ghanaischen Jungen, der es in Deutschland zu Wohlstand bringen möchte. Ein echtes Kuriosum bietet der beklemmende Film “The Feast”, der komplett auf Walisisch gedreht wurde.

Szene aus “Mi iubita, mon amour” (Spielfilmwettbewerb) Bild: 2021Nord-Ouest-Films

Die Programme des “Kurzfilmwettbewerbs” leben in Münster von ihrer Abwechslung. So gibt es keine thematisch sortierten Slots, in denen nur Animations-, Real- oder Dokumentationsfilme gezeigt werden. Dadurch bekommt man als Zuschauer*in viel Abwechslung und es werden alle Geschmäcker bedient. Dabei sind einige Filme herrlich absurd, wie ein knapp dreiminütiger Film über das Verpacken von Käse, andere sind hingegen erschreckend real, etwa ein Film über eine alte Frau, die ihre Heimat und ihr Leben aufgeben muss, weil ihr Haus von Hochwasser bedroht ist.

Seit längerem bildet der Blick auf die Niederländischen Nachbarn mit dem “Fokus NL” einen festen Bestandteil des Münsteraner Filmfestival. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf Regisseur Dick Maas. So gibt es eine Doku über den Mann, der als einziger Genre-Regisseur der Niederlande gilt. Ein Kino, das unverhohlen auf Kommerzialität abzielt, in Dick Maas aber einen Meister dieses Fachs gefunden hat. Neben der Doku über seine Arbeit zeigt das Filmfestival einen seiner Filme: “De Lift”. In dem Film aus de 1970ern geht es um einen Aufzug, der Menschen umbringt. Daneben wird eine Doku über Menschen gezeigt, die 100 Jahre und älter sind, und ein Genrefilm, in der wohlhabende Jugendliche in einer asiatischen Großstadt auf Menschenjagd gehen.

Unter dem Titel “Westfalen Connection” gibt es Kurzfilme, die in Münster oder dem Münsterland gedreht wurden. Zusätzlich zu diesen beiden Kuzfilmblöcken sind in diesem Jahr auch zwei Spielfilme zu sehen. Außerdem wird im Rahmen der neu hinzugekommenen “Tage des Provinzfilms” die im Münsterland produzierte Webserie “Haus Kummerfeld” gezeigt und die an der Serie Beteiligten sprechen über den Prozess dahinter.

Das “Best of Afrika Film Festival Köln” bringt afrikanisches Kino über den Umweg Köln auch nach Münster. Zu sehen sind vier Dokumentarfilme, die sich mit queerer Identität in Kenia, einem Anwalt der Unabhängigkeitsbewegung aus Trinidad, Pionierinnen des Afrobeat und einer verschollenen früheren Rebellin Äthiopiens beschäftigen. Hinzu kommen zwei Kurzfilmprogramme. Während “Mashariki Kurzfilmprogramm” eine Auswahl des Filmfestivals in Ruanda ist, nehmen die Diaspora Shorts die Perspektive jener ein, die mittlerweile außerhalb Afrikas leben.

Neben dem eigentlichen Kinoprogramm bietet das Filmfestival auch den Austausch über Filme an. So finden Diskussionen über Barrierefreiheit im Film und Frauen hinter der Kamera statt. Außerdem wird in drei Blöcken die Zukunft des Kinos selbst thematisiert. Schließlich wurde das Kino im Zuge der Corona-Pandemie (mal wieder) totgesagt. Doch was ist dran an dieser Prognose, und welche Entwicklungen stehen dem Kino vielleicht bald bevor?

Wo? Das ganze findet im Schlosstheater Münster (Melchersstraße 81) statt.

Wann? 16.09. – 26.09.2021

Eintritt? Der Eintritt zu einem Spielfilm oder einem Kurzfilmblock kostet mit Kultursemesterticket 6 Euro bzw. ermäßigt 7 Euro. Alle Filme werden in Originalsprache (mit deutschen oder englischen Untertiteln) gezeigt.

Mehr Infos? Mehr Informationen zum Programm gibt es auf der Webseite des Filmfestivals.

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