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“Hey, ich kann richtig viel und bin richtig stolz!” – BumBumDisko im Interview

Written by on 31. August 2024

BumBumDisko, das sind Lea-Sophie und Leni. Als inklusives weibliches DJ-Duo haben sie eine klare Mission: Flinta* müssen repräsentiert werden! Deshalb gibt es in ihren Sets nur Musik von female Artists. Kennengelernt haben sich die beiden in der inklusiven Siebdruckwerkstatt “die sieben” in Hamburg. Die ist Teil von barner 16, einem inklusiven Netzwerk für Kunst- und Kulturproduktion unter dem Dach der alsterarbeit und der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Dort drucken BumBumDisko unter anderem ihren eigenen Merch. Wir haben Lea und Leni auf dem appletree garden Festival vor ihrem Auftritt zum Interview getroffen.

Lea und Leni (v.l.n.r.) auf dem appletree garden Festival
Foto: Radio Q

Radio Q: Hallo, Lea und Leni. Ihr habt diesen Sommer schon auf einigen Festivals gespielt. Was waren die Highlights?

Leni: Zwei oder drei Festivals haben wir schon mitgenommen. Dabei war auch unser eigenes Festival…
Lea: Alles für alle!
Leni: Genau. Das ist ein Festival, das wir jetzt schon seit Jahren mit der barner 16 veranstalten. Wir planen das Festival jedes Jahr selbst und führen es durch. Da spielen dann immer unsere Bands aus der barner 16 und es gibt verschiedene Aktionen wie Sit and Skate oder live Siebdruck. Das macht auf jeden Fall viel Spaß.

Wenn ihr euch ein Festival aussuchen könntet, auf dem ihr auflegt, welches wäre das? Ein Traumfestival, sozusagen?

Lea: Bei mir wäre das kein Festival, sondern ein Ort in Hamburg. “Die Eiskönigin” ist mein Lieblingsfilm und da [im Stage Theater an der Elbe] will ich unbedingt mal auflegen. Ich war auch schonmal im Musical, das war schon gut. Aber da auflegen, das würde ich gerne.
Leni: Für mich wäre das Glastonbury Festival ein totaler Traum.

Ihr habt euch über eure Arbeit, “die sieben” in Hamburg kennengelernt und ihr druckt ihr auch euren Merch selbst. Wie sieht der dann aus?

Lea: Also wir drucken da alles mögliche: T-Shirts, Hosen, Pullover. Und für den Merch haben wir immer ein Thema, aber es ist alles ganz unterschiedlich. Wir tragen den Merch auch selbst auf unseren Auftritten!
Leni: Wir haben immer denselben BumBumDisko Schriftzug und gestalten das ganz bunt, mit viel Glitzer in unterschiedlichen Farben auf Beuteln und T Shirts.

Dass ihr jetzt gemeinsam auflegt und nicht nur siebdruckt, wie hat sich das ergeben?

Leni: Ich habe früher im Molotow in Hamburg aufgelegt und dadurch mein mein Studium finanziert. Dann kamen irgendwann die großen Festivals. Irgendwann war ich mit dem Studium fertig und dann hatte ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Vor zwei Jahren bekamen wir bei barner 16 die Anfrage, auf der Hochzeit von einem Kollegen aufzulegen. Meine Chefin hat mich dann gefragt, ob ich das machen möchte, weil sie wusste, dass ich früher aufgelegt habe. Und sie meinte: Such dir jemanden aus, eine Person, mit der du gut zusammenarbeiten kannst. Ich habe Lea gefragt. Und Leas erstes Mal auflegen und proben war direkt bei dieser Hochzeit. Sie ist direkt eingestiegen und hat es einfach wahnsinnig gut gemacht.
Lea: Ich habe einfach Ja gesagt. Ich habe sowas vorher noch nie gemacht.

Ihr legt nur Musik von Flinta* auf. Wie kam es zu der Entscheidung?

Lea: Also ich mag die Musik gern. Und darum haben wir gesagt, wir wollen lieber Frauen dabei haben.
Leni: Und ich komme aus einer sehr männerdominierten Indie-Welt. Es gibt so viele tolle Künstlerinnen und Musikerinnen, die einfach repräsentiert werden müssen. Deshalb greifen wir das als Frauen politisch auf, denn es ist wichtig, dass man zeigt: Ey, es gibt auch super coole Künstlerinnen, die auf Festivals gebucht werden können. Einmal gab es so eine Situation auf einer Party. Da haben wir zwei oder drei Stunden aufgelegt und dann hat sich jemand die Red Hot Chili Peppers gewünscht. Der Person ist vorher nicht aufgefallen, dass wir nur female Artists gespielt haben. Fand ich auch irgendwie witzig. Das spielt anscheinend keine Rolle. Allgemein ist das bisher wirklich ausnahmslos wahnsinnig gut angekommen. Viele Leute berichten, dass die Atmosphäre, die wir dadurch schaffen, total angenehm ist.

Es gibt so viele tolle Künstlerinnen und Musikerinnen, die einfach repräsentiert werden müssen.

Gibt es in euren Sets einen Song, der auf keinen Fall fehlen darf?

Lea: Einer mit Frauen!
Leni: Who Run The World von Beyoncé. Den spielen wir immer. Und Lea spielt auch sehr gerne Taylor Swift mit Shake it off.

Seid ihr euch bei der Songauswahl auch mal uneinig?

Leni: [Lachen] Naja, gibt es schon. Lea, du hast ja vorhin schon angesprochen, dass du ein großer Frozen-Fan bist. Und da will ich auch überhaupt nichts gegen sagen. Aber manchmal, wir legen zwischen zwei und vier Uhr nachts auf, dann Let It Go zu spielen… Aber wer weiß, vielleicht ist es auch irgendwie gut?

Lea, du spielst sehr gern Taylor Swift. Bei welchem Song hält es dich nicht mehr hinter den Decks und du musst in der Menge mittanzen?

Lea: Wenn Frauen rappen, dann muss ich tanzen!
Leni: Auf dem Für Hilde Festival war das Missy Elliott mit Work It.

Wir sind gespannt, was ihr für heute Abend vorbereitet habt. Wie ist es im Moment mit der Aufregung?

Lea: Jetzt gehts noch.

Leni: Ich glaube, die Einzige, die überhaupt aufgeregt ist, bin ich. Bei einem unserer Gigs hat Lea mir backstage gesagt: “Leni, bleib cool”. Aber ich habe früher auf dem Hurricane aufgelegt, vor 5000 Leuten und ich bin immer aufgeregt. Das wird auch nie weggehen und ich glaube, das ist auch das Coole.

Wenn ihr eine Sache an der Festivallandschaft in Deutschland ändern könntet, was wäre das?

Lea: Manchmal gucken die Leute mich so komisch an. Und ich wollte mal sagen: Hey, ich kann richtig viel. Und ich will euch allen sagen, dass ich richtig stolz bin. Ich will unbedingt richtig viel machen, ich kann richtig viel und ich will das allen zeigen!
[Lea lebt mit dem Down-Syndrom.]

Hey, ich kann richtig viel und bin richtig stolz!

Foto: Sebastian Madej, barner 16


Ganz vielen Dank, Lea und Leni.

Zum Nachbericht vom appletree garden Festival gehts hier und unser Interview mit Derya Yıldırım und Grup Şimşek gibts hier!