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„Bitte schreibt mir Liebeslieder“ – Montez im Interview

Geschrieben von am 9. August 2023

Mit seiner Nummer-1-Single „Auf & Ab“ gelang Montez im Frühjahr 2022 sein Durchbruch. Der Songwriter und Rapper verarbeitet in seiner Musik seine Gefühle und alles, was er erlebt. Radio Q-Reporterin Jana Klunkerfoet hat ihn nach seiner Show auf dem Juicy Beats 2023 in Dortmund getroffen. Im Interview erzählt er von Lampenfieber, wann er das letzte Mal geweint hat und von seinem Erfolgsweg.   

Radio Q: Erstmal vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast! Wir haben uns für den Aufbau des Interviews an deinem aktuellen Album „Liebe in Gefahr“ orientiert und zu jedem Song-Titel eine passende Frage überlegt. 

„Lovesong“

Radio Q: Würdest du lieber einen Lovesong schreiben oder einen geschrieben bekommen?

Montez: Boa, sehr gute Frage. Ich habe in meinem Leben natürlich schon 500 Liebeslieder geschrieben, aber mir wurde noch nie eins geschrieben, also würde ich auch das Gefühl sehr gerne kennenlernen wollen, wie es ist, wenn einem ein Liebeslied geschrieben wird. Also bitte schreibt mir Liebeslieder!

 „Keine Antwort“

Radio Q: Was war die unangenehmste Frage, die dir in einem Interview gestellt wurde und auf die du keine Antwort hattest?

Montez: Mich hat letztens jemand gefragt, ob mein Sex zu laut für die Nachbarn ist. Also wegen der „Auf & Ab“ Anspielung logischerweise und ob die Nachbarn sich dann wirklich beschwert haben. Das war in einem Live Radio Interview und da dachte ich so: boa ok… alles klar! Ich hab mich da irgendwie so rausgeredet. Ich weiß nicht mehr genau was ich gesagt habe, aber da dachte ich schon, dass das sehr frontal ist.

Radio Q: Und das dann auch noch bei einem Live Interview. 

Montez: Ja, genau!

„Sieben Leben“ 

Radio Q: Welche Dinge würdest du tun, wenn du 7 Leben hättest?

Montez: Ich glaube, ich habe 7 Leben, um ehrlich zu sein. Also so viel, wie ich erlebe, habe ich 7 Leben. Ich habe mal von Robert Geissen ein witziges Zitat gehört: Es ist doch ok, wenn du am Ende 70 wirst, aber für 300 Leben gelebt hast. Das ging mir nicht aus dem Kopf, weil das irgendwie so ein krasses Bild ist. Also wenn du so viel machst und auch so viel verschiedenes und dich immer weiter entwickelst und dieser Hunger nie aufhört, dann erlebst du gleichzeitig auch so viel und lebst irgendwie mehr Leben, als nur eins. Deshalb glaube ich, ich habe 7 Leben… oder ich hoffe es auf jeden Fall. 

„Winter“

Radio Q:  Die „Liebe in Gefahr“-Tour beginnt im September. Im Winter bist du dann für deine letzte Show in Bielefeld. Ist das für dich nochmal ein anderer Vibe in deiner Heimatstadt aufzutreten, als in anderen Städten?

Montez:  Auf jeden Fall! Bielefeld ist einfach mein Heimatkonzert. Da kommen natürlich auch viele Freunde und Familie. Das ist immer etwas ganz besonderes und hebt sich natürlich auch von anderen Konzerten ab. Das heißt jetzt gar nicht, dass das unbedingt geiler ist oder so, aber es ist auf jeden Fall anders und ich bin so einen Tick aufgeregter und nervöser auf jeden Fall. 

Radio Q: Weil es dann viel persönlicher ist?

Montez: Ja, genau. Sobald ich immer vor Freunden und Familie spiele, bin ich immer sofort extrem nervös. Ich bin auch viel nervöser, wenn ich vor wenigen Leuten spiele, als vor vielen Leuten. Also ich spiele lieber vor 50.000 als vor 50 Leuten. Das ist für mich ganz schlimm, ich glaube da habe ich ein Trauma von, weil ich mein ganzes Leben lang ja immer nur vor 50 Leuten gespielt habe und jetzt erst seit 1-2 Jahren vor 10.000 oder 30.000. 

„Haustür“

Radio Q: Du hast deine Haustür in der Vergangenheit viel gewechselt und bist schon oft umgezogen. Hast du einen Traumort, an dem du gerne wohnen würdest?

Montez: Nein. Ich bin jemand, der viel leben und erleben will. Ich würde am liebsten jedes Jahr in eine andere Stadt ziehen und ganz viel erleben. Ich würde gerne mal ein Jahr in Barcelona leben, in Los Angeles, New York, überall auf der Welt. Deswegen kann ich mich gar nicht auf einen Ort beschränken. Ich möchte am liebsten an ganz vielen Orten leben und auch spüren, wie das Leben, die Kultur, das Land und die Natur da ist. Das Leben ist zu kurz, um sich auf einen Ort zu beschränken oder immer nur da zu bleiben, wo man geboren wurde. Ich habe einen sehr großen Entdecker-Instinkt. 

„Liebe in Gefahr“

Radio Q: Warum hast du diesen Songtitel auch als Albumtitel gewählt?

Montez: Der war als erstes für das Album fertig. Er ist ganz am Anfang des Album-Prozesses entstanden und ich fand den Titel irgendwie so geil. Damit kann man auch so gut spielen, wie zum Beispiel bei der Bärenfalle auf dem Cover, die aussieht wie ein Herz. Ich fand, das ist einfach ein geiler Spruch.

„Fieber“

Radio Q: Hast du vor deinen Auftritten noch viel Lampenfieber?

Montez: Komischerweise ja. Allerdings ist das nicht wirklich Lampenfieber. Das ist bei uns so ein Running Gag zwischen der Crew und dem Tonmanager und allen in meinem Team, denn ich denke immer, dass der Auftritt richtig scheiße wird. Ich weiß auch nicht warum, aber ich denke immer „Oh nein, das wird so scheiße und es kommt bestimmt keiner“. Und dann wird er aber doch jedes mal richtig geil. Das ist echt so ein Running Gag bei uns. Ich weiß auch nicht, warum das so ist. Vielleicht will ich meine Erwartungshaltung so weit runterschrauben, dass ich keine Angst habe oder so… keine Ahnung. Aber Lampenfieber hat man immer so ein bisschen, anders wäre es auch langweilig. Ich habe auch nicht wenig Lampenfieber, aber sobald man den ersten Fuß auf die Bühne setzt, ist das eigentlich vergessen. 

Radio Q: Wenn man keine Erwartungen hat, wird es am Ende dann häufig ja auch umso besser.

Montez: Ja, man kann dann nie enttäuscht werden.

„Weinst du“

Radio Q: Was bringt dich zum Weinen? Hast du vielleicht sogar mal auf der Bühne geweint, weil etwas besonders emotional war?

Montez: (fragt Crewmitglied) Hab ich nicht letztens irgendwo geweint? Bei „Sing meinen Song“ habe ich kurz eine Träne verdrückt, wenn man das als Weinen bezeichnen kann. Und ich hatte heute tatsächlich einen sehr emotionalen Moment. Ich war jetzt nicht den Tränen nah oder so aber ich hatte bei „Geisterstadt“ die ganze Zeit meine Augen zu und dann habe ich irgendwann im zweiten Part die Augen aufgemacht und ich sehe, dass alle Menschen wirklich bis ganz hinten im Takt klatschen und das hab ich gar nicht so selber animiert. Das ist bei dem Song noch nie passiert und das hat mich emotional sehr gecatcht und ich fand das voll sweet, dass die Leute mir das so zurückgeben und mir so ein schönes Gefühl geben wollen. 

Radio Q: Das war wirklich ein schöner Moment. Vor allem weil es vom Publikum selbst kam.

Montez: Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich habe sehr oft die Augen zu, weil ich mich konzentriere und das so fühle. Und dann irgendwann mache ich die Augen auf und ich sehe, wie alle klatschen. Das war mega krass! 

„Dopamin“

Radio Q: Wann ist das Dopamin in der Luft bei dir am höchsten? Eher bei Shows, bei einem Album Release, bei der Tour etc.? 

Montez: Bei mir ist das Dopamin am allerhöchsten, wenn ich einen neuen Song gemacht habe und den über alles liebe. Dann bin ich wirklich wie ein kleines Kind und dann kannst du mich nicht mehr bändigen. Dann flippe ich wirklich im Studio vor Freude komplett aus und bin echt außer mir. Aber auch wenn ich einen Song von einem anderen Künstler höre, der mich komplett catcht. Also wirklich wenn ich einen Song zum ersten Mal höre und spüre, dass der etwas in mir auslöst, das kann ein eigener sein, das kann aber auch von jemand anderem sein. 

„Starlight Express“

Radio Q: Stell dir vor, du steigst in den Starlight Express. Wohin würdest du fahren? 

Montez: Ich würde zurück zu meinem 16-jährigen Ich in die Vergangenheit fahren und sagen: es wird alles gut, mach einfach genauso weiter, wie du das vorhast. Lass dich nicht unterkriegen. Egal was andere sagen. Es dauert zwar noch sehr lange, aber es wird sich irgendwann auszahlen. Bleib dran, denn du machst es genau richtig, wie du es machst. 

Radio Q: Das ist eine gute Antwort. Ich dachte, du nennst jetzt einen Ort, aber das war viel schöner. 

„Besser“

Radio Q: Was würdest du gerne noch lernen oder besser können?

Montez: Definitiv Instrumente und Sprachen. Ich bin halb Spanier, also mein Vater kommt aus Spanien und ich kann leider gar nicht so gut spanisch sprechen. Ich kann zwar sehr vieles verstehen und habe dieses Sprachgefühl durch meinen Vater und meine Oma, aber ich kann mich mit meiner Oma nicht sehr gut unterhalten. Das wünsche ich mir eigentlich schon mein ganzes Leben. Meine Oma spricht zwar auch deutsch, aber ich würde trotzdem gerne mal eine Konversation mit ihr auf Spanisch haben. Ich hab das schon sehr oft angefangen zu lernen und ich kann halt so viel schon, dass es mir dann am Anfang immer zu langweilig ist und ich dann irgendwann diesen Sprung nicht mehr packe, wenn es dann schwieriger wird und dann habe ich wieder keine Motivation. Das fuckt so ein bisschen ab. Und ich würde sehr sehr gerne Gitarre und Klavier spielen können. Ich habe mir während der Lockdown-Zeit Klavier spielen selber beigebracht, aber kann jetzt nicht übertrieben krass gut spielen, weil ich das zu selten mache, aber ich kann mich jetzt wenigstens begleiten. Aber ich würde gerne selber mal einen ganzen Song alleine am Piano oder der Gitarre spielen. Leider ist die Zeit dafür nicht so da. Man muss dann ja auch richtig fokussiert sein und das nicht nur halbherzig machen. 

Radio Q: Aber ein bisschen hast du ja gerade auf der Bühne schon Gitarre spielen können.

Montez: (lacht) Ja, aber ich überlasse das dann doch lieber den anderen.

„Weltrekord“

Radio Q: Worin könntest du einen Weltrekord aufstellen?

Montez: Im Schokolade essen! Da bin ich sehr gut drin, da habe ich ein großes Talent für. 

„Jeden Tag mehr“

Radio Q: Es werden jeden Tag mehr Fans. Hast du jemals damit gerechnet, dass du so viele Menschen mit deinen Songs erreichen wirst?

Montez: Nein. Ich habe natürlich immer sehr an mich geglaubt, auch wenn es sehr schwer war zu vielen Zeiten in meinem Leben. Aber alles das, was ich jetzt habe… bis dahin konnte ich nicht gucken. Das ist jenseits meiner Vorstellungskraft und jenseits von allem, was ich mir jemals gewünscht habe. Ich habe mir immer gewünscht, dass ich von der Musik leben kann und dass ich erfolgreich bin, aber man weiß auch, wenn man sich das wünscht , gar nicht, was das überhaupt ist. Was heißt es denn, überhaupt erfolgreich zu sein? Ich weiß nicht, wie viele Leute da gerade standen, so um die 30.000, glaube ich. Es sah aus wie 100.000. Das sind mehr Leute, als ich in den ersten 15 Jahren meines Lebens insgesamt als Publikum hatte. Vielmehr! Das Zehnfache. Das ist alles viel mehr, als ich mir jemals hätte vorstellen können. 

Radio Q: Das realisiert man wahrscheinlich dann auch erst mal gar nicht so schnell.

Montez: Ja, genau. Man kann das kaum realisieren. Das wird auch jeder andere Künstler bestätigen können. Wenn man einmal diesen Durchbruch hatte, dann steigt man in einen Zug und der rast dann. Es passiert so viel. Du kannst das gar nicht verarbeiten. Es ist ganz wichtig, dass man sich ab und zu mal Momente nimmt, in denen man wirklich durchatmen kann und sich vor Augen hält, was eigentlich alles so passiert ist. Vor allem auch wo man herkommt. Ich mache das voll oft, dass ich mir denke: Wo kommst du her? Vor 5 / 6 Jahren warst du noch Pizzafahrer und hast für ein paar Euro die Stunde den Leuten die Pizza nach Hause gebracht. Du hast immer versucht deinen Traum zu verfolgen und jetzt lebst du den Traum. Das ist wirklich sehr schwer zu realisieren, weil es zu groß ist. Es ist einfach zu krass. 

Radio Q: Du wirkst aber auch sehr bodenständig.

Montez: Das bin ich auch. Das ist das Gute, dass es bei mir so lange gedauert hat. Ich bin jetzt kein 19-Jähriger, der jetzt schnell seinen Hype bekommt. Ich habe da 15 Jahre lang für gekämpft und mein Leben dafür gegeben. Jetzt ist es so. Ich bin auch jetzt schon fast 30, also kein junger Hüpfer mehr, sondern ein erwachsener Mann, der damit umgehen kann und vor allem nicht vergisst, wo er herkommt. 

Radio Q: Vielen Dank für deine Zeit! Das war’s schon…jetzt haben wir einmal komplett durch dein Album geshuffelt.