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Pinkpop – Nachbericht

Geschrieben von am 3. Juli 2023

Die Festivalsaison läuft auf Hochtouren und es gibt kaum ein Wochenende, an dem man nicht die Qual der Wahl hat, welche Veranstaltung man am liebsten besuchen möchte. So war es auch am Wochenende vom 16.-18. Juni. Denn an diesem Wochenende fand nicht nur das beliebte Festival-Duo aus Hurricane und Southside, sondern unter anderem auch das Pinkpop Festival in den Niederlanden statt, das ich für Radio-Q besucht habe. Warum das Pinkpop Festival eine mehr als gute Alternative zum Hurricane/Southside ist, könnt ihr hier nachlesen https://www.radioq.de/2023/06/pinkpop-festival-vorbericht/.

Ein mit Weltstars vollgepacktes Lineup

Einer der Hauptgründe für einen Besuch beim Pinkpop Festival ist das immer wieder mit Weltstars vollgepackte Line-Up. Und so spielten auch in diesem Jahr weltbekannte Künstler*innen wie P!nk, Robbie Williams, die Red Hot Chili Peppers, One Republic und Ellie Goulding auf den Bühnen des niederländischen Festivals. Und hier sind bei weitem nicht alle großen Künstler*innen des diesjährigen Festivals aufgezählt. 

Da das Festival in den Niederlanden stattfindet, kann man außerdem niederländische Bands entdecken, die in Deutschland noch auf ihren Durchbruch warten und hier zu Lande nicht zwingend bekannt sind. So wurde das Festival am Freitag um 12:00 Uhr auf der Zeltbühne von der niederländischen Künstlerin Madoux eröffnet. Sie überzeugte die bereits zahlreichen Besucher*innen auf dem Gelände mit einem Mix aus akustischen Instrumenten und Elektrobeats, der von ihrer außergewöhnliche schönen  Stimme überlagert wird. Beim Eröffnungsauftritt und auch bei den frühen Auftritten an den folgenden Tagen zeigte sich ein großer Unterschied zu deutschen Festivals in vergleichbarer Größe. Der Campingplatz wirkt schon früh am Tag wie leergefegt, da die meisten Menschen überwiegend wegen der Konzerte zum Festival kommen – Campingplatzpartys mit großen Anlagen findet man also kaum. Das Gelände war täglich bereits kurz nach Öffnung der Festivaltore sehr gut gefüllt.

Diversität und Geschlechtergerechtigkeit im Line-Up

Ein weiterer Punkt, weshalb das Pinkpop-Festival einen Besuch wert ist, ist die Diversität im Line-Up, von der sich insbesondere die großen deutschen Festivals eine (oder gerne auch mehrere) Scheibe(n) abschneiden können. So nahm nach Madoux die 22-jährige Maisie Peters den Platz auf der Zeltbühne ein. Die Britin ist mindestens den Menschen ein Begriff, die die letzte Tour des Weltstars Ed Sheeran besucht haben. Denn auch dieser ist ein großer Fan von Maisie Peters und ihrer Musik und nahm sie deshalb mit auf seine Tournee. Auch bei ihrem Auftritt beim Pinkpop konnte sie die Besucher*innen mit ihrer starken Performance überzeugen und sie sorgte für eine ausgelassene Stimmung im deutlich zu heißen Zelt.

Und auch auf den beiden Hauptbühnen war Female Power auf der Bühne zu sehen. Die britische Pop-Sängerin Ellie Goulding, die spätestens mit ihrem Soundtrack zum Film Fifty Shades of Grey einen absoluten Durchbruch feiern konnte, nahm ab 14:55 für eine Stunde die South Stage ein. Diese Bühne wurde am Abend von einer der wohl gegenwärtig bekanntesten Künstlerinnen des Planeten abgeschlossen – P!nk

Die 44-jährige Amerikanerin überzeugte nicht nur mit einem Auftritt voller Superhits – es reihten sich Songs wie Get the party started, Raise your glass und Sober nahtlos aneinander. Auch unabhängig von den vielen Tophits überzeugte PInk mit einer phänomenalen Show, die schon an ein Musical erinnerte. So schwebte etwa ein Ballkleid von der Decke direkt über den Körper der Sängerin, die Sängerin selbst schwebte über dem Publikum und allgemein schwebte ziemlich oft  irgendeine*r der zahllosen Tänzer*innen durch die Luft. Die Show war eine der besten Festivalshows, die ich je gesehen habe. Der Gänsehautmoment des Festivals fand dann auch direkt am Freitagabend statt: Zum Song Cover me in sunshine erschien P!nk’s 12-jährige Tochter Willow Sage Heart auf der Bühne und performte den Song zusammen mit ihrer Mutter.

Einzig das Publikum wirkte beim Konzert etwas eingerostet. So waren die Menschen vor der Bühne kaum textsicher und auch zum Tanzen ließen sich wenige Besucher*innen hinreißen. Dies war jedoch kein alleiniges Problem bei P!nk, sondern das ganze Wochenende über zu beobachten. Die sonst so lockeren Niederländer*innen wirkten bei den Konzerten etwas angespannt und steif, weshalb selten eine ausgelassene Stimmung bei den durchgehend guten Konzerten aufkam. Wer also auf entspannte Konzerte ohne Platzmangel und Moshpits steht, ist beim Pinkpop super aufgehoben. 

Weitere Topstars am Freitag

Aber auch die männlichen Acts des ersten Festivaltags wussten zu überzeugen. Die North Stage des Festivals (die zweite Hauptbühne des Festivals, die sich genau gegenüber der South Stage befindet und abwechselnd mit dieser bespielt wird) wurde von der irischen Pop-Rock-Band Picture This eröffnet. Die vier Jungs releasten im Jahr 2017 ihr namenloses Debütalbum und wurden damit insbesondere in ihrem Heimatland zu absoluten Topstars. Mittlerweile kann man die Band getrost als einen der erfolgreichsten irischen Musikexporte der letzten Jahre beschreiben – denn auch in England verkauften sie Stadien aus. Und auch im Streaming hat der Erfolg der Band kaum Grenzen. Knapp 300 Millionen Mal wurden ihre Songs nämlich schon gestreamt. 

Absoluter Weltstar bereits am Nachmittag 

In noch größeren Musik- und Streamingsphären befindet sich Niall Horan. Das ehemalige One Direction Mitglied ist auch mit seiner Solo-Musik sehr erfolgreich. Auf dem Pinkpop betrat er trotzdem bereits am späten Nachmittag die Bühne und sorgte für freudige Gesichter – besonders in den ersten Reihen, die voller Fans von Niall Horan besetzt waren. 

Foto: Ben Houdijk

Außerdem spielten am ersten Festivaltag auf den beiden Hauptbühnen noch Electric Callboy – die obligatorische deutsche Band beim Pinkpop, denn in den letzten Jahren spielten unter anderem auch Herbert Grönemeyer, die Beatsteaks oder Die Toten Hosen auf dem Festival-, das amerikanische Folk-Duo The Lumineers – bei denen jede*r Besucher*in zumindest die Megahits Ho Hey und Ophelia mitgrölen konnte -, The War on Drugs – die in den Niederlanden noch größere Stars sind als hier zu Lande – und die britische Indie-Rock-Band Editors – die eigentlich gar nicht so einfach einem bestimmten Genre zugeordnet werden können und bereits zum siebten Mal auf dem Pinkpop spielten. Und auch auf der kleineren Zeltbühne hatte das Pinkpop mit The Haunted Youth, The Hu und Altin Gün sehenswerte Acts zu bieten.

Der zweite Tag beginnt mit Rock und Rap

Den zweiten Festivaltag eröffneten der niederländische Rapper Kevin & The Animals auf der Northstage und die niederländische Rockband DeWolff auf der Zeltbühne. Auch wenn sowohl Kevin & The Animals und DeWolff in Deutschland eher unbekannt sind, gelten sie insbesondere in den Niederlanden als große Künstler. Insbesondere bei DeWolff lohnt es sich, in eines ihrer sieben (!) Alben reinzuhören. Jedoch kann man die drei Jungs getrost als Live-Band beschreiben, denn erst bei einem Liveauftritt kommt die gesamte Energie der Musik zur Geltung. Chancen die Band zu sehen gab es in der Vergangenheit genug – insgesamt hatte DeWolff bereits über 1.000 Auftritte in Europa, Australien, Indonesien und Russland. Und wenn man es in naher Zukunft nicht zu einem Konzert von Robin Piso und den Brüdern Luka und Pablo van de Poel schaffen sollte: Die drei Jungs aus unserem Nachbarland haben neben ihren sieben Alben auch drei Livealben herausgebracht. Auf diesen lässt sich zumindest ein wenig die Energie eines Liveauftrittes nachvollziehen. 

Ein zweiter Festivaltag vollgepackt mit großen Namen und musikalisch beeindruckenden Konzerten

Am zweiten Festivaltag fühlte man sich in die 2000er und frühen 2010er Jahre zurückversetzt. Denn auf den beiden Hauptbühnen gaben sich die Bands The Black Keys (für mich eines der absoluten Highlights des Wochenendes!), The Script (die mich mit ihren Megahits Superheroes, For the First Time und The Man Who Can’t Be Moved gedanklich komplett in mein 12-Jähriges Vergangenheits-Ich zurück gebeamt haben), Queens of The Stone Age (kompletter Abriss!) und zum Abschluss Robbie Williams (der nach den zuvor genannten genialen Konzerten ein wenig die Menge durch zu viel Gerede zwischen seinen Songs verlor) die Klinke in die Hand. 

Blackwave. überzeugen auf der Bühne und beim Interview 

Außerdem hatte ich am Samstag die Möglichkeit, die belgische Band blackwave zu interviewen. Spätestens seit ihrem Song a-ha, der einer der Soundtracks der sehr beliebten Spielereihe Fifa ist, sind die beiden Jungs auch über die Grenzen ihres Heimatlandes Belgiens hinaus bekannt. Die Musik von blackwave. ist ein wilder Mix aus Hip-Hop, R&B, Soul und Funk. Wie das alles zusammen passt und warum die beiden mit einer Live-Band touren, obwohl dies im Hip-Hop eher unüblich ist, haben sie mir im Interview verraten. 

Auch der letzte Festivaltag startet rockig 

Den letzten Festivaltag eröffnete die britische Poprock-Band Only The Poets. Im weiteren Verlauf des Tages konnte man etwa Tash Sultana, die niederländische Band Goldband, Machine Gun Kelly und Tom Odell bestaunen. Das letzte Konzert des Festivals spielte dann die US-amerikanische Alternative-Rockband Red Hot Chili Peppers. Die Band reihte zwar Hit an Hit – etwa Under The Bridge, Can’t Stop und Otherside. Ein richtiger Funken konnte jedoch nicht überspringen. Die Band wirkte distanziert und ging kaum auf das Publikum ein. Für einen Festivalabschluss war das Konzert daher ein wenig enttäuschend – da konnte auch das große Abschlussfeuerwerk zum Ende des Konzertes nicht helfen.

Meine Tageshighlights des letzten Tages waren zwei andere Bands, die hier noch nicht aufgeführt wurden. Um 18:20 betrat die niederländische Instrumentalband Jungle By Night die Zeltbühne. Bei der siebenköpfigen Band – bestehend aus Blasmusikern, Drummern, Bassisten und Gitarristen – kam erstmalig an diesem Wochenende eine ausgelassene Stimmung zu Stande. In dem einstündigen Set erhöhte sich die Hitze im viel zu heißen Zelt von Sekunde zu Sekunde und das ganze Zelt tanzte. 

Direkt im Anschluss an das Set von Jungle By Night betrat die Poprock-Band OneRepublic die Hauptbühne. Der einstündige Auftritt der Amerikaner stellte insgesamt neben dem Auftritt von P!nk mein absolutes Festivalhighlight dar. Der Frontsänger Ryan Tedder versprach nicht zu viel, als er zu Beginn des Sets angab, dass die Band die Besucher*innen nicht mit eher unbekannteren neuen Songs langweilen möchte, sondern sie nur ihre absoluten Welthits mitgebracht haben. Außerdem zeigte Ryan Tedder, dass er nicht nur ein begnadeter Sänger ist, sondern auch ein großes Talent für das Schreiben von Texten hat. In einem etwa 20-minütigen Hit-Medley spielte Tedder die Songs, die er für andere bekannte Künstler*innen geschrieben hat: Dabei reihten sich Hits wie Sucker (Jonas Brothers), Halo (Beyoncé) und Burn (Ellie Goulding) nahtlos aneinander. Das einzige, was ich an dem Auftritt kritisieren könnte: Mit nur einer Stunde war der Auftritt definitiv viel zu kurz.

Es wurde deutlich, dass das Pinkpop insbesondere mit einem außergewöhnlich starken Line-Up glänzt. Wer also absolute Weltstars sehen möchte, ist auf dem Pinkpop richtig. Ein besonderer Pluspunkt dabei ist, dass man problemlos auch kurz vor dem Auftritt noch bis kurz vor die Bühne gehen kann. Viele der Besucher*innen machen es sich nämlich mit Picknickdecken mit etwas Entfernung vor den Bühnen bequem, während vor der Bühne noch Platz bleibt. Man muss also nicht bereits zwei-drei Bands vorher erscheinen, um seine Lieblingskünstler*innen aus der Nähe beobachten zu können. 

Wer jedoch das absolute Festival-Party-Feeling erwartet, wird vom Pinkpop enttäuscht sein. Das Festival ist in dieser Hinsicht nicht wirklich mit den großen deutschen Festivals vergleichbar. Der Campingplatz wird von den meisten Besucher*innen nur zum Schlafen genutzt – es gibt so gut wie keine Großgruppen, die große Anlagen mitbringen und den Campingplatz in eine riesige Party verwandeln. Auf dem Pinkpop ist alles etwas entspannter und die Menschen pilgern meist schon am frühen Mittag in Richtung des Geländes.  

Wer Lust hat das Festival mal selber zu besuchen, muss sich jedoch auch im nächsten Jahr wieder zwischen dem Hurricane/Southside und dem Pinkpop entscheiden – alle Festivals finden vom 21.06-23.06.2024 statt.