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Pinkpop Festival – Vorbericht

Geschrieben von am 14. Juni 2023

Die für viele Menschen schönste Zeit des Jahres nimmt langsam Fahrt auf – die Festivalsaison (Titelbild: Metallica beim Pinkpop 2022, Credits: Ben Houdijk). Spätestens seit diesem Monat gibt es kaum noch ein Wochenende, an dem nicht mindestens ein Festival in der näheren oder weiteren Umgebung stattfindet. Und auch am kommenden Wochenende vom 16.06 – 18.06 haben Fans guter Musik die Qual der Wahl, welches Festival sie besuchen sollen. Denn zu dieser Zeit finden nicht nur viele kleine und mittelgroße Festivals in Deutschland statt, sondern mit dem Hurricane und dem Southside Festival das neben Rock am Ring und Rock im Park – welches wir am vergangenen Wochenende besucht haben (Rock am Ring – Nachbericht – Radio Q – Wir sind der Campus.) – größte Zwillingsfestival Deutschlands. Aber auch ein Blick in unsere Nachbarländer lohnt sich. Denn auch dort darf man sich bei gutem Wetter auf tolle Künstler*innen auf den Bühnen freuen. So findet am Wochenende das Pinkpop Festival in den Niederlanden, nur wenige Kilometer von Aachen entfernt, statt. Das Festival ist (aus mir nicht erklärbaren Gründen) in Deutschland vielen Menschen eher unbekannt. Da das Festival jedoch aus verschiedenen Gründen einen Besuch wert ist, soll es hier einmal allen Leser*innen vorgestellt werden.

Geschichte des Pinkpop Festival

Das Pinkpop Festival fand erstmals im Jahr 1970 statt. Abgesehen von den Coronajahren 2020 und 2021 wurde das Festival jedes Jahr ausgetragen. Dies ist deshalb sehr besonders und erwähnenswert, da das Pinkpop damit das älteste jährlich veranstaltete Musikfestival Europas ist. Das Festival wuchs fast kontinuierlich (mit einigen wenigen Ausnahmejahren) an. Nach der ersten Auflage im Jahr 1970 mit 10.000 Besucher*innen, erhöhte sich die Anzahl der Besucher*innen im zweiten Jahr 1971 auf 16.000 Besucher*innen. Headliner dieser Ausgabe war keine geringere Band als Fleetwood Mac. In den darauffolgenden Jahren gaben sich einige großartige Bands auf dem Pinkpop die Klinke in die Hand. Im Jahr 1980 spielte etwa die britische Band The Jam vor 50.000 (begeisterten (die Menschen müssen begeistert gewesen sein!)) Festivalbesucher*innen – das Festival war restlos ausverkauft. Fans des 70-er Jahre Punks werden neidisch auf diese Information blicken, denn die Band The Jam löste sich 1982 nach nur 10 Jahren auf, weshalb Personen aus unserer Generation Klassiker wie Town Called Malice und Going Underground leider nur von der Platte kennen. 

1987 fand dann ein größerer Umbruch beim Pinkpop statt, der auch noch heute erkennbar ist. Denn in jenem Jahr wurde eine stillgelegte Rennstrecke im kleinen Dorf Landgraaf gekauft. Die ehemalige Rennstrecke dient mittlerweile ausschließlich großen Open-Air Konzerten und dem Pinkpop Festival. Mit der alten Rennstrecke in Landgraaf hat das Pinkpop sein aktuelles zu Hause gefunden. Bis zum Jahr 1994 war das Pinkpop ein Ein-Tages-Festival, das immer am Pfingstmontag stattfand. Das Pfingstfest dient dem Pinkpop Festival auch als Namen, denn der Begriff kann im Niederländischen als Pinksteren übersetzt werden. Der zweite Wortbestandteil Pop bezieht sich – wer hätte es gedacht – auf das Genre Pop, dass das Hauptgenre des Festivals darstellen sollte (auch wenn man den Pop bei den vorgestellten Bands Fleetwood Mac und The Jam auch nach längerem suchen nicht so recht finden kann). Aufmerksame Leser*innen werden nun sicher gemerkt haben, dass am kommenden Wochenende gar nicht Pfingsten ist. Diese Feststellung ist richtig. Das Pinkpop Festival fand in den letzten Jahren nicht mehr immer explizit an Pfingsten statt, sondern meistens Mitte Juni. Der Name wurde jedoch aus guten (Marketing-)Gründen beibehalten.

(Imagine Dragons auf dem Pinkpop 2022, Credit: Bart Heemskerk)

Ein Blick auf eine geschlechtergerechte Gegenwart

Seit 1996 ist das Pinkpop ein Drei-Tages-Festival. Auch am kommenden Wochenende werden die Festivalbühnen an drei Tagen bespielt. Dabei finden Künstler*innen aus vielen verschiedenen Genres den Weg auf die Bühne. Dass der Genderstern hier nicht nur aus guter Gewohnheit genutzt wird, ist ein weiterer Grund, warum das Pinkpop einen Besuch wert ist. Denn in unserem Nachbarland schaffen es die Organisator*innen – ganz im Gegenteil etwa zu den Kolleg*innen von Rock am Ring – ein einigermaßen gendergerechtes Line-Up auf die Beine zu stellen. So stehen bereits am ersten Festivaltag mit Madoux, Lauren Sanderson, Maisie Peters, SERA, Ellie Goulding, den Nova Twins, Bente und P!nk acht Künstlerinnen auf der Bühne. Dabei sind Bands mit weiblichen Bandmitgliedern wie The Lumineers, The War On Drugs und Altin Gün nicht einmal mitgezählt. Mit P!nk schließt sogar eine Künstlerin den ersten Festivaltag als Headlinerin ab. Die Besucher*innen des Pinkpops dürfen sich auf zwei Stunden Pop-Rock zum Mitsingen und Mittanzen freuen. 

Aber auch die männlichen Acts müssen sich auf keinen Fall verstecken. So darf sich die deutsche Metalcore Band Electric Callboy diesmal wirklich vor internationalem Publikum präsentieren, nachdem sie 2022 keinen Zuschlag zum Eurovision Song Contest erhalten hatten, weil sie dem NDR nicht radiotauglich genug waren. Es wird spannend zu beobachten sein, ob die “nicht-radiotaugliche” Musik bei unseren niederländischen Nachbarn Anklang finden wird.

Ein weiteres absolutes Highlight des ersten Festivaltags stellt der Auftritt von Niall Horan dar. Der Ire wird den meisten als Teil der Band One Direction bekannt sein. Am Freitag wird er von 17:05-18:05 überwiegend seine Solo-Projekte zum Besten geben, die nicht weniger hörbar als die One Direction Hits sind.

Der zweite Festivaltag startet rockig und hat viel Abwechslung zu bieten

Der Samstag startet mit der niederländischen Band DeWolff rockig. Die beiden Brüder Luka und Pablo van de Poel gründeten ihre Band zusammen mit Robin Piso in der niederländischen Stadt Geleen und somit nur wenige Kilometer entfernt vom Festivalgelände. Mit DeWolff erschaffen die drei Jungs kreativen Psychedelic Rock, der wirkt, als hätten sie ihren Ursprung nicht einer niederländischen Kleinstadt, sondern in den Südstaaten der USA. 

(DeWolff, Credit: pinkpop.nl)

Wer auf harte Töne steht, wird sein Glück außerdem von 16:10-17:10 Uhr auf der North Stage des Festivals finden. Die US-amerikanische Metal-Band Disturbed wird den ein oder anderen Kopf der Fans zum Headbangen bewegen. Wer etwas ruhigere Töne mag, wird sich eher bei Tove Lo von 18:20-19:20 in der Zeltbühne wiederfinden. Die Schwedin ist besonders in ihrem Heimatland sehr beliebt und war bereits für 10 Grammis – dem bekanntesten schwedischen Musikpreis – nominiert. Im Jahr 2015 gewann sie sogar den Grammi als beste Künstlerin und für ihren Song Habits für das Lied des Jahres. 

Weltbekannte Gesichter auf der South Stage

Den zweiten Festivaltag schließt niemand geringeres als Robbie Williams ab. Eine Beschreibung des Briten scheint überflüssig zu sein – denn selbst Menschen, die keine Musiknerds sind, ist der Name Robbie Williams ein Begriff. Denn wer kann sich schon davon freisprechen zumindest einmal in seinem Leben den Song Angels um zwei Uhr nachts in der Kneipe seiner Wahl mitgegrölt zu haben? Doch Robbie Williams ist wahrscheinlich nicht mal die bekannteste Person, die an diesem Tag die South Stage des Festivals betritt. Von 17:15-18:15 stehen dort nämlich die Hollywood Vampires auf der Bühne. Und wem dieser Bandname nichts sagen sollte, der wird mindestens eines der Mitglieder der Band kennen. Denn diese sind unter anderem Alice Cooper, Joe Perry (bekannt durch Aerosmith) und niemand geringerer als Johnny Depp.

Der letzte Tag ist vollgepackt mit bekannten Künstler*innen

Auch der letzte Festivaltag hat einige große Namen zu bieten. Bei so vielen sehenswerten Künstler*innen auf einem Festival bleibt es leider auch meist nicht aus, dass sich zwei Bands überschneiden. Eine der für mich persönlich schwierigsten Entscheidungen des Wochenendes wird um 16:10 auftreten. Dann betritt nämlich die in Australien geborene (grandiose!) Songwriterin Tash Sultana die North Stage und gibt Songs wie Jungle und Talk It Out zum besten, während gleichzeitig die amerikanische Rockband I Prevail die Fans in der Zeltbühne zum Ausrasten bringen wird. Die Musikstile könnten kaum unterschiedlicher sein, jedoch sind beide Acts absolut sehenswert und das Verpassen von Tash Sultana oder I Prevail ist auf alle Fälle ärgerlich. Weitere bekannte Namen des letzten Festivaltages sind der britische Sänger Tom Odell (Another Love; Heal), die US-amerikanische Rockband OneRepublic (I Ain’t Worried; Counting Stars), der US-Amerikaner Machine Gun Kelly (my ex’s best friend, I Think I’m Okay), dem man mit einer Genrezuweisung nicht erfassen könnte und als Abschlussband die US-amerikanische Alternative-Rockband Red Hot Chili Peppers (Californication, Can’t Stop). 

Feiern und dabei etwas gutes tun

Alleine die wirklich sehr namhaften Acts und die im Vergleich zu deutschen Festivals deutlich weitreichendere Diversität im Line-Up dienen als gute Gründe für einen Besuch beim diesjährigen Pinkpop Festival. Wer Lust hat dabei zu sein, hat Glück. Das Pinkpop ist noch nicht ausverkauft und Tickets können noch auf der Homepage www.pinkpop.nl/tickets/ erworben werden. Wer einen Tagesausflug zum Pinkpop machen möchte, zahlt für den Eintritt 135€, ein Wochenendticket mit Camping ist ab 275€ zu haben. Mit diesem darf man bereits ab Donnerstag anreisen und den ersten Abend im Camping-Partyzelt oder im Pinkpop Gaycafe verbringen. Außerdem tut man mit dem Besuch des Festivals nicht nur seiner Seele, sondern auch Menschen in Not etwas Gutes: Ein Teil der Einnahmen kommt der Organisation Amnesty International zu Gute, die auch auf und neben den Bühnen auf ihre Arbeit für Menschenrechte aufmerksam macht. 


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