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Das war das Filmfestival Münster

Written by on 27. September 2021

Die längste Ausgabe des Filmfestival Münster ist nach über einer Woche zu Ende gegangen und der Film “Mi iubita, mon amour” steht als strahlender Sieger des Spielfilmwettbewerbs da. Im Kurzfilmwettbewerb gab es gleich zwei Gewinner zum einen den Publikumspreis, der an “Girl meets Boy” ging, als auch den Preis der Jury mit dem “Der Dreher | 81 RPM” ausgezeichnet wurde. Der vierte Preis wurde in der Rubrik “Westfalen Connection” vergeben und ging an die Doku “Marvis und Kosmas”.

Ein Festival – Eine Woche

Hatte das Filmfestival Münster in den Jahren vor der Pandemie immer eine verlängertes Wochenende im Schlosstheater für sich anleinen, war es nun auf über eine Woche verlängert worden. Dadurch vermischte sich allerdings auch das Festivalpublikum mit dem “normalen” Publikum des regulären Programms. Somit war das “Filmfestival Münster 2021” nicht nur durch Corona ein besonderes Festival. Es war aber vor allem eins: ein Präsenz-Festival, das kleine unbekannte Filme nach Münster holt und den Münsteranern ein sehr abwechslungsreiches Programm bot.

Die Wettbewerbe

Im Europäischen Spielfilmwettbewerb waren acht Debütfilme von beeindruckender thematischer Vielfalt zu sehen – von einem meditativen Einblick in die angespannte Lage Bergkarabachs in “Should the Wind Drop” bis zum verstörenden Drama “Slalom” über sexullen Missbrauch. Den Preis für die beste Regie (nicht den besten Film) hat “Mi iubita, mon amour” gewonnen, ein französischer Film über die Sommerromanze einer jungen Frau in Rumänien. Inszeniert wurde der Film von Noémie Merlant, die durch ihre Rolle in “Porträt einer jungen Frau in Flammen” (2019) bekannt wurde. Weitere bemerkenswerte Filme des Festivals waren “Borga”, ein deutscher Film über Migration aus ghanaischer Perspektive mit beeindruckender schauspielerischer Leistung, sowie “Here Before”, ein gekonnt inszenierter Psychothriller über eine trauernde Mutter mit Andrea Riseborough in der Hauptrolle. 

“Mi iubita, mon amour” Quelle: 2021 Nord-Ouest-Films

Wie in den vergangenen Jahren bunt gemischt mit unterschiedlichsten Kurzfilmen war der Kurzfilmwettbewerb auf dem Festival. Ein Programm, dass durchaus auch die Zuschauer in großer Zahl in den Saal lockte. Dieses Publikum kürte “Girl meets Boy” zum Sieger des Publikumspreis. Auch wenn der Filmtitel maximal generisch erscheint und auch genau das der Inhalt ist, schaffte er es doch durch seine Machart zu begeistern. Sowohl ‘Girl’ als auch ‘Boy’ haben keinerlei Interesse an ‘normalen’ Dating und erschaffen kurios witzige aber auch ernste Momente. Denn tief im inneren erkennt man zwei traurige Menschen. Dieser Spagat zwischen Traurig und Lustig ist gelungen und sehr unterhaltsam.

“Girl meets Boy”

Der Preis der Jury ging an “Der Dreher | 81 RPM”, eine Dokumentation über Jürgen Leppert. Er ist nach eigenen Angaben Erfinder des logischsten Lautsprecher der Welt und ein echtes “Original”. “Der Dreher” wird er genannt, weil er einen eigenen Tanzstil verinnerlicht hat, bei dem er sich zur Musik im Kreis dreht. Ein sehr lustiger und gut gemachter Film. Weitere interessante Filme aus dem abwechslungsreichen Programm waren “Hotel Astoria”, “The Lost Wedding Ring” und “Fabiu”. Während “Hotel Astoria” Erinnerungen an die bewegte Geschichte des bekannten DDR-Hotels Astoria graphisch eindrucksvoll aufbereitet, bietet “The Lost Wedding Ring” ein stimmungsvollen und toll gezeichneten Einblick in den Tag einer Frau in Teheran. Ihr Ehering ist verloren und während die Hotelangestellten alles durchsuchen und ihr Mann seinen Hobbys nachgeht, entflieht die Frau ihrer Umwelt. “Fabiu” wiederum erzählt die berührende Beziehung eines Alten Mannes und des jungen ungarischen Pfleger Fabiu und langen Einstellungen und tollen Schauspielern.

Jürgen Leppert (“Der Dreher”)

In der Rubrik Westfalen Connection, in der Filme aus der Region ausgezeichnet werden, gewann schließlich die Doku “Marvin und Kosmas”. Sie begleitet den Alltag zweier Reinigungskräfte der Kunstakademie Münster und rückt damit jene ins Bild, die oft übersehen werden. Das “Rahmenprogramm” jenseits der Wettbewerbe war in diesem Jahr durch das Hinzukommen des Afrika Filmfestival und der Tage des Provinzfilms erweitert worden. Gerade die afrikanischen Filme waren eine schöne Bereicherung des Festivals. Außerdem fand ein interessantes Symposium zur Zukunft des Kinos statt.