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“Der Rausch” als feucht fröhliches Kinoerlebnis

Geschrieben von an 15. Juli 2021

Thomas Vinterbergs “Der Rausch” wurde bei den Oscars zum besten fremdsprachigen Filmen gekürt. Kann der Film mit Mats Mikkelsen in der Hauptrolle, der im dänischen Original “Komasaufen” heißt, auch halten, was all das verspricht?

Der Film beginnt mit der Schilderung eines Abi-Brauches in Dänemark: Jeweils zwei Absolvent*innen umqueren mit einem Bierkasten einen See. An festgelegten Stationen trinkt man eine Flasche auf Ex. Das Team, das als erste mit leerem Kasten wieder am Start ankommt, gewinnt. Damit ist das Thema des Films sofort gesetzt. Es geht um den Rausch in Folge von Alkoholkonsum. Im Falle der Abiturient*innen sieht man ein hemmungsloses Besäufnis, das in zügellosem Verhalten im Nahverkehr endet.

Bild: Henrik Ohsten (Weltkino)

Das Besäufnis ist vorbei und auf die Feier folgt der Kater. Die Schule überlegt in Folge des Ausbrechens, die Feierlichkeiten für das nächste Jahr einzuschränken. Unter den Lehrern der Schule befindet sich auch Martin, gespielt von Mads Mikkelsen. Er ist ein Lehrer, der tief in seiner Midlife-Crisis steckt. Er und seine Kollegen schleppen sich durch den Unterricht, sie wirken abwesend und lustlos. Von der Ekstase zu Beginn des Films ist nichts mehr zu spüren und Martins einst guter Unterricht ist mittlerweile eine Katastrophe. Es kommt soweit, dass die Eltern eine Versammlung einberufen, in der sie Sorge über das Bestehen ihrer Kinder äußern. Die Schüler selbst fühlen sich von Martin nur unzureichend auf den Abschluss vorbereitet. Auch privat hat sich die Beziehung zu seiner Frau im Alltag verloren. Sie wechseln bloß wenige Worte über die gemeinsamen Kinder zwischen seinem Lehrer-Alltag und ihrer Nachtschicht.

Bild: Henrik Ohsten (Weltkino)

Der 40. Geburtstag seines Kollegen und guten Freundes Nikolaj ist ein kurzer Lichtblick in diesem Leben. An dem ausgelassenen Abend präsentiert Nikolaj einen Ausweg aus dem Trott, der Martin und seine Kollegen gefangen hält. Er erzählt von einem Norwegischen Philosophen und Psychiater, der behauptet, der Mensch habe 0,5 Promille zu wenig Blutalkohol. Auf dieser Idee aufbauend beginnen sie ein Experiment. Am Morgen beginnen sie fortan mit einem Drink und halten den ganzen Zeit der Arbeit über einen konstanten Pegel von 0,5 Promille. Doch es gibt eine Regel. Niemals nach 17 Uhr oder am Wochenende, damit es nicht aus Kontrolle gerät.

Das Experiment hat Erfolg. Endlich gelingt es Martin wieder die Schüler*innen mitzureißen. Sein Unterricht ist kreativ und unterhaltsam. Auch privat gibt sich Martin wieder mehr Mühe: Sei es bei einem fast vergessenen Abend bei einem Glas Wein oder bei der Planung eines Urlaubs, der fast abgehakt war. In Martin reift die Idee: “Da geht noch mehr!” Bald testen Martin und seine Freunde neben dem alkoholisierten Arbeiten, auch die Wirkung des Vollrauschs. Dafür besaufen sie sich, bis sie nicht mehr stehen können. Ab diesem Punkt beginnt die Wirkung des Alkohols zu kippen.

Bild: Henrik Ohsten (Weltkino)

Thomas Vinterbergs Film “Der Rausch” geht auf differenzierte Weise mit der Wirkung des “Berauschtseins” um. Auch wenn, wie nach dem Vollrausch, die negativen Seiten des Alkohols, schmerzhaft spürbar werden, werden sie keinesfalls verteufelt. Es wird sich mit dem Rausch als gesellschaftlichem Phänomen auseinandergesetzt. Mit seinen Vor- und Nachteilen. Dabei gelingt Vinterberg ein für die Thematik überraschend unterhaltsamer Film und Mads Mikkelsen überzeugt mit tollem Schauspiel. Ein sehenswerter Film rund um den Alkohol.

Kinostart: 22.07.2021 im Schlosstheater (Melchersstraße 81, 48149 Münster).


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