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Touralltag, Social-Media-Druck und Duftkerzen – TJARK im Interview

Written by on 21. März 2025

Irgendwo zwischen Melancholie und Kleinstadt findet man den Musiker TJARK. Mit einzigartigem Sound und ehrlichen Texten begeistert der Newcomer immer mehr Menschen für sich. TJARK macht im März 2025 auf seiner zweiten eigenen Headlinertour auch zum ersten Mal in Münster Halt. Vor seinem ausverkauften Konzert in der Sputnikhalle hat Radio Q-Musikreporterin Emma Hülsey mit dem Anfang Zwanzigjährigen über den Touralltag, neue Musik und ungewöhnliche Merchprodukte gesprochen.

Emma: Erstmal zum Einstieg: Wie ist dein erster Eindruck von Münster? Hast du schon Bekanntschaft mit der ein oder anderen wild fahrradfahrenden Person auf dem Weg hierhin gemacht?

TJARK: Ja, wir hatten tatsächlich zwei Fahrradfahrer vorhin, die wir überholen mussten, aber das ist überhaupt kein Problem. Meinst du, weil Münster die größte fahrradbesiedelte Stadt ist? Okay. Ne, ging, war entspannend, war alles chillig. Ich habe noch nicht so viel gesehen, weil wir direkt hierher gefahren sind zur Venue. Aber ich kenne Münster eh schon ein bisschen, weil mein Opa hier gelebt hat.

Emma: Ach krass.

TJARK: Und ich war hier immer, wenn wir unseren Opa besuchen waren in Münster.

Emma: Voll cool. Dann kennst du dich hier schon ein bisschen aus?

TJARK: Ein bisschen. Ein bisschen.

Emma: Gibt es hier irgendwas, was man unbedingt sehen muss deiner Meinung nach, wenn man in Münster unterwegs ist?

TJARK: Selbstverständlich die Uni Münster. Ist ja ganz klar. Aber sonst? Keine Ahnung.

Emma: Okay, fair. Du spielst heute das fünfte Konzert deiner zweiten Tour. Vor ziemlich genau einem Jahr hat deine erste eigene Tour begonnen. Was für Unterschiede gibt es im Vergleich zu von vor einem Jahr heute?

TJARK: Wir spielen neue Songs. Es ist größer geworden. Also es kommen viel, viel mehr Leute als letztes Jahr. Wir spielen mehr Städte. Wir haben zum Beispiel letztes Jahr nicht in Münster gespielt, sondern irgendwie in Köln. Und dieses Jahr sind ein paar mehr Städte dabei, wie auch Münster. Ich habe ein größeres Team. Es gibt mehr Leute, die da sind. Das ist super nice, weil jetzt einfach sich mehr Leute um uns kümmern und uns durch den Tag leiten. Und ja, das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl, dass das alles wächst.

Emma: Ja, kann ich mir gut vorstellen. Also ich stelle mir so eine Tour immer ganz schön stressig vor. Wie schaffst du es, bei dem ganzen Druck und Stress entspannt zu bleiben und auch auf deine mentale Gesundheit zu achten?

TJARK: Ich habe eine wunderbare Tourmanagerin, die liebe Mara. Die kümmert sich immer ganz, ganz fleißig um mich und die Crew. Also sie weckt mich, wenn ich verschlafe oder irgendwas und sie hat alles im Blick und ist genau dafür da, dass wir eine nice Show spielen können und uns nicht um andere Kleinigkeiten kümmern müssen, die wir bis jetzt immer alleine gemacht haben. Das ist ein sehr, sehr großer Vorteil. Und es ist dieses Jahr ein bisschen entspannter, weil wir jetzt schon ein bisschen live gespielt haben. Also ich durfte ja letztes Jahr viel live spielen, vorletztes Jahr schon ein bisschen live spielen und das ist voll gut, dass ich schon ein bisschen Routine in den Tag bekommen habe. Ich weiß, was ich vor der Show mache, was ich nach der Show mache und es hilft mir voll, weil die 16 Städte sind ja schon ganz schön anstrengend irgendwann. Also wir sind jetzt bald dann insgesamt einen Monat auf Tour und da muss man auf jeden Fall so seine Routine haben, um das durchzustehen.

Emma: Kann ich mir gut vorstellen. Ich habe auf Instagram gesehen, dass du in den letzten beiden Jahren ganz oft auch Voract bei Sängerin LEA warst. Welche Routinen, von denen man sonst vielleicht nicht so viel abseits mitbekommt, haben dich da überrascht?

TJARK: Hm, überrascht glaube ich gar nichts. Also ich fand es gut zu sehen, dass auch LEA sich aufwärmt vor der Show. Sie wärmt sich immer unfassbar gut auf, ihre Stimme, weil sie natürlich noch größer spielt und noch mehr live spielt, als ich es gerade tun kann. Und das war gut zu sehen, dass das irgendwie dazugehört, sich aufzuwärmen zum Beispiel. Also das war ein Ritual, was ich immer bemerkt habe. Und sonst? Eigentlich hat mich an der Routine an sich nichts überrascht. Was ich krass fand, ist zu sehen, wie viele Leute da sind. Also da standen zwei, drei Busse vor der Halle und da kommen 40, 50 Leute raus, die alle ihre Aufgabe haben an diesem einen Showtag, damit die Show läuft. Und das war sehr, sehr beeindruckend zu sehen, wie groß so etwas werden kann, wenn man dann ein bisschen größer spielt.

Emma: Ja, voll. Wie viele Leute hast du jetzt gerade im Team? Dass man das so vergleichen kann.

TJARK: Ich meine, es sind insgesamt neun Leute. Also wir haben Leute, die steuern das Licht, die steuern den Ton. Es gibt jemanden, der steuert das, was wir im Ohr haben. Wir haben immer so Stöpsel im Ohr. Dann gibt es ja, wie gesagt, die liebe Mara. Die steuert unseren Alltag. Wir haben eine Fotografin mit, einen Mercher haben wir mit und meine Band natürlich. Und ich glaube, wir sind neun Leute mittlerweile.

Emma: Okay, krass.

TJARK: Voll. Das ist voll crazy, weil gestartet habe ich natürlich irgendwie alleine an der Gitarre. Dann kam irgendwann mein Gitarrist Manu dazu und mit dem habe ich die ersten Shows quasi gespielt. Bis dann irgendwann Finn kam, mein Drummer. Und so ist es immer gewachsen. So Stück für Stück. Und das ist voll, voll schön. Wir hatten jetzt auch letztens ein paar Momente, ich glaube vor ein paar Tagen, wo Manu und ich da saßen und sagen, okay, das ist schon echt ein bisschen größer geworden und irgendwie viel, viel mehr Leute kommen und es ist voll krass, weil vor anderthalb Jahren standen wir da alleine auf der Bühne, ohne irgendwen.’ So, und jetzt, dass wir einfach Leute mithaben, die sich einfach nur darum kümmern, dass die Show geil läuft. Das ist echt ein krasses Gefühl.

Emma: Ja, voll. Voll schön auch irgendwie, dass sich das so schnell dann auch entwickelt hat. Du hast ja letztes Jahr im Januar gemeinsam mit LUVRE47 und Disarstar den Song “Trümmer” veröffentlicht. In “Trümmer” äußerst du dich das erste Mal in deiner Musik so richtig politisch. Wie kam es zu dem Feature?

TJARK: Hm, ich glaube, ganz unspektakulär. Also LUVRE hat mich irgendwann gefragt, ob ich nicht Bock hätte, auf einen Song zu springen, weil er natürlich, er ist ein unfassbarer Rapper, aber er ist jetzt kein Sänger. Da, wo er es macht, macht das natürlich gut. Aber ich glaube, er wollte halt irgendwie noch einen Sänger auf dem Song haben. Dann kam ich ins Studio und er hat mir den Song vorgespielt. Und dann war ich so, okay, ja, der ist perfekt. Also auf jeden Fall mache ich da mit.’ Wenn ich dazu beitragen kann, ist es doch cool und ich bin sehr happy über den Song. Das ist auch einer der wenigen politischen Songs, die ich habe. Ich bin da eigentlich eher sehr vorsichtig, weil ich hatte bis vor kurzem einfach überhaupt keine Ahnung von Politik und wollte nichts Falsches machen. Und als dann LUVRE kam und Disarstar, war ich dann so, okay, jetzt ist der richtige Moment, so das mal zu machen und da einen Schritt weiter zu machen.’ Und da bin ich sehr happy drüber.

Emma: Ja, also ich finde das auch immer total stark, wenn Artists sich politisch positionieren. Gerade jetzt, in Zeiten des Rechtsrucks, ist es ja echt wirklich wichtig, dass man da seine Reichweite auch nutzt.

TJARK: Voll, auf jeden Fall.

Emma: Noch mal zurück zum Feature. Ich habe im November kei interviewt und habe gesehen, dass ihr euch beide auch gegenseitig auf Instagram folgt. Kannst du dir vorstellen, dass mit ihm vielleicht auch mal ein Song kommt?

TJARK: Meinst du K-E-I? Kei? Ja, ich liebe ihn, das ist ja ein ganz Lieber. Und wir sind auf jeden Fall gute Freunde geworden. Wir haben uns irgendwann mal in einem Café getroffen. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber er war ja bei The Voice?

Emma: Ja.

TJARK: Und warum auch immer, haben wir – er hat mir geschrieben – uns am Tag, wo er diese Blind Audition hatte, meine ich, getroffen und wir haben ganz viel gesprochen. Da habe ich schon ein, zwei Songs releast und wir haben einfach so Kaffee getrunken und uns ausgetauscht. Und da haben wir sehr schnell gebonded miteinander und er ist ein sehr, sehr feiner Typ auf jeden Fall. Mal schauen, was passiert.

Emma: Ja, wäre cool, würde ich mich freuen. Warst du schon mal nervös, als du mit jemandem zusammengearbeitet hast? Und wenn ja, bei wem und warum?

TJARK: Hm. Ja. Safe. Also auf jeden Fall war ich schon nervös. Ich habe natürlich auch irgendwie Idole und ich hatte das ein oder andere Mal die Chance, die dann auch zu treffen oder mit denen zu arbeiten. Das ist dann immer ein bisschen krass, weil ich bin so starstrucked dann, weißt du, ich sitze dann da und bin einfach überhaupt nicht ich selbst, sondern ich sitze dann da so [mit verstellter Stimme], ja, genau. Ich mag auch deine Arbeit irgendwie’. Ich bin so voll der Fan, was glaube ich gar nicht mal so nice ist, wenn man zusammenarbeitet. Hab das dann auch relativ gut ausblenden können, glaube ich. Aber es ist ein komisches Gefühl, weil es ist so, dass ich dann jetzt in den letzten zwei Jahren auch Leute treffen durfte, wo ich dachte so, ja, das ist halt ein Star.’ So, das ist halt total krass, den zu treffen, hätte ich niemals gedacht. Das ist eine kranke Ehre, dann mit denen arbeiten zu dürfen oder sich mit denen zu unterhalten. Auf jeden Fall. Das geht auch glaube ich nicht weg. Ich glaube, das ist egal, wie groß es wird. Man hat immer so Idole und wenn man die trifft, dann ist es ganz krass. Ich hatte zum Beispiel, einmal bei LEA kam Herbert Grönemeyer zu Gast und Max Raabe und so und dann bin ich so durch den Backstage gelaufen und dann kam mir Herbert Grönemeyer entgegen und ich war so, digga, oh mein Gott, so, was passiert hier gerade?!’ Sehr, sehr crazy. Das war zum Beispiel so ein Moment, wo ich dachte, okay, das ist insane, dass ich jetzt hier gerade, auch wenn es nicht meine Show ist und ich nur Support bin, aber trotzdem gerade irgendwie im gleichen Raum wie Herbert Grönemeyer war.’ Also das war einer der Momente.

Emma: Ja, also das ist wirklich crazy. Herbert Grönemeyer ist wirklich noch mal ein Name.Den kennt man ja auch auf jeden Fall. Vor zwei Wochen ist jetzt dein neuer Song “Spiel mit mir” rausgekommen. Du hattest den Song ja bereits eine Weile vorher immer schon live gespielt. Wie fühlt sich das an, wenn man weiß, dass die Fans schon sehnsüchtig auf ein Lied warten, das aber eigentlich noch gar nicht ready ist für den Release?

TJARK: Schlimm ist das. Schlimm, weil ich will natürlich auch sofort gerne raushauen, aber manchmal geht das nicht. Manchmal muss der Song noch anders gemacht werden, produziert werden, umgeschrieben werden oder in irgendwelchen Schritten hakt es dann manchmal. Manchmal ist es auch einfach nicht der richtige Zeitpunkt für einen Song. Also “Spiel mit mir” habe ich glaube ich, vor mehr als einem Jahr geschrieben. Es muss irgendwie Oktober ’23 gewesen sein oder so und ich habe den schon immer live gespielt, auch bei der ersten Tour ’24. Dann kamen aber andere Songs. Dann kam “Lauf”, dann kam “Liebe das” und noch ein, zwei Feature und dann war ich so, irgendwie ist jetzt gerade nicht, auch im Winter, nicht der richtige Zeitpunkt für den Song.’ Der ist eher für den Frühling, vielleicht Anfang des Jahres kommt der nice und dann mussten wir ihn noch fertig machen. Wir haben sehr, sehr viele Versionen von diesem Song. Also das war so krass, wir haben so viele Produktionsversionen, wir haben so viele Mixversionen, weil wir einfach wollten oder weil ich einfach wollte, dass der Song geil ist, wenn er rauskommt, dass er top ist und ich es auch mag, wenn er rauskommt und nicht denke so, ah, da hätte man noch was anders machen können oder besser machen können.’ Deswegen hat es so lange gedauert und es ist immer die Hölle. Weil ich weiß, die Leute schreiben mir dann, ich glaube, ich hatte es echt so bei den letzten drei Releases vor “Spiel mit mir” haben sie geschrieben, okay, cool, aber wann kommt “Spiel mit mir?”‘ [lacht]. Und das war halt so, ja, ich fühle euch so. Ich würde auch gerne “Spiel mit mir” jetzt machen.’ Genau, also, es ist ein Gefühl, was ich gerne vermeide. Aber es ist natürlich auch ein bisschen nice zu sehen, dass die Leute den Song feiern und wenn ich ihn dann rausbringe, ist das natürlich nice.

Emma: Ja, aber dann kann man das besser nachvollziehen, wenn man dann weiß, okay, dann muss doch der Schritt und der Schritt getan werden’. Man sieht ja selbst nur, wie der live gespielt wird und man sagt so, oh, der ist so nice. Ich will mir den zu Hause nochmal anhören’ und dann kann man ihn sich noch nicht anhören, weil er gar nicht draußen ist.

TJARK: Voll. Safe. Die Leute haben sich auch eine Zeit lang einfach TikToks angehört, weil ich hab am Tag, wo wir “Spiel mit mir” gemacht haben, abends direkt ein Video gepostet bei Instagram, wo ich so die Kamera einfach ins Studio gestellt habe und meinte so, ich habe einen voll nicen Song geschrieben, hört mal’ und das war das einzige Video ganz lange von “Spiel mit mir”. Und dann haben die Leute natürlich ab der Tour auch Livevideos veröffentlicht und das war das einzige, was sie hören konnten. Also die konnten ja nicht die Produktionsversion hören, weil ich die nie veröffentlicht habe.

Emma: Ja, aber interessant, da mal so einen Einblick zu bekommen. Wenn wir jetzt schon so über Songs von dir sprechen: Welcher Song von dir selbst ist denn der, der dir am meisten bedeutet und warum?

TJARK: Hm. Ich habe einen Song, der noch nicht draußen ist. Der kommt vielleicht irgendwann mal raus. Man munkelt. Der heißt “Junge”. Der geht vor allem über mich und über das, was ich die letzten zwei Jahre erleben durfte. Und das ist jetzt im Moment, heute, ist das der Song, der mir am meisten bedeutet. Aber es ist immer abhängig vom Tag und so, wo ich gerade bin, in welcher Situation und was ich gerade fühle. Manchmal sind es andere Songs. Also eigentlich ist es ganz oft der Song, der als letztes rauskam. Weil den wollte ich halt rausbringen und dann bedeutet mir der Song auf jeden Fall was. “Junge”, wird es sein.

Emma: Es bleibt spannend. Du hast ja mit der “Bunte Farben”-EP letzten März gleich sieben Songs auf einmal veröffentlicht. Können wir denn auch bald mit einem Album von dir rechnen?

TJARK: Weiß ich nicht. Keine Ahnung. Kann ich nix zu sagen [lacht].

Emma: Fair [lacht]. Du hast ja in den vergangenen Wochen mehrfach stolz in Instagram- und TikTok-Livestreams verkündet, dass du es nun endlich geschafft hast, deine ganzen alten Songs und Cover aus dem Internet zu entfernen. Das stimmt auch. Eigentlich. Ich konnte nämlich noch einen alten Auftritt aus 2020 von dir finden.

TJARK: Oh Gott. Oh nein! Oh Gott. Was ist das für ein Auftritt?

Emma: Ich zeig dir einfach mal das Bild.

TJARK: Oh, hell nah. Oh Gott. Ja, ich weiß, was das für ein Auftritt ist.

Emma: Also, für alle, die gerade zuhören, ich hab TJARK ein Foto von dem Auftritt mitgebracht. Auf dem Bild schaut er mit deutlich kürzeren Haaren und einer Gitarre auf dem Schoß grinsend in die Kamera. Was würdest du deinem jüngeren Ich, also dem 2020-TJARK, mit deiner heutigen Erfahrung sagen?

TJARK: Mach auf jeden Fall weiter, gib Gas. Du bist auf dem richtigen Weg und alles, was du jetzt an Erfahrung sammelst, wird sich später auszahlen.

Emma: Das ist doch süß. Gibt es irgendwie einen emotionalen oder vielleicht auch total witzigen Moment, der dir im Rahmen deines Musikerdaseins passiert ist und auch in Erinnerung geblieben ist? Also zum Beispiel bei einem Konzert oder so.

TJARK: Weiß ich gar nicht. Ich hatte ein paar krasse Momente. Basically bin ich ja jeden Tag mit Emotionen konfrontiert. Also entweder gebe ich die raus oder ich krieg sie halt irgendwie. Deswegen gibt es ganz, ganz viele besondere Momente. Also die erste Tour war auf jeden Fall ganz krass. Berlin- und Hamburg-Shows sind immer was Besonderes für mich, weil ich ja aus der Nähe von Berlin komme und in Hamburg gewohnt habe eine lange Zeit. Das sind immer ganz besondere Shows. Als meine Jungs und Freunde und Freundinnen das erste Mal in Berlin da waren, das war was ganz Krasses. Wenn meine Eltern da waren, ist immer krass. Die sind auch heute wieder da. Hamburg-Shows sind krass, wenn da die Freunde da sind. Jetzt hatten wir zum Beispiel die zweite Show dieses Jahr auch in Hamburg gespielt im Docks. Das war auch schon immer so ein kleiner Dream, würde ich sagen – ich spreche jetzt einfach mal für ihn, für meinen Gitarristen Manu – und auch für mich, weil das ist so die Club-Location in Hamburg, finde ich. Ist natürlich Ansichtssache, aber finde ich. Es war so die größte TJARK-Show, die wir bis jetzt hatten. Berlin wird dann noch größer, aber Stand jetzt ist es die größte TJARK-Show gewesen und das war was sehr, sehr besonderes, weil irgendwie alle da waren. Mein Manager war da, meine Familie war da, die Freunde aus Hamburg. Und ich singe ja auch Songs darüber, über Hamburg und es war etwas sehr Besonderes.

Emma: Wie viele Leute waren da so ungefähr? Weißt du das?

TJARK: Hm. Ich glaube, ich muss lügen. Aber es waren, glaube ich, so um die 1300. Irgendwie sowas. Ja, das war schon krass, wenn man da rausgeht und dann stehen da so viele Leute. Weil wir haben im Vergleich letztes Jahr meistens vor 300 gespielt oder 200 bis 300. In Berlin waren es dann auch schon 500 letztes Jahr. Aber dieses Jahr ist es einfach überall gewachsen. Und das ist was ganz, ganz Krasses, dass einfach Leute dazugekommen sind und sich die Musik anhören. Weil das ist was ganz anderes. Also ich durfte ja bei LEA schon vor viel größerem Publikum spielen und das war was unfassbar Krasses. Da haben wir so in der Max-Schmeling-Halle gespielt und in der Sporthalle [Anm. d. Red. Venue in Hamburg] und das sind halt eher mal so 7000 bis 10.000 Leute. Aber hier sind ja die Leute für mich da und die kaufen sich halt ein Ticket, um TJARK-Songs zu hören. Man merkt auch dieses Jahr, dass die Leute viel krasser mitsingen können, weil einfach mehr Songs draußen sind. Und das ist irgendwie das schönste Gefühl.

Emma: Da passt meine nächste Frage eigentlich perfekt auch zu. Also ich weiß nicht, ob du diese Konzertvideos auf TikTok kennst, wo Leute dann so schreiben, das war sein I-Made-It-Moment’. Mir werden da zum Beispiel gerade ganz viele von Berqs letzter Tour angezeigt. Hattest du auch schon mal so einen Moment, in dem du dachtest, okay, jetzt habe ich es wirklich geschafft’?

TJARK: Hm, also dieses, wirklich geschafft’, weiß ich nicht, finde ich, glaub ich, noch ein bisschen zu früh. Aber nach Hamburg war ich im Hotelzimmer und war so, fuck, was? Wie krass.’ Also, dass einfach so viele Leute da waren, die Show war so nice und es war einfach cool. Die Leute haben mitgeschrien wie nichts anderes. Ich hatte jetzt noch nicht diesen einen, ich-hab-es-geschafft-Moment’. Aber ich habe hier und da mal so Momente, wo ich sage, oh, das ist jetzt schon echt nice und das wolltest du immer haben’. Die Momente so, ja.

Emma: Ah, okay. Krass. Glaubst du, dass, wenn man das vergleicht, es heute schwieriger ist – oder vielleicht auch einfacher als früher – als Musiker*in erfolgreich zu werden?

TJARK: Das musst du, glaube ich, ein bisschen konkretisieren. Also jetzt heute quasi Künstler*in zu sein und vor 20, 30 Jahren zum Beispiel? Das ist voll spannend, weil ich habe das Gefühl, viel, viel mehr Künstler*innen können jetzt gesehen werden durch TikTok, durch Instagram. Also es ist glaube ich um einiges einfacher, Leute zu kriegen und die Musik anderen Leuten zu zeigen und zu präsentieren, weil es halt Social Media gibt. Es ist nicht mehr so ein Monopolding. Also früher, keine Ahnung, ich habe ja vor 30 Jahren noch nicht gelebt, aber wie ich es aus Geschichten höre, ist es halt so, da wurden nur ganz wenige Musiker und hatten das Privileg, auf Tour gehen zu können, weil eine Plattenfirma entschieden hat, wer Erfolg hat und wer nicht. Wer irgendwie CDs pressen darf und kann und wer nicht, weil es ultra teuer war, damals CDs zu pressen. Heute kannst du für 9 Euro einen Song hochladen bei Spotify und die Leute können es dann hören und bei TikTok ist es kostenlos. Das ist natürlich ultra nice, um neue Künstler*innen zu entdecken und ganz, ganz viel Musik zu hören als Musikliebhaber.

TJARK: Aber ich glaube, damit ist es natürlich auch für die Künstler*innen, die dann Erfolg haben, umso schwieriger, da auch dranzubleiben, weil es ist einfach viel, viel schnelllebiger als davor. Und man hat manchmal das Gefühl, man muss viel, viel schneller releasen, man muss mehr Songs releasen als der andere Künstler oder die andere Künstlerin und die Konkurrenz ist – also, wenn du Konkurrenz siehst – natürlich höher.

TJARK: Ich blende das eigentlich immer relativ gut aus, weil ich mache halt meine Musik und dann kann es mir eigentlich egal sein, was andere Künstler*innen machen. Aber es gibt halt viel, viel mehr Leute da. Ich weiß nicht, ob es schwieriger ist oder einfacher ist, mittlerweile als Künstler*in Erfolg zu haben. Aber ich bin auf jeden Fall happy, dass ich in der Zeit bin. Ich glaube, ich würde mir ein bisschen weniger TikTok wünschen. Ehrlicherweise. Ich hasse es, TikToks zu veröffentlichen. Ich hasse es auch, Instagram-Videos zu veröffentlichen. Ich bin da gar nicht der Typ für. Am liebsten würde ich einfach so in einer Hütte sein und Musik machen und dann hört man die Musik. Aber so ist es. Und das war auch natürlich ein Sprungbrett für mich, dass die ersten Nummern auf TikTok so gut funktioniert haben und die Leute dann gesagt haben, okay, jetzt höre ich mal den Rest der Musik’ und sich dann Karten kaufen.

Emma: Also hat es auf jeden Fall auch Vorteile, heutzutage Musiker zu sein?

TJARK: 100 Prozent. 100 Prozent. Auf jeden Fall.

Emma: Okay. Wenn man sich – apropos Social Media – deine Social Media-Accounts anschaut, dann findet man ein paar Videos zusammen mit anderen Musiker*innen wie JAS oder Dani Lia. Welche drei Newcomer*innen Artists sollte man deiner Meinung nach für 2025 auf jeden Fall im Blick behalten?

TJARK: Jassin ist ganz krass. Ich weiß nicht, ob man das – ja doch, ich bin ja auch ein Newcomer. Jassin auf jeden Fall. Ich hab ihn das erste Mal gesehen beim ,Unreleased’-Konzert. Da waren wir zusammen. Er kam auf die Bühne, es war sein erster Auftritt und die Masse hat einfach gebebt. Es war unfassbar. Also das werde ich so schnell nicht vergessen. Ihn beneide ich sehr mit seiner Kunst. Ist sehr, sehr krass. Ich muss mal in meine Playlist gucken. Ich habe so eine Playlist, wo ich meine Lieblingssongs speicher, wo ich auch immer wieder Leute sehe und die speicher. Friso ist unfassbar. ELEF ist krass, herbst ist krass. Guck mal, jetzt drop ich ein paar mehr. Sant ist natürlich unfassbar. Kei, hast du ja vorhin gesagt, ist super. Das sind so ein paar, die ich in meiner Playlist habe, wo ich sage, okay, die habe ich auf jeden Fall auf dem Schirm, im Kopf und da würde ich auf ein Konzert gehen.’

Emma: Sehr cool. Hast du auch noch ein paar FLINTA*-Artists für uns, die wir uns anhören sollten?

TJARK: Ja. Also erstmal Dani Lia natürlich. Unfassbar talentierte Künstlerin und Sängerin. Ich habe außerdem zwei wunderbare Künstlerinnen mit auf Tour. Das ist die Charlotte Kudella. Mit ihr durfte ich Songs schreiben und sie ist eine sehr sweete Person, aber macht auch sehr gute Musik, finde ich. Und GRETA finde ich auch sehr cool. Sie bringt einen sehr nicen Vibe in die Musikindustrie.

Emma: Danke für deine Tipps.

TJARK: Sehr gerne. Und siovo. Siovo auf jeden Fall noch.

Emma: Okay, merk ich mir [lacht]. Du hast ja jetzt gerade auf Tour auch ganz neuen eigenen Merch mit dabei. Unter anderem Socken, Shirts, Jutebeutel und einen Schal. Welches völlig absurde Merch-Produkt mit deinem Namen drauf würdest du gerne mal verkaufen?

TJARK: Hm, ich muss mal überlegen. Wir hatten irgendeine Idee. Also ich wollte auf jeden Fall Badeschlappen auch machen, weil die ganze Crew hat Badeschlappen. Das fand ich immer nice, aber da wurde sich kollektiv gegen entschieden. Ich war dafür. Aber ich entscheide das auch nicht alleine. Ich call jetzt – und das können wir irgendwann in ein paar Jahren noch mal Revue passieren lassen – aber ich werde irgendwann Duftkerzen rausbringen. 100 Prozent. TJARK-Duftkerzen. Schön Holzgeruch, Waldgeruch, damit der Raum geil riecht. Wir haben auch immer im Backstage so Duftspray und Duftkerzen mit. Ist auf jeden Fall mein Guilty Pleasure. Duftkerzen.

Emma: Das ist mal was ganz Neues. Das hab ich auch jetzt, glaub ich, noch von keinem gehört.

TJARK: Ja, aber stell mal vor, am Merchstand so Duftkerzen und du riechst daran und bist so, oh mein Gott. Ja, das ist super. Ich glaube, das würde auch gut funktionieren.

Emma: Doch, könnte ich mir vorstellen. Auch weil es so einzigartig ist. Das kennt man einfach noch nicht. Lass uns mal gemeinsam einen Blick auf dein Konzert heute Abend werfen. Hast du einen bestimmten Song, den du mit deiner Liveband als allerletzten Song vor der Show hörst, dass ihr so wisst, okay, jetzt noch einmal diesen Song und dann geht es auf die Bühne’?

TJARK: Ja. Es gibt einen Song, der läuft immer als letzter Song im Moment, also diese Tour. Ich bin ein riesen Bon Iver-Fan und da läuft – ich weiß nicht, wie man es richtig ausspricht – aber es ist so fünf mal eine Null und dann Million. Also ich glaube so “00000 Million”. Der Song läuft als allerletzter Song immer vor unserem Set, also bevor meine Musik losgeht. Und das ist voll geil. Wir haben das dann immer auf dem Ohr schon. Dann stehen wir da so an der Wand und gehen noch mal in uns und wissen, so, jetzt gleich geht die Show los’. Das ist immer ein sehr besonderer Moment.

Emma: Aber voll cool, dass ihr dann schon genau wisst, okay, jetzt geht es auch gleich wirklich los’ und dann ist nicht so überraschend, oh, jetzt geht’s plötzlich los’. Wir kommen dann auch jetzt schon zur letzten Frage. Wo, außer hier, wärst du gerade am liebsten? Und warum?

TJARK: Hm. Ich glaub, ich wäre gern zuhause, weil ich mein Zuhause sehr mag. Ich könnte mir aber auch vorstellen, jetzt schön – es ist ultrakalt gerade in Deutschland irgendwie – ich hätte auch überhaupt kein Problem, jetzt gerade irgendwo, wo es sonniger ist, zu sein. Schön, kurze Hose, endlich mal wieder draußen zu sein und nicht zwei Winterjacken anziehen zu müssen, um zum REWE zu laufen. Also Bali hätte ich glaube ich Bock. Würde ich auch sehen. Aber hier ist auch schön. Hier ist auch ganz gut.

Emma: Top! Vielen Dank für deine Zeit und ganz viel Spaß heute Abend. Ich freu mich schon und ich glaube, das wird richtig gut.

TJARK: Danke. Ich danke euch.