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Ein Flughafen im Ausnahmezustand – 2 Tage auf dem Parookaville – Nachbericht

Geschrieben von am 25. August 2023

Radio Q meets Bill Parooka – den Gründervater und Legende hinter dem Parookaville. Das Elektronik-Festival lockt jedes Jahr fast eine Viertelmillion Besucher*innen zum Flughafen Weeze. Irgendwo zwischen Kevelaer und der niederländischen Grenze wird für ein Wochenende voller Wahnsinn die Stadt Parooka aus dem Boden gestampft – mit 6 Wochen Auf- und Abbau-Zeit. Damit gehört es zu den größten Festivals in Europa. Und Radio Q war mit Musikredakteurin Neele Hoyer und Online-Chefin Pauline Fikowski vor Ort.

Das Showkonzept erinnert ein wenig an das Tomorrowland, ist deshalb aber nicht weniger spektakulär. Auch, dass das Tomorrowland in diesem Jahr zeitgleich stattfand, hat dem PV nicht geschadet. Es ist eine eigene Stadt, jedes Jahr unter einem anderen Motto. So detailreich gestaltet, wie kein zweites deutsches Festival. Die Besuchszahlen sprechen ebenfalls eine ziemlich eindeutige Sprache: 225.000 Menschen aus 40 Ländern finden sich auf dem Gelände ein, für DIE mehrtätige deutsche EDM-Party des Jahres. Selbstverständlich ist das Parookaville damit ausverkauft, wie die letzten Jahre auch. Aber nicht nur die Deutschen finden sich dort ein, das Publikum ist bunt gemischt und erstaunlich international. Klar, von den Niederlanden aus kann man quasi aufs Gelände spucken – dementsprechend kamen viele daher. Aber auch viele Franzosen und englischsprachige Feierwütige waren oft zu hören. Irgendwie ist das Parookaville also jedes Jahr ein Familientreffen internationaler Größe.

Bei dem LineUp aber auch kein Wunder. Unter den Headlinern waren in diesem Jahr wieder die üblichen Verdächtigen, die EDM-Größen unserer Zeit. Mit dabei u.a. ALOK, The Chainsmokers, Dimitri Vegas & Like Mike, Felix Jaehn, Fisher, Hardwell, Kygo, Oliver Heldens, Steve Aoki, Timmy Trumpet, Vini Vici und W&W. Von Radio-EDM über Trance und Hardcore war auch für jeden Geschmack der Besucher*innen jemand da. Wir fanden es auch total spannend, von Live-Sets wie beispielsweise dem der Chainsmokers überrascht zu werden – da herrscht teils schon eine beachtliche Diskrepanz zwischen der Musik, die sie selbst releasen und dem, was sie einem live von den Turntables auftischen.

Der Donnerstag mit seinen Pre-Parties war wohl schon ein absolutes Fest und das Camp wurde erfolgreich abgerissen. Das haben wir zwar leider verpasst, aber deshalb ging es Freitag morgen direkt los. Zwei Stunden Fahrt bis Weeze mit der Parookaville-Playlist – gibt schlimmeres. 

Beim Blick auf das Line-up war schon im Vorhinein recht klar, dass es wenig divers sein wird und eher wenige weiblich gelesene Personen auftreten würden: Über 90% der Sets waren männlich. Und das ist auch vor Ort direkt aufgefallen, als wir die zehn verschiedenen Bühnen erkundeten, die alle super detailreich und mit sehr unterschiedlichem Charakter gestaltet waren. Neben den vielen Bühnen haben wir direkt auch das Rathaus aufgesucht und uns gestempelte Pässe abgeholt, denn das Festival ist nach dem Prinzip einer fiktiven Stadt aufgebaut. So gibt es beispielsweise eine Kirche, eine Poststelle sowie ein “Freibad”, und alle Festivalbesucher*innen gelten als Bürger*innen der Stadt Parooka. 

Nachdem wir uns an einem der vielen Stände eine Runde Glitzer fürs Gesicht abgeholt haben, ging es Richtung Pressezelt, denn wir durften an diesem Abend sowohl Pajane als auch Mausio interviewen, die uns beide verraten haben, was das erste ist, was sich nach einem Set tun. Mit Mausio haben wir außerdem darüber gesprochen, wie er heute über seinen 2017 releasten Track “Krustenf!cker” denkt und Pajane hat uns viel über seinen Werdegang von Bochumer Kinderzimmer und Soundcloud bis hin zu internationalen Stages erzählt.

Am Freitag bot das LineUp neben Alesso, Dimitri Vegas & Like Mike, Lost Identitiy OBS auf der Main Stage beispielsweise auch Klaudia Gawlas, Ofenbach, Miss K8 und Mambo Kurt auf einer der anderen neun Bühnen. Neben Joel Curry bei Bill’s Factory haben wir uns Mausios Set auf der Time Lab-Stage angeschaut. Die Atmosphäre war hier besonders, weil die Bühne ziemlich zentral und in der Nähe der Main Stage liegt, wodurch einfach immer viel los und Flammkuchen und Pommes trotzdem schnell zu erreichen waren. Die Atmosphäre war aber auch besonders, weil die Fläche hin zur Bühne abschüssig war, sodass man ihr automatisch näher kam.

Ein Highlight des Abends war auf jeden Fall Steve Aoki auf der Main Stage mit einer krassen Show aus Feuer-(werk), Lichtern und Konfetti, einem richtig guten Set und einer entsprechen guten Stimmung in der Menge. Und auch der Tortenwurf von Steve Aoki durfte natürlich nicht fehlen, den dieses Mal u.a. den Co-Veranstalter von Parookaville, Bernd Dicks, passend zu seinem Geburtstag traf.

Die Main Stage bekommt jedes Jahr ein neues Design, in diesem Jahr war sie mit besonders vielen industriellen Elementen ausgestattet, was bei einer Länge von 170m wirklich beeindruckend aussah und das Gelände noch viel größer wirken ließ. Über Bildschirme gab es außerdem Infos, wenn die Main Stage zu voll wurde und man zu anderen Acts ausweichen sollte.

Neben einer Kirche und einem Rathaus sollte es in jeder Stadt natürlich auch ein Altersheim geben – das hat auch bei Parookaville nicht gefehlt und wurde mit einem dreistündigen Set von Pajane zu einem weiteren absoluten Highlight des Abends. Das “Asbach Uraltersheim”, angelehnt an das alkoholische Getränk, bot vor allem tagsüber die Möglichkeit, Bingo zu spielen oder die Pacman-Maschine auszuprobieren.

In der Nacht wurden die Tische aber eher zum Tanzen genutzt: Von Mitternacht bis drei Uhr morgens war die Stimmung in der detailreich gestalteten kleinen Halle wirklich super ausgelassen. Blumige Tapete, rüschige Gardinen, Sessel und Teppiche, die von Urgroßeltern stammen könnten. All diese urigen Kleinigkeiten gaben dem Ort einen wirklich gemütlichen Charakter und boten einen guten Abschluss für den ersten Abend des Festivals. 

Richtig gute Stimmung bei Pajane im Asbach Uralt-ersheim

Der Samstag wurde dann erstmal ganz entspannt gestartet. Wir haben beide absurderweise fast bis 12 Uhr geschlafen und wurden vom Bass der übermäßig großen Teufel-Box der Nachbarn mit Bass auf Anschlag und ehrenlosen Camp-Remixen à la “Theo mach mir ein Bananenbrot – Techno Version” geweckt. Um den Tag richtig zu starten, wurden also erstmal die Campingkocher angeheizt und die wie ein 5-Sterne-Menü anmaßende Palette der 5-Minuten-Terrinen ausgepackt. Kartoffelpüree zum Frühstück und danach Penne al Arrabiata holt die Lebensgeister und die gesamte Feier-Motivation schneller zurück als jedes Konter-Bier. Danach ging´s auf zu den Sanitäranlagen: Selten so eine gute Organisation, weniges Anstehen und saubere Klos erlebt wie auf dem Parookaville. Muss ja auch mal gesagt werden.

Für den ersten Gute-Laune-Schub hat dann das kollektive Schunkeln zu einem besonders motivierten Camp-Kollegen gesorgt, der mit ´ner Blockflöte bewaffnet zu Shitty-Fluted-Songs perfomed hat. Festivals sind doch alleine dafür immer schon herrlich, was sich die campende Bevölkerung für absurd witzigen Kram überlegt.

Gegen frühen Nachmittag und Bock bis zum Anschlag machten wir uns auf zum Gelände. Die halbe Stunde Weg, vorbei an den schönsten Schildern, mehr oder minder guter Musik und durch Spaliere von Wasserpistolen, vergehen immer wie im Flug – zum Glück!

Kaum durch den Eingang und die Securites durch wurde es randvoll mit Menschen, die sich wie ein Haufen unkoordinierter Ameisen von Ort zu Ort schlängelten. Wir kämpften uns durch die Massen bis zum Pressezelt auf der anderen Seite des Geländes und machten uns erstmal in Ruhe einen Schlachtplan für den Tag. Denn der sollte voll werden. Wieder ein Haufen guter und spannender Acts, Schlag auf Schlag im LineUp aneinandergereiht. Unser erster Stopp war Lari Luke auf der Mainstage – geiles Set, volle Crowd und gute Laune, also ein perfekter Start für den Samstag um 4.

Auf der Mainstage war den ganzen Tag vollstes Programm, die anderen Stages standen dem aber in nichts nach! Unser nächstes Highlight war selbstverständlich Pajane auf der PowerPlant – nicht nur das IV und sein Set am Tag davor waren herrlich, auch am Samstag wusste er abzureißen und seine Crowd mitzunehmen!

Ansonsten gab es noch Felix Jaehn auf der Mainstage zu bestaunen, der auch wieder ein härteres Set spielte als ausschließlich das, womit er im Radio gespielt wird. Danach ist Pauline nachhaus gefahren und für Neele und ihre WG-Mädels ging der Hardstyle-Part des Tages los. Bill´s Factory hatte ein herrliches LineUp. Erst konnten wir D-Block & S-Tefan lauschen, danach Headhunterz & Wildstylez feiern und zum krönenden Abschluss mit Brennan Heart & Jonathan Mendelson das Infield abreißen. Alles bei Nieselregen, was in Anbetracht des ravenden Tanzstils und der Lasershow aber nur halb so schlimm war – wenn nicht sogar der Stimmung zuträglich.

Credits: Julien Duval

Nach Hardwell auf der Mainstage und Sub Zero Project bei Bill´s Factory ging es wieder zurück zur Mainstage für die Chainsmokers. War überraschend gut! Die beiden hatten ein richtig geiles Set mit bunter Mischung aus ihren Features, die man kannte – wie “Something just like this” mit Coldplay – aber auch härteres Hardstyle- und Techno-Zeug. Unerwartet, aber geil. Die beiden haben so für Stimmung gesorgt, dass die Einweihungszeremonie für die Stadt Parooka nur ergreifend werden konnte. Die soll immer ein unglaubliches Highlight sein – und was soll ich sagen: mir wurde nicht zu viel versprochen. Ich hatte viel erwartet, und wurde trotzdem noch positiv überrascht. 15 Minuten mit Stimmungsbogen-spannender Musik, durchgehend Gänsehaut, zwischendrin mal Tränchen in den Augen und der krassesten Pyrotechnik, die mir bisher untergekommen ist.

Dann wieder zurück zur Bill´s Factory für den absolut krassesten Tagesabschluss: Sefa. Die Niederländer*innen sind ja sowieso die verrücktesten Hardcore- und Techno-Produzent*innen – aber Sefa´s Frenchcore und Hardcore-Techno haben uns nach diesem sowieso schon langen und anstrengenden Tag den Rest gegeben. Danach konnte man nur noch tot ins Zelt fallen, und das haben wir auch getan.

Es war uns ein Fest. Sogar im wörtlichen Sinne! Parookaville 2024, wir freuen uns auf dich. Und wenn ihr auch Bock habt, Tickets gibts noch und das Spektakel findet vom 19. – 21. Juli.2024 statt! 🥳