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Schnelle Brillen, Sternburger und Altbauwohnungen in der Dresdner Neustadt – Ein Interview mit 01099

Written by on 22. April 2022

01099. Das ist nicht nur die Postleitzahl der Dresdner Neustadt, sondern auch der Name eines Musiker-Kollektivs – bestehend aus drei Jungs: Paul, Gustav und Zachi. Schuld daran, dass man ihren Namen und damit auch die Dresdner Postleitzahl kennt, sind Songs wie “Frisch”, “Kolibri” oder “Durstlöscher”. Gegründet hat sich die Rap-Gruppe 2018 zu viert, 2020 zog sich Dani – der vierte im Bunde – aber für sein Hornstudium aus der Rap-Karriere zurück. Danach haben sie mal Dies und mal Das gemacht, aber vor allem viel Halligalli. Während ihrer Tour 2022 haben sie in Münster im Skaters Palace Halt gemacht und mit den Radio Q-Reporterinnen Neele Hoyer und Frieda Krukenkamp gequatscht. Über das, was gerade so abgeht und was eine rasante Musikkarriere für die drei Dresdner Jungs aus den 2000ern bedeutet.

Paul, Neele (Radio Q), Frieda (Radio Q), Zachi und Gustav (v.l.) Foto: Radio Q
Paul, Neele (Radio Q), Frieda (Radio Q), Zachi und Gustav (v.l.) Foto: Radio Q

Wir steigen mal mit ‘ner entspannten Runde Entweder-Oder-Fragen ein und ihr antwortet möglichst intuitiv! Schnelle Brillen oder modische Sonnenbrillen?

Alle drei: Schnelle Brillen.

Gustav: Wobei Paul schon mal zu modischen Sonnenbrillen greift, da bin ich ehrlich. Paul kam aus dem Urlaub und hat einfach mal ‘ne absolut schöne Brille mitgebracht 

Paul: Ich hab mir mal was teures geleistet – ‘ne Prada Sonnenbrille. Die ist wirklich nicht so schnell. Hab sehr viel Hate abbekommen dafür.

Mate oder Sternburger?

Paul & Gustav: Sterni!

Zachi: Mate.

Paul: Ja, Zachi ist wohl eher Team Mate.  

Winter auf Kreta oder Sommer in Dresden? 

Zachi: Sommer in Dresden. 

Paul: Ja, auf jeden Fall Sommer in Dresden!

Gustav: Wenn, dann Sommer auf Kreta.

Paul: Ja aber im Sommer ist da zu heiß.

Zachi: Viel zu heiß!

Gustav: Ich war im Sommer da und ich fand es ging – und ich hab wirklich ein krasses Hitzeempfinden.

Lieber eine Altbauwohnung in Gorbitz oder eine kleine Miefbude in der Neustadt? 

Paul: Ganz kurz: Props, wie gut ihr informiert seid! Lieber die miefige Wohnung, ganz sicher! 

Gustav: Ich bin für die Altbauwohnung in Gorbitz. Gorbitz ist nicht so hässlich wie alle sagen, man sollte dieses Klischee ablegen. 

Paul: Aber 70% von Gorbitz sind schon hässlich.

Gustav: Ja, aber ich will ja lieber in ‘ner schönen Altbauwohnung wohnen.

Paul: True, ja schwierig. Kommt drauf an, wie miefig die Bude ist.

Wichtige letzte Frage: Dies oder Das? 

Paul: “Dies”.

Gustav: Ich würde “Das” sagen.

Zachi: Ich würde “Des” sagen.

Ihr habt ja alle irgendwie eine Art klassische Musikausbildung: Saxophon, Horn, Akkordeon zum Beispiel. Und ihr habt ja auch gemeinsam im Orchester gespielt. Wie sieht’s eigentlich derzeit mit euren Instrumenten aus? Spielt ihr noch? Und habt ihr zum Beispiel sowas wie Jazz-Jamsessions?

Paul: Also ich hab nur Jazz gemacht tatsächlich, klassische Ausbildung wird oft falsch verstanden. Klassisch im Sinne von: Musikschule und Konservatorium ja, aber ich habe nur Jazz gemacht. Ich wollte Jazz auch eigentlich studieren. Zachi ist da so eine Mischung oder? Du hast das so halb halb gemacht? Gustav ist der klassische klassische Boy. Aber ich muss traurigerweise sagen: ich hab vor der Tour lange nicht mehr gespielt, weil wir irgendwie anderes Zeug zu tun hatten.

Zachi: Ja, ich hab auch gefühlt seit einem Jahr kein Akkordeon mehr gespielt – wirklich nur vereinzelt. 

Gustav: Ja, ich mit Horn auch nicht, das macht schon seit ‘nem Jahr Winterschlaf.

Paul: Das ist schwierig, es stehen halt immer andere Sachen auf’m Plan. Jetzt zum Beispiel das Album: da spielt man vielleicht mal was ein, aber richtig üben ist nicht mehr an der Tagesordnung. Das ist schon traurig.

Euer Rap ist ja fast schon poppig, entspannt, hat auf jeden Fall einen leichten Vibe. Seid ihr bewusst so an dieses Konzept rangegangen oder ist das einfach intuitiv passiert? 

Gustav: Wir hatten nie den Anspruch, Rap zu machen. Wir würden eigentlich auch nicht Rap dazu sagen, es kommt bei den Songs voll drauf an. “Sportlich” zum Beispiel ist schon Rap. 

Paul: “Glücklich” und “Katjes Freestyle” sind auch auf jeden Fall Rap!

Gustav: Wir machen einfach das, was wir lustig und schön finden und wo wir Bock drauf haben. 

Paul: Wir haben uns auch nie wirklich hingesetzt und überlegt, was der “Entwurf 01099” sein könnte. Wir sind irgendwie passiert. 

Gustav: Auch mit dem, was wir so hören. Ich glaub da vermischt sich ganz viel mit dem, was wir täglich konsumieren.

Wir haben uns nie wirklich hingesetzt und überlegt, was der ‘Entwurf 01099’ sein könnte. Wir sind irgendwie passiert.

Paul

Wer sind denn eigentlich eure größten Einflüsse? Wovon lasst ihr euch inspirieren und wer sind eure Vorbilder?

Zachi: Das wechselt immer und ist phasenabhängig. Ich höre gerade ganz viel SAINt und Knox. Das ist British Rap, ist überkrass und das finde ich mega stark im Moment. Und sonst hören wir YungHurn – und wer auch noch richtig krass ist, ist natürlich RIN.

Paul: Das ist schon lustig, weil ich würde schon sagen, dass wir alle viel Hip Hop hören. Aber dadurch, dass Hip Hop mittlerweile so riesig ist, hören wir trotzdem sehr verschiedene Musik.

Gustav: Das stimmt.

Paul: Vor allem in der Anfangsphase. Was uns bewegt hat, Musik zu machen, das waren bei uns allen wirklich sehr verschiedene Sachen. Bei mir war das mehr RIN und vielleicht sogar Money Boy. Obwohl, nein, nicht wirklich MoneyBoy, aber der war ganz am Anfang einfach ein wilder Typ. Zachi bei dir? Auch so YungHurn, oder? 

Zachi: Ja hätte ich jetzt auch gesagt.

Wie entstehen eigentlich eure Songs? Geht ihr da eher mit einer Idee rein oder entstehen die eher in einer Art Jamsession?

Gustav: Ich glaube, das häufigste war wirklich, dass einer zuhause gesessen hat und ‘ne Idee hatte und die dann aufgenommen hat. Tatsächlich setzen wir uns gar nicht so oft zu dritt hin. “2000er” ist so ein Lied auf dem Album, was wir zu dritt gemacht haben.

Paul: Ja, das haben wir wirklich komplett zu dritt gemacht.

Gustav: Das ist in einer Session entstanden. Aber oft ist es so, dass wir alleine Sachen produzieren und das dann rumschicken.

Welcher Song auf dem Album war denn wirklich so ein harter Brocken?

Zachi: Boah, ich glaube für mich war der härteste Brocken “Schnelle Brille”.

Gustav: Ja!

Paul: Absolut, das hätte ich auch sofort gesagt. Ich glaube, die Version von “Schnelle Brille” die wir jetzt am Schluss hatten, ist die dritte oder vierte.

Gustav: Die vierte.

Paul: Das war aber auch neu. Bei “Schnelle Brille” war es so, dass wir wirklich ein Konzept im Kopf hatten, worüber wir gerne einen Song machen würden und dann haben wir versucht, das zu machen. Normalerweise arbeiten wir eher andersrum, dass wir sagen wir haben ein cooles Wort oder einen Satz, nur so ein Fraktal, so ein Stück und dadurch entsteht dann ein Song.

Gustav: “Fraktal”? Digga was meinst du? Ein Fragment? (alle lachen)

Paul: Ein Fragment! Und bei “Schnelle Brille” haben wir probiert, den lustig zu machen, so Viko63-mäßig. Das ist irgendwie gescheitert. Dann hatten wir ganz experimentelle Sachen zwischendurch und jetzt am Schluss ist es diese veröffentlichte Endversion geworden.

Zachi: “Fraktal” ist auch ein cooles Wort dafür! 

Paul: Fraktal! – Das neue Album!

Ihr habt in euren Texten ja keinen Sexismus, keine Gewalt, kein Flexen. 

Paul: Family friendly!

Ihr seid da sehr verantwortungsvoll. Das ist man aus der Rap-Welt gar nicht gewohnt. Warum rappt ihr denn dann so oft übers rauchen?

Paul: Weil wir süchtig sind, glaube ich, oder?

Gustav: Ja, ich glaube, man muss es so sehen: Das andere sind alles Einstellungssachen und einfach menschliche Werte, die man vertreten sollte oder die halt einfach gegeben sind. Rauchen ist natürlich auch nicht gut, man kann es auch nicht verherrlichen. Aber es ist natürlich nicht so extrem, wie wenn du jemanden aufgrund bestimmter Gegebenheiten schlechter fühlen lässt oder jemanden ausgrenzt. Ist natürlich trotzdem scheiße, das ist klar.

Paul: Ja aber ich meine 01099 ist schon sehr glatt gebügelt und ich finde man kann kaum sagen, dass jetzt überhaupt kein menschlicher Abgrund mehr drin sein darf. Ich meine, am Ende rauchen wir halt. Ich aber jetzt gerade nicht mehr.

Gustav: Es geht ja nicht darum, dass wir bewusst irgendwelche Sachen sagen. Wir sagen auch nur, was in unserem Leben so passiert und das gehört bei uns halt einfach dazu.

Paul: Aber ja, ihr habt völlig recht, das ist ein wunder Punkt. Wir haben schon öfter Songs gehabt, bei denen das zur Debatte stand, dass wir gesagt haben: in der Hook hier, kann man das textlich vielleicht anders machen, weil wir zu oft auf Drogen gehen. Eigentlich ist das zwar außer Saufen und Rauchen nicht oft der Fall, aber das spiegelt sich dann schon oft in unseren Texten wieder, muss man leider sagen.

[Keinen Sexismus und keine Gewalt in den Texten zu haben]: Das sind Einstellungssachen und einfach menschliche Werte, die man vertreten sollte oder die einfach gegeben sind.

Gustav

Es war lustig, eure Musik so durchzuhören und zu denken: “oh rauchen, ah schon wieder rauchen, ok nochmal eine Kippe drehen”. Wer von euch raucht denn am meisten? 

Paul: Ich glaube, bis vor der Tour habe ich am meisten geraucht.

Gustav: Ja, wir haben auch gerade rauchfreie Zeit. Aber ich rauche auch nicht mehr so viel. 

Paul: Ne, also ich bin auch echt überrascht!

Gustav: Wenn, dann wenn ich was getrunken hab. Zachi raucht garnicht und wenn, dann nur so ‘ne Genusskippe. Aber Zachi ist da auch immer die vernünftige Stimme, die sagt: “Ach Jungs, muss das jetzt sein?”

Paul: Und dann rauchen wir trotzdem eine (lacht). Ich versuche da gerade von wegzukommen, aber es wird trotzdem weiter übers Rauchen gesungen!

Auf eurem neuen Album geht es auch um eure Kindheit, die ja offenbar ziemlich wohlbehütet und unbeschwert verlief. Denkt ihr, dass das auch in euren sanften, unbeschwerten Sound mitreinfließt? Ein krasser Kontrast dazu sind ja andere HipHop-Gruppen, Rapper, die ihre Vergangenheit mit Drogen und Gewalt in ihrer Musik verarbeiten. Denkt ihr, das spielt da mit rein?

Zachi: Absolut, also wir hatten einfach eine sehr privilegierte Kindheit und konnten unser Leben sehr genießen. Und auch jetzt haben wir von vielen Seiten Unterstützung, sind in einem sehr gesunden sozialen Gefüge aufgewachsen und klar sieht man das auch in unserer Musik. Da sind wir auch super dankbar für, deswegen sind unsere Thematiken auch manchmal bestimmt um einiges leichter als bei anderen. Weil wir einfach Glück hatten im Leben und das genießen können.

Paul: Es gibt glaube ich auch viele, die das stört. Also nicht, dass wir so aufgewachsen sind, sondern dass es eben so sanft und leicht ist. Aber am Ende können und wollen wir uns auch nicht verstellen, so sind wir halt irgendwie.

Gustav: Ich glaube, was trotzdem ein Punkt ist, den wir angehen wollen, ist, dass man manchmal noch mehr ernste Lieder schreibt. An einzelne Themen nochmal intensiver rangeht. Weil es ist ja auch, obwohl man eine behütete Kindheit hatte oder das Leben so schön ist, nicht immer einfach. Das wäre so ein Ding, welches wir auf jeden Fall auf dem Schirm haben.

Wir hatten eine sehr privilegierte Kindheit und konnten unser Leben sehr genießen. Und auch jetzt haben wir von vielen Seiten Unterstützung, sind in einem sehr gesunden sozialen Gefüge aufgewachsen und das sieht man auch in unserer Musik.

Zachi

In euren Videos sieht man euch ja mit euren Freunden – mit der “01099 Family” – feiern auf einem Feld….

Paul: Alles Schauspieler! (lacht)

Alles wirkt da mega entspannt. Habt ihr für sowas überhaupt noch Zeit? Und belastet euch irgendwie der wachsende Erfolg? Leiden gerade Freundschaften in Dresden darunter? 

Gustav: Safe! Also ganz ganz sicher. Leider. Das ist echt ein sehr, sehr großes Problem.

Zachi: Ich glaube mit dem wachsenden Erfolg geht einher, dass man sich weitere und größere Ziele setzt und auch einen gewissen Anspruch bekommt. Man ist super viel unterwegs und dadurch hat man faktisch weniger Zeit zuhause. Auch, weil man gefühlt nur ein Viertel seiner Zeit dort ist, wo man eigentlich seine Wohnung hat oder wo Freunde von einem sind. Dann kann man diese Beziehungen auch nur sehr schwer pflegen. Es ist ja auch nicht so, dass wenn du dann da bist, auf einmal alle Zeit haben.

Paul: Man hat auch einen ganz anderen Tagesablauf. Wir sind dann drei Tage da, haben die ganze Zeit frei und die anderen müssen aber arbeiten oder studieren oder sonst was. Es kostet mehr Energie Beziehungen zu pflegen. Aber sobald es geht wird natürlich auf jeden Fall gechillt – Brutal!

Es kostet deutlich mehr Energie, Beziehungen zu pflegen. Aber sobald es geht wird natürlich gechillt – brutal!

Paul

Was ist denn für euch das Größte, was ihr bisher erreicht habt?

Paul: Ich glaube mein Favorit kommt noch dieses Jahr. Das wird für mich wahrscheinlich das Splash-Festival, weil wir da einfach zweimal dieses Jahr spielen dürfen und auch zweimal eine sehr gute Zeit haben. Das ist irgendwie krass! Ich kenn das einfach schon aus meiner Kindheit. Ich weiß noch, als da Kollegah aufgetreten ist und so weiter. Das Splash war einfach so eine richtig große Instanz und jetzt sind wir einfach dort und spielen vor diesen tausenden von Menschen und es wird einfach unfassbar. Also hoffentlich. (lacht) Vielleicht wirds ja noch abgesagt und dann haben wir das gar nicht erreicht.

Gustav: Vielleicht wird das ja auch das Schlimmste in deinem Leben. (lacht)

Zachi: Also in meinem Leben ist der größte Erfolg: 2017 Paderborn, Tanzwettbewerb, das war super.

Gustav: Bei mir wars tatsächlich auch 2018 bei “Jugend musiziert” mit dem Horn. Erster Platz Bundeswettbewerb im Quartett, da war ich erstes Horn.

Paul: Ich meine, klar haben wir auch schon Auszeichnungen bekommen für unsere Streams und so weiter, aber das ist immer so ein bisschen surreal.

Zachi: Wir sind auch mal letzter geworden beim Tischtennis, das war auch ein großer Erfolg.

Gustav: Stimmt, da sind Zachi und ich extra in eine Kleinstadt Nähe Dresden gefahren und sind dann krass abgezogen worden.(lacht)

Zachi: Aber an dem Tag ist sogar unser allererster Song entstanden!

Paul: Stimmt! “Bitches Snitches”. Da merkt ihr schon, erster Song, da haben wir noch “Bitches” gesagt.

Gustav: Damals auch noch ganz furchtbare Lyrics, aber das war wirklich die Geburtsstunde.

Zachi: Siebte Stunde Biologie geschwänzt, da haben wir noch überlegt: gehen wir oder gehen wir nicht? Sind dann nicht gegangen und dann ist das daraus entstanden.

Paul: Jetzt sitzen wir hier, Wahnsinn!

Gustav und ich sind auch mal letzter geworden beim Tischtennis, das war ein großer Erfolg.

Zachi

Was sind die nächsten Ziele, die ihr euch gesetzt habt? 

Gustav: Ich glaube das größte Ziel ist, dass wir uns künstlerisch immer weiterentwickeln und das wir uns weiterhin gut verstehen. Das ist auch nicht immer einfach, wenn man gemeinsam so ein Album macht. Das ist schon eine harte Phase. Ich glaube, das sind so die zwei wichtigsten Sachen. 

Paul: Genau, das hätte ich auch gesagt. Weitermachen und dabei irgendwie gesund bleiben. Ich merke schon, dass es das ganze Umfeld strapaziert und das ganze Leben. Die sozialen Kontakte leiden, körperlich leidet man auch ein bisschen wegen dem ganzen Rumgereise und man isst nur noch auswärts. Es gibt schon räudiges Essen manchmal. Dass wir das irgendwie gut auf die Reihe kriegen und Spaß haben dabei – und natürlich ne Nummer Eins in den Album-Charts. (grinst)

Ich glaube das größte Ziel ist, dass wir uns künstlerisch immer weiterentwickeln und uns weiterhin gut verstehen. Das ist echt nicht immer einfach, wenn man gemeinsam ein Album macht. Und dabei natürlich gesund bleiben, weil man deutlich merkt, dass es das ganze Umfeld und das Leben strapaziert.

Gustav und Paul

Was vor einer Show passiert, ist bei jeder Gruppe immer etwas anders. Wie heizt ihr euch eigentlich auf, vor so einer Show? Das kann auch gerne peinlich sein.

Gustav: Zachi und Paul singen sich immer ein mit einer netten Dame auf Youtube, die einen immer ganz lieb anlächelt und sagt: “Und jetzt noch einmal.”

Paul: Und mittendrin bricht sie immer ab und ermahnt uns und sagt: “Mund nicht zu – auf!” und wir dann immer so: “Ahja stimmt!” Und sie hat immer Recht! Das ist immer das gleiche Video, so ein 5 Minuten Einsing-Tutorial.

Gustav: Ja ansonsten fangen wir immer ne halbe Stunde vorher an, den Pegel ein bisschen zu erhöhen.

Paul: Ja, aber auch nur bei den ersten paar Shows. Man muss einfach sagen, es unterstützt die Lockerheit. Auf Tour kann man das nicht immer durchziehen, weil es super ungesund ist und man fit bleiben muss. Aber bei den ersten Shows müssen wir schon sagen, dass wir das ein oder andere Bier verhaften. Und wenn der Preact gespielt hat, dann kommen wir immer nochmal zusammen in einem Kreis wie eine Fußballmannschaft, haben schon unser In-Ear-Monitoring drin, der FOH-Techniker spricht schon mit und dann geht’s los.

Warum macht ihr eigentlich jedes Jahr einen neuen Weihnachtssong? 

Gustav: Oh, das ist uns sehr wichtig!

Paul: Tradition. Wir haben das als Joke angefangen und finden das immer noch lustig. Wie viele gibt’s jetzt? Drei, richtig? (Gustav und Zachi nicken) Wir entwickeln den ja auch immer weiter. Angefangen haben wir mit dem Weihnachtswicht, der wurde dann das Narrativ vom zweiten Song und im dritten Song kam er dann wieder vor und so weiter. Das ist einfach ein kleiner Schabernack.

Gustav: Das macht auch einfach richtig Spaß und hat immer ein bisschen was von Aufatmen. Da können wir uns einfach auch lurchigere Sachen erlauben, sonst ist man in der Industrie oder generell ein bisschen in dieser Ernsthaftigkeit gefangen. Da spricht dann immer der Schelm aus einem.

Paul: Es wird immer von uns verlangt, möglichst seriös zu sein, oder zumindest “seriöser”. Beim Weihnachtssong ist es dann wieder ein bisschen egaler, weil keiner nimmt den so ernst und die bauen auch immer aufeinander auf. 

Zum Abschluss haben wir noch “Fünf schnelle Fragen” vorbereitet. Nummer eins ist: Bei Musik-Beiträgen haben wir bei Radio Q eine Kategorie, die “Platte für die Insel” heißt. Ihr dürft also nur dieses eine Album auf eine einsame Insel mitnehmen und hören. Für welches würdet ihr euch entscheiden?

Gustav: Ich nehm “RYUK” von Noah.

Paul: Ich würde ein RIN-Album nehmen. Sind wir denn zusammen auf der Insel?

Nein, ihr seid alle alleine. 

Paul: Oh okay. Beeinflusst hat mich “Eros”, deswegen würde ich das nehmen, wobei ich momentan eher “Megatron” höre.

Zachi: Ich nehme “Komplette Fragmente” von Olaf Schubert mit.

Paul: Find ich gut! 

Gustav: Da würd ich mal vorbeikommen auf deine Insel.

Wenn ihr euch ein Feature aussuchen könntet, fernab von Realität, wer wäre das? Auch wenn der/die Künstler*in schon tot ist.

Zachi: Das ist natürlich crazy.

Gustav: Ich will auf jeden Fall noch mit Udo Lindenberg ein Feature machen. Da wird hart gearbeitet für, auch hinter den Kulissen.(grinst)

Paul: Moneyboy fänd ich geil. Ich hätte sehr viel Spaß dabei, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich das mittlerweile auch nicht mehr so feiern kann. Der ist einfach krass sexistisch. Auch wenn da ein paar gute und lustige Lines drin sind, kann ich das unironisch nicht unterstützen. Wenn ich mit ihm ein Feature machen würde, dann müsste ich ihn vorher briefen und ihm vorschreiben, womit er aufhören soll.

Zachi: Angèle. Das ist eine Französin, die macht sehr nice Musik. 

Die ist aber Belgierin.

Paul: Wow, wurdest du grade exposed. (lacht)

Zachi: Ah achso, deshalb feiert sie Brüssel auch so sehr. Wieder was gelernt.

Wer ist eue*r aktuelle*r Lieblingsnewcomer*in? 

Paul: Ski Aggu.

Gustav: Bei mir ists schwierig, die ist halt keine Newcomerin, aber ich hab sie jetzt erst entdeckt: Dota Kehr, die ist einfach richtig krass. 

Paul: Und Rémi! 

Gustav: Ja stimmt! Rémi, unser Voract, der ist schon sehr krass. “Bossa Nova Bounce” und “Down mit den Jungs” sind schon sehr krasse Hits.

Wie würdet ihr euch gegenseitig mit nem Song beschreiben? 

Paul: Gustav wäre “Acker jeden Tag” von Ufo361.

Zachi: Paul wäre für mich die Musik von der Netflix-Serie “Narkos”.

Paul: Weil ich so’n Gangster bin?

Zachi: Ne, weils irgendwie sehr chillig und schön ist und du viel smokest.

Paul: Ehemalig! Ich bestehe darauf, weil ich bin gerade dabei, aufzuhören und ich brauche Kraft! Du kannst mich nicht immer daran erinnern. Aber dankeschön, das ist echt ein Kompliment. Ich finds sehr schwer. Man will ja auch niemanden kränken.

Zachi: Gustav wäre für mich “Shishabar Rapper” von YungHurn. (alle lachen)

Paul: Und Zachi, ich würde bei dir glaube ich auch eher so einen melancholischen Track nehmen, so ein bisschen nachdenklich. Weil du hinterfragst schon sehr viel, bist so ein Overthinker.

Gustav: Irgendwas Französisches! Irgendwas, was wir nicht verstehen aber ganz deep ist.

Paul: Du bist für mich “Surface” von Moussa, den find ich sehr sehr schön und der passt zu dir.

Wie verläuft ein perfekter Tour-Tag? So von vorne bis hinten?

Paul: Das darf Gustav jetzt mal sagen, Gustav hat glaube ich die höchsten Ansprüche.

Gustav: Also der perfekte Tag wäre sehr lange schlafen, vielleicht bis um zwölf. Danach schön frühstücken, vor allem so, dass man nicht schnell auschecken muss. Dann irgendwas mit schwimmen gehen und viel draußen sein, vielleicht eine Runde Fußball spielen oder Spikeball und dann noch ins Studio. Danach ‘nen ganz kurzen Soundcheck und dann zwischen Soundcheck und Auftritt noch irgendwas cooles machen, bei dem man nicht warten muss. Das schlimmste am Touren ist das Warten. Man sitzt unproduktiv hinten und macht nichts und alle aalen rum und erzählen irgendwas komisches. Irgendwann wird man ganz aggressiv.

Paul: Und nicht viel fahren! Dass man an dem Tag selbst nicht mehr fahren muss und auch ein nices Hotel. Damit meine ich nichts luxuriöses oder so aber zumindest schön, bisschen chillig.

Zachi: Sauber, nice Betten.

Paul: Gutes Frühstück, auch mal weniger Fleisch. Aber ich muss sagen, ich glaube wenn wir das wirklich so umsetzen würden, wie Gusti beschrieben hat, wäre das vielleicht zu viel Programm.

Gustav: Das stimmt, eine Sache davon an einem Tag reicht.

Zachi: Eigentlich nur ausschlafen.

Dann hoffen wir, dass das heute einer der perfekten Tour-Tage wird!

Paul: Auf jeden!

Gustav: Das war schon mal schön, jetzt hat man sich so’n bisschen unterhalten. (grinst)