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Porzellandildos created in Münster!

Geschrieben von am 29. November 2021

Sowohl in der Schule, als auch im Erwachsenenalter sprechen Menschen viel zu wenig über das Thema Selbstbefriedigung. Das finden zumindest Tara Lapinsiki und Julia Machmer, die Gründerinnen von Labim aus Münster. Um dem Thema die Schambehaftigkeit zu nehmen, haben sie, nach ihrer gemeinsamen Tischler*innenlehre und ihres Studiums an der Münster School of Design, regaltaugliche Dildos aus Porzellan entwickelt. Radio Q-Reporterin Gianna Robert hat sich mit ihnen getroffen um über die Themen Freundschaft, feministische Aufklärung, Unternehmensgründung und Selbstbefriedigung zu sprechen..


Radio Q : Hallo Julia und Tara. Mögt ihr mir erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt?

Julia: Vor allem im letzten Lehrjahr haben wir viel zusammen unternommen und dann auch entschlossen gemeinsam nach Münster in eine WG zu ziehen und an der Fachhochschule für Design Produktdesign zu studieren.


Radio Q : Wie seid ihr dann auf die Idee gekommen zusammen ein Unternehmen zu gründen und Porzellandildos herzustellen?

Tara: Die Idee mit den Porzellandildos kam uns zu unserer Abschlussprüfung. Uns war es wichtig ein Produkt zu gestalten, das einen Mehrwert hat und ein gesellschaftliches Problem angeht.

Julia: Zu dem damaligen Zeitpunkt haben wir uns zwar viel über Sex, aber nie über Selbstbefriedigung unterhalten. Das Thema war uns beiden unangenehm. Wir wollten kein Sexspielzeug besitzen, aus Angst dass es jemand entdecken könnte. Die Art der Gestaltung von Sexspielzeugen war uns peinlich. Daraufhin haben wir uns überlegt Erwachsenenbildung zu machen und zwar mit dem was wir können – also über die Produktgestaltung..



Radio Q: So entstand aus eurer Abschlussprüfung dann also euer eigenes Unternehmen. Aber wie konntet ihr dies denn finanzieren?

Julia: Wir haben uns für ein Gründerstipendium bei der Wirtschaftsförderung des Landes NRW beworben und das dann auch bekommen. Seit letztem Monat ist dieses allerdings ausgelaufen. Nun läuft eine Crowdfounding-Kampagne zur weiteren Finanzierung von Labim..

Radio Q : Wie reagierte euer Umfeld als ihr erzählt habt, dass ihr Dildos produzieren möchtet?

Tara: Meine Eltern waren wenig geschockt und die Reaktionen fielen grundsätzlich positiv aus. Von meinen Großeltern wurden wir sogar mit Beate Uhse verglichen..

Julia: In meiner Familie fielen die Reaktionen auch durchweg positiv aus. Generell wurden wir bei dem Projekt sehr unterstützt. Nachdem wir unsere ersten Dildoideen per Hand geknetet oder in Gips gegossen hatten, hat mein Vater uns beispielsweise die Ur-Modelle der Dildos mit seinem 3D-Drucker gedruckt..

Radio Q: Warum habt ihr entschieden, die Dildos aus Porzellan herzustellen und was ist das besondere an ihnen?

Tara: Unsere Dildos bestehen aus einem extrem robusten Hartporzellan. Das Material ist  ästhetisch und dekorativ. Jede Berührung ins Innere lässt sich direkt übertragen. Obwohl es ein hartes Material ist, fühlt es sich samtig an und ist total handlich. Es ist super hygienisch, einfach zu reinigen und hypoallergen. Zudem ist es langlebig und hat dadurch das Potenzial nachhaltig zu sein..

Julia: Besonders ist, dass es sich um recht zierliche Modelle handelt. Kleine Modelle sind auf dem Markt eher unterrepräsentiert. Sie füllen nicht vollständig aus, sondern sind eher dafür gemacht punktuell Druck auszuüben..

Radio Q : Welche Message möchtet ihr mit den Dildos verbreiten?

Tara : Für uns gehören die Themen Sexualität und Selbstbefriedigung in den Alltag. Daher haben wir regaltaugliche Dildos entwickelt, die man nicht verstecken muss. Wir möchten, dass Erwachsene sich trauen, zu sagen: “Ja ich habe einen Dildo und ja ich benutze den auch. Das ist gesund und dadurch lerne ich mich und meinen Körper besser kennen.” Selbstbefriedigung muss nicht knallig, bunt, schnell und laut, sondern kann auch angenehm, ruhig und entspannt sein..

Radio Q:Wie soll das Projekt denn nun weitergehen, habt ihr schon Pläne für weitere Produkte? 


Julia: Weitere Produkte sind auf jeden Fall geplant und wir sind dabei unseren Online-Shop aufzubauen. 

Tara: Labim soll aber kein Sexshop sein, wie man ihn kennt, sondern eher ein Concept-Store mit Wohlfühlprodukten, wie vielleicht Kaffee, Wolldecken oder Schokolade. Sexualität soll für uns nicht nur im Kontext Erotik, sondern auch im Kontext Wohlfühlen stehen..

Radio Q: Habt ihr Tipps und Anregungen für Studierende die überlegen ein Start-Up zu gründen? 

Julia : In Münster gibt es viele Beratungsangebote, die man für sich nutzen könnte, wie beispielsweise das Reach Euregio Startup Center oder die Wirtschaftsförderung Münster. Generell gilt: Je mehr Feedback man sich von vornherein einholt, desto besser..

Tara: Man sollte wenn man gründet aber auch Themen wie Nachhaltigkeit mitdenken und versuchen, Produkte zu gestalten, die gesellschaftlich relevant sind..

Von der WG-Küche ins Regal : Julia Machmer und Tara Lipinski haben gemeinsam Porzellandildos entwickelt, die nicht nur zur Selbstbefriedigung, sondern auch zur Erwachsenenbildung gedacht sind.
Sie sind eine Einladung dazu, sich selbst und seinen Körper besser kennen zu lernen – und das in einer Atmosphäre des Wohlfühlens.

Autorin: Gianna Robert
Quelle: Labim