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Kokoroko – Could We Be More

Rezensiert von am 9. August 2022

       

Improvisation ist die höchste aller Künste, so sagt man. Perfektioniert hat das das Londoner Kollektiv Kokoroko um die Jazzmusikerin Sheila Maurice-Grey. Wobei – Jazzmusikerin wäre viel zu kurz gegriffen!

Auf ihrem Debutalbum „Could We Be More“ bewegen sich Kokoroko geschickt durch u.a. Afrobeat, Soul und Funk und lassen sich auf den 15 Tracks des Albums von einer Fülle anderer Einflüsse aus den westafrikanischen und karibischen Gemeinschaften inspirieren, mit denen das Kollektiv aufgewachsen ist. Aber auch London, die Heimatstadt, kriegen sie laut eigener Angabe nicht aus ihrer DNA. Das ist hörbar. In einem Versuch, Kultur zu konservieren, schafft Kokoroko (was so viel wie “sei stark” auf der nigerianischen Sprache Urhobo bedeutet) eine neue Art, Musik zu machen und mit Rhythmen und Motiven zu spielen.

Vor gerade einmal vier Jahren begann die Gruppe mit dem gemeinsamen Musizieren und trotzdem ist die Fangemeinde des Londoner Kollektivs schon beachtlich groß. Zum einen liegt das an dem Song “Abusey Junction”, der 2018 viral ging und mittlerweile über 60 Millionen Klicks auf den Streamingdiensten hat. Zum anderen liegt das natürlich an dem unverwechselbaren Groove, den das Ensemble aus acht Musiker*innen mit unterschiedlichen musikalischen Hintergründen mitbringt. Was sie vereint, ist die gemeinsame Liebe zu Afrobeat und Highlife.

Nach einer EP und einigen Singles erscheint nun endlich das erste Album “Could We Be More” auf dem Label Brownswood Recordings vom ehemaligen DJ und Förderer Gilles Peterson.

Bild: Vicky Grout


“Could We Be More” kann als Frage an die Gesellschaft verstanden werden. Und beim Hören der vielfältigen Tracks des Albums entsteht nur eine Antwort: JA, wir könnten mehr sein, mehr Gemeinschaft, mehr Musik, mehr Gelassenheit und mehr Freude! Also genau die Dinge, die es im Leben braucht. Gehen wir gemeinsam auf Seelsuche und spannen wir mal so richtig aus.
Kokoroko entstaubt das Saxophon Image und macht mit dem Holzbläser zeitgemäße Musik. Im Schmelztiegel der Rhythmen entsteht Jazz fernab vom Klischée. Keine Dissonanzen, keine Fahrstuhlmusik – virtuose Musik mit Liebe zum Detail, die sich trotzdem nicht aufdrängen will. Die warmen Bläser trösten den Weltschmerz, die Beats helfen gegen Fernweh, die Gitarren versetzen in andere Sphären. So auch im Song “Dide O” (Yoruba für “entstehen”)

Gerade wenn das konventionelle Ohr Musik mit Stimmen vermisst (was es hier nur aus Gewohnheit tut, nicht, weil wirklich etwas fehlen würde), setzen die Gesänge ein, denn Kokoroko können scheinbar alles!

Auch Funk – zum Beispiel im Song “War Dance”.

“Could We Be More” kann entweder auf großen Kopfhörern oder am (Kanal-)Strand gehört werden. Doch egal wo und wie – das Album schafft es bei jedem Wetter den Körper mit Wärme und Gelassenheit zu durchströmen.
Wer sich von der Energie der Kombo selbst überzeugen will, tut das am besten live bei einem der sechs Deutschland-Konzerte 2022.

Der Spaß der Band an der Musik wird nicht zuletzt im Outro bewusst. Kokoroko beweisen mit “Could We Be More” einmal mehr, dass sie zusammen mehr sein können, auf diesem ersten Album sind sie jedenfalls schon ganz groß.


Label: Brownswood Recordings
Veröffentlicht am: 05.08.2022
Interpret: Kokoroko
Name: Could We Be More
Online: Zur Seite des Interpreten.