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Odesza – The Last Goodbye

Rezensiert von am 25. Juli 2022

       

Was sind eigentlich die Erfolgskriterien für EDM? Sind es repetitive Electro Pattern, ein Bass, der durch den ganzen Körper fährt oder doch das Warten auf den ultimativen Beat Drop? Harrison Mills und Clayton Knight, als Duo besser bekannt unter dem Pseudonym Odesza, finden ihr persönliches Erfolgsrezept in den Emotionen, die sie durch ihre Musik kommunizieren. Vor allem positive Gefühle und Themen wie Verbindung, Erinnerung, Freundschaft und Familie machen deshalb ihr neues Album “The Last Goodbye” zu einer Feel-Good Platte. Auch wenn es danach klingt, “The Last Goodbye” ist kein Abschlussalbum oder gar das Ende von Odesza. Viel mehr versucht das Duo aus Seattle, mit ihrem neuen Album einen größeren Spagat als je zuvor zwischen ruhigen und energiegeladenen sowie kalten und warmen Sounds zu schlagen. Das Ergebnis kann sich unserer Ansicht nach auf jeden Fall hören lassen und schafft es somit zum Album der Woche.

“The Last Goodbye” startet erwartungsgemäß mit einem orchestralischen Klangteppich, begleitet von Kinderstimmen und Heimvideos einer alten VHS-Kassette. Der Opener This Version of You beginnt also bei den Wurzeln und dem Fokus auf Familie und Kindheitserinnerungen. Es sind Szenen, die dabei nicht wie üblich in die Musik integriert, sondern eher von der Musik in Ihrer Aussage unterstützt, begleitet und bis zur Ekstase in die Höhe gehoben werden.

Genutzt wird hier also die Kraft der Nostalgie, welche auch auf den restlichen 12 Tracks mitschwingt und klarstellt, wie prägend Menschen und Momente auf Mills und Knights bisheriger Reise waren. 

Es ist ein Album, das sich um die Kraft der Verbindung dreht. Während wir es schrieben, wurde uns bewusst, wie sehr wir von den Menschen um uns herum beeinflusst und inspiriert werden. Wie wir Teile von uns selbst an andere weitergeben und diesen Einfluss mit uns tragen – und dass wir durch uns selbst ein Echo ausstrahlen.

Odesza über The Last Goodbye

Odesza schaffen es dabei, Erinnerungen modern und tanzbar zu verpacken. Das zeigt sich unter anderem beim Titelsong The Last Goodbye. Dass das Vocal Sample der Soulsängerin Bettye LaVette vom bereits 1965 erschienenen Song “Let Me Down Easy” stammt, fällt im modernen Gewand des Tracks gar nicht auf. Der angedeutete Spagat, den Odesza bei The Last Goodbye schlägt, fällt vor allem dann auf, wenn es so richtig zur Sache geht. Bei Behind The Sun wird deutlich, dass Odesza auch über breite Klangteppiche hinaus denkt und mit dynamischen Drumrolls und harten Bässen keine Zurückhaltung mehr kennt. Auch der Track Equal zusammen mit der aus Liverpool stammenden Sängerin Låpsley stellt mit seinem hohen Tempo einen Kontrast zu den doch so warm wirkenden Songs Healing Grid und All my Life dar. 

Foto: Alexander Babarikin

Fünf Jahre nach ihrem mit zwei GRAMMY-Nominierungen gewürdigten Debutalbum “A Moment Apart” empfängt Odesza übrigens auch beim aktuellen Album hochkarätige Gäste. Neben Features von Låpsley, Maro oder The Knocks findet man auch einen Track mit dem Isländischen Pianisten und Produzenten Ólafur Arnalds. Der Song Light of Day nimmt sich zum Ende des Albums noch einmal die Zeit und jedweden Platz, den es braucht (fast 7 Minuten), um abschließend alle Facetten von The Last Goodbye aufzugreifen. Von ruhigen Klavierpassagen über treibende, tieffrequente Rhythmen bis hin zur Ekstase mit Unterstützung eines ganzen Orchesters ist erneut alles vertreten. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Gestaltung eines einzigartigen Klangkosmos sowie der künstlerische Anspruch für Odesza klar im Vordergrund stehen. 

Künstlerischer Anspruch, ein Motto, welches sich auch bei Odeszas selbst gegründeten Label Family Collective wiederfindet. Neben anderen musikalischen Künstlern wie Rüfüs Du Sol, Kasbo oder Ford., stehen auch Visual Artists wie Japanesedad oder Victor Mosquera bei Family Collective unter Vertrag. Vor allem auf Tour macht sich ihr Konzept bemerkbar: Odeszas Sound besitzt nicht nur das Potenzial für die Einbindung von Liveinstrumenten wie Drums oder Bläsern, auch visuell setzt das Duo bei Live-Auftritten Standards im Electro Genre. 2022 steht vorerst nur noch die Amerika Tour an. Wer Odeszas großartiges viertes Studioalbum also mal live erleben möchte, der*die muss sich wohl noch bis 2023 gedulden.


Label: Family Collective/ Ninja Tune
Veröffentlicht am: 22.07.2022
Interpret: Odesza
Name: The Last Goodbye
Online: Zur Seite des Interpreten.


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