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Jungle – “Volcano”

Rezensiert von am 15. August 2023

       

“The most honest record [the band has] made.”

Josh Lloyd-Watson

Sommer, Sonne, Sonnenschein kehrt diese Woche zurück nach Münster. Als hätte das Wetter geahnt, dass letzten Freitag die perfekte Platte für ein, hoffentlich nicht letztes, Aufblühen an heißen Tagen und vor allem Nächten erscheint. Ein hot take im wahrsten Sinne des Wortes und auch noch tagesaktuell zum Ausbruch des Ätna – der Platz für das besten getroffene Release-Date geht dieses Jahr an *Trommelwirbel*: Jungle!

Auf ihrem vierten Album Volcano bricht ein Schwall aus Soul, mit Anleihen von Hip Hop, Disco und Funk, wie eine Magmaflut auf unsere Öhrchen herab. Die beiden Londoner Jugendfreunde Tom McFarland und Josh Lloyd-Watson schreiben ihr neuestes (Feuer-) Werk größtenteils auf Tour zum Vorgänger Loving in Stereo zwischen Los Angeles und London. Auf ihrem Weg trifft das Duo plus siebenköpfiger Band allerhand befreundete Musiker*innen, denen dann kurzerhand das Mikro vor den Mund gehalten wird.

‘Honesty… true connection and friendship. It’s about being in a collective and collective energy… [a] team spirit”

Jungle

Durch diese Arbeitsweise wurde mehr Spontanität zugelassen, was man deutlich auf der Platte zu hören bekommt. Weniger akribisch durchgeplante Songs, mehr sprudelnde Kreativität, aber noch deutlich erkennbar im Jungle-Sound, der so, wie die beiden sagen, freier klingt als jemals zuvor, mit einer Energie, die explosiv und ungezügelt ausbrechen soll.

Opener Us Against the World explodiert als Vorreiter zu diesem Motto mit verzerrten Chorus und spielerischen Drums, die Bock machen, sich ein Skateboard oder so zu schnappen und extrem lässig, aber schnell an einer Strandpromenade entlang zu fahren. High-Energy gehts weiter in den ersten Tracks vom Album, immer zwischen Dance-Battle (Holding On), Roadtrip (Candle the Flame vt. Erick the Architect) und leichten Laid Back Vibes (Dominoes) hin und her. Absoluten Peak in der ersten Hälfte erreicht das Album mit I’ve been in Love und einem Match-Made in Heaven, wenn Channel Tres butterweiches Organ auf den funkigen Soul von Jungle trifft und über alte Autos und die Liebe singt. 

NIcht nur das Cover (in Sonnenuntergang-Orange und simplen Jungle-Schriftzug gehalten), sondern auch die Musikvideos zum Album fügen sich bei Volcano in ein ästhetisches Gesamtkonzept ein. Wie auch beim Vorgänger Loving in Stereo arbeitet das Duo mit einem Tänzer*innen Ensemble zusammen, das in allen Videos in One-Shot Videos und Bar-Atmosphäre umeinander herum schwebt.

Das Album nimmt danach ein paar soundtechnische Abbiegungen, maßgeblich beeinflusst von seinen Features. You ain’t no celebrity baut mit hochgepitchten Stimmen Spannung vor dem Einsatz von Roots Manuvas Sprechgesang-Part auf, der dann aber leider ein bisschen zu kurz kommt. Insgesamt wird die zweite Hälfte von Volcano im Vergleich zu den ersten sehr starken Songs etwas müde, wie ein verblasstes Foto dieser Sommertage. Hervorsticht Every Night, wo alle Sounds bis auf die Drums auf maximaler Verzerrstufe ineinander gemorvt und nur vom Beat zusammengehalten werden, was durchaus Spaß macht. Mit Good At Breaking Hearts (ft. JNR Williams) und Pretty Little Things schließen Jungle diese Platte ab, die hält was sie verspricht: musikalische Reminiszenzen an heiße Tage in seichter Melancholie und retrowavigen Sonnenuntergängen am Venice Beach.


Label: Awal Recordings Ltd.
Veröffentlicht am: 11.08.2023
Interpret: Jungle
Name: Volcano
Online: Zur Seite des Interpreten.