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International Music – Ententraum

Rezensiert von am 26. April 2021

       

Schon der Großmeister Wolfgang Amadeus Mozart verließ diese Erde mit den Worten: “Wenn der Krautrock wiederkommt, kommt er mit International Music und ja, ohja, er wird ballern. Und wie er ballern wird.” Und was soll man sagen. Recht hat er gehabt. 

Ein Dudelsack mit Enten und dazu der Fürst von Metternich auf LSD

“Ententraum” heißt das zweite Studioalbum der kultigen Band aus Westdeutschland, once again erschienen beim Berliner Label “Staatsakt” und once again produziert von Olaf Opal. Wurde “Ententraum”s Vorgänger “Die besten Jahre” (2018) von der deutschen Musikpresse in den Himmel gelobt, steht das Follow-Up dem in keinster Weise nach. In etwas über einer Stunde und 17 Songs tischen Peter Rubel, Pedro Goncalves Crescenti und Joel Roters ein Picknick aus allerschönst-noisiger Gitarrenmelancholie, watschelnden Acid-Enten und komplett sinnbefreiten “ich/dich/Metternich”-Reimen über Dudelsackklängen auf, die das Herz berühren.

Ich nehm dich mit nach Düsseldorf…

… wird einem in “Raus ausm Zoo” von scheinbar gänzlich gefühlstoten und doch wärmlich-harmonierenden Männerstimmen angedroht. Was man da wohl soll? Das wissen die Jungs von International Music höchstwahrscheinlich selbst nicht so ganz. Vielleicht ist das Ganze aber ein ganz kleiner feiner Verweis auf das Schwesterprojekt von Peter Rubel und Pedro Crescenti “The Düsseldorf Düsterboys”, die 2019 mit “Nenn mich Musik” ihr psychedelisch-folkiges Debüt veröffentlichten. Oder vielleicht bezieht sich der Verweis auf Düsseldorf auch auf die legendäre Rockband “La Düsseldorf”, ihrerzeit hervorgegangen aus “Neu!” ? Oder vielleicht stimmt auch gar nichts von alldem – who knows! 

In jedem Fall ist “Raus ausm Zoo” die indie-lastigste und zugleich massentauglichste Nummer auf “Ententraum”. Hier spiegelt sich herrlich die Diskrepanz zwischen im fröhlich-eingängigen Frühlingsgitarrenriffs und zutiefst tristen Texten wie “Der Schnellzug bringt mich nach Krakau/ Da ist der Himmel ja so grau/ Und meine Laune ist mies”

Ich bin eine kleine Ente und ich habe einen Traum gehabt

Bewegen sich die Songs auf “Ententraum” größtenteils irgendwo zwischen Prog-Rock, Krautrock und New Wave, kommt fast schon gegen Ende der Platte die namensgebende Nummer “Der Traum der Ente” in Form eines absolut psychedelischen Noise-Rock Trips angeflattert und eröffnet die schier unbeschwerten Weiten des Entenlebens. Der Track fühlt sich an wie eine Mischung aus harmloser Traumreise und Psychedelic-Rock Nummern aus den 60ern a la Pink Floyds “Several Species of Small Furry Animals Gathered Together in a Cave and Grooving with a Pict” und endet mit den Worten “Vielen Dank auch für die Zeit und den Raum und dass ihr meinem Traum zugehört habt.” Einfach lieb, diese Ente. Ente gut, alles gut. 

Die Kunst der unschuldigen Blödelei

Ob die Lyrics auf “Ententraum” einen doppelten Boden haben oder gar ironisch zu verstehen sind? Keine Ahnung. Ist aber auch vollkommen egal. Denn was International Music schaffen, ist, sich komplett frei zu machen von jeglichen Zwängen der Pop-Industrie, krampf-intellektuelle Lyrik zu liefern. Gerade durch ihre scheinbar grenzenlose Kreativität ohne jeglichen Dreh- und Angelpunkt verlieren sich Rubel, Crescenti und Roters nicht in unangenehm-überheblicher Kunst, sondern setzen sich in sehr erfrischender Weise scheinbar mühelos über eingefahrene Schienen hinweg, ohne dabei substanzlos zu wirken: 

Weinen will ich nicht, das befeuchtet mein Gesicht zu sehr/ Die Kerne sind zu weich, wie die Weisheit deines Alters es beweist … In Tüchern und Kuverts finde ich den letzten Vers/ Überheblich verwerf ich ihn mitsamt den Querverweisen.

“Museum”

Hach Leute, hörts euch halt an. Dieses Album macht einfach Spaß.


Label: staatsakt
Veröffentlicht am: 23.04.2021
Interpret: International Music
Name: Ententraum
Online: Zur Seite des Interpreten.


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