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Hudson Mohawke – Poom Gems

Rezensiert von am 7. September 2020

       

Back at start of lockdown I decided I was gona release some music of mine that I’d just rediscovered, after thinking it was lost […]. Kurz vor dem Release seines neuen Mixtapes/ dritten Albums lässt der DJ Hudson Mohawke auf Twitter fallen, dass besagtes Album ja eigentlich nur aus nicht-genutzten, alten Songs von ihm besteht. Quasi verworfenes Material, das es nicht auf sein vorherigen Alben geschafft hat. Das Ding ist, dass bei Mohawke selbst das um Längen besser klingt als der Großteil dessen, was seine Genre Kollegen produzieren. 

Der schottische Musiker und DJ Hudson Mohawke (bürgerlich Ross Burchard) veröffentlicht mit Poom Gemsein paar Perlen seines Musikfundus’, im wahrsten Sinne des Wortes handelt es sich hier um „Schmuckstücke“ (gems), die „clean“ (urban: poom) ins Ohr gehen und als Potpourri erstaunlich organisch miteinander funktionieren. Der in L.A. lebende Musiker legt bereits seit Ende der 90er auf und hat seinen ersten Auftritt in einem Uniradio. Sein Debüt „Butter“ erscheint 2009 bei Warp Records, für das ihn der Guardian zum neuen Vertreter des „Sound of Young Scottland“ erhebt. Von den Platten seines Vaters, selbst Moderator einer Radioshow in den 80er, wird Mohawke stark vom Hip Hop beeinflusst, aber auch der UK Rave Sound geht nicht spurlos an ihm vorbei. Darüber noch ein paar total verzerrte Voice Samples und fertig ist ein Stil, der seit 2008 die Bezeichnung „Wonky“ trägt und von dem ich persönlich noch nie gehört habe.Also: „Wonky“ wuchst aus der britischen Grime und Dupstep Szene hervor, und zeichnet sich durch den Einsatz von Synth-Riffs aus, die mit sehr unregelmäßigen und ständig wechselnden Beats ein chaotisches Klangbild erzeugen. Oder wie Hudson Mohawke sein Musik ganz nüchtern beschreibt: “Ich versuche einfach nur Klänge zu kreieren, an die das Ohr noch nicht so gewöhnt ist“.

Von diesen „ungewöhnlichen“ Klängen gibt es auf Poom Gems auf jeden Fall eine ganze Menge. Bereits der Opener „All I Need“ ist ein chaotisches Nebeneinanders aus Sound-Schnipseln, die sich hochschrauben und einem ins Gehirn klatschen wie eine Tasse sehr, sehr starker Kaffee. Mit „Solstice Izo“, „Need U Here“ oder „Sweet Silverskin“ werden bombastische, durch die Pausen mit Klavier oder Streichern auch mal orchestrale, Klanglandschaften gebaut, unter denen immer ein sich anbahnender Beat lauert. Seine Hip-Hop Sozialisierung lässt Mohawke am stärksten in „Foam Finger“ und „Solesaft“ hervorschimmern, die recht monoton sanft dahin wabern, was aber auch sehr entspannend ist für die Ohren innerhalb der sonstigen Klang-Reizüberflutung. Genau das schaffen auch die jeweils nur knapp zwei Minuten dauernden „Hands Of Time“ und „Hoiarp“, wo der Fokus etwas mehr auf den hellen, elektronischen und romantisch wirkenden Soundfäden liegt, die über LoFi-Beats schweben. Diese Breakdowns legen sich wie kleine Zufluchten um die experimentelleren, und vom Noise dominierten „Smurgen“ oder auch „Seqoun“, was sehr gut tut. 

Seinen Höhepunkt erreicht Poom Gems nach sieben Songs mit „Vitalize“, Einbrüche von Hard-Style Elektro/ Dubstep wechseln sich ab mit immer schneller werdenden Melodien. Der Produzent zeigt hier die Vielfalt seiner elektronischen Einflüsse und was er damit machen kann. Der Closer des Albums „Things You Do“ wirkt dann auch nochmal wie eine zweite Ladung Kaffee. Alles passiert einfach dreimal so schnell wie normal, der Beat treibt den Serotonin Spiegel über verzerrten und hochgepitchten Voice Samples zum Maximum. 

Wer Lust hat, sich sein Gehirn mal richtig schön durchpusten zu lassen, seinen musikalischen Horizont zu erweitern oder einfach nur mit dem Fahrrad durch die Stadt zu ballern, der hat mit Poom Gems ein wahres Schmuckstück gefunden 


Label: Warp Records
Veröffentlicht am: 28.08.2020
Interpret: Hudson Mohawke
Name: Poom Gems
Online: Zur Seite des Interpreten.


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