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Erika de Casier – Still

Rezensiert von am 27. Februar 2024

       

Das erste, was Erika de Casier auf dem Opener ihres neuen Albums “Still” von sich gibt, ist ein laszives “Welcome”. Der darauffolgend einsetzende Beat gibt den Grundton des Albums an: Coolness konkret. 

Tiefe Bässe und eine Stimme, die durch Effekte kaum mehr im Raum zu verorten ist: Reverb, Delay, Wiederholungen. Weder die tiefen Bässe, noch de Casiers Stimme, die nie aggressiv oder aufdringlich klingt, stehen im Vordergrund der Songs. Die Melange aus Stimme und Beat scheint gar zu einer Art musikalischem Quecksilber zu verkommen. Kaum vermag man es zu greifen, ändert es seine Form und verteilt sich edel schimmernd auf der Oberfläche. De Casiers Produktionen sind bis ins Detail geschliffen und scheinen sich stets poliert und elegant auszubreiten. Die größten Schmuckstücke des Albums sind die Songs, in denen de Casiers Stimme mit Downtempo Beats verschmilzt, wie “Test It” und “Toxic”. Die verträumten, funkelnden Arrangements liefern großartige Flächen für den abgeklärten und zugleich begehrenden Gesang der Dänin mit portugiesischen Wurzeln. Wie vielfältig ihre Arrangements sind, zeigt sich an einem Song wie “Lucky”, der unerwartet mit (Think-)Breaks daherkommt, wobei die Breaks so abgeschliffen wurden, dass sie sich perfekt in den liquiden, schimmernden Quecksilber-Flow des Albums einfügen. De Casier hält diesen Flow mit einer Perfektion aufrecht, dass die hochrangigen Features von Shygirl, Blood Orange und They Hate Change sich im Sound nur schwer einfinden können.

Doch der Vergleich mit dem Schwermetall greift nicht nur für den Sound, sondern auch für die Performance der Lyrics. Songs wie “Home Alone” und “ooh” stecken voller Lust und Begehren, zeigen die verlockenden Seiten eines sexuellen- bzw. Liebesabenteuers auf. Zugleich läuft aber jede der beschriebenen Situationen Gefahr von Abenteuer in Abhängigkeit zu kippen; Gefühle des Loslassens können in Angstgedanken enden und Liebe kann zu Gift werden. Von letzterem erzählt de Casier in “Toxic”. So wie das Quecksilber zunächst faszinierend matt-silber zerläuft und Schlieren wirft, so ist es auch giftig und höchstgradig gefährlich.

“Still” ist ein Album, bei dem Artwork und Sound sich ideal ergänzen. Auf dem Cover ist de Casier im schwarzen Ledermantel und Sonnenbrille in Matrix-Manier zu sehen. An den Rändern verlaufen schwarze, weiße und silberne Formen ineinander, die sich nicht mehr in ihrer Gegenständlichkeit benennen lassen. Es ist eine gefährliche Coolness, kaum greifbar und immer im Wandel. Aber in jedem Falle unheimlich faszinierend.

Erika de Casier
Quelle: Beggars Group

Label: 4AD
Veröffentlicht am: 21.02.2024
Abweichende physische Veröffentlichung am: 23.02.2024
Interpret: Erika de Casier
Name: Still
Online: Zur Seite des Interpreten.

Coverbild: Beggars Group

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