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Messer – Kratermusik

Rezensiert von am 4. März 2024

       

Mit „Kratermusik“ begibt sich die in Münster gegründete Post-Punk Band Messer, bestehend aus Pogo McCartney, Milek, Hendrik Otremba und Philipp Wulf, an versunkene und verlassene Orte. Das Motiv des Kraters zieht sich durch Text und Sound, sei es mit hallendem Gesang oder in der besungenen Landschaft ohne Schatten. Jedes Album erhält seinen musikalischen Grundton und diesen bringt auch „Kratermusik“ mit sich. Wie schon zuvor auf „No Future Days“ und „No Future Dubs“ tauchen hier Elemente aus Funk und Dub auf. Auch die Singles „Taucher (Für Smukal)“ und „Schweinelobby (Der Defätist)“ schlugen ein und ebneten besonders mit ihrem hastigen Tempo den Weg für „Kratermusik“.

Wer Sänger Hendrik Otrembas Poetikdozentur an der Universität Münster besucht hat, durfte miterleben, wie er den Moment beschrieb, als ihm klar wurde, dass er ein Künstler ist. Und dass er auch immer ein Künstler bleiben wird. Ein Künstler muss etwas erschaffen, etwas zum Ausdruck bringen und dies wird auch in den Songs von Messer spürbar. Transmedialität verbindet besonders die Liedtexte und Romane von Otremba. So referiert „Schweinelobby (Der Defätist)“ beispielsweise auf den 2022 veröffentlichten Roman Benito. „Benitos ganze Handlung, sie lässt mir keine Ruhe“ macht dies explizit, aber nicht immer lassen sich die zur Genüge vorhandenen Referenzen so klar zuordnen. Auch innerhalb von Messers Diskographie werden Motive wieder aufgegriffen und neu eingebettet, der Taucher hatte seinen Auftritt bereits auf dem Album „No Future Days“.

Ein immer wieder Neuentdecken und genaues Hinhorchen scheint bei Messer durchaus erwünscht zu sein. Das Künstlerische steckt in den bildlichen und poetischen Zeilen, die trotz ihrer lyrischen Gewalt häufig in den Hintergrund treten müssen, hinter musikalischen Experimenten, wie den einschneidenden Gitarren-Riffs. Dazu lenkt der Gesang mit seinem Hall oder mit einer Mehrstimmigkeit die Aufmerksamkeit gezielt auf die Stimme, die sich Gehör zu verschaffen versucht. In „Der Atem“ kommt es neben den am Anfang des Songs wiederholten „E-Ohs“, die mehr wie Rufe aus der Landschaft klingen, zu einer zweiten Stimme, die eine melodische Varianz zur Stimme Otrembas aufzeigt und ihr dabei im Schreien noch untergeordnet bleibt. Text und Musik ergänzen sich bei Messer optimal, oft eben durch ein gegeneinander Antreten.

Foto: Moritz Hagedorn

Spiegel“ ist textlich simpel, sorgt aber in knappen zwei Minuten für einen angeregten Gedankenstrom. „Die Leute sehen nur sich selbst, weil ich ein Spiegel bin“ wird wiederholt, ohne dabei groß weitere Informationen zu liefern, im instrumentellen Zwischenspiel liegt die Möglichkeit, eigenständig über die Zeilen zu philosophieren. Ob „Am Ende einer groszen Verwirrung“ das Album mit einer Selbstreferenz abschließt, bleibt unklar, denn ehrlich gesagt ist die Verwirrung gar nicht so groß. „Kratermusik“ schafft ein einheitliches Stimmungsbild, ohne dass sich die verlassene Landschaft dabei zu einer Einöde entwickelt. Es bleibt spannend und so freuen wir uns besonders auf den Auftakt der bevorstehenden Tour, welcher schon bald in Münster im Gleis 22 stattfindet.


Label: Trocadero
Veröffentlicht am: 01.03.2024
Interpret: Messer
Name: Kratermusik
Online: Zur Seite des Interpreten.


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