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Ela Minus – acts of rebellion

Rezensiert von am 1. November 2020

       

Dieses Album beginnt mit einem Seufzer, einem erleichterten Ausatmen und dann dem fast schon befreiend-gierigen Einsaugen von Luft und Leben. Der Opener von “acts of rebellion” der Musikerin Ela Minus ergießt sich in ein flirrendens Klanggemisch, dessen Rhythmus wie in einem anfahrenden Zug immer schneller und schneller wird, wie eine nicht aufhaltbare Kraft, die dieses strahlende Debüt antreibt.

Die kolumbianische Musikerin Gabriela Jimeno aka Ela Minus schafft es mit ihrem ersten Album den energetischen Technosound aus dem Club zu holen, ihn allgegenwärtig für ihre Hörer*innen im Alltag zu machen, sich aber nie dem Dancefloor abzuwenden. Ihre Songs tragen teilweise politisch-motivierte Texte in sich, so ist nicht nur durch den stoischen und unablässig dahin pulsierenden Sound ein Widerstand, eine Rebellion in der Musik zu finden. Aber Ela macht dann doch keine Prostesthymnen auf dem Silbertablett, sondern vertont in den 10 Songs von “acts of rebellion” eher die unterbewussten Stimmen einer Generation, die grade so sehr klanglich vom Techno überlagert werden, das man sie noch hört. Einen archaischen Drang, Rebellion in Musik auszudrücken lernt die Musikerin schon früh. Mit zwölf beginnt sie in einer Hardcore-Punk Band in Bogotá Schlagzeug zu spielen und bewirbt sich nach der High School für die Jazzklasse an der renommierten Berklee School of Music in Boston. Dort erlernt sie unter anderem auch wie man selbst Synthesizer baut, was der Grundstein für den Wunsch der Künstlerin, keinen einzigen Ton in ihrer Musik am Computer zu erzeugen, sondern analog oder gar menschlich Klänge zu erzeugen, wird. “acts of rebellion” entsteht so in reiner DIY-Manier, Ela Minus schreibt, nimmt auf und produziert ihr Debüt komplett allein an ihren eigenen Maschinen.

Kein Wunder, dass die musikalische und technische Nähe zum Düsseldorfer Techno-Urgestein Kraftwerk gleich im zweiten Track klar wird. In “They Told Us It Was Hard, But They Were Wrong” vermischen sich vorantreibende Synthesizer-Beats mit dem leicht hallenden, fast schon in Spoken-Word Style gehaltenen Gesang der Musikerin. Auf der einen Seite ein pulsierender Clubtrack, der aber gleichzeitig von einem Wechsel zwischen dunkler Melancholie und unbändiger Kraft in seinen Melodien bestimmt ist. Und auf eine komplett neue Art verschmelzen hier Energie und Rauheit vom Punk mit einem sehr modernen Elektro-Sound. Über das weiter, immer weiter drängende “El Cielo no es de nadie”(span. “Der Himmel gehört niemandem”) fließen die Klänge zu “Megapunk”, indem Ela Minus wieder in sehr akzentuiertem, verzerrten Gesang eine Generation bekräftigt, nicht still zu stehen und zu rebellieren.

Das instrumentale “Pocket Piano” bildet einen Break nach dieser ersten, energetisierenden Hälfte von “acts of rebellion”, und leitet über in das melodischere und leicht poppige “Dominique”. Mit Zeilen wie “I haven’t seen anyone in a couple of days / I’m afraid I forgot how to talk / To anyone else that’s not myself”, spricht die Musikerin grade vermutlich vielen Menschen aus der Seele. Danach folgt wieder ein instrumentale Pause, die Musikerin nimmt sich mit “let them have the intenet” die Zeit, mit langgezogenen, tiefen Synthzieren die letzte kraftvollere Nummer auf ihrem Album vorzubereiten. “Tony” versprüht mit seinen vielen verspielten Einwürfen von elektronischen Schnipseln und dem verzerrten spanischen Gesang dann einen leichten Yaeji-Vibe. Mit dem passenden Titel „Close“, einem wunderschön-positiven Duett gemeinsam mit Indie-Musiker Helado Negro, endet dann dieser Akt der Rebellion in einer ähnlich klaren Aufbruchsstimmung wie zu Anfang. 

Ela Minus’ Debütalbum “acts of rebellion” kann mit den verschlungenen Texten und dem pulsierenden Elektro-Punk so einen fast schon kathartischen Effekt auf seine Hörer*innen haben. Selten habe ich ein so starkes und ausgereiftes Debüt gehört, dass in seiner mal melancholisch-düsteren, mal lebensbejahenden Weiterentwicklung des Genres Electro ziemlich einzigartig ist.


Label: Domino Recordings
Veröffentlicht am: 23.10.2020
Interpret: Ela Minus
Name: acts of rebellion
Online: Zur Seite des Interpreten.