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Dream Wife – So When You Gonna…

Rezensiert von am 5. Juli 2020

       

Alles beginnt mit einer spontanen Gründung einer „fake-girl band“, die lediglich den Soundtrack zu einer Kunstinstallation an der Brighton University liefern und danach wieder ihrer Wege gehen soll. Aber die drei Musikerinnen der Band Dream Wife entscheiden sich, die immerhin selbst komponierten Songs nicht beiseite zu legen, sondern in Do-it-yourself Style ein Pop-Punk Projekt zu starten. 

So gründet sich 2015 die Band Dream Wife, bestehend aus der Isländerin Rakel Mjöll, und den beiden Britinnen Bella Podpadec und Alice Go. Ihr Bandname nach der Kultkomödie von 1953 ist vielmehr ein indirekter Bezug und eine Absage an die darin gezeigten Bilder der Vorzeige- Haus-/Traumfrau. Mit nur vier fertigen Songs wagen sich die Frauen aus Tour in Kanada und Europa, nach großen Erfolgen schmeißen sie 2016 ihre erste EP und zwei Jahre später ein textlich sehr direktes, selbstbetiteltes Debütalbum auf dem Markt. Beides sind feministisches Statements mit einem Mix aus Punk Rock, Pop und LoFi Indie, die von rein weiblichen Produktionsteams erschaffen wurden. Dream Wife wollen ein Bewusstsein schaffen für die Unterrepräsentation (die bei lediglich 5% liegt) von Frauen in der Musikindustrie, und starteten neben ihrer Musik auch einen eigenen Podcast, in dem Rakel, Bella und Alice weiblichen, queeren und non-binären Künstler*innen eine Stimme geben.

So when you gonna… – der Titel des Podcast, und des neuen, zweiten Studioalbum von Dream Wife erzählt Geschichten, die sonst in der Gesellschaft nicht gehört werden (wollen). In den Texten ihres neuen Album thematisieren die drei Sängerinnen unter anderem Abtreibungen, Fehlgeburten, sexuelle Objektifizierung und Geschlechtergleichstellung. Und das über 11 Songs in einem perfekt getroffenen Mix aus punkigen, direkten lauten Statements, wie in dem Opener „Sports!“ und sich langsam und melodisch aufbauenden Songs, die man fast schon als Balladen bezeichnen könnte. Nach dem kraftvollen Opener zeichnet „Hasta la vista“ ein realistischeres Bild von den Schattenseiten des Musikerinnen-Daseins: das nämlich das Leben in der Heimat während man selbst auf Tour ist weiter geht und sich bei der Rückkehr fremd anfühlen kann. Während dieser Track sehr Richtung eingängigem IndieRock driftet, brechen bei „Homesick“ und „So When You Gonna…“ (mit großartigem Gitarrenriff) immer wieder punkige Passagen aus, aber nie so dominant, dass der Text in den Hintergrund gedrängt werden könnte. Darin liegt die große Stärke von So When You Gonna… – eine Intention, die konsequent musikalisch durchgezogen, aber an keiner Stelle zu plakativ wird. 

Musikalisch reißen Dream Wife auf diesem zweiten Album mehrere Referenzen auf: während man bei „Temporary“ die nähe zu Vampire Weekend nicht von der Hand weisen kann, hört man bei „RH RN“ die Verspieltheit der jungen Madonna zwischen den Tönen. Das Album endet mit dem fast sechsminütigen und großartigem „After The Rain“. Das einzige Mal, wo Klaviertöne auf diesem Album die Klangfarbe angeben und sich mit dem wunderschönen Gesang von Rakel Mjöll zu einem leisen Höhepunkt des Albums entwickeln. „It’s my body my right“ hab ich noch nie so zart und stark zugleich gehört. Und hier merkt man zum Ende abermals, dass der Punk immer mehr in den Hintergrund rückt in der Musik von Dream Wife. Aber dadurch verlieren die Botschaften dieser Band, die die Welt so dringend braucht, nicht an Stärke, im Gegenteil, die sanften, leisen Passagen machen diese Musik noch eindringlicher. 


Label: Lucky Number Music Limited
Veröffentlicht am: 03.07.2020
Interpret: Dream Wife
Name: So When You Gonna...
Online: Zur Seite des Interpreten.


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