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The Beths – Jump Rope Gazers

Rezensiert von am 13. Juli 2020

       

Manchmal gibt es gute Musik ja schon direkt um die Ecke beim nächsten Straßenmusikanten, in anderen Fällen muss man allerdings auch einmal halb um die Erde reisen, um gute Musik zu finden. Zum Beispiel nach Neuseeland. Meistens lohnt sich die weite Reise und man lernt doch spannende junge Bands kennen wie Fat Freddys Drop, The Naked And The Famous oder eben The Beths. Das Quartett um Sängerin Elizabeth Stokes, Gitarrist Jonathan Pearce, Bassist Benjamin Sinclair und Schlagzeuger Tristan Deck lernt sich 2015 beim gemeinsamen Jazz-Studium an der Universität Auckland kennen. Schnell funkt es musikalisch und The Beths sind geboren. Die erste Single lässt nicht lange auf sich warten, ehe im Jahr 2016 ihre erste EP “Warm Blood” erscheint. 2018 folgt ihr Debütalbum “Future Me Hates Me” und damit kommen auch die ersten internationalen Erfolge und Auftritte als Vorband für die Pixies, Death Cab for a Cutie und Weezer. Wiederum 2 Jahre später, also genau jetzt, erscheint ihr 2. Album “Jump Rope Gazers”. Darauf begeistern The Beths mal mit fröhlichen sommerlichen, mal mit ruhig melancholischen Indierockklängen wie sie kaum besser das menschliche Gemüt beschreiben könnten. 

Gleich am Anfang im Opener “I’m Not Getting Excited” wird man sofort mal von lauten punkartigen Gitarrenriffs geweckt, dass man auf den ersten Blick schonmal denken könnte, man hätte aus Versehen das neue Green Day Album gekauft. Schnell taucht jedoch die schöne unaufgeregte Stimme von Sängerin Liz auf und liefert einen kleinen Kontrast zu den Gitarren. Auch wenn es nicht so klingt, aber thematisch soll das Lied eigentlich beruhigend wirken und die Band erinnern, dass sie nicht immer so aufgeregt sein sollen. Auch wenn das manchmal wirklich schwer fällt, vor allem wenn man seine Musik vor riesigen Menschenmassen performen muss. Dem Opener folgt mit “Dying To Believe” ein extrem fröhlicher positiver Indierocksong, der als kleinen Überraschungsmoment Ansagen aus dem Flugzeug nutzt. Hierbei verarbeitet Songwriterin Liz, dass sie ein unglaublich konfliktscheuer Mensch ist und dass sie diese Seite an sich hasst, gerade wenn das Gegenüber eine extrem provokante Meinung hat und man nicht adäquat darauf reagieren kann, auch wenn man die Sache ganz anders sieht. Nach dem eher flotten Start liefert der Titeltrack des Albums “Jump Rope Gazers” erstmal eine kleine Atempause. Hier wartet die klassische langsame Liebesballade mit dem kleinen verliebten Mädchen und dem harmonischen Männerchor im Hintergrund auf, und das ganze über 5 Minuten lang. Etwas flotter wird es dann wieder in “Acrid”. Ein Song, der den Moment beschreibt jemanden vorsichtig anzutanzen, den man im Club sieht und dem man näher kommen möchte – oder wie es im Chorus heißt: “It’s You I Wanna Run Into”. Den Song “Do You Want Me Now” bezeichnet die Band selbst schon als Downer auf dem Album.  Der Song ist dementsprechend wieder eine Nummer ruhiger und intimer. Es geht um das Gefühl mit jemanden Sex zu haben, obwohl sich die Person nicht sicher ist, ob sie das auch wirklich möchte und das schlechte Gefühl der Ausnutzung dieser Person. Emotional geht es auch in dem gefühlvollen Song “Out Of Sight” weiter. Es geht um die Hoffnung eine Beziehung zu retten, indem man sich gegenseitig mehr Distanz einräumt. Allerdings zerstört das die Beziehung meistens erst recht. Neben Liebesbeziehungen sind der Band auch Freundschaftsbeziehungen wichtig. So handelt der Song “Don’t Go Away” von dem Wunsch, dass die Freunde nicht alle aus der Nähe wegziehen sollen, weil sie sonst extrem vermisst werden. “Mars the God of War” ist dagegen wieder als rockigeres Sequel zu “Dying To Believe” zu verstehen. Während es in “Dying To Believe” ja um die Unfähigkeit zu kommunizieren geht, beschreibt “Mars the God of War”  den Versuch seine Unzufriedenheit per Mail anzubringen mit Hilfe des Computers, im Song als “War Machine” bezeichnet. Mit “You’re a Beam of Light” wird es kurz vorm Ende des Albums noch einmal sehr ruhig und andächtig. So verzichtet der Song ganz auf Bass oder Schlagzeug, sondern lediglich von einer Akustikgitarre begleitet singt Liz davon, wie sehr sie auf Tour ihre Freunde vermisst, da diese immer wie Lichtstrahlen auf sie wirken. Mit so einem ganz tristen Song wollen The Beths die HörerInnen dann aber doch nicht zurücklassen. Und so wartet mit “Just Shy of Sure” am Ende des Albums nochmal ein etwas temporeicherer Song der versucht einen optimistischen Ausblick zu geben. 

Letztendlich gelingt The Beths mit “Jump Rope Gazers” ein gefühlvolles, stimmungsreiches Indierockalbum, das mal punkig-rotzig daher kommt und an anderen Stellen wieder melancholisch gefühlvoll mit authentischen Themen mitten aus ihrer Lebenswelt.


Veröffentlicht am: 10.07.2020
Interpret: The Beths
Name: Jump Rope Gazers
Online: Zur Seite des Interpreten.


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