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Pottery – Welcome To Bobby’s Motel

Rezensiert von am 28. Juni 2020

       

Für MusikerInnen ist es gerade in diesen turbulenten Zeiten schwierig ein Album zu veröffentlichen. So wütet gerade eine Pandemie, die es unmöglich macht das Album live zu promoten. Während dies für viele KünstlerInnen Grund genug ist, ihr Albumrelease zu verschieben, gibt es aber auch Bands, die genau gegenteilig handeln. Eine dieser Bands sind Pottery aus Montreal in Kanada. Sie veröffentlichen ihr Debütalbum “Welcome To Bobby’s Motel” eben genau mit der Begründung der Welt eine Fluchtmöglichkeit mit ihrer Musik bereitzustellen. Und thematisch hätte ihr Album diese Fluchtmöglichkeit nicht besser aufgreifen können. So handelt es sich bei “Welcome To Bobby’s Motel” um ein loses Konzeptalbum in dem die Band eine Alternative Wirklichkeit kreiert, in der eine Figur namens Bobby ein Motel als Ort der Zuflucht betreibt. Dieser Zufluchtsort ist dabei bewusst nicht so angelegt, dass alles rosarot ist und bunte Einhörner durch die Gegend fliegen, sondern Bobbys Motel ist nicht unbedingt sauber, die Klimaanlage funktioniert nicht und die Vorhänge sind offen. Man kommt nicht wegen dem Luxus in Bobbys Motel, sondern um einen Ort zu haben der sich wie das Leben selbst anfühlt um Pause von seinem eigenen Leben zu bekommen und Dinge zu reflektieren. Und dann ist da der immer freundliche Motelbetreiber, der einen freundlich empfängt und immer das Gefühl gibt Willkommen zu sein und absolute zuversicht ausstrahlt. Mit dieser Einstellung grüßt der schnauzbärtige ältere Mann bereits auch schon vom Albumcover. 

Ähnlich wie das leicht heruntergekommene Motel wirkt auch das gesamte Album musikalisch irgendwie aus der Zeit gefallen. Der textlose Opener “Welcome To Bobbys Motel” wirkt wie guter alter Surfrock der 60er Jahre, wechselt dabei aber den Rhythmus und klingt zeitweise wie ein unkoordinierter Jam im Proberaum. Auch der zweite Song “Hot Heater” klingt wild, sobald allerdings Gesang zu hören ist muss man zwangsläufig an die New Wave der 80er Jahre denken, Assoziationen zu den Talking Heads oder Devo drängen sich auf. Fast schon wie eine Art Verfolgungswahn wirkt der Song “Under The Wires”. Dieser geht nahtlos in “Bobbys Forehead” über. Vor allem durch das wilde fast schon samba-artige Getrommel werden hier Erinnerungen an Parquet Courts wach, was auch nicht groß verwundert, schließlich sind Pottery lange zusammen mit Parquet Courts auf Tour gewesen und sie teilen sich das gleiche Label. Einen etwas düsteren Kontrast löst der Song “Down in the Dumps”. Dieser Song wirkt wie Fließbandarbeit, es wird sich in einen hypnotischen Arbeitstakt gespielt, der immer weiter treibt und dabei Textzeilen hervorbringt wie “Im working for the company. How high is the salary?”. Düster daher kommt auch der Song “Reflection”, wobei immer auch wieder träumerische leicht verspielte Passagen das Stück durchziehen. Der Song “Texas Drums” stellt dabei wohl eine kleine Hommage an das Lieblingsinstrument der Band dar. Mehrstimmiger Gesang trifft auf psychedelisches experimentelles getrommel. Der Song “NY Inn” klingt ein wenig wie “The Doors” auf Speed, was wohl hauptsächlich an der Orgel liegt. “What’s in Fashion” klingt ein wenig wie der Gang eines Pferdes, das zwischen Trab und Galopp hin und her wechselt, sodass eine rhythmische Abwechslung ensteht, die zwischendrin fast ein wenig nach den Beatles klingt. Die vorletzte Nummer klingt ein bisschen wie ein wilder Drogentrip. Genau das soll auch dargestellt werden, denn die Nummer thematisiert die negativen Folgen von Drogenmissbrauch. Der letzte Track “Hot Like Jungle” rundet das Album in fröhlicher Weise slackermäßig ab und handelt einfach vom Liebemachen. 

Insgesamt gelingt  Pottery ein rhythmisch vielfältiges teilweise wirklich hypnotisches Album bei dem man 80er New Wave mit Hippiemusik der 60er und 70er kombiniert und viele Einflüsse von diversen musikalischen Größen wahrnimmt. So entsteht am Ende tatsächlich die Möglichkeit seinen Alltagssorgen zu entkommen und einfach eine Runde in Bobbys Motel einzuchecken während die Welt um einen herum einfach im Hintergrund verschwindet. 


Label: Roughtrade
Veröffentlicht am: 26.06.2020
Interpret: Pottery
Name: Welcome To Bobby's Motel
Online: Zur Seite des Interpreten.


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