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Das Klaus – Das LP

Rezensiert von am 27. Juli 2020

       

Am Anfang steht der Satz „Keine Liebe für Fahrraddiebe“, das Ergebnis ist die Band mit dem urdeutschen Namen Das Klaus. Wem diese Gründungsgeschichte eher diffus vorkommt, wird in diesem Gefühl beim Hören des neu releasten Albums „Das LP“ bestärkt. Doch wer ist diese unbekannte Band mit zweistelligen Hörerzahlen auf Spotify und Hang zu Haus-Maus-Klaus-Reimen, die auf elektronische Beats ungezwungen Texte über das Haus vom Nikolaus, Friedrich Nietzsche und einem Dackel auf dem Deich legt?

Das Klaus, das sind der Musiker und DJ HiFi Brown und der Autor und Videofilmer Olli Ringwald, die in Berlin zusammen aufgelegt haben und seitdem Musik machen. 2018 veröffentlicht das Duo seine erste EP „Das EP“ mit den Songs „Mond“ und „Hund“, die zunächst in einigen englischen Radiosendungen gespielt werden und auch auf dem Album „Das LP“ erscheinen. Laut den Musikern selbst sollen sich die Songs wie eine Karussellfahrt an einem verregneten Sonntag anfühlen und diese Beschreibung trifft es ziemlich gut: Die Welt scheint manchmal in einer eintönigen, grauen Suppe zu versinken, in der an jeder Ecke über Weltfrieden, Pandemien und die Wirren der Liebe diskutiert wird. Und dann steht es da, das Fahrtgeschäft, das einen an wilde Fahrten in unbeschwerten, albernen Kindertagen erinnert. Genau dieses Gefühl, einmal kurz die Welt um sich herum zu vergessen, ist zu Musik geworden auf „Das LP“. 

Das Klaus paart schwindelerregende Synthesizerbeats mit Texten, die alltägliche und banal erscheinenden Themen einfangen und mit wenigen Worten auskommen. Schon der erste Song des Albums „Panda“ lässt den Hörer wegen der absurden Lyrics („Der Panda wackelt mit dem Kopf / Der Panda wackelt mit Po“) schmunzeln und sich fragen, ob er grade eher eine Kindergeburtstags-CD hört, was aber durch die elektronischen Beats im Hintergrund wieder relativiert wird. Es folgen Songs wie „Hund“, in dem 3 Minuten lang nur ein „Wuff, Wuff“ zu vernehmen ist oder „Körperfunktionen“ mit einer einfachen sowie treffenden Feststellung: „Was rein geht, geht auch raus“.  Die Songs bestechen durch ihren knallharten Minimalismus und die lebensnahe Alltagsromantik. „Ich kann mir das nicht leisten / Ich hab‘ nicht so viel Geld“ ist eine genauso nachvollziehbare Aussagen wie der Ausruf: „Keine Liebe für Fahrraddiebe“. Die Absurdität packt den Hörer und verschafft ihm ein Gefühl grenzenloser Unbeschwertheit. 

Das Album wirkt im ersten Moment wie ein reines Spaßalbum, doch steckt an manchen Stellen durchaus mehr Tiefe dahinter. Der Song „Frühling“, der so unscheinbar daherkommt, behandelt ein Kindheitstrauma, im Song „Mond“ geht es um eine an Demenz erkrankte Person: „Das ist der Mond/Das ist der Mars/Das ist die Venus/Das sind die Sterne/Und was ist das?“. Die banalen Begriffe scheinen sich von ihren Bedeutungen gelöst und ihren Sinn verloren zu haben. Gleichzeitig verhindern die tanzbaren Beats das Aufkommen von tiefer Trauer und laden zum Tanzen und Lachen ein. 

Wer mit „Das LP“ versucht, Antworten auf drängende Fragen des Lebens zu finden, wird nicht fündig werden. Aber der schönste Zustand ist sowieso der, in dem man sich keine Gedanken mehr macht, sondern von einer Welle der Banalität überrollt wird. Das Klaus bewegt sich weit abseits jeden Mainstreams und das könnte nicht erfrischender sein. Denn wer holt sein Regenschirm an einem verregneten Sonntag raus, wenn ein Karussellfahrt lockt? Es ist viel zu schön, wenn sich alles dreht!

rezensiert von Leonore Okruch.


Label: Independent
Veröffentlicht am: 24.07.2020
Interpret: Das Klaus
Name: Das LP
Online: Zur Seite des Interpreten.