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Über Vorbilder, Aufbruch und neue Musik – Lara Hulo im Interview

Written by on 10. März 2025

Lara Hulo ist in diesem Jahr besonders durch ihren viralen Song „Für Änni“ bekannt geworden. In ihrer neuesten EP thematisiert sie aber noch viel mehr als Liebe und Trennung. Es geht ihr vor allem darum, ihre Gefühle durch Musik zu verarbeiten. Und jetzt Ende des Jahres hat sie das erste Mal die Möglichkeit ihre Fans live mit ihren Songs zu berühren, und zwar auf ihrer allerersten Headline Tour. MusikredakteurInnen Luka Neumann und Dana Rieger haben sie in Köln im Stadtgarten vorm Konzert getroffen und sie über ihre Tour, neue Musik und ihre musikalischen Vorbilder ausgefragt.

Dana: Wir sind hier mit Lara Hulo auf Ihrer allerersten Tour. Heute im Stadtgarten in Köln. Hallo erstmal, du hast ja mehrere Auftritte jetzt schon gehabt. Wie ist so das Gefühl, auch mehrere Venues ausverkauft zu haben und so viele Fans zu treffen?

Lara: Das ist so krass, weil ich glaube, ich realisiere das manchmal noch gar nicht, irgendwie ist ja in diesem Jahr so alles passiert und auch alles, was ich mir immer gewünscht habe. Aber es ist auch irgendwie gleichzeitig so krass schön und berührend zu sehen. Auf einmal stehen da einfach Leute vor der Bühne, die Tickets gekauft haben und die Texte mitsingen können. Manchmal fühle ich mich so, als würde ich einen Gig spielen, wo so vier Artists gebucht wurden und ich bin eine davon und ich check nicht, dass die dann wirklich da sind, um meine Musik zu hören.

Dana: Die sind wirklich alle für dich da. Du hast ja auch eine ganze Zeit lang Straßenmusik gemacht. Ist es bei so kleinen Venues auch ein Gefühl von Straßenmusik, wenn Leute direkt um dich stehen und die Fans dir so nah sind?

Lara: Es ist anders, weil bei Straßenmusik bleiben, einige stehen, einige gehen vorbei und hier bleiben ja wirklich Leute stehen und hören so zu. Es ist eher so, dass wenn ich darüber nachdenke, dass ich Straßenmusik gemacht habe, werde ich so voll sentimental, wenn ich so denke, dass halt Menschen kommen, um meine Show zu sehen.

Luka: Kann man komplett nachvollziehen. Deine Singles und EPs haben ja alle Bilder von dir als Kind als Cover und auch deine neueste EP dann mit deinem jetzigen Ich, deinem jüngeren Ich. Welche Bedeutung hat das für dich?

Lara: Also das Ding ist, dass ich irgendwie das Gefühl habe, dieses Jahr so mein inneres Kind an die Hand genommen zu haben. Und deshalb war dann die Idee, dass ich so Kinderfotos als Cover mache und dann quasi, wenn die hier rauskommen, als erwachsene Person mich selbst an der Hand halte und sage: “Okay, krass, wir ziehen das Ding jetzt zusammen durch”. Und ja, weil es das ist, was die kleine Lara sich immer gewünscht hat. Also dieses Jahr war nicht nur Musik irgendwie lebensverändernd, sondern ganz viele Entscheidungen in meinem Leben, auch privat und alles Mögliche. Und deshalb habe ich mich dafür entschieden, das so zu machen. 

Luka: Eine sehr schöne Bedeutung. Wenn du davon sprichst, dein inneres Kind zu heilen. Welchen Song von der LP würdest du sagen, hätte die jüngere Lara am meisten gebraucht? 

Lara: Muss ich kurz überlegen. Ich glaube, „Kontrolle verloren“. Weil ich glaube, dass ich lange in meinem Leben auf Sicherheit gegangen bin und gemerkt habe, dass Kontrolle verlieren ganz wichtig ist, damit man halt sein Ding durchzieht und nicht immer nur das macht, was andere Menschen von einem verlangen, sondern dass man irgendwie auf sein Bauchgefühl achten darf und sein Leben in die Hand nehmen darf. Und dass man merkt, dass nichts Schlimmes passieren wird, weil du sicher bist.

Dana: Das klingt echt toll. Hast du denn musikalische Vorbilder, die ich irgendwie inspiriert haben, die Musik zu machen, die du jetzt machst?

Lara: Ja. Ich habe damals angefangen zu singen, mit Janis Joplin. Ich weiß nicht, ob ihr sie kennt. Ich wurde damals in der Schule immer so geärgert und dann hatte ich immer so ein Bild von ihr über meinem Bett hängen und konnte mich halt voll gut damit identifizieren, weil sie halt auch gemobbt wurde in der Schule und diese Vergangenheit hatte. Und dann habe ich mir immer vorgestellt „Irgendwann will ich berühmt werden, so wie Janis Joplin und dann zeige ich es denen.“ Und das war so! Im deutschsprachigen Bereich mag ich gerne so Kraftklub und Casper und vom Typ her würde ich halt einfach gerne Festivals spielen.

Dana: Festivals haben auch immer eine ganz andere Atmosphäre.

Lara: Ja, total.

Dana: Hast du denn auch das Gefühl, dass du irgendwie selber mal ein Vorbild wirst? Vor allem eine Inspiration bezogen auf queere Lovesongs? 

Lara: Ja. Es klingt immer so komisch zu sagen, aber ich hoffe. Das ist irgendwie super krass, wenn man so Nachrichten bekommt, von Leuten, die dann sagen, die berührt der Song für Annie voll und dann bekomme ich ziemlich viel Feedback zu. Und das ist irgendwie krass, weil man ja selber so seine Songs hat, die einen so durch Lebensphasen begleiten und das passiert jetzt irgendwie mit den eigenen Songs. Ich glaube, das kann man manchmal gar nicht so greifen. Aber natürlich wünsche ich mir das, weil man hat ja selber Songs gebraucht und das ist schön, wenn auf einmal die eigenen Songs gebraucht werden.

Dana: Ja, wirklich. Hast du dann auch das Gefühl, dass du mit Liebeskummer und Gefühlen einfach besser klarkommst, wenn du darüber Songs schreibst?

Lara: Voll, das mache ich so vollkommen so. Also jeder Song, den ich geschrieben habe und jeder Song, der auch auf der EP ist und jeder Song, der auch in Zukunft veröffentlicht wird, ist ein Song, den ich geschrieben habe, um Emotionen zu verarbeiten. Und das ist dann halt so krass, dass andere Menschen das auch so fühlen. Dann fühlt man sich auch weniger alleine damit. Und das ist ein Gefühl von Verbundenheit, dass wir nicht alleine sind mit Gefühlen.

Luka: Gerade, wenn Leute dann in der Crowd mitsingen und alle den Song fühlen. Du hast ja gerade schon neue Songs angesprochen. In einem Interview hattest du mal gesagt, dass wenn du Lieder hörst, dann fühlst du Bilder und das fand ich sehr cool. Welche Bilder fühlst du bei deinen neuen Songs, die du bald releasen möchtest oder wirst?

Lara: Das Ding ist, dass ich immer relativ spontan entscheide, welche Songs ich release. Aber ich fühle so Aufbruchbilder. Klingt komisch, aber dieses Jahr habe ich alle sentimentalen Songs released, ich habe auch noch Songs, die nach vorne gehen und ich glaube, ich gehe jetzt auf jeden Fall entspannter ins nächste Jahr mit Veröffentlichungen, sodass ich mir selber nicht mehr so viel Druck mache. Weil natürlich, wenn man so den ersten Hype bekommen hat, denkt man, man will das ja weitermachen, weil man immer davon geträumt hat. Aber ich spüre so Rebellionsbilder, dass ich denke, ich bin nicht mehr die kleine, zerbrechliche Lara, sondern ich bin eine Frau. Und ich sage, was ich denke. Und ich lasse mir nicht von anderen Menschen den Mund verbieten. Aber es werden safe auch wieder Love Songs kommen und alles. Mal sehen, was ich noch so fühle, nächstes Jahr. Aber ich habe dieses Jahr viel gefühlt, was auf jeden Fall nächstes Jahr released wird.

Luka: Sehr, sehr cool. Wir freuen uns auf jeden Fall. Und ihr wart ja gerade noch sehr viel im Tourbus, auch mit Stau und allem. Was ist euer Tourbus Banger und wo singen alle bei euch mit?

Lara: Boah, ich habe letztens mit Inas, meiner Tourmanagerin entdeckt, dass wir beide von Juju „Intro auswendig rappen können. Und dann saßen wir zusammen und haben so Intro“ zusammen auswendig gerappt. Dann dieser Song die eine“ von die Firma. Aber man merkt auf jeden Fall, die Tourbus Atmosphäre schweißt zusammen. Wir lernen uns alle besser kennen, von jeder Seite, aber es ist einfach super funny. 

Luka: Okay, vielen, vielen Dank für dieses spontane kleine Interview.

Lara: Danke, dass ihr da wart.