Herausforderungen für Geisteswissenschaftler*innen: Wege in den Arbeitsmarkt
Written by Redaktion on 31. Januar 2025
Viele Absolvent*innen der Geisteswissenschaften machen sich Sorgen darüber, wie sie nach ihrem Studium einen passenden Job finden können. Die Unklarheit über spezifische Berufsbilder und die oft weniger konkreten Karrierewege im Vergleich zu anderen Studienrichtungen, lassen die Jobsuche für Geisteswissenschaftler*innen schwieriger erscheinen. Viele fragen sich, wie sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern und ihren Berufseinstieg erfolgreich gestalten können. Die Unsicherheit, die viele Student*innen plagt, ist für viele gut nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich gezielt auf die Arbeitswelt vorzubereiten.
„Es gibt Studiengänge, die eher den Geisteswissenschaften zugeordnet sind, zum Beispiel Geschichte, Politik, Soziologie. Da gibt es einfach keine klar definierten Arbeitsfelder oder Berufe. Was absolut nicht heißt, dass diese Absolvent*innen keinen Job finden. Aber da ist einfach die Recherche ein bisschen schwieriger, weil das sehr interdisziplinäre und undefinierte Berufsfelder sind“, erklärt Leonie Oster, Expertin des Career Service der Universität Münster, in unserem Interview.
Der Berufseinstieg für Absolvent*innen der Geisteswissenschaften kann sich oft zunächst holprig gestalten. Wie der Arbeitsagentur-Bericht vom Juni 2024 zeigt, gibt es nur wenige Stellenangebote, die sich explizit an diese Fachrichtung richten. Zudem haben Geisteswissenschaftler*innen mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 % eine der höchsten Quoten unter den akademischen Berufsfeldern. Im Vergleich dazu sind die Quoten in Verwaltungsberufen (0,6 %) oder bei Lehrkräften (1,3 %) deutlich niedriger.
Trotz der Herausforderungen gibt es jedoch positive Entwicklungen, die eine Veränderung in der Wahrnehmung des Berufseinstiegs für Geisteswissenschaftler*innen zeigen. So ist die Zahl der Erwerbstätigen mit einem Studienabschluss in den Geisteswissenschaften in den letzten Jahren deutlich gestiegen – von 327.000 im Jahr 2013 auf 426.000 im Jahr 2023.
Wie kann man die Jobsuche jedoch so vereinfachen, dass sie sich nicht über Monate oder Jahre hinzieht? Hier sind einige Empfehlungen, die allen Absolvent*innen helfen können, den Übergang von der Ausbildung in den Beruf zu erleichtern. Diese Tipps basieren auf unserem Interview mit Leonie Oster.
- Bereits während des Studiums sollten Absolvent*innen beginnen, sich intensiv mit ihrem beruflichen Profil auseinanderzusetzen. „Man kann eigentlich schon innerhalb des Studiums starten, sich auf diesen Übergang vorzubereiten, indem man sich mit dem eigenen beruflichen Profil auseinandersetzt. Das heißt, schaut, was sind eigene Stärken, Interessen? Was sind aber auch Rahmenbedingungen, die einem wichtig sind bei der Berufswahl?”, rät Oster.
- Darüber hinaus ist es ratsam, die Jobsuche nicht bis zum Abschluss des Studiums hinauszuzögern. Die Expertin betont, dass man sich durchaus schon früh bewerben kann. Es sei nicht nötig, auf das Abschlusszeugnis zu warten – wenn der Abschluss in den nächsten Monaten absehbar ist, könne man bereits Bewerbungen verschicken. Es sei zudem völlig üblich, das Zeugnis später nachzureichen. Wer sich bereits vor dem Abschluss aktiv mit dem Arbeitsmarkt beschäftigt, kann wertvolle Kontakte knüpfen und frühzeitig potenzielle Arbeitgeber*innen kennenlernen.
- Ein wichtiger Aspekt der Vorbereitung auf den Berufseinstieg ist die praktische Erfahrung. Es wird empfohlen, bereits während des Studiums Praktika oder Nebenjobs zu absolvieren, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Solche Tätigkeiten bieten nicht nur die Möglichkeit, das eigene Wissen in der Praxis anzuwenden, sondern helfen auch dabei, Kontakte zu potenziellen Arbeitgeber*innen herzustellen und berufliche Netzwerke aufzubauen. Praktische Erfahrungen erhöhen die Chancen, nach dem Abschluss schnell eine feste Anstellung zu finden.
Der Einstieg in das Berufsleben ist für Geisteswissenschaftler*innen oftmals nicht ohne Hindernisse. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese nicht gemeistert werden können. Wer frühzeitig mit der Planung beginnt, sein berufliches Profil entwickelt und praktische Erfahrungen sammelt, erhöht seine Chancen auf eine erfolgreiche Karriere erheblich. Durch Praktika, Nebenjobs oder ehrenamtliche Tätigkeiten können wichtige Fähigkeiten erlernt und Netzwerke aufgebaut werden, die den Übergang in den Arbeitsmarkt erleichtern. Zudem ist es ratsam, bereits vor dem Abschluss aktiv nach Jobmöglichkeiten zu suchen, um schneller den Einstieg zu finden.
Zudem zeigt sich, dass Akademiker*innen generell kürzer arbeitslos sind als andere Qualifikationsgruppen: 63 % der arbeitslosen Akademiker*innen finden innerhalb von sechs Monaten eine neue Stelle, während dieser Anteil bei Personen ohne Berufsabschluss deutlich niedriger ist.
Geisteswissenschaftler*innen sollten sich also nicht entmutigen lassen, wenn der Weg zum ersten Job nicht sofort klar ist. Mit gezielter Vorbereitung und einer offenen Haltung gegenüber verschiedenen Berufsfeldern ist es auch ihnen möglich, eine passende Anstellung zu finden.
Quellen:
Bildquelle:
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