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Im Gespräch mit FH-Präsidentin von Lojewski

Geschrieben von am 20. April 2020

Über die Schwierigkeiten in der Corona-Krise haben wir mit der Präsidentin der FH Münster, Professorin Ute von Lojewski gesprochen.

Mitte März wurde der Vorlesungsbeginn aller Hochschulen in NRW auf den 20. April verschoben. Während die Uni Münster damit noch etwa fünf Wochen Vorlauf hatte, stand die FH Münster vor einer ganz anderen Herausforderung.

Frau von Lojewski, eine Woche vor Vorlesungsbeginn wurde dieser an der FH verschoben. Anders als die Uni musste die FH sehr schnell reagieren. Was war damals die größte Herausforderung für die FH?

Diese fünf Wochen Vorlauf fehlten in der Tat und wir sind quasi von jetzt auf gleich durchgestartet. Das heißt die Kolleginnen und Kollegen haben umgehend auf Online-Lehre umgestellt. Natürlich mit ein bisschen Ruckeln hier und da und natürlich auch nicht zu einhundert Prozent. Aber es ist tatsächlich schon deutlich vor dem 20. April gelungen, da wo es eben ging,  Online-Lehre anzubieten.

Wenn das Land sein Okay geben würde, würden Sie denn dann versuchen wieder zur Präsenzlehre zurückzuwechseln? Oder steht für Sie fest, dass dieses Semester komplett digital durchgezogen wird?

Ich glaube, dass hängt davon ab, was in den einzelnen Fachbereichen passiert. Es gibt auch eine ganze Reihe Kolleginnen und Kollegen, die jetzt oder vorher schon Online-Lehre durchgeführt haben: Die werden natürlich nicht zurückwechseln, weil das ihr Format ist. Bei anderen wird es so gut klappen, dass sie damit weitermachen. Andere werden sagen, dass sie das noch besser durch Präsenzlehre unterstützen können. Wenn es überhaupt so kommen würde, wird es sicherlich in einer Mischung aus beiden Formaten enden.

Können sich die Studierenden darauf verlassen, ein komplettes Semester durchzuziehen? Oder können manche Veranstaltungen tatsächlich nicht stattfinden, weil sie eben nicht ins Digitale übertragen werden können?

Ganz eindeutig Letzteres. Wir sind sehr stolz, dass wir so viele Veranstaltungen umstellen können. Aber da muss man sich nichts vormachen. Wir werden nicht einhundert Prozent unserer Veranstaltungen in Online-Lehre umwandeln können. Es gibt auch Kolleginnen und Kollegen, die arbeiten jetzt wie früher mit Lehrbriefen. Aber das wird nicht einhundert Prozent der Lehre abdecken, sodass die Studierenden unter Umständen nicht alle ihre 30 Credits, die sie gerne hätten erwerben wollen, in diesem Semester auch wirklich zusammenbekommen. Deswegen ja auch die Idee, die Regelstudienzeiten zu verlängern, damit für die Studierenden keine Nachteile daraus erwachsen.

Die Verlängerung der Regelstudienzeit ist Teil der Corona-Epidemie-Hochschulverordnung. Setzen Sie sich auch dafür ein, dass diese Regelung durchgesetzt wird?

Ja, unbedingt. Das finde ich eine ganz, ganz wichtige Regelung. In dieser Verordnung, die Sie gerade erwähnten, ist ja ein bisschen unklar noch wie das gemeint ist mit der Regelstudienzeit. Da steht was von “individueller” Regelstudienzeitverlängerung. Das würde bedeuten, dass jeder einzelne Studierende beim Bafög Amt nachweisen müsste, dass er oder sie ganz speziell keine Chance hatte die 30 Credits zu erwerben. Das ist natürlich ein riesen Aufwand. Deswegen fände ich eine pauschale Lösung besser. Also dass man sagt, es wird grundsätzlich die Regelstudienzeit für alle Studiengänge in diesem Sommersemester um ein Semester verlängert.

Ganz viel hängt ja auch immer davon ab, ob die Prüfungen in den einzelnen Fachbereichen abgeleistet werden können. Ich habe gesehen, dass in einzelnen Fachbereichen mit einem Prüfungszeitraum im Juli geplant wird. Natürlich unter Vorbehalt, dass sich die Situation verbessert. Halten Sie das für realistisch, dass dieser Prüfungszeitraum eingehalten werden kann?

Ja, der ist deshalb auch relevant und wichtig, weil wir ja auch noch die ganzen Prüfungen zum Ende des Wintersemesters, die im März unter Umständen stattgefunden hätten, noch nachholen müssen, damit die Studierenden so wenig Zeit wie eben möglich verlieren. Falls wir im Juli noch keine Präsenzprüfungen durchführen können, werden im Moment Formen von alternativen Prüfungsformaten erprobt. Also, dass man eben Klausuren durch Hausarbeiten ersetzt  oder auch Online-Klausuren schreiben kann. Auch daran wird im Moment gearbeitet. Da haben wir ja zum Glück noch ein bisschen Zeit bis das Nötig wird.

Die Bibliotheken der FH bieten auch eine sogenannte Notausleihe von Medien an. Das heißt, wenn ich heute bis 18 Uhr bestelle, kann ich meine Bücher übermorgen schon abholen. Haben Sie da eine Rückmeldung erhalten, wie dieses Angebot von den Studierenden angenommen wird?

Ich höre von unserer Bibliotheksleiterin, dass das gut funktioniert. Das hatten wir in gewisser Weise auch früher schon. Aber jetzt ist das eben komplett umgestellt, und wird von den Studierenden gut angenommen. Wichtig ist mir in beiden Fällen, sowohl was die Online-Lehre angeht, als auch die Versorgung mit Literatur: Die Studierenden, die jetzt vielfach zu Hause sitzen, im Extremfall in irgendeinem kleinen Studentenappartment ohne Balkon und durch das Kontaktverbot eben auch gezwungen sind, viel alleine zu sein, dass sie auch beschäftigt sind, dass sie weitermachen können, dass sie ihre Abschlussarbeiten schreiben können, dass sie sich auch auf das Semester vorbereiten können, dass Sie Materialien lesen können. Das ist eigentlich das Vordringliche, was uns in unseren Entscheidungen treibt.

Die FH selbst engagiert sich ja auch sehr aktiv in dieser Krise. An der FH in Münster und in Steinfurt werden zum Beispiel mit freiwilligen Helfern Kopfhalterungen für Schutzvisiere hergestellt. Und sie haben auch das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe unter ihrer Fittiche. Dort werden Studierende als freiwillige Helfer weitervermittelt. Haben Sie so viel Engagement Ihrer Studierenden erwartet?

Ja! Sowohl bei den Lehrenden als auch bei den Studierenden. Wir kennen ja unsere Hochschule. Und da ist glaube ich auch viel Spirit in diese Richtung vorhanden. Und ich finde es ganz toll, wie viele Studierende sich da gemeldet haben. Und diese Aktion mit den Halterungen für die Schutzvisiere – das ist ja so wunderbar: Wir haben inzwischen mehr Halterungen produziert, als im Moment Nachfrage in der Region ist, weil auch ganz viele Studierende zuhause mit ihren 3D-Druckern gedruckt haben. Super Aktion und ich bin natürlich auch ein bisschen stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen und meine Studierenden.

Das sagt die Präsidentin der FH Münster, Frau Professorin Ute von Lojewski. Vielen Dank für das Gespräch.

Bild: Das Präsidium der FH Münster (Ute von Lojewski vorne rechts)FH Münster / Thorsten Arendt.