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Filmfestival Münster 2019 (Nachbericht)

Geschrieben von am 23. September 2019

Das 18. Filmfestival Münster ist zuende. Ich habe knappe 19 Stunden Filmmaterial geschaut und mein Wochenende im Schlosstheater verbracht, nur um euch jetzt ausführlich darüber berichten zu können.

(v.l.n.r. “Logo Filmfestival”, “All the Gods in the Sky”, “Absence of Light”, Fotos: Filmfestival Münster)

Die Gewinner:

Den Preis für die beste Regie im Europäischen Spielfilmwettbewerb ging an den Franzosen Quarxx für seinen Film “All the Gods in the Sky”. Der leicht ins Horrorgenre reichende Streifen beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen der schwer behinderten Frau Estelle und ihrem Bruder Simone. Dieser kümmert sich Zuhause um sie, wobei das Sozialamt bezweifelt, dass er dies gut macht. Außerdem glaubt Simone an eine baldige Ankunft von Aliens, die ihn und seine Schwester erlösen. Die Wahl der Jury für die beste Regie geht damit an einen durchaus ungewöhnlichen Film. “All the Gods in the Sky” legt den Schwerpunkt auf die Beziehung der Geschwister und den geradezu erbärmlichen Zustand von Estelle. Seine Bilder und die Einflüsse von Alien-Fantasien machen den Film dabei besonders. 

Bei den Kurzfilmen ging  der Publikumpreis an das intensive Mutter-Tochter Drama “November 1st.” In dem Film sind die beiden auf dem Weg zur Exekution der Person, der ihren Sohn beziehungsweise Burder ermordet haben soll.  Der Film beschäftigt sich mit den Folgen von Verbitterung und Hass. Den Preis der Jury bekam der Kurzfilm “Aquarium”, ein sehr bildgewaltiger Film mit überraschenden Wendungen. Außerdem wurde von der Jury “Till the End of the World” gelobt. Der Streifen ist ein Drama über einen alkoholkranken Vater und seine Tochter, die von der Schuaspielerin sehr gut verkörpert wird.  

Die westfälische Kurzfilmrubrik “Westfalen Connection” gewann “Absence of Light”, ein eher experimentaller Film über Licht. Zu sehen sind da Städte bei Nacht, Sternhimmel und die Sonne. 

(v.l.n.r. “Till the End of the World”, “Aquarium” und “November 1st”, Fotos: Filmfestival Münster)

Unsere Higlights: 

Bei den Spielfilmen haben mich vor Allem “Papicha”, “Phoenix” und “Lillian” beeindruckt. “Papicha” ist die Geschichte der jungen Frau Nedjmaaus Algerien, die Französisch studiert und Modedesignerin werden will. Sie ist selbstbewusst und frei, doch mit der zunehmenden Radikalisierung der Gesellschaft durch den Algerischen Bürgerkrieg werden die Frauenrechte immer mehr eingeschränkt. Aber Nedjma möchte sich nicht einschränken lassen. Es ist eine harte Handlung, die doch im Kern unglaublich ermutigend ist. Ähnlich traurig ist die Geschichte die in dem norwegischen Film “Phoenix” erzählt wird. Das 17-Jährige Mädchen Jill übernimmt sehr viel Verantwortung in der Familie, da ihre Mutter Probleme mit Alkohol und Antriebslosigkeit hat. Jill versucht , ihr Leben so schön wie möglich zu gestalten und einfach ihren anstehenden Geburtstag zu genießen. “Lillian” ist hingegen ein sehr ungewöhnlicher Film. Er begleitet seine gleichnamige Hauptdarstellerin bei dem Versuch, von New York nach Russland zu laufen. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und bietet eindrückliche Bilder und Geschichten aus den USA. Außerdem lässt er einen den einsamen Weg der jungen Frau Lillian mitgehen – auf eine sehr stille, aber schöne Art und Weise.

Die neue Kategorie “Let’s Talk Movies” hat mir sehr gut gefallen. Gerade für Filminteressierte ermöglichte sie Einblicke in Filmwelten und die Arbeit von Kinoschaffenden (Heimatkino). Auch die Tatsache, dass man mit “You don’t Nomi” dem Trashfilm “Showgirls” eine Dokumentation gewidmet hat und diesen im Anschluss auch zeigte, war für eine doch recht kulturellen Veranstaltung wie dem Filmfestival eine Bereicherung. Das erweitert den Anspruch daran, Film zu erfassen. Eine ebenfalls sinnvolle Erweiterung der Filmgenres ist die schon länger stattfindende “Nightwatch”-Reihe. Die Filme waren alle sehenswert und haben den Genrefilm auf dem Filmfestival vertreten.

(v.l.n.r. “Phoenix”, “Papicha” und “Lillian”, Fotos: Filmfestival Münster)

Wann kann man davon mal wieder was sehen? Ja… das ist eine schwierige Frage. Von den Spielfilmen haben nur die beiden deutschen “La Palma” und “Mein Ende. Dein Anfang” einen definitiven Start in den deutschen Kinos: Noch in diesem Herbst. Beide Filme fanden wir allerdings nicht ganz so stark. “Chronophobia” wird warscheinlich im kommenden Frühjahr rauskommen. Dieser ist eIn Film, der für mich mit seinem Spiel der beiden Hauptfiguren miteinander durchaus seinen eigenen Charme hat, wenn ich ihn auch nicht so stark fand, wie die oben genannten. “Papicha”, “Phoenix”, “Lillian”, “All the Gods in the Sky” und “The Champion” haben aber noch kein Startdatum und auch im Vergangenen Jahr haben es nur vier der acht Spielfilme in das deutsche Kinoprogramm geschafft. Bei den Kurzfilmen wird es ebenfalls schwierig. Vier Filme sind online frei verfügbar (“Cat Days”, “Make Aliens Dance”, “A Year Along the Geostationary Orbit” und “Suckr for Love”) und ab und zu kann einer der Filme ins Kurzfilmprogramm des Cinemas rutschen. Allerdings ist von unseren Highlights und den Gewinnerfilmen keiner dabei.