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Interview mit L’aupaire

Written by on 16. Oktober 2018

Lange nichts mehr gehört vom Herren Robert Laupert alias L’aupaire. Der Folk Virtuose aus Gießen hat auf dem New Fall Festival einen seiner inzwischen raren Auftritte gespielt. Ein Grund für unseren Radio Q Musikreporter JD Wiegmann mal nachzufragen, womit L’aupaire die letzten Monate verbracht hat und warum sein neuer Song schon wieder ein Cover ist…

Du spielst heute auf dem New Fall Festival einen deiner wenigen Auftritte in 2018 und dann auch noch in einer Kirche – freust du dich schon?

Ja mega! Außerdem ist das der einzige Auftritt in diesem Jahr, den wir mit vollem Setting spielen. Ich bin total aufgeregt, erfreut –ich hab mega Bock!

Man hat ja jetzt auch echt lange nichts von dir gehört. Anfang September gab es dann wieder neue Musik von dir zu hören. “Cool Kids” ist ein Cover des Echosmith Songs. Wie kamst du zu der Entscheidung eine eigene Version des Songs aufzunehmen?

Ich produziere ja generell ziemlich viel Musik. Und eine Sache die ich voll gut zuhause machen kann ist einfach selber Lieder machen. Ich pick mir alle paar Monate mal einen Song, einen meiner all time favourites, raus und versuch den in meinen Style reinzuholen. Das habe ich einmal mit “Dancing in the Moonlight” gemacht, das hab ich sogar wählen lassen und mich dann daran versucht. Das ist ja auch immer eine künstlerische Herausforderung, einen Song zu meinem zu machen. Das hat mit “Dancing in the Moonlight” super funktioniert. Jetzt hab ich es mit “Cool Kids” versucht und das ist inzwischen zu einer Art Hobby geworden, Songs neu zu interpretieren.

Das ist als HörerIn ja auch immer ganz interessant einen Song mal in neuem Gewand zu hören. Aber deine Version von “Dancing in the Moonlight” ist so durch die Decke gegangen, dass er mit über 18 Millionen Aufrufen auf Youtube nun dein erfolgreichster Song ist. Fühlt sich das nicht komisch an, wenn der bekannteste Song einer ist, den man nicht selbst geschrieben hat?

Ich bin 100% ich selber, wenn ich die Lieder interpretiere. Außerdem bin ich echt ein Musiknerd. Ich interessiere mich für die ganze Musikgeschichte und da war es ja schon immer so, dass Interpreten einfach Songs von anderen interpretieren können. Das gehört zu der Kunstform für mich einfach dazu. Für mich ist alles eins – ich schreibe jeden Tag meine Lieder aber kann andere Songs genauso lieben wie meine eigenen. Ich bin einfach ein Musikfan wie jeder andere auch.

Es gibt ja auch einfach gutes Zeug da draußen. Schwebt dir denn noch ein Song im Kopf rum, den du noch covern willst?

Oh ja, da hab ich sogar schon was gemacht und da kommt auch bald wieder was (lacht).

Okay dann lasse ich mich mal überraschen. Was mir bei deiner Musik auffällt ist, dass sie immer sehr locker und hoffnungsvoll klingt. Songs wie “Hometown” haben aber auch zum Thema, dass man eine ehemalige geliebte nach langer Zeit wieder trifft. Viele Bands könnten die traurigste Geschichte daraus machen, aber du machst genau das Gegenteil Bist du selbst ein positiver Mensch?

Das würde ich nicht sagen. Letztens habe ich noch einen Zusammenschnitt von Fotos gesehen, auf dem viele Leute zu sehen waren, die eine unheimliche Energie ausstrahlen und am lächeln waren. Dazu stand dann dort der Satz “That’s what depression looks like”. Das zeigt ganz gut auf, dass positive und negative Emotionen oft miteinander einher gehen. Und so schreibe ich manchmal ein Lied mit einem relativ dunklen Text und dann denke ich mir, es wäre gut dort einen musikalischen Gegensatz zu schaffen. Ich will aber auch nicht immer das gleiche machen und so probiere ich halt rum und versuche noch den Song zu würzen: Was braucht ein Text, damit er atmen kann? Da schau ich immer, was sich gerade in dem Moment für mich am besten anfühlt.

2015 bist du auf dem South by Southwest aufgetreten. Wie fühlt sich das an, wenn man sich in Deutschland schon eine Fanbase erarbeitet hat und in den USA quasi von 0 startet?

Das kann einem immer wieder mal passieren. Und das ist ein ganz normales Gefühl als Performer. Wichtig ist, dass man immer bei sich bleibt – da macht es dann keinen Unterschied, ob man auf der Straße spielt, ein Wohnzimmerkonzert gibt oder auf der großen Bühne steht. Da kommt es auf dich an, was kommt aus dir heraus und wie verbindest du dich mit der Musik selber. Das ist auch so ein spirituelles Ding, aber dafür stehe ich auch. Am Anfang haben mich auch viele gefragt, warum ich englischsprachige Musik mache. Aber die Frage habe ich mir nie gestellt. Das habe ich einfach immer schon gemacht und war dementsprechend aufgeregt, war als ich dann in Amerika und später noch in Großbritannien aufgetreten bin. Doch irgendwann habe ich gemerkt, dass da alles passt. Das hat mich selbstbewusster gemacht und mir auch mehr Freiheiten gegeben um auf der Bühne einfach ich selbst zu sein.

Das ist dann ja auch Musik um der Musik her Willen. Und das ist ja auch ein gesunder Grundsatz. Ich habe gelesen, dass du dein letztes Album Flowers zum Teil in einem zum Studio umgebauten Getränkemarkt aufgenommen hast. Wie kam es zu der Entscheidung diese ungewöhnliche Location zu nutzen?

Also ich war zum Musik machen ja hauptsächlich in Budapest, also auch für mein Album Flowers.  Ich habe mir gedacht, dass das mal ganz schön ist raus zu sein – weg von Familie und Freunden, aus dem bekannten Umfeld. Parallel habe ich mit Freunden, bei uns in Hessen nach einem Ort gesucht, an dem wir gut Musik machen können, aber haben nie das richtige gefunden… Wir haben lange hin und her überlegt, aber dann war da dieser Getränkemarkt und 12 Leute haben direkt gemeint, dass das eine perfekte Location wäre. Seitdem haben wir eine Art Community und sind da alle am Musik machen – jeder Löffelt sein Süppchen, manchmal machen wir zusammen was. Das ist ein ganz tolles Gefühl. Irgendwann nervt es dich nämlich alleine vorm Laptop zu sitzen und Sachen zu schreiben.

Das ist echt immer schön einen Ort zu haben, an dem alle wieder zusammen kommen, wenn man sich lange nicht gesehen hat. Als du 2014 deine “Rollercoaster Girl EP” veröffentlicht hast, bist du enorm viel rumgetourt, hast im Schnitt fast jeden dritten Tag ein Konzert gespielt. Dieses Jahr hast du erstmal eine Pause eingelegt und generell sind deine Konzerte weniger geworden. Sind deine “wilden Jahre” vorbei?

Wenn du über fünf Jahre, jedes Jahr um die 100 Konzerte spielst, kommt irgendwann der Punkt, wo man nicht mehr kann und sich mal zurückziehen muss. Ich wollte einfach wieder in Ruhe Musik machen und schauen wo mich das hinführt. Das habe ich jetzt wieder gemacht und das tat auch gut. Am 16.11. erscheinen auch wieder zwei neue Songs. Sowas weckt dann schon wieder Träume und Pläne, aber trotzdem würde ich sagen, dass ich ruhiger geworden bin. Ich habe auch immer einen hohen Anspruch an mich selbst. Wenn ich ein Konzert spiele, will ich immer wieder etwas besonderes schaffen, aber wenn man dann in so eine Mühle reinkommt, kann das ganz schnell nicht mehr funktionieren.

Das ist ja auch immer eine Sache der Inspiration. Wenn man permanent im Stress ist fällt es mir persönlich immer schwer kreativ zu werden…

Das ist genau das Ding. Das haben ja auch immer die großen gemacht. Ich erinnere mich an eine Geschichte von Charlie Parker, einem der besten Jazz Saxophonisten aller Zeiten. Der sich für ein Jahr zurückgezogen hat nur um zu üben und ganz neue Klänge und Farben konnte. Und ich glaube darum gehts auch als Mensch, immer wieder innezuhalten und zu schauen: Wo stehe ich? Wo bin ich? Sich Zeit für Dinge zu nehmen. Das muss mal atmen.

Scheinbar inspirieren dich auch Reisen. Es gab zwei entscheidende längere Auslandsaufenthalte von dir. Einmal in den USA als Schüler und später hast du in Budapest gewohnt. Was fasziniert dich so daran den Wohnort zu wechseln?

Ich denke wir sind alle auf eine gewisse Art Reisende. Ich bin total dankbar für mein Leben hier, aber ich habe auch immer das Gefühl, dass es einfach gut tut mal einen Wechsel zu machen. Ich bin ja eigentlich unheimlich gerne zuhause, aber ich glaube auch, dass man das umso mehr wertschätzen, wenn man mal wo anders ist und von außen auf sein Zuhause und sein Umfeld blicken kann.

Also könntest du Studierenden auch nur einen Auslandsaufenthalt ans Herz legen?

Ja, ich würde immer raten Sachen auszuprobieren. Das kann man jetzt nicht jedem genau sagen, was das richtige für ihn ist. Aber es ist immer wichtig was zu versuchen und auch zu scheitern, Fehler zu machen, mutig zu sein. Nur so kann man die beste Version von sich werden.

Apropos, wo wir schon beim Thema Reisen sind: Stell dir vor du würdest auf eine einsame Insel reisen und dürftest nur ein Album mitnehmen. Welches wäre das?

Schwere Frage! Ich glaube ich würde die jeden Tag anders beantworten. Jetzt ist gerade Herbstzeit, da höre ich tendenziell eher ältere Musik. Ich würde gerne mein liebstes Jazzalbum mitnehmen und zwar “Kind of Blue” von Miles Davis. Das ist ein Album, dass ich wahrscheinlich schon zwei millionen mal gehört habe, aber auch noch zwei millionen mal hören könnte!


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