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Interview mit Elm Tree Circle

Geschrieben von am 2. Juli 2018

Wenn man an Skate-Punk denkt, kommen einem direkt amerikanische Highschool Filme in den Kopf. Dass es aber auch guten Skate-Punk jenseits des großen Teiches gibt, zeigen uns Elm Tree Circle die am 11.05. ihr erstes Studioalbum „The Good Life“ bei KROD Records veröffentlicht haben. Wie man reagiert, wenn die eigene Musik plötzlich in großen Spotify-Playlisten zu finden ist und warum der Welt ein Festival auf dem Wasser noch fehlt, erklären uns Nic (Gesang/Gitarre), Henne (Gitarre) und Jo (Schlagzeug).

Ihr seid ja momentan auf Tour, wo kommt ihr gerade her?

Nic: Wir kommen gerade aus Iserlohn und haben dort gestern Abend eine Hometown-Show gespielt.

Wie kommt man auf das Genre Pop-Punk bzw. Skate-Punk, wenn man in solch einer ruhigen und ländlichen Region aufgewachsen ist?

Nic: Ich glaube wenn man in so einer einsamen Gegend wohnt, hat man nichts besseres zu tun, als sich mit 12/13 im Internet aufzuhalten und verschiedene Genres zu erkunden [lacht]. Ich komme direkt aus Iserlohn, die anderen Jungs kommen aus umliegenden Städten wie Unna oder dem Großraum Dortmund. Da ist Skate-Punk schon mehr angesagt.

Jo: Bei mir kam es über den Nachbarn. Da ist immer viel Mundpropaganda dabei.

Nic: Wir sind auch mit der Skatekultur aufgewachsen. Da kommt man um Punk nicht drumherum.

Zunächst war Elm Tree Circle ein Soloprojekt von Nic. Wann kam der Zeitpunkt, wo du dir gedacht hast, dass eine Band besser wäre und warum?

Nic: Das war eigentlich schon von Anfang an angedacht. Eigentlich war Elm Tree Circle eher eine Notlösung, nachdem sich meine alte Band aufgelöst hat. Es war aber immer das Bedürfnis da mit anderen Leuten Musik zu machen. Ich kannte damals schon Jo und Henne und als sich deren damalige Band aufgelöst hat, haben wir beschlossen zusammen weiter Musik zu machen. Ab da waren wir ein Trio.

Ihr habt ja bereits häufiger in Münster gespielt, vor allem in der Baracke. Was verbindet ihr mit Münster?

Alle: Fahrräder [lachen]

Nic: Und natürlich haben wir viele befreundete Bands hier, wie Shoreline, Hal Johnson, Idle Class, Snareset und viele andere.

Eure Vorabsingle „Feel the Burn“ von eurem Album „The Good Life“ wurde in populäre Spotify Playlisten wie „Rock United“ und „Rock Rotation“ aufgenommen. Was waren eure ersten Gedanken, als ihr davon erfahren habt?

Nic: Ich habe zunächst gar nicht gewusst, dass das offizielle Playlisten von Spotify waren. Ich dachte zunächst irgendein Typ hätte uns einfach auf sein Playlisten Cover gepackt. Aber dann war das wirklich Spotify. Wir wussten erst nicht was das für uns bedeutet. Aber als nach ein paar Wochen dann die Plays in die Höhe gingen, waren wir echt erstaunt. Damit hätten wir nicht gerechnet.

Schaden denn eurer Meinung nach Musikstreamingdienste wie Spotify kleineren Künstler*innen und Labels?

Nic: Natürlich kann man sagen, dass das alles nicht so cool ist mit den ganzen Streamingplattformen, aber ich glaube, dass ist auch einfach eine Frage der Zeit. Man kann sich da aktuell nicht gegen wehren. Als Band ist man heute nicht mehr auf ein Medium angewiesen das man verkauft. Ich glaube für uns kleine Bands ist das klar ein Vorteil, da wir so unsere Musik in die ganze Welt verteilen können. Sowas wäre früher nicht möglich gewesen. Aber in zehn Jahren treffen wir uns wieder und meckern darüber, dass wir keine Platten verkaufen und davon nicht leben können [lacht].

Trotz des positiven Titels „The Good Life“, handeln die Songs auf dem Album von Trauer, Frust und Trennungsschmerz. Findet ihr es einfacher solche Themen zu verarbeiten, wenn man Songs darüber schreibt oder spielt?

Nic: Auf jeden Fall! Es ist quasi ein komplettes Selbsttherapiealbum [lacht]. Für mich ist das echt eine gute Möglichkeit meine Gefühle zu verarbeiten. Zudem kann man natürlich auch über das Hören von Musik Gefühle verarbeiten, anstatt sie zu verdrängen.

Henne: Ich sehe Musik auch als eine Art Ventil für Künstler und Hörer. Wenn man sich mit seiner Musik identifizieren kann, hilft das immer. Und live fühle ich das einfach.

Im Song „The Lease“ singt ihr davon in schlechten Zeiten nach Prag zu fliehen um dort neu anzufangen. Wieso ausgerechnet Prag? Kann man dort negative Gefühle besonders gut loswerden?

Nic: Prag ist für mich ein Synonym für eine ferne Stadt in die man als junger Mensch zieht, um dort sein Glück zu finden. Ich bin damals nach Berlin gegangen und ich hatte sogar eine Freundin die in ein ganz anderes Land gegangen ist. Als ich den Song geschrieben habe, war ich gerade in einer Situation, in die einige junge Menschen geraten. Man ist fertig mit der Uni und man weiß noch nicht wo es in Zukunft hingeht. Die Idee für den Song hatte ich auf Tour, ich habe gerade in Prag gespielt und ich fand diese Stadt beschreibt dieses Gefühl des Neuanfangs super gut. Außerdem ist der Name schön. Den kann man beim Singen so schön heulen. [lacht] 

Ihr habt auf dem Album auch einen Song mit den Emo Punks von Ducking Punches, die sich auch schon mit Frank Turner eine Bühne geteilt haben. Wie kam es zu der Kollaboration?

Nic: Dan, den Sänger der Band, habe ich übrigens hier in Münster kennengelernt, als er auf Tour war. Wir haben uns direkt ins Herz geschlossen und ich bin dann spontan auf seine Tour mit aufgesprungen, habe seinen Tourmanager gespielt und bin gefahren. Irgendwann hat er mir erzählt, dass Frank Turner ihn ab und zu noch nach Musik Tipps fragt. Das klang für mich natürlich zunächst absurd, aber dann hat er mir erzählt, dass er Tourgitarrist von Frank Turner war und die beiden immer noch gut in Kontakt stehen und manchmal noch miteinander auftreten. Weil wir uns so gut verstanden haben, habe ich Dan dann für einen Song auf unserem neuen Album angefragt und er hat direkt zugesagt. Der Song ist dann innerhalb nur einer Woche fertig geworden und ist jetzt der „Washing Machine Song“, der dritte Song auf unserem Album.

Ihr habt bereits viele Konzerte hinter euch, auch auf mehreren Kontinenten. Was war dabei euer krassestes Tourerlebnis?

Nic: Die krasseste Erfahrung hatte ich, als ich alleine mit Earl Grey auf Tour war. Wir haben in der Ukraine ein Konzert gespielt und haben uns dort negativ gegenüber den auf dem Konzert anwesenden Nazis ausgesprochen. Diese haben daraufhin unseren Banner von der Bühne gerissen und angezündet. Wir haben uns dann eine Verfolgungsjagd mit denen geleistet. Erst wollten die uns abstechen, aber ein Glück wurden wir von der Polizei gerettet. Den Polizisten haben wir dann noch unter Blaulicht den Song „The Lease“ vorgespielt. Ein wiederum lustiges Ereignis ist uns letztens passiert, als wir eine Show in England gespielt haben. Dort kam die Vorband mit dem Auto an und ein Bandmitglied stand einfach auf dem fahrenden Auto. Das haben wir direkt gefilmt und kommt ins nächste Musikvideo.

Beim touren geschieht anscheinend ganz schön viel. Doch natürlich kann so eine Tour auch ganz schön stressig und anstrengend sein. Wo wärt ihr jetzt lieber und warum?

Henne: Ich wäre jetzt tatsächlich immer noch gerne auf Tour, aber lieber in der Nähe von einem See in dem man schwimmen könnte [lacht]. Es ist gerade wirklich unheimlich heiß. Natürlich ist eine Tour immer mit Stress verbunden, aber ich kann mir nichts schöneres vorstellen.

Nic: Das ganze Fahren ist zwar stressig, aber man kann es auch wie Jo machen. Der pennt immer hinten auf der Rücksitzbank ein. Ich weiß nicht, wie ein Mensch so viel schlafen kann [lacht]. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ich glaube wir würden dieses Interview jetzt lieber auf einem Donutring bei euch auf dem Kanal geben. Gibt es das wohl, so Festivals wo Publikum und Bühne auf Flößen sind? Wir haben super viele coole Ideen, das wäre doch was für das nächste Vainstream in Münster. Man müsste das auf dem Wasser veranstalten. [lacht]

Beim Vainstream auf einer Gummipalme auf dem Kanal zu liegen stelle ich mir ziemlich gemütlich vor. Jetzt wirds weniger gemütlich. Und zwar will ich wissen, für welche Albenkäufe ihr euch am meisten schämt.

Henne: Als ich 7 oder 8 Jahre alt war, habe ich mir mal ein Album von den Fantastischen Vier gekauft. Ich weiß nicht mehr welches genau das war, aber da schäme ich mich tatsächlich ein wenig für.

Jo: Als ich sehr jung war, habe ich mir mal ein Album von irgendeinem DSDS Gewinner gekauft. Das ist halt saupeinlich. Ich weiß aber gar nicht mehr wer das war.

Nic: Das habe ich mir zwar nicht selber gekauft, aber ich habe damals das Prinzenalbum von meiner Mutter rauf und runter gehört. Das war echt eine meiner Lieblingsbands so mit 5. Mein erstes Konzert war übrigens von der Kelly Family, von denen hatte ich auch die CD, aber halt nicht selbst gekauft. Das zählt also nicht [lacht].

Dann gehen wir jetzt mal in die andere Richtung und stellen uns vor, ihr müsstet ein paar Wochen auf einer einsamen Insel verbringen und ihr könntet nur ein Album mitnehmen. Welches Album wäre das?

Nic: [wie aus der Pistole geschossen] The Clash – London Calling

Henne: Bei mir wärs „This Couch is Long and Full of Friendship“ von Tiny Moving Parts. Ich könnte das bis zum Ende meines Lebens hören, ohne jemals etwas anderes zu hören.

Jo: Blink-182 – Selftiteld

Würdet ihr sagen, dass diese Bands auch eure Musik beeinflusst haben?

Henne: Ich stehe total auf so Midwest Emo. Von daher haben Tiny Moving Parts haben auf jeden Fall mein Songwriting maßgeblich beeinflusst.

Jo: Ich denke, dass man das was man hört automatisch mit in seine eigenen Songs einfließen lässt. Da ist es egal was für ein Instrument man spielt.

Nic: Auf jeden Fall! Zwar haben The Clash mein Songwriting musikalisch nicht wirklich beeinflusst, aber ich finde die Texte genial und ich hoffe das diese mich ein wenig beeinflusst haben.

Bild: Elm Tree Circle


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