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Michael Kiwanuka – Kiwanuka

Rezensiert von am 10. November 2019

       

Etwas Großes zu schaffen ist bei Weitem nicht selbstverständlich. Auch ist es nicht selbstverständlich mit seinem Werk, und viel wichtiger, mit sich selbst im Reinen zu sein. All dies ist Michael Kiwanuka in seinem dritten Album „Kiwanuka“ gelungen. Das Album der Woche trägt zurecht nur den Namen des Künstlers, denn dieses Album überzeugt nicht nur musikalisch, sondern wagt einen sehr persönlichen Blick auf den Werdegang eines Künstlers geplagt von Identitätskonflikten und Selbsthass aber auch auf seine Entwicklung und das Überwinden innerer Dämonen.

Michael Kiwanuka ist ein Brite mit ugandischen Wurzeln und wuchs als Kind einer Unterschichtsfamilie im mittelständischen Teil des Londoner Nordens auf. Schnell wurde deutlich das Michael anders ist als die meisten anderen Kinder, denn während die meisten anderen Familien zwei Autos besaßen hatten die Kiwanukas keins. Während die meisten Väter ansehnliche Berufe hatten, hatte sein Vater Gelegenheitsjobs. Schon damals verglich sich Kiwanuka mit anderen und hatte mit einem negativen Selbstbild zu kämpfen. Angesichts dieser Biografie klingt der erste Song wie der Triumph eines trotzigen Londoner Vorstadtjungen über den Selbsthass. „You Ain´t The Problem“ startet mit furiosen Afro-Beat Percussions, fuzzigen Gitarrenriffs und Chorälen die exakt so in einem Soundtrack von Ennio Morricone stattfinden können. Die Botschaft ist hier klar: „Akzeptier dich selbst, steh zu dem was du bist auch mit deinen Fehlern schließlich sind Menschen nicht perfekt.“ Die warme Klangfarbe und die positive Botschaft lassen im kühlen grauen Herbst die Sonne im Herzen aufgehen. Produziert wurde dieser Track sowie das ganze Album von dem großartigen Danger Mouse, vielen bekannt als die schweigsame Hälfte vom legendären Duo Gnarls Barkley.  

Insgesamt lassen die beiden viel Raum für die Instrumente. Songs starten mal furios und gehen in langsame Balladen über wie das zweite bzw. dritte Stück des Albums Rollin´/I´ve Been Dazed. Aber Kiwanuka zeigt, dass es auch andersherum funktioniert. Im Intro zu Piano Joint schleicht sich der Song mit sanften Gospelgesängen begleitet vom Klavier an, bis eine unaufdringliche Gitarre und ein entspannter Bass einsetzen. Dann geht es zu „Piano Joint“ über, wo Kiwanuka mit den dazu gekommenen Streichern und Drums seine stimmlichen Fähigkeiten in puncto Soul-Balladen zur Schau stellt und sich der Song schlussendlich in seiner Gänze entfaltet. Die Ruhe und der langsame Aufbau des Songs stehen fast schon sinnbildlich für einen Reflexionsprozess und lädt den Hörer ein, es ihm gleich zu tun und in sich zu gehen.

Auch der nächste Song hat einen langsamen Einstieg spendiert bekommen. Dieses Mal ganz im Stil eines Songwriters bestehend aus einer Akustikgitarre und einem runtergepitchten Kiwanuka, bis es durch Chorgesänge und einem Feuerwerk aus Fuzz-Gitarren wieder aufbricht. „Hero“ ist eine Hommage an die Helden von Michael Kiwanuka, welche eines frühen gewaltsamen Todes gestorben beispielsweise Marvin Gaye, John Lennon, Martin Luther King und Tupac Shakur. Anschließend folgt das sage und schreibe 7-minütige „Hard To Say Goodbye“ der mit seinem psychadelischen Sound den Vergleich mit dem großen Isaac Hayes nicht scheuen muss. Seine Konklusion findet das Album im wortwörtlichen „Light.“ Der letzte Song befindet sich musikalisch irgendwo zwischen Gospel und Psychedelic Rock und klingt textlich als hätte Kiwanuka endlich Frieden mit sich gefunden.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Michael Kiwanuka mit seinem gleichnamigen dritten Album die hohen Erwartungen nach seinem grandiosen zweiten Album „Love&Hate“, erfüllen kann. Jedoch sollte das Album als Ganzes genossen werden, es gibt wenige einzelne Stücke die gut in eure Lieblingsplaylist passen. Die Reise ins Innere klingt nämlich wie eine unaufdringliche Therapiestunde, musikalisch begleitet vom Soul, der irgendwo zwischen heute und den 60ern stattfindet.

Rezensiert von Yunus Gündüz


Label: Polydor
Veröffentlicht am: 01.11.2019
Interpret: Michael Kiwanuka
Name: Kiwanuka
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