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Yeah Yeah Yeahs – Cool It Down

Rezensiert von am 3. Oktober 2022

       

Sie hatten es nicht leicht. Der Ruhm vergangener Tage im Nacken. Als Karen O, Nicolas Zinner und Brian Chase 2003 auf der Bildfläche mit “Fever to tell” erschienen, waren die Indie Magazine des Globus in Aufruhr. Zu verdanken war das vor allem der ungemein furchtlosen Ausstrahlung einer Sängerin, die der Testosteron-geladenen Männerfront von den Strokes bis zu den Hives zur so nötigen Balance half. In den Videos der Band kratzte es animalisch an allen Ecken: Karen O schaffte mit barbarischem Selbstbewusstsein das Spiel mit der Sexualität auf die Spitze zu treiben.. Karen O wie sie es fast mit der Bühne treibt. Karen O’s rollende Zunge. Karen O – Punk Rebellin und aufgehende Indie-Ikone am Sternenhimmel des neuen Jahrtausends.

Dazu die verletzliche Über-Ballade “Maps” (die selbst für Beyonce! wiederverwurstet wurde), ein Hit für die Tanzflächen und der sanftere Abstieg von der noch gerade so mühelos erklommenen Spitze des Bergs.

Was also bringen uns Miss O. und “ihre” Yeah Yeah Yeahs jetzt, im Jahre 2022 noch neues??

Cowards! Here is the sun. So bow your heads!

Eigentlich nur das Ende der Welt. 

Für die mittlerweile Mutter gewordene Sängerin ist es natürlich akuter denn je:

I asked my son what i looked like to him: Mars he said. with a glint in his eye. with a glint in his eye.

Karen O gibt sich also auch 2022 noch kämpferisch wie eh und je, auch im Jahrzehnt der wiederaufkommenden Weltraumträume eines Mars-besessenen Elon Musk und zeitgleich schmelzender Polkappen.

Was will man auch machen? Wenn alle sagen die Welt geht unter, dann sollte es doch wenigstens einen Knall geben – oder besser: eine Party im Meteroitenschauer! “Cool it down” beschwört angesichts der Apokalypse Optimismus wo womöglich keiner hingehört – aber mit Karen O an der Spitze, machts wenigstens Spaß!

Vielleicht ist die Aufbruchsstimmung weniger verwunderlich wenn man bedenkt, dass es ganze neun Jahre gedauert hat bis die Band den Puls wieder so richtig am Laufen hatte. Die alte Formel war ja auch ausgereizt. Wo vor einer Dekade noch dreckige Fuzz Gitarren pumpten, groovt heute der monströse Bass oder die funkige Gitarrenlinie über dem 80s Drumcomputer. “Cool it down” legt gerade im Mittelteil und den Songs  “Fleez” (die Bridge!) oder “Wolf” einen beeindruckenden Lauf hin, der die Energie alter Tage gekonnt ins Jetzt wieft.

Über allem thront Karen O’s gereifte Stimme die auf den teils bombastischen Soundkulissen umhertanzt – mit der Selbstsicherheit einer würdevollen Wölfin. Im sehr starken “Burning” erinnert sie gar an die Großtaten einer Amy Whinehouse während der gute alte Breakbeat daran erinnert, dass wir es bei der Band immernoch mit Kindern der 90er zu tun haben.

Das Spiel mit der Lust ist fast ausgespielt – ganz und garnicht verloren ist dagegen die Lust am Aufreiben zwischen Verletzlichkeit (“Lovebomb”) und selbst-reflektierter Badass-ness (“Fleez”). 

the wilderness becomes my addiction. i make my transformation. and it feels nice. to roll the dice

Das macht dieses Album bei dem leider auch etwas schwächelnden Fillern die es hat zu einem wirklich starken “Comeback” – Zwischen Pandemie-indizierten Selbstzweifeln und dem drohenden Weltuntergang sollten wir den Yeah Yeah Yeahs also 20 Jahre nach ihrem ersten Ausbruch aus dem Raum-Zeit-Kontinuum vielleicht vertrauen mit ihrem Rezept gegen die Angst. Möglicherweise wird nichts gut, aber es “wird”… Also ab in die Wildnis.


Label: Secretly Canadian
Veröffentlicht am: 30.09.2022
Interpret: Yeah Yeah Yeahs
Name: Cool It Down
Online: Zur Seite des Interpreten.