Twenty One Pilots – Clancy
Rezensiert von Sam Höfers on 29. Mai 2024

Falls ihr es irgendwie geschafft habt, noch nie was von Twenty One Pilots mitzubekommen, ist vielleicht jetzt der perfekte Moment dafür gekommen. Das neue Album Clancy nimmt alte und neue Fans mit zurück in die Welt von Tyler Joseph und Josh Dun. Die drei Jahre Wartezeit seit dem letzten Album haben sich gelohnt, die 13 Songs sind (wie für Twenty One Pilots üblich) eine bunte Mischung aus verschiedensten Genres, die durch persönliche Texte und catchy Melodien zusammengehalten werden. Ravige Synths, ein Ukulelen-Liebeslied und Alternative-Rock sind alle vertreten, aber eine gewisse Twenty One Pilots-Essence ist trotzdem immer mit dabei.
Das Album startet mit dem Song Overcompensate, der uns zurück nach Trench bringt. Das ist nicht nur das vorletzte Album der Band, sondern auch der fiktive Ort, an dem sich die Geschichte abspielt, die über die letzten drei Alben und fast zehn Jahre von der Band erzählt wird. Es geht um Identitätsfragen, den Kampf mit sich selbst und Rebellion. Wenn ihr Spaß an Fantheorien und dem Auseinandernehmen von Texten habt, gibt’s hier ganz viel zu holen für euch.
Aber nicht nur thematisch gibt es einen Rückblick auf das Album Trench auch musikalisch geht, nach dem popigerem Abstecher im letzten Album Scaled and Icy wieder alternativer zu. Tatsächlich war auch der Produzent von Trench, Paul Meany, wieder an diesem Album beteiligt. In einem kurzen Video gibt er uns einen Einblick hinter die Kulissen vom Song Next Semester und wie aus mehreren Ukulele-Samples die distorted Rock Energie des Songs wird.
Weiter geht’s, etwas weniger energetisch, mit Backslide, worin sich ruhigerer Rap zu einem emotionalen Chorus aufbaut. Der nächste Song Midwest Indigo ist eine kleine Ode an Columbus, Ohio, die Heimat der beiden, die mit kalten Wintern und nostalgischen Synths überzeugt. Darauf folgt ein Rundgang durch das Gehirn des Sängers in Routines Of The Night. Er berichtet von Türen, in die man lieber nicht reingucken sollte und Erinnerungen, die aber trotzdem immer wieder nachts herauskommen.

In Vignette wird es dann wieder etwas abstrakter mit Rap, Falsettos und Vogelgeräuschen, die aber trotzdem irgendwie alle zusammenpassen. Als kleine akustische Pause im Chaos folgt darauf The Craving (Jennas Version). Nur von seiner Ukulele begleitet widmet Tyler diesen Song seiner Partnerin Jenna.
Ein weiteres Highlight ist der Song Lavish, der funkier und smoother ist, als man es von Twenty One Pilots gewohnt ist. Dazu kommen die spaßigen Lyrics und ein genauso spaßiges Musikvideo, in dem Josh und Tyler auf die Suche gehen nach Schildern von unter anderem Shops und Restaurants, die zusammen den Liedtext abbilden.
Danach geht es mit Navigating wieder mit Vollgas in die Psyche des Sängers. Zusammen mit Snap Back bekommen wir einen Einblick in den Kampf mit Anxiety und Depressionen. Aber Twenty One Pilots wäre nicht Twenty One Pilots, wenn es nicht auch etwas “Alles wird gut” Motivation gibt. Genau das liefern At The Risk Of Feeling Dumb und Oldies Station. Die Band und auch die Fans sind im Laufe der Jahre älter geworden, plötzlich laufen die Lieblingssongs im Oldie-Radio und Tyler sitzt im Publikum bei der ersten Tanzvorführung seiner Tochter. Aber das ist okay, wir haben Krisen überstanden, Dinge gelernt und das Leben geht weiter.
Zum Abschluss des Albums bietet Paladin Strait ganze 6:30 Minuten atmosphärische Aufbruchstimmung. Nicht wundern, gegen Ende des Songs gibt es eine kleine Pause mit Vogelgezwitscher, bevor es mit dem narrativen Höhepunkt endet. Bis wir herausfinden, ob das wirklich das Ende der Geschichte ist, dauert es wahrscheinlich noch etwas, aber in der Zwischenzeit gibt es genug an diesem Album zum Genießen.
Label: Fueled by Ramen Veröffentlicht am: 24.05.2024 Interpret: Twenty One Pilots Name: Clancy Online: Zur Seite des Interpreten.