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Childish Gambino – Atavista

Rezensiert von am 22. Mai 2024

       

Wenn man auf Spotify schaut, ist es 8 Jahre her, dass Donald Glover unter seinem Künstlernamen Childish Gambino ein Album veröffentlicht hat. Der aufmerksame Fan wird allerdings jetzt aufhorchen und merken, dass eigentlich im ersten Corona-Jahr 2020, ziemlich zeitgleich mit After Hours von The Weeknd, das Album 3.15.20 von Childish Gambino rausgekommen ist. Und jetzt haben wir „Atavista“, was die überarbeitete und fertiggestellte Version von 3.15.20 ist. Die Songs wurden neu gemixt und an der einen oder anderen Stelle taucht ein neues Feature auf. Zusätzlich dazu wurde allerdings auch ein Song entfernt („Feels Like Summer“) und zwei wurden hinzugefügt („Atavista“ und „Human Sacrifice“). Doch wie gut ist das Album und hat sich die Überarbeitung gelohnt?

Es gibt wenige Künstler*innen, die so vielseitig begabt sind wie Childish Gambino. Bei seinem letzten Album wurde man mit feinsten Funkrock verwöhnt und auf „Atavista“ vereint das Multitalent quasi alles was ihn in seiner Musikerkarriere ausgezeichnet hat.
„Algorythm“ lädt dabei direkt mal dazu ein, seinen Body zu moven und der Beat verleiht dieser Aufforderung die nötige Glaubhaftigkeit. Ein weiterer Eye- und Ear-Catcher auf diesem Album ist die durchaus namhafte Auswahl an Feature-Gästen. So verzaubert einen direkt im zweiten Track Ariana Grande, die sich wunderbar mit der Stimme von Childish Gambino auf dem Track „Time“ ergänzt. Dabei kommt ein Song mit über 5 Minuten Länge raus, der mit einem sehr schönen Beat glänzt, der sich zwischen Akustikgitarre, himmlischem Synthesizer und einem sehr prägnanten Drum-Pattern bewegt.„Maybe the Sky will fall down on tomorrow, but one thing is for certain baby, we´re running out of time“. Die Vergänglichkeit des Lebens ist ein zentrales Thema auf dem Track, was vor dem Hintergrund, dass Childish Gambino dieses Album geschrieben hat, als sein Vater gestorben ist, noch mehr Sinn macht.

Eines der absoluten Highlights ist der Song „Psilocybae“, das mit einem Feature von unter anderem 21 Savage heraussticht, der hier eines seiner besten Features seit langem oder womöglich jemals abliefert. Das sehr trippy Outro, passend zum trippy-track, von Ink vorgetragen, rundet das Lied perfekt ab. Im 7 Minuten langen Song „Sweet Thang“ kann man sich kaum vor Kopfgenicke und Vibes retten. Langweilig wird es hierbei absolut nicht, da ziemlich genau bei der Hälfte ein Feature von Summer Walker dazu kommt und der zweite Teil des Songs eingeleitet wird, der einfach ein großes „Thank You“ an diese eine Person ist, die einem gezeigt hat, was Liebe sein kann.

Es geht mit Highlights weiter: „Little Foot Big Foot“ ist einer der Songs, die im Vergleich zu der 2020 releasten Version erhebliche Veränderungen aufweist, da hier Young Nudy den letzten Part des Tracks und somit das Outro übernimmt. Und das aber nicht irgendwie, sondern mit einem Beatswitch, der einen quasi dazu zwingt das sogenannte „Stank-Face“ auszupacken. Allerdings täuscht die fröhliche Stimmung im Song über den sehr harten Text hinweg, in dem es um das Dealen von Drogen und die Konsequenzen davon geht. Als eine der Konsequenzen wird genannt, dass viele Kinder ohne ihren Vater aufwachsen, da dieser in sozial benachteiligten Gegenden oftmals in kriminelle Machenschaften verwickelt ist. Es erinnert vom Grundprinzip her ein wenig an Gambinos erfolgreichsten Song „This Is America“, in dem leichtes Entertainment und die Verbreitung von guter Stimmung über eigentlich sehr ernste und heftige Themen hinwegtäuschen soll.

Auf der Zielgeraden des Albums wird nochmal richtig aufgedreht: „Human Sacrifice“, ein Song der bei Hardcore Fans schon seit 6 Jahren bekannt ist, hat es nun endlich auf ein Album geschafft  – und das wurde höchste Zeit. Ein Lied, das sehr an die „Because The Internet”-Ära erinnert, aber eben den modernen Twist hat, der Childish Gambinos aktuelles Album auszeichnet. Zentrales Thema hierbei ist die Einsamkeit, die sich durch die Karriere Gambinos zieht. Musikalisch hat dieser Song aber großes Potenzial, in einigen Sommerabend-Playlists zu landen. 

Wer bisher den etwas energischeren, dolleren Rap auf diesem Album vermisst, wird auf dem letzten Song des Albums versorgt. Die Verses platzen quasi vor Energie, bevor Gambino dann eine der melodischsten, poppigsten und schönsten Hooks dieses Werks präsentiert. Einmal mehr kann man sich den unfassbaren Gesangskünsten von Donald Glover hingeben und staunen, wenn er die 20. viel zu hohe Note in Folge perfekt trifft. Wer bei diesem Song nicht irgendeine Form von höherer Energie spürt, der macht was falsch oder hats noch nicht laut genug gedreht. Der Song heißt zwar „Final Church“, aber Fans von Childish Gambino dürfen beruhigt sein  – obwohl dieses Album eigentlich bereits vor Jahren als das letzte von ihm angekündigt war, kommt im Sommer nochmal ein komplett neues: „Bando Stone in The New World”. 

Schon mit dem aktuellen Werk reißt Gambino ein Feuerwerk ab und liefert für mich bereits jetzt einer der besten Alben des Jahres, aber all das wird nur ein Vorgeschmack gewesen sein für das, was im Sommer noch kommt und für die Tour die ihn im November diesen Jahres unter anderem nach Köln und Hamburg führt. „Atavista“ ist durchweg gelungen, überrascht an vielen Stellen und ja die Überarbeitung einzelner Songs hat sich gelohnt und macht sich sehr bemerkbar. 

Abschließend bleibt also nur noch zu sagen:
Hasta la Vista.


Label: RCA Records
Veröffentlicht am: 13.05.2024
Interpret: Childish Gambino
Name: Atavista
Online: Zur Seite des Interpreten.


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