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This Is The Kit – Off Off Oddities

Rezensiert von am 20. Juni 2021

       

Welche MusikerInnen und Bands haben es nocht nicht getan? Man kennt die Situation. Ein Album ist aufgenommen und fertig produziert. Aber irgendwie fliegen im Studio noch ein paar alternative Songversionen rum, die dann auch noch irgendwie verwurstet werden müssen oder irgendjemand kommt auf die Idee, dass man einen bestimmten Song ja doch auch nochmal als Remix veröffentlichen kann. Entweder es gibt dann direkt eine Deluxeversion von dem Album, wo die Tracks sich auf der B-Seite in die Bedeutungslosigkeit dudeln oder ein paar Monate später, vor allem wenn das originale Album doch recht erfolgreich war, wird nochmal eine EP oder ein weiteres Album mit den ganzen Resten und Remixes rausgehauen, gerne auch ergänzt durch diverse Feature-Gäste. Selten bringen diese Alben und EPs einen Mehrwert. Man denke zum Beispiel an das vollkommen überflüssige Album Reduxer von Alt-J in der jedem noch so schönen Song ihres dritten Studioalbums Relaxer durch komische Alternativversionen sämtlicher Charakter geraubt wird. 

In seltenen Fällen passiert es dann aber doch mal, dass so ein Remix-Alternativversionen-Album einen musikalischen Mehrwert bietet und die Versionen darauf sogar besser als auf dem Originalalbum sind. Eines dieser Positivbeispiele liefert unser dieswöchiges Album der Woche ab: This Is The Kit mit ihrer EP “Off Off Oddities”. 

Foto: Phillipe Lebruman

This Is The Kit ist die Folk-Rock-Band die sich rund um die in Paris lebende Britin Kate Staples formiert hat. Schon seit 2003 macht das vierköpfige Gespann dabei gemeinsam Musik. Im Jahr 2008 veröffentlichten sie ihr Debütalbum Krulle Bol. Was seitdem folgte waren vier weitere durchaus erfolgreiche Studioalben. Das letzte Album mit dem Titel “Off Off On”  ist dabei erst im Oktober des vergangenen Jahres erschienen. Genau von diesem Album warten auf Off Off Oddities jetzt von 5 Tracks Alternativversionen und 2 neue Songs. 

Den Start macht dabei gleich einer der neuen Tracks auf dem Album Recommencer, was zu Deutsch passend “neu starten” heißt. Für diesen Song hat sich This Is The Kit die französische Sängerin Mina Tindle mit ins Boot geholt. Der Song ist auch auf französisch gesungen. Hier sind nur die beiden Stimmen der Sängerinnen zu hören, begleitet von einer Konzertgitarre und einer sehr warmen schönen Klarinette, wodurch eine natürlich träumerische Atmosphäre geschaffen wird. Darauf folgt mit Was Magician die erste Alternativversion eines bereits bekannten Tracks. Hier in einer Liveversion. Der Track an sich ist eher schleppend ruhig. Während das Original noch hauptsächlich über Gitarre und leichtes Keyboard funktioniert, sind es in der Alternativversion wieder die gefühlvollen Bläser die diesen Track schlichtweg besser und emotionaler machen. Lyrisch wurde der Text von verschiedenen Büchern der amerikanischen Autorin Ursula K Le Guin, in der sich die Charaktere einer Jugendbewegung anschließen um für ihre Zukunft zu kämpfen.

Found Out auf der EP in der Horns Version ist generell einer der lebhafteren Tracks auf dem Album, der weniger gefühlvolle Atmosphäre dafür aber im Vergleich zum Original jetzt eine deutlich jazzigere Note bekommt, bei der auch durchaus etwas freier herum soliert wird, was eigentlich auch gut zum Text des Songs passt, in dem es darum geht sich zu öffnen. Einer der sommerlichsten Tracks des Album gibt es dann mit Coming To Get You Nowhere. Auf der neuen EP in der Joe’s Garage Version. Hier muss man sagen geht die Band den anderen Weg und tauscht die im Original vorhanden gefühlvollen Bläserparts aus und gestaltet den Song etwas schmissiger. Hier muss man zugegebener Weise sagen, dass das Orignal eigentlich besser auf die EP gepasst hätte. Mit Keep Going in der Desert Island Version wartet das Highlight des Albums. Hier wird einem sechseinhalb Minuten die Chance gegeben in das gefühlvolle flowige Stück voll eintauchen zu können um einfach nur die tolle intime Atmosphäre zu genießen. Auch hier sind es die vorsichtigen Bläser im Hintergrund, die den Track auf eine neue Ebene heben.

In dem vorletzten Song Slider wird der im Original noch vorhandene Text ganz weggelassen. Stattdessen übernimmt quasi ein Saxofon den Gesang und zeigt uns die schönsten Klangwelten die es zu bieten hat. Ganz am Ende der EP versorgen This Is The Kit uns noch einmal mit neuem Material. Wobei neu auch nicht ganz richtig ist. Bei der Single Bad Feeling handelt es sich um ein Cover der Band Muzz , seines Zeichen ein Nebenprojekt von Interpol-Frontmann Paul Banks. Frontfrau Kate Staples sei dieser Song nach eigenen Aussagen zum Anfang der Pandemie in den Ohren geblieben und so entschied sie ihre eigene Version davon zu machen. 

Was die EP “Off Off Oddities” vielfach schöner macht als das Album davor, ist die gesteigerte Intimität  und die Ruhe der Songs, die hauptsächlich von perfekt arrangierten Bläserarrangements und der gefühlvollen Stimme der Sängerin kreiert wird. Vom Eindruck der Klangwelt her fühlt es sich an als wäre man selbst alleine mit der Band in einem Raum und man bekommt ein Privatkonzert. Oftmals werden die Instrumente sehr leise und vorsichtig gespielt und man lässt sich von diesen intimen Klängen in die innersten Gefühlswelten der KünstlerInnen mitnehmen lassen. 

rezensiert von Moritz Meyer.


Label: Rough Trade Records
Veröffentlicht am: 18.06.2021
Interpret: This Is The Kit
Name: Off Off Oddities
Online: Zur Seite des Interpreten.