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The Simps – Siblings

Rezensiert von am 21. Februar 2022

       

rezensiert von Moritz Meyer

Wer kennt sie nicht? Die gelbe Zeichentrickfamilie aus dem beschaulichen Örtchen Springfield, die mittlerweile schon seit mehreren Dekaden weltweit mit ihrer humorvollen Art die Menschen zum Lachen bringt. Die Rede ist natürlich von den Simpsons. Gerne taucht  in dieser Serie auch die eine oder andere reale prominente Person in ihrer gelben Zeichentrickform auf und wird zu einem Charakter der Serie. Was tut man allerdings, wenn man nicht gerade prominent ist oder Matt Groening persönlich kennt, aber trotzdem Teil der Serie sein möchte? Dann muss man sich eben seine eigene leicht abgewandelte Version der Serienästhetik schaffen, in der man selbst zum Hauptcharakter wird. So hat es zumindest das Duo The Simps gemacht, wie man schon unschwer am Cover ihres Debütalbums “Siblings” erkennen kann. 

Ob der Wunsch, einmal in den Simpsons mitspielen zu wollen, tatsächlich der Grund ist, warum sich das Duo The Simps gegründet hat, ist nicht überliefert. Wahrscheinlicher ist dagegen eher, dass letztendlich die Liebe zur gleichen Art von Musik Eyedress und zzzahara, wie sich beide als Solokünstler*nnen nennen, zusammengeführt hat. Im Herbst 2018 lernen sich die beiden Musiker*nnen mit philippinischen Wurzeln nach einer Soloshow von Eyedress in Los Angeles kennen. Schnell viben die beiden miteinander und gründen eine gemeinsame Band. Nachdem Eyedress dann zunächst als Solokünstler richtig durchstartet und 2020 mit Jealous einen viralen Tik-Tok-Hit landet, der mittlerweile fast 200 Millionen mal auf Spotify geklickt wurde, erscheint nun mit Siblings das erste Album mit seiner*seinem non-binären Partner*in zzzahara unter dem Bandnamen The Simps. 

Auf ihrem Debütalbum mit dem Titel Siblings begeistern The Simps dabei mit gefühlvollem DIY-Indie, der auf der einen Seite mal mehr in den Post-Punk abdriftet und auf der anderen Seite den New Wave wieder zum Kult macht und so eine einzigartige Atmosphäre irgendwo zwischen Nachtfahrt und Tagträumen in der Stadt der Engel schafft.  

Bereits der Opener Tesla führt einen direkt in ein atmosphäre Stimmung ein. Orgelartige Synthies und eine leicht verzerrte Gitarre gleiten durch den Song. Dazu fügen sich die effektbelegten Gesangsstimmen perfekt ein. Und man bekommt gleich das Gefühl mit seinem Tesla an einer Küstenstraße am Pazifik entlang zu fahren. Tatsächlich scheint sich der Song aber um Drogenkonsum auf einem Festival zu drehen:

 I’m so high on a Tesla at Coachella.

Der zweite Song Everyone’s a Critic schließt sich stimmungstechnisch seinem Vorgänger an. Dabei rechnet der Song mit den Kritikern der Band ab, die behaupten, sie würden es nie zu etwas bringen. Mit Greeneyed Girl schließt sich dann der typische Anschmachtsong an ein geliebtes Mädchen an. Ähnlich wie Van Morrison es vor über 20 Jahren auch schon getan hat, nur waren damals die Augen der Angeneteten noch braun. Langsame Synthies bauen sich in dem Song auf und ein Drumcomputer sorgt dafür, dass man den Rhythmus nicht verliert. I Got You wird dann wieder ein wenig flotter und ist ein Entschuldigungssong an eine Frau namens Melissa, dass eine andere Frau doch zeitweise interessanter war. Ob Melissa dabei das Greeneyed Girl war, oder doch die Affäre, wird dabei offen gelassen. Mit Heavy folgt dann ein Track mit einem cleanen Gitarrenriff, der schon fast an hawaiianische Musik erinnert. Textlich berichtet uns das lyrische Ich von Gefühlen am Anfang einer Beziehung, bei denen man noch nicht so klar weiß, in welche Richtung sie nun gehen. Der Song Hold Me Down hebt sich schon alleine durch den Grundbeat etwas präsenter hervor als die bisherigen Lieder auf dem Album. Auch wenn textlich dann doch eher ein recht unspektakuläres Liebeslied herauskommt. On Fye lässt sich dagegen als eines der klaren Highlights auf dem Album ausmachen, was vor allem daran liegt, dass der Song sich in zwei Gesangsteile gliedert. Zunächst darf zzzahara ans Mikro und dann Eyedress. So werden einem das erste Mal die komplett unterschiedlichen Stimmfarben der beiden deutlich vor Augen geführt und so gewinnt das Lied einen Duettcharakter, indem sich die beiden gegenseitig melancholisch anschmachten.

Der Song Codeine Coma geht dann zumindest textlich in eine etwas düsterere Richtung. So geht es um den Hangover nach Kodeinkonsum, der mit Panikattacken einhergeht und als menschliche Folterkammer beschrieben wird. Musikalisch ist er zwar etwas träger als andere Songs, dennoch wirkt der Sound trotz des ernsten Themas immer noch leicht und beschwingt. Etwas mehr Hektik bringt dagegen der Song 666. Hier erwartet die Hörenden zum ersten Mal ein ungewöhnlich punktierter Rhythmus und auch der Gesang scheint etwas aufbrausender zu sein, wobei es thematisch darum geht, sich langsam jemandem anzuvertrauen. Mit Rainbow after Rain wartet wohl das ultimative Highlight der Platte. Dieser Song versprüht von vorne bis hinten einen wunderschönen DIY-Vibe und beschreibt die schönen Dinge (Regenbögen) die nach einer Trennung (Sturm und Regen) entstehen können. Beim nachfolgenden Song Berry Bowl Evil Boss Level kann man getrost sagen, dass der Songtitel das schönste an diesem Lied ist. Sowohl textlich als auch musikalisch bleibt der Song doch sehr blass und auch der Song Guardian Angel kann nicht wirklich überzeugen. Der vorletzte Track Cinderella’s Daughter bleibt auch eher eine unspektakuläre Schmachthymne mit Textzeilen  “Girl I want you to know you’re the only one I have ever dreamt of”. Der letzte Song Miss Fortunate bildet dagegen einen stimmungsvollen gelungenen Abschluss des Albums, der nochmal in eine ruhige abendliche Stimmung versetzt und damit den idealen Closer bildet. 

Final kann gesagt werden, dass The Simps mit ihrem Debütalbum Siblings schöne Songs liefern, die zwar textlich größtenteils unbedeutend sind, aber einen gemütlichen Vibe versprühen, der uns das  verträumte Feeling von sommerlichen Abendstunden am Meer näher bringt. Spannend ist dabei vor allem die Songstruktur, die sich nicht klassisch nach Strophe und Refrain aufteilt, sondern immer als ganze Einheit daherkommt. Zugegeben, da viele Songs nur um die zwei Minuten lang sind bleibt, für die klassische Songstruktur fast gar keine Zeit. Als großen Kritikpunkt müssen allerdings die drei vorletzten Songs genannt werden, durch die das Album doch sehr langatmig wirkt. Dennoch verliert es nie seinen verträumten Grundvibe und lässt freudig erhoffen, dass diesem stimmungsvollen Debütalbum noch zahlreiche weitere Veröffentlichungen folgen werden. 


Label: Lex Records Ltd.
Interpret: The Simps
Name: Siblings
Online: Zur Seite des Interpreten.


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