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Temples – Hot Motion

Rezensiert von am 30. September 2019

       

Langsam macht es einfach nur noch Müde, wenn Bands sich ohne eigene Einfälle der Retromanie hingeben und wie seelenlose Tribute-Bands wirken, anstatt eigene kreative Schaffensprozesse anzuleiten. Es wäre ein Einfaches Temples in ein solches Schema einzuordnen, wenn man deren Musik nicht hört, sondern lediglich die Genrebeschreibung 60s Psychedelic-Rock liest. Doch wer “Hot Motion” nicht hört, verpasst eines der bestproduzierten Rock Alben des Jahres und einen 45-minütigen Trip durch Raum und Zeit. Also Kutten an, Haare wachsen lassen, LSD bereithalten und ab in den Flugmodus!

Die aus Northamptonshire stammende Band um Gitarrist James Bagshaw, Bassist Tom Walmsley und Gitarrist Adam Smith ist bereits mit ihrem Debutalbum “Sun Structures” 2014 zum Kritiker*innenliebling geworden. Das öffentliche Outing von The Smiths Johnny Marr und Noel Gallagher als Fans der Band brachte die Hypemaschine richtig ins rollen – schließlich betitelte letzterer Temples als die beste Band die England momentan zu bieten habe und so lief der “Shelter Song” ganz schnell auf den alternativen Dancefloors der Welt. Ihr zweites Album “Volcano” wagte das Experiment den Psychedelic-Rock in den Pop zu überführen, was allerdings zu sehr durchwachsenem Feedback führte. Also jetzt wieder Back to the Roots, allerdings dreckiger und fuzziger als auf dem verträumten, oftmals folkigen “Sun Structures”. 

Ein Song der diese Entwicklung sehr gut präsentiert ist “Atomise”. Ganz ruhig beginnt eine langsame Gitarrenmelodie, als müsste die Band ihr Publikum erstmal an der Hand durch das psychedelische Disneyland führen. Doch bei etwa 1:20 bricht der Song ganz plötzlich in eine verzerrte psychedelische Achterbahnfahrt aus.”See the atoms synchronise, right before your eyes / Let us atomise” und ab gehts!

Besonders majestätisch kommt hingegen “The Howl” daher, welches mit marschierenden Drums und zeitweise hochpoliertem Gesang an eine Beschwörungszeremonie erinnert. Passend dazu auch die ritualartigen Aufforderungen “Raise you head up / Stamp your feet / Hang the world down / By a thread / Rising up to / Higher ground / Steal your thunder / Feel the howl / Raise you head up / Stamp your feet / Hang the world down”. Komplett in den Bann des Songs gezogen wird erneut deutlich wie passend doch der Name “Temples” ist.

Highlight des Albums ist aber ganz klar “Context”. Neben den pulsierenden Strophen und dem Solo gegen Ende, sticht hier vor allem der vergleichsweise poppige, melancholische Refrain heraus, der nahezu dem Glam Rock entliehen scheint.

Was das Album so stark macht ist die Produktion, die nicht bewusst retro klingen will, sondern durch Klarheit und eine Verbundenheit zu poppigeren Indie-Rock Momenten wie sie unter anderem die Arctic Monkeys schaffen, liefert. Dadurch unterscheiden sich Temples von anderen Retromanie gelenkten Bands wie Greta van Fleet, die eher wie zweitklassige, einfallslose Led Zeppelin Klone klingen. Auf “Hot Motion” gibt es nur sehr wenige Songs die wie Kopien wirken. Alleine “Step Down” und “Not Quite the Same” wirken sehr in ihrem puren Classic Rock Korsett gefangen. Doch Temples lassen sich nicht auf eine “Vorbild” Band runterbrechen sondern sind in ihrem psychedelischen Stil dynamisch und variabel. So schaffen sie es den Psychedelic Rock auf den Dancefloor zu bringen und das ganz ohne, dass es die meisten Indieheads bemerken – und schon ist man im Bann gefangen.


Label: ATO RECORDS
Veröffentlicht am: 27.09.2019
Interpret: Temples
Name: Hot Motion
Online: Zur Seite des Interpreten.


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