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Supershy – Happy Music

Rezensiert von am 28. August 2023

       

“This dude Supershy has dropped his first 2 tracks, I’m digging these! Check them out.” hieß es auf dem Instagram Channel von Tom Misch. Den lupenreinen Acid House gabs dann auch als Album kurze Zeit später. Aber Moment, wenn man auf Spotify kuckt… steht da auch Tom Misch! Supershy ist Tom Misch selber? Wie? Was? Wie kann das sein, dass der Gitarrist und Sänger auf einmal ein hervorragendes Disco/Acid House Album produziert? Ist er durch ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum gefallen und hat in einer Parallelwelt bei Lehrmeister Giorgio Moroder und Phulture die Geheimnisse der ihres Handwerks gelernt um zum Disco-Superproducer aufzusteigen? Vielleicht. Aber vielleicht mag Tom Misch auch einfach nur diesen sonnigen Sound des Dancefloors und hatte ein bisschen Zeit.

So ganz überraschend ist es eigentlich gar nicht. Fünf Jahre ist es her, da stieg Misch mit seinem immens erfolgreichen Debüt auf die Bildfläche. “Geography” war entspannter R’n’B, inspiriert von u.a. Robert Glasper und John Mayer. Mit Liebe zum Detail, Smooth genug um eine Masse zu erreichen, eigenständig genug, um Kritiker zu überzeugen und gepickt mit hochkarätigen Gästen wie De La Soul und Loyle Carner. Davor aber machte sich Hip-Hop Fan Misch schon als Beatmaker durch etliche Ep’s und Mixtapes einen Namen, im Mittelpunkt stand aber vor allem sein jazziges Gitarrenspiel und seine lässige, poppige Stimme. 

Seine Kollaboration mit Yussef Dayes (eine Hälfte des legendären Black Focus Album) 2020 begab sich dann weiter in vertrackte Jazz-Gefilde und fusionierte die sonnige Pop-Mentalität von Misch mit Dayes psychedelischer Experimentierfreude und Melancholie. 

Das Supershy nicht mehr den Namen seines Masterminds trägt, ist irgendwie nur folgerichtig: Die Gitarren sind verschwunden, das Tempo angezogen und statt klassischer Pop-Formeln herrscht hier der wabernde Acid-Bass und der trockene Beat der 70er bis 90er. Neben Todd Terje und Peggy Gou betritt nun eben auch Tom Misch diese Manege.

Opener Happy Music läutet fast schon klischeehaft die Odyssee ein und legt über die warmen Bassläufe, verspielten Melodien souligen Gesang(ssamples?), während Don’t Let go Misch wieder selbst singen lässt und mit extremen Daft Punk Vibes und ein bisschen Caribou-Einschlag den Nostalgie-Regler auf Anschlag dreht. Feeling like making Love featured sogar Soul Legende Roberta Flack und suhlt sich weiter im träumerischen Schwebezustand zwischen Euphorie und Melancholie. 

Happy Music legt sehr zuverlässig einen guten Track nach dem anderen vor, ohne viel Risiko zu wagen. Das könnte man als kleinen Kritikpunkt sehen, allerdings gelingt so auch ein großartiger Flow eines Albums, das als solides, modernes Acid-House/Disco einfach Spaß macht und mit Tracks wie Moment by Moment oder Something on my Mind auch echte Banger liefert. Gerade im erstgenannten gibts dann doch erfrischend weirde kleine Soundschnipsel die wie Kommunikationsversuche einer fremden Spezies klingen – oder die fantastisch verzerrten Sirenengeräusche im letztgenannten Track – in diesen Momenten blitzt beim handwerklich ziemlich makellosen Happy Music dann Genialität auf – Man kann eigentlich nur hoffen der Mann hinter Supershy weiter all die zahllose Musik auslotet, die er mag, die perfekte Mische des Acid House hat er hier schon mal fast erreicht.


Label: Beyond The Groove
Veröffentlicht am: 18.08.2023
Interpret: Supershy
Name: Happy Music
Online: Zur Seite des Interpreten.