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SCARING THE HOES – JPEGMAFIA & Danny Brown

Rezensiert von am 27. März 2023

       

Bist du eine Hoe? Hast du gerade Angst? Wenn du beides mit Ja beantworten kannst, hörst du wahrscheinlich gerade das neue gemeinsame Projekt von Danny Brown und JPEGMAFIA. Mit SCARING THE HOES präsentieren die beiden ein intensives und kompromissloses Album und schaffen einen vollständig neuen Sound, bei dem es für andere Künstler*innen schwer wird, mitzuhalten.

Das Album gehört zum postmodernen HipHop, reißt jedoch bisher bekannte Grenzen ein und bedient sich mehrerer anderer Genres. So wird scheinbar mühelos über Samples aus Rock, Jazz oder elektronischer Musik gerappt.

Dabei wird sich nicht wirklich an etablierte Regeln der Musik gehalten. Das ganze Album wurde komplett von JPEGMAFIA selbst produziert, der sowohl in seinem Sound-Design, als auch in seinen Rap-Parts sehr vorwärts denkend und extrem frei auftritt. Als Zuhörer*in weiß man nie, welcher Sound einen als nächstes erwartet.

So hört man beispielsweise einen Gospel Chor auf dem Song “God Loves You”, ein episches mittelalterliches Horn auf “Burfict!” oder ein Sample einer japanischen Kinder Werbung auf “Garbage Pale Kids”. 

Ob Hoe oder nicht, das kann einen als Hörer*in schnell mal überfordern. Wer sich jedoch einmal an den Sound gewöhnt hat, kann leicht süchtig danach werden, denn jeder Song sprudelt förmlich vor frischen Ideen. Hinter jeder Ecke lauert ein weiterer, unerwarteter Twist, wodurch ein komplett neuer, unverbrauchter Sound entsteht. Durch tiefe, verzerrte Bässe, energetische und hektische Drums und eine Vielfalt an verrückten Vocal-Chops entwickelt sich eine Art kontrolliertes Chaos, was unmittelbar in dem Intro “Lean Beef Patty” zu hören ist. Die kurzen 1:47 des Songs sind mit einer vielschichtigen Produktion und mehreren Beat- und Flow-Wechseln prall gefüllt. Dazu kommt Danny Browns unverkennbare nasale Stimme, die in der Gesamtmischung fast selbst wie ein Instrument wirkt und sich gut in die Vielfalt an Sounds einbettet.

Jeder Song wirkt trotz all dem Chaos sehr bedacht zusammengestellt und gemischt: Der Platz, den die Produktion offen lässt, wird durch die Stimmen von Danny und Peggy so ausgefüllt, dass sich ein akustisch passendes Gesamtbild ergibt. Etwa wie ein riesiges Mosaik aus ungewöhnlichen Teilen, das immer wieder eingerissen und neu aufgebaut wird.

Dieses kompromisslose Sound-Design von SCARING THE HOES ist teils so überwältigend, dass die Vocals der beiden eher in den Hintergrund geraten. Doch auch diese sind jede Aufmerksamkeit wert, denn so problemlos wie Danny und JPEG rappt aktuell kaum jemand über so komplexe und vielschichtige Beats. Gerade durch die gewisse Exzentrik der beiden bauen sie auf ihren gegenseitigen Stärken auf und ergeben eine Kombination, die überraschend gut harmoniert.

Die Lyrics, die gerade beim ersten Hören wohl schwer zu verstehen sind, stecken voller Referenzen und Anspielungen. Das ganze Album ist gefüllt mit lustigen, tiefsinnigen, provokanten oder einfach verstörenden One-Linern, bei denen nicht nur die Hoes Angst bekommen. Neben Drogen, Sex und Geld geht es allen voran über ihren Status in der Szene: Die beiden wissen über ihren außergewöhnlichen Sound, der dem klassischen HipHop einiges voraus ist. Gleichzeitig machen sie klar, dass sie sich durch Hass und Kritik an ihrer Ästhetik nicht beeinflussen lassen. Das wird zum Beispiel auf dem Song “Steppa Pig” deutlich:

These crackers love talkin’ ’bout me and actin’ like it’s my job to ignore them.

Auf dem Titelsong “SCARING THE HOES” spielen die Künstler mit dem Namen des Projekts und sagen ironisch die Reaktion des Mainstreams auf ihr Album voraus:

“We don’t wanna hear that weird shit no more” (Uh)
“What the fuck is that? Give me back my aux cord” (Yeah)

Dieser bewusst überhebliche Kontrast zwischen den Künstlern und dem Mainstream zieht sich konsequent durch das Album und betont den Status von Danny und JPEG als kreative Vordenker, was durch die intensive Produktion nochmal untermauert wird.

Die großen Erwartungen, die es an die lang erwartete Zusammenarbeit zwischen Danny Brown und JPEGMAFIA gab, konnten die beiden mit SCARING THE HOES übertreffen. Das Album wirkt wie ein endloser Strom an neuen Ideen und frischer Energie, der seiner Zeit einiges voraus ist. Auch wenn das Projekt auf neue Hörer*innen zunächst chaotisch und hektisch wirkt: Wer sich darauf einlässt, bekommt eines der bisher kreativsten und innovativsten Alben des Jahres geboten.

rezensiert von Jakob Rautland


Label: PEGGY
Veröffentlicht am: 24.03.2023
Interpret: JPEGMAFIA & Danny Brown
Name: SCARNING THE HOES
Online: Zur Seite des Interpreten.


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