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Rosa Anschütz – Goldener Strom

Rezensiert von am 29. Mai 2022

       

Das erstaunlichste Album der Saison!” Dieser Satz steht im Promozettel für Rosa Anschütz’ neues Album „Goldener Strom”. Erstmal eine ganz schön steile These, wie ich finde, aber ich bin auch keine Freundin von Überheblichkeit. Trotzdem hat dieser Satz meine Neugier geweckt, ich bin ehrlich: Wenn es wirklich das erstaunlichste Album der Saison ist, möchte ich es natürlich gehört haben! Ob ich enttäuscht wurde oder Rosa Anschütz Promoter Recht behält, erfahrt ihr hier. So viel sei aber schon verraten: „Goldener Strom” hat es geschafft unser Album der Woche zu werden und das soll was heißen! 

Rosa Anschütz ist eine deutsche Komponistin, Künstlerin und Sängerin und lebt in Berlin und Wien. Ihre Elektro-Dark-Wave-Musik zeichnet sich vor allem durch ihr düsteres Ambiente und außergewöhnliche Sound-Experimente aus. Meistens begleiten Gitarren, Bass, Drum Machine und Synthesizer ihre zwischen Gesang und Spoken Words pendelnde Stimme. Nach ihrer Debüt EP „Rigid” in 2019 veröffentlichte sie ihr erstes Album „Votive” und nun ihr zweites Album “Goldener Strom”. Auch auf diesem Album gehen warme und sphärische Klänge wieder Hand in Hand mit beatlastiger Elektromusik. 

Fans ebendieser beatlastigen Elektromusik kommen direkt beim ersten Song des Albums auf ihre Kosten. „Think Blood” startet mit einem treibenden Synthiebeat und hypnotischem Sprechgesang. Der Song baut sich gleichzeitig langsam auf und scheint trotzdem immer wieder von vorne zu beginnen. Wir tanzen bis zum ruhigeren, fast melancholischen Part, verschnaufen kurz, und tanzen weiter, wenn der Beat wiederloslegt. Rosa schafft mit diesem Song ein musikalisches Meisterwerk, das sowohl an Euro-Disco erinnert als auch Cold Wave. Am Ende des Songs hat sie noch eine Message für uns: 

Bite the hands that feed you. 

Wie abwechslungsreich Rosas Musik sein kann, wird direkt im zweiten Song des Albums deutlich. In „Peak” duettiert Rosa mit sich selbst und vor allem ihr Hang zur Melancholie wird deutlich. Sie singt von Ignoranz, Unverständnis und Hilflosigkeit. Insgesamt klingt der Song wie eine Postpunk Liebeskummerbalade. Mit engelsgleichen Vocals endet der Track und wir fühlen uns: 

Nearly dead inside.

Es geht weiter mit dem Track „Polished”, und dieser ist wirklich ohrwurmverdächtig. Eine Kombination aus schnellen rhythmischen Beats, spährischen Klängen und melodischen Synthiesounds begleiten Rosas wunderschönen (Sprech-) Gesang, der sich sofort im Ohr verhakt: „I don’t ask how you are / I ask how you behave / It is your touch that I need / I don’t need to sleep” 

Später wird das sonst englischsprachige Album von dem deutschen Titelsong „Goldener Strom” unterbrochen. Eigentlich ist „unterbrochen” das falsche Wort, denn auch dieser Track bettet sich perfekt in das ganze Album ein. Eine mächtige Baseline marschiert durch die rund drei Minuten, majesthätische Orgelklänge kommen im Refrain dazu. „Goldener Strom“ handelt von dem Wunsch danach, sich treiben zu lassen; im Moment zu leben. Gleichzeitig aber auch von dem Willen, sich der Welt und ihren Bewegungen zu widersetzen und es zu genießen.

Technoliebhaber*innen wird vor allem der letzte Song des Albums gefallen. In „Buddy” wummert ab der ersten Minute eine kräftige Baseline, die uns durch den fast viereinhalb minütigen Track schiebt. Als würde sie sich von uns verabschieden, gibt sie uns einige Ratschläge wie diese mit auf den Weg: 

You have to unclinsh your job when you overextended yourself / (…) / You should stop to pretend


Insgesamt ist Rosas Album „Goldener Strom” ein künstlerisches Potpourri. Fans kommen definitiv auf ihre Kosten und alle anderen können es als Inspiration ansehen, wie facettenreich Musik von ein und derselben Künstlerin klingen kann. Diejenigen, die Rosa Anschütz nur aus Kobosils 44 Rush Techno-Mix kennen, sollten „Goldener Strom” eine Chance geben – es wird für sie vermutlich nicht das erstaunlichste Album der Saison sein, aber sich trotzdem lohnen! 


Label: BPitch
Veröffentlicht am: 27.05.2022
Interpret: Rosa Anschütz
Name: Goldener Strom
Online: Zur Seite des Interpreten.