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Rolling Blackouts Coastal Fever – Sideways To New Italy

Rezensiert von am 7. Juni 2020

       

Bei dem Titel des zweiten Studioalbums „Sideways to New Italy“ der fünf Melbourner von Rolling Blackouts Coastal Fever hat man gleich die Italienische Riviera oder die Gassen Venedigs vor Augen. Titelgebend für die Platte der Indie-Rockband mit dem recht lang geratenen Namen (kam jetzt erst „Coastal“ oder „Blackouts“?) war allerdings ein von venezianischen Einwanderern gegründetes Dorf im australischen Bundesstaat New South Wales. Aus diesem stammt auch der Drummer Marcel Tussie. Da wirkt es umso passender, dass das Album textlich Geschichten über individuelle Vergangenheiten, prägende Orte und die unbeständige Zeit auf Tour verarbeitet. 2020 hätte man die Band unter anderem hierzulande auf dem Immergut Festival live erleben können. Nachdem das Festival in den September verschoben wurden, haben RBCF allerdings wieder absagen müssen. 

Sideways to New Italy knüpft musikalisch an das 2018 veröffentlichte Debüt „Hope Downs“ an. Die Australier liefern feinsten Uptempo-Indie-Rock mit klassisch rauen Gitarren und atmosphärischen Melodien, die sofort Lust auf den nächsten Road Trip zum Strand machen. Man möchte schon fast zum Surfbrett greifen, auch wenn man noch nie mit einem Neoprenanzug in Berührung gekommen ist. Charakteristisch für die fünf Jungs aus Down Under sind die gefühlt unendlichen Gitarrenspuren und die Erzählparts von Sänger Fran Keaney, die sich zwischen den Gesang mischen.

Bereits im Opener „The Second of the First” bekommt man den charakteristischen Sound der Band zu spüren. Ein schneller Indie-Rock-Song für die sonnigen Tage mit klassischer Rhythmus-Gitarre, die von diversen Leads untermalt wird. Der simple und gleichbleibend durchgezogene Schlagzeugbeat erinnert hier ein wenig an Drums à la The War on Drugs. „Falling Thunder“ und „She’s There“, Singleauskopplungen Nummer zwei und eins, sind Songs, die zum melancholischen Tagträumen einladen. „Beautiful Steven“ nimmt den Uptempo-Schwung seiner Vorgänger wieder ein wenig raus. Den Großteil des Refrains übernehmen hier die in bester Surfrock-Manier nur so vor Vibrato strotzenden Gitarren. In der Harmonie zwischen der leichten und irgendwie entspannten Stimme Fran Keaneys und den längeren Gitarrenparts liegt die Stärke der Band. „The Only One“ ist ein tanzbarer Popsong, der von einer eingängigen Bassline eröffnet wird und schließlich seine breite Klangatmosphäre entwickelt. Mit „Cars in Space“ kehrt dann wieder der typisch schnelle Drumsound zurück. Gitarre und Gesang bilden dabei eine Art Symbiose und wechseln sich soundtechnisch in der Leadrolle ab. Wer sich fragt, was eigentlich die Harmonie einer gedoppelten E-Gitarre ausmacht, sollte diese Platte auflegen. Die aktuelle Single „Cameo“ startet als ruhige Akustikballade, entwickelt sich jedoch schnell zu einem melodischen Tanzsong mit eingängigem Refrain und treibendem Bass. „Not tonight“ und „Sunglasses At the Wedding“ schlagen schließlich ruhigere Töne an. Letzterer ist ein verträumt atmosphärischer Akustiksong, den der Hochzeits-DJ beim Engtanzteil des Abends getrost auflegen kann. „Sideways to New Italy“ schließt mit dem Titel „The Cool Change” ab. Der Indie-Rock-Song scheint wie gemacht für lange Autofahrten in den Sonnenuntergang oder Momente voller Melancholie, wie es die Textzeile des Refrains treffend beschreibt: „But when you laid me down, sweet and slow, my heart won’t fight it“ 

Mit ihrem zweiten Album kreieren Rolling Blackouts Coastal Fever eine Klangatmosphäre, die von gedoppelten Gitarren, eingängigen Drums und leichten und nachdenklichen Gesangparts geprägt ist. Indie-Fans, die noch auf der Suche nach dem Soundtrack für lange Sommernächte sind, sollten bei RBCF auf ihre Kosten kommen.

Eine Rezension von Jan Möllenkamp


Label: Sub Pop Records
Veröffentlicht am: 05.06.2020
Interpret: Rolling Blackouts Coastal Fever
Name: Sideways To New Italy
Online: Zur Seite des Interpreten.