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PUP – THE UNRAVELING OF PUPTHEBAND

Rezensiert von am 5. April 2022

       

rezensiert von Moritz Meyer

Der Leiter der Rezensionskommission lässt verkünden, dass nun über das Vorgehen dieser Albumrezension abgestimmt wird. Vorschlag: Es wird im üblichen Stil vorgegangen, indem das Album “THE UNRAVELING OF PUPTHEBAND von PUP aufs genaueste Besprochen und analysiert wird und dabei die Besonderheiten dieses einzigartigen Albums hervor gehoben werden, sodass den Leser*Innen deutlich wird warum dieses Album das Album der Woche bei Radio Q ist und unbedingt gehört werden sollte… Wie ich sehe gibt es keine Gegenstimmen. Damit ist das Vorgehen beschlossen. Ich präsentiere the UNRAVELING of the Rezension zu “THE UNRAVELING OF PUPTHEBAND” 

So jedenfalls würde die Rezension klingen, wenn sie nach dem gleichen Konzept gestaltet wäre, wie das Album “THE UNRAVELING OF PUPTHEBAND”, dem vierten Studioalbum der kanadischen Band PUP, die für ihren Punkrock bekannt sind. In dem songübergreifenden Albumkonzept, tut die Band so als wäre sie eine Firma, die ein neues Produkt veröffentlichen würden. Intro und Outro, sowie diverse Interludes rutschen immer wieder auf die Metaebene und geben zwischendrin einen Stand inwieweit die Produktentwicklung fortgeschritten ist. 

Damit gehen PUP einen anderen Weg als noch auf ihren Vorgängeralben. Der Name PUP hat dabei übrigens nichts mit Welpen zu tun und ist auch keine Abkürzung für Promis unter Palmen. Vielmehr geht der Bandname auf ein Zitat der Großmutter von Frontmann Stefan Babcock zurück, die einst sagte “Playing in a rockband ist just like a Pathetic Use of Potential”. Zuvor operierte die Band seit ihrer Gründung 2010 unter dem Bandnamen Topanga, den sie aus einer Disneyserie geklaut hatten. Um allerdings Urheberrechtsstreitigkeiten mit dem Großkonzern zu vermeiden, benannte man sich um. 2013 erschien unter diesem Namen schließlich ihr Selftitled Debütalbum, es folgten mit “The Dream is Over” (2016) und Morbid Stuff (2019) zwei weitere Alben, die den internationalen Durchbruch der Band bedeuten. Am 1. April 2022 ist nun ihr viertes Studioalbum “THE UNRAVELING OF PUP THE BAND” auf Rise Records erschienen. Für die Albenaufnahme verbrachte die Band im Sommer 2021 ein paar Wochen im Haus von Produzent Peter Kalis, der unter anderem The National oder Interpol produziert hat, um das Album aufzunehmen und abzumischen. Dieser Produktionseinfluss lässt sich auch deutlich raushören, so wirkt das Album deutlich cleaner und melodiöser als etwa sein Vorgänger “Morbid Stuff”. Fast schon zu clean für den Punkrock für den die Band eigentlich steht. 

Und als hätte die Band geahnt, dass es dafür von den eingefleischten Fans Kritik geben würde, wird die neue herangehensweise an das Album direkt im Opener Four Chords aufgegriffen und verteidigt. Der Opener ist Teil des songübergreifenden Albumkonzeptes, indem sich der Vorstand trifft und über das neue Produkt berät. Dort kündigt Frontmann Stefan Babcock mit seiner markanten Stimme an, dass er auf den neuen Album Klavier spielen möchte, wobei ihm vier Akkorde reichen: “It should be enough to make something that nobody wanted” postuliert die Band dabei mit reichlich Selbstironie. Passend dazu sind auch die ersten Töne nur mit Klavier eingespielt. Nachdem der eigentliche Text vorbei ist, brechen aber doch noch ein paar verzerrte Gitarren und mildern den Schockmoment. Spätestens im Track Totally Fine scheint dann alles wieder beim alten zu sein und man wird nur so von rotzigen Gitarrenriffs erschlagen. Die Band selbst bezeichnet diesen Song im Albumentstehungsprozess als Dosenöffner. Nachdem die Band im Lockdown Abstand voneinander genommen hat, wurde der ganze Frust in diesem Song entladen. Wobei thematisch die Selbstzerstörung und Ängste im Mittelpunkt stehen, wie man es als klassiches Motiv der Band gewöhnt ist. Mit Robot Writes A Love Song folgt dann ein Song der innerhalb von 15 Minuten fertig geschrieben war. Der Song ist aus der Perspektive eines Roboters geschrieben, der von echten menschlichen Emotionen überwältigt wird. Musikalisch überzeugt der Song zunächst durch den ängstlichen vorsichtigen Gesang, der dann aber schnell in einen treibenden Indiepunksong mündet.

Gefolgt wird der Track von der Liebesballade Mathilda. Einem Song mit einer emotionalen Hintergrundgeschichte. Mathilda ist der Name der Lieblingsgitarre von Stefan. Nachdem ihm seine einzige Gitarre auf Tournee kaputt gegangen ist und er sich keine neue leisten konnte, hat ihm sein Freund Mathilda gekauft. 7 Jahre lang hat er Mathilda auf jeder Tour gespielt, auch wenn sich die Bandkollegen immer häufiger beschwert haben, dass diese Gitarre zu schlecht klingt. Irgendwann war der Druck dann so groß, dass eine neue Gitarre her musste und Mathilda blieb unberührt in ihrem Gitarrenkoffer. Der Song ist also eine Entschuldigung, dass Mathilda in der Ecke vergessen wurde. Im Solo des Songs hat Mathilda ein letztes Mal ihren auftritt, auf einer PUP-Platte.

Der folgende Track Relentless behandelt dann die ganzen mentalen Probleme die man mit sich rumschleppt und wird musikalisch wieder eher zu einer ruhigeren Indiepunknummer, wie sie aber typisch für den Stil von PUP ist. 

Zur Hälfte des Albums begeben wir uns wieder auf die Metaebene und mit Four Chords Part 2: Five Chords folgt ein Zwischenbericht des Vorstandes. Der Vorstand wird langsam ungeduldig, das Budget wird knapp und es herrschen Uneinigkeiten über den weiteren Entstehungsprozess. Es werden Demokratische Abstimmungen vorgenommen. Letztendlich wird demokratisch abgestimmt, dass man die demokratischen Abstimmungen abschaffen will. 

Somit folgt die zweite Hälfte des Albums. Der Song Waiting startet dabei ordentlich wild. So klingt der Song zunächst eher nach depressivem Stonerrock. Nach Aussage der Band hat man dabei versucht das härteste Riff, dass sich Gitarrist Nestor Chumak ausdenken konnte, mit dem simpelsten eingängigen Chorus zu kombinieren. Thematisch geht es dabei ebenfalls um düstere Themen wie Wut. Aber die Band sagt, dass sie sich selbst bei den düsteren Themen nicht Ernst nehmen konnte. Im Song Habits, in dem lyrisch eine Beziehung an bestehenden Gewohnheiten gescheitert ist, wird das Fazit gezogen, dass diese Gewohnheiten verändert werden sollten. Passend zu der thematischen Aussage des Songs werden auch hier musikalisch Gewohnheiten gebrochen, indem auf einmal Synthies und Drumcomputer als treibende Songelemente zu hören sind. Der Song Cutting Off The Cornes ist dann eine melancholische Ballade die mit dem Thema Trauer spielt. Dabei ist der Song eher ruhig gehalten, hat aber seine Momente in denen er ausbricht. Im Track Grim Reaping ist dann wieder die Selbstzerstörung das vorherrschende Motiv. Im Gegensatz zum Vorgänger ist das einer der punkigsten Songs auf dem Album, der sich dann aber immer mal wieder Momente zum Innehalten gönnt. 

Bevor der Closer des Albums kommt gibt es mit Four Chords Part 3: Deminishing Returns noch ein letztes Zwischenfazit vom Vorstand in dem bekannt gegeben wird, dass das Produkt nun kurz vor der Vollendung steht. 

Im letzten Song PUPTHEBAND Inc. is Filling Up For Bankruptcy vermischen sich Metaebene und Songwriting in einem letzten musikalisch recht harten Track. Offensichtlich ist eine erfolgreiche Entwicklung des Produktes gescheitert und die Firma muss konkurs anmelden. Dennoch ist der Band es tausend mal lieber mit ihrer Musik zu scheitern, als in einem Job zu sitzen, bei dem man Leuten Versicherungen andrehen muss. 


PUP schaffen mit ihrem Album ein einmaliges Konzept umzusetzen und sich dabei musikalisch weiterzuentwickeln. Zwar ist der Sound deutlich melodischer und etwas glatter als auf den Vorgängeralben, dafür weist es aber auch eine gewisse stilistische Bandbreite auf und wird dadurch beim Hören nie monoton. Wenn die Musik so gut bleibt, gibt es eigentlich keinen Grund warum die Band Insolvenz anmelden sollte. 

Der Leiter der Rezensionskommission vermeldet feierlich, dass die Albumrezension erfolgreich zu Ende geführt wurde 😉


Label: BMG Company
Veröffentlicht am: 01.04.2022
Interpret: PUP
Name: THE UNRAVELING OF PUP THE BAND
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