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Psychedelic Porn Crumpets – Fronzoli

Rezensiert von am 21. November 2023

       

Rock is dead. Außer in Australien. Da lebt er wie eine mehrköpfige Hydra. Für jede totgesagte Band schlüpft ein neues Psychedlic-Rock Ungetüm nahe des weitreichenden Outbacks.

Eine Liste erfolgreicher australischer Bands der letzten Dekade liest sich tatsächlich wie das Who is Who einfallsreicher Gitarrenbands: King Gizzard and the Lizard Wizard, Tame Impala,  Karnivool, Ty Segall, Pond, Greta van Fleet. Fronzoli beweist (erneut): die psychedelischen Porno Krümel dürfen da keinesfalls fehlen.

Die musikalische Tour de France (Australia) auf dem sechsten Album der Porn Crumpets katapultiert einen direkt in ein akustisches Schlachtfeld: 8-Bit-Interludes, Doublebass, Sludge/Stoner-Einlagen und Mike Patton-artige Wutausbrüche, die so klingen, als hätten die Beatles bei der Aufnahme von Helter Skelter schon 20 Jahre lang Metal gespielt – Das alles gibt es in EINEM Song. Übrigens, es geht bei NOOTMARE (K.I.L.L.I.N.G) MEOW! natürlich um den erfolgreichen Beutezug einer (vermutlich) hungrigen Katze (der des Sängers) und wie jeder weiß, klingt es genauso im Hirn einer hungrigen Katze:

Die Diversität auf Fronzolis Songs kann schon mal überfordernd sein, zum Glück gibt es da einen Kaugummi, der das alles zusammenhält: Fuzzzzz! (dt. Fussel – ein verzerrter Klang der in Form eines Gitarrenpedals u.a. schon bei den Kinks richtig viel Staub aufwirbelte) 

The Fuzz is real. Der Fuzz ist auf Fronzoli wirklich überall: Gitarren, Bass, Stimme und wahrscheinlich auch auf den auflockernden Fernseh-Einspielern. Dazu gesellt sich eine jugendliche, niemals wehleidige Wut. Die dabei entfesselte Wucht ist so mitreißend wie ein guter Dragon Ball Z Kampf – es geht nur schneller bis es wieder vorbei ist. Beachtlich, mit welcher Leichtigkeit hier zwischen Genre-Grenzen gespielt wird, allerdings ist Fronzoli bereits das 6. Album der Band – wohlgemerkt seit ihrem 2016er Debüt. Für das Songwriting zuständig zeigt sich Sänger und Gitarrist (+Bassist) Jack McEwan. Das Album entstand u.a. während des Schauens 10 stündiger Mathew Bellamy (Muse) Loops, Pete Doherty Interviews, dem Genuss einer Menge Fisch und Trips nach Sierra Nevada. 

If there was a song to get people into the album then I’d show them this as it showcases the ‘Fronzoli’ approach, ‘add more, think less, convolute and explode’. Does it need a meaning? Probably not, will you find one? I have no idea. It’s the awareness of self and loss of self repeating, But at the same time cheerfully thrilling, a bit like that Paul Dano chap

Jack McEwan über den dritten Track “Dilemma us from Evil”

Dann ist da noch Cpt Gravity Mouse Welcome. Eine Ballade, die so unverkopft, nostalgisch daherkommt, mit seinen zahlreichen musikalischen Schlenkern, John Lennon (sein LSD-Phasen-Ich) wäre stolz. Oder würde es auf seine typisch schnippische Art zerfleischen. Auf jeden Fall haben die Krümel auf Fronzoli die DNA der 60s ebenso gut destilliert wie Psych-Rock Titanen Tame Impala oder Ty Segall. 

Das Fronzoli trotzdem total auf der Höhe der Zeit ist, liegt zum einen sicher an der langjährigen Popularität genannter Bands, aber auch an der herausragenden Produktion: Alle 20 Sekunden preschen Gitarren in allen Facetten um die Ohren, Kopfstimmen schwirren von rechts, von links, markerschütternde Schreie knallen direkt ins Gesicht und virtuos werden Halleffekte und staubtrockene Stonerriffs kombiniert. 

Und dann, wenn man schon fast verkatert von all der verzerrten Wucht ist, gibts sogar noch sowas wie Pop: Illusions Of Grandeur beschränkt sich ausnahmsweise ausschließlich auf die Akustikgitarre, lullt einen ein und ist gerade wenn man sich dran gewöhnt hat, auch wieder vorbei. Mastermind und Sänger Jack McEwan holt hier uns auch lyrisch in die Gegenwart: “Rise up to the robots, …and change for the artificial unintelligence”, ausgerechnet beim traditionellsten Song der Platte. Well done, well done.

Wie kann man da nur anschließen? Natürlich mit Ausschnitten aus dem 50er Jahre Kino, 56k Modem Geräuschen und Cartoon Musik ala Madvillianly… Moment was? Jetzt ist keine Zeit zu hinterfragen! Das Ende ist nah. Nach 33 Minuten und 35 Sekunden um genau zu sein. Mr. & Mrs Misanthrope macht den Sack mit einem herrlich unvorhersehbaren Monster-Crescendo würdevoll zu:

“A joyous tale of weekends past and present, Postman Pat and The Kinks were heavy influences. The Village Green! A boppy little number that will lull you back to afters. Then it gets deep and I went full Tool with some UFO recording I found. Coffee, Fish Food. COFFEE! FISH FOOD! Like the mornings repeating every day, cause it is”

Mit Fronzoli beweisen die Psychedelic Porn Crumpets einmal mehr, dass man vom Bandnamen nicht auf die Qualität der Musik schließen kann. Und dass man als Keks-Band auch auf Albumlänge coole Musik machen kann (Hallo Fred Durst). Frolil ist ein wahrgewordener Traum für alle Fans von Tame Impala, Hendrix, den Kinks oder für Leute die schon immer mal wissen wollten, wie es klingt wenn eine Katze Mäuse fängt. Und obs jetzt die Sonne ist oder die lebensgefährliche Fauna ist, die so inspiriert – thanks Australia.. again!


Label: What Reality?
Veröffentlicht am: 10.11.2023
Interpret: Psychedelic Porn Crumpets
Name: Fronzoli
Online: Zur Seite des Interpreten.