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King Gizzard & The Lizard Wizard – The Silver Cord

Rezensiert von am 14. November 2023

       

Die produktivste Band der Welt ist zurück. Die Rede ist natürlich von keiner geringeren Band als King Gizzard & The Lizard Wizard. Mit The Silver Cord steht nun das 25. Studioalbum der Australier auf dem Plan und das in einmal gerade 13 Jahren Bandgeschichte. Das Beste daran ist, dass wirklich alle Alben auch noch gut sind. Nachdem die Band im letzten Jahr ganze 5 Alben veröffentlicht hat, möchte man schon fast behaupten, dass sie es, mit 2 Albumveröffentlichungen in diesem Jahr, schon fast ruhig haben angehen lassen. Dafür ist der jetzige Stilwandel, den sie von ihrem Vorgängeralbum PetroDragonic Apocalypse zu The Silver Cord vorgenommen haben, wohl einer der größten der Bandgeschichte. Praktizierten sie auf ihrem Vorgängeralbum nämlich noch astreinen Thrash Metal, so widmen sie sich auf ihrem neuesten Album spaciger elektronischer Musik.

Die Geschichte des Albums begann, als sich Schlagzeuger Michael Cavanagh ein altes elektronisches Schlagzeug aus den 80er Jahren zulegte. Davon zeigten sich sämtliche Bandmitglieder so begeistert, dass es die Grundlage für das neue Album sein sollte. Daraufhin kramte die Band jeden verfügbaren Synthesizer, der noch irgendwo im Keller rumstand, zusammen und bauten das Studio Set-Up für das Album auf. Sie betraten jeden Tag das Studio und improvisierten die Songs so zusammen, bis das 7 Track lange Album auf den Beinen stand. Herausgekommen ist letztendlich ein Album, dass sich an Ektropionieren wie Kraftwerk oder Giorgio Moroder orientiert. King Gizzard behaupten zwar Laien der elektronischen Musik zu sein, dennoch klingt dieses Album so, als hätten sie nie einen anderen Musikstil praktiziert. Thematisch dreht sich das Album der Band dabei nach eigener Aussage um “den Geist, Leben und Tod, alte Mythen, Götter, Meditation und Astralreisen”, was ziemlich gut zu den sphärischen Elektroklängen passt. 

Gleich der Opener Theia gibt ein gutes Bild über den neuen Sound der Band. Die ersten spacigen Sounds eröffnen den Track und lassen einen in unendliche Soundwelten schweben. Gesang und Instrumentalparts fließen dabei nahtlos ineinander über. Dabei wird uns die Geschichte von Theia nähergebracht, einem Planeten, der der Wissenschaft zufolge vor 4,5 Milliarden Jahren mit der Erde kollidiert ist und für die Entstehung des Mondes verantwortlich sein soll. Auch der zweite Song The Silver Cord reiht sich in das Mythologische Albumkonzept ein. In der Metaphysik ist der Silver Cord dabei der Faden, der die Seele mit dem Körper verbindet. Die Seele wird dabei in dem Song mit einer stark robotisch klingenden Stimme vertont, sodass sie eher klingt wie ein verirrter Cyborg (wie wir ihn von King Gizzard schon aus dem 2017er Album Murder of The Universe kennen.) Der darauffolgende Song Set ist wohl der catchigste und am meisten zum Tanzen anregende Song und hat schon eher einen kleinen Vogueging-Vibe. Mit Set ist dabei nicht in etwa ein DJ Set gemeint, sondern der ägyptische Gott des Chaos und Verderbens. Im Refrain heißt es da “Slay the mighty Set” – also besiege den Gott des Chaos. Der Track Chang’e wirkt schon wieder etwas träumerischer und schwebender. Hinter Chang’e verbirgt sich ebenfalls eine Göttin, nämlich die chinesische Göttin des Mondes. Der Track nimmt sich der Chang’e Sage an und erzählt in Teilen ihre Geschichte. Auch der Track Gilgamesh behandelt eine Göttersage. Er war ein wichtiger Herrscher der Sumerer und lebte ca. 5000 v. Chr.. In einem gefundenen Schriftstück wird er auch als Gott gesehen. So ist das Gilgamesh-Epos eines der wichtigsten überlieferten Schriftstücke der Urgeschichte, indem die Heldentaten Gilgameshs festgehalten wurden. Musikalisch klingt das Ganze schon deutlich düsterer als die vorangegangen Songs, aber dennoch treibend und mitreißend. Der vorletzte Song Swan Song reiht sich perfekt an seinen Vorgänger an und liefert eine wummernde Bassline, die die Hörer*innen durch den Song treibt. Unter einem Swan Song wird dabei die letzte Großartige Performance von Künstler*innen verstanden, bevor sie sterben oder in Rente gehen. Passend zu dieser Thematik trägt der letzte Song des Albums den Titel Extinction

Hier werden die Klänge wieder deutlich ruhiger. Die Seele scheint sich vom Körper zu lösen und in die unendlichen Weiten des Weltalls aufzusteigen. Somit ist thematisch und musikalisch ein wunderbarer Schluss des Albums gefunden. Wer noch nicht genug hat, kann sich an dieser Stelle auch noch den extended Mix des Albums anhören, wo die bekannten Tracks jamsessionartig schonmal über 20 Minuten dauern können. 

Final lässt sich festhalten, dass es wahnsinnig ist, wie unterschiedlich die Stile von King Gizzard & The Lizard Wizard auch sind, am Ende kommt immer ein fantastisches Album dabei rum. Dabei ist der Griff in die Wundertüte hier besonders gelungen, da das Album sowohl musikalisch als auch thematisch in den Bann zieht. Vor allem die ganzen mythologischen Geschichten erweitern bei der näheren Auseinandersetzung das Allgemeinwissen doch stark weiter. Aber auch für eine erste stärkere Auseinandersetzung mit elektronischer Musik macht die Band es musikalisch wirklich stark. Bleibt eigentlich nur abzuwarten, womit King Gizzard & The Lizard Wizard uns im nächsten Jahr überraschen werden. 


Label: KGLW
Interpret: King Gizzard & The Lizard Wizard
Name: The Silver Cord
Online: Zur Seite des Interpreten.


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