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Danny Brown – Quaranta

Rezensiert von am 28. November 2023

       

Eine der “wohl einzigartigsten Figuren in der neueren Rap-Geschichte” so bezeichnete MTV im Jahr 2011 den Künstler unseres dieswöchigen Albums der Woche. Die Rede ist von Danny Brown. Geboren und Aufgewachsen ist er in Detroit, der einstigen Autohauptstadt der USA. Nachdem er schon im Kindergarten wusste, dass er Rapper werden will, dauerte sein Weg bis dahin noch recht lange. So stand er mit 18 Jahren erstmal finanziell vor dem Nichts und verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Drogen. Das brachte ihn allerdings ins Gefängnis. Als er entlassen wurde, versuchte er nochmal sein Glück als Rapper und legte dabei einen steilen Aufstieg hin. 2011 veröffentlichte er mit dem Album XXX im Alter von 30 Jahren das Album, das ihn weltbekannt machte. Dabei waren es vor allem die hohe Stimme und der einzigartige Sinn für Humor, die Danny Brown dann spätestens mit dem 2016 erschienenen Album “Atrocity Exhibition” in die Liste der besten Rapper aller Zeiten gebracht haben.

Jetzt gut 10 Jahre nach seinem großen Durchbruch, veröffentlicht Danny Brown sein 6. Soloalbum mit dem Titel Quaranta. Quaranta ist dabei italienisch und steht für vierzig. Es ist eine Anspielung an XXX (30 in römischen Ziffern) der Albumtitel seines Durchbruchalbums. Im Gegensatz zu seinen Vorgängeralben ist Quaranta deutlich ruhiger und melancholischer. Die hochgepitchte Stimme von Danny Brown hören wir nur selten und auch die Beats sind eher zurückhaltend gebaut. Thematisch reflektiert Brown sein bisheriges Leben und seine Karriere und wirkt dabei durchaus auch mal sachlich nüchtern und nachdenkend. 

Bereits der Opener des Albums Quaranta gibt den grundlegenden Vibe des Albums vor. Der Beat vom portugiesischen Produzent Holly verwendet italowesternartige Gitarrensounds über einem langsamen Drumbeat. Dazu hört man Browns Stimme, der reflektiert, wie sich sein Leben seit dem großen Durchbruch verändert hat. Der Song Tantor als Nachfolger startet erstmal mit Modemeinwählgeräuschen und sample danach einen Trompetensound der Band Tantor (daher auch der Songname), während sich Danny Brown, dieses mal tatsächlich etwas exzentrischer, über seine Vorbilder rappt und dabei ordentlich Namedropping betreibt. Humoresques Schmankerl am Ende ist dabei sicherlich noch ein Sample aus der Fernsehserie The Office. Ain’t My Concern bringt dann die 90er Jahre Oldskool Hip-Hop Vibes zurück. Ein Track, in dem Danny Brown seine Karriere mit der vieler heutiger Rapper vergleicht, wobei er den heutigen Rappern vorwirft, zu schnell auf den Trendzug aufspringen, um dann wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Etwas fetziger geht es mit Dark Sword Angel weiter, indem sich Danny Brown in witzigen Punchlines und Bars austobt. Der Song sollte ursprünglich Monopoly 2 heißen und damit eine Hommage an den Song Monopoly vom Album XXX darstellen. In Y.B.P holt sich Danny Brown dann mit Bruiser Wolf Unterstützung und die beiden rappen über ihre gemeinsame Heimat und das Aufwachsen in Detroit über Samples aus dem 70er Soulsong Foster Sylvers I Get You To The End. Im Songtitel Jenn’s Terrific Vacation verbirgt sich ein kleines Wortspiel. Gemeint ist eigentlich das Wort “Gentrification” – und dementsprechend rappt Danny Brown über die Praxis von reichen Weißen, die arme, nicht-weiße Bevölkerung aus ihren Stadtvierteln zu vertreiben. Beim Song Down With It wird Brown dann sehr persönlich und intim. Es geht um die brutal ehrliche Geschichte, dass er eine Frau betrogen hat, die ihn geliebt hat und ihn deshalb verlassen hat. Brown selbst hatte darauf eine Phase in der er häufig einsam und betrunken war. Als er den Text an seinem langjährigen Freund und Produzenten Paul White weitergegeben hat, musste dieser erstmal bei Brown anrufen und checken, ob alles in Ordnung mit ihm ist. Bei Celibate ist es vor allem das Main Sample, das im Kopf hängen bleibt. Dieses stammt im Original von Knxwledge aus dem Song Circuitloop. Hier verarbeitet Danny Brown seine Arbeit als Drogenverkäufer, die ihn letztendlich auch ins Gefängnis brachte und berichtet, dass er diesem Lebensstil nun abgeschworen hat. Auch in Shakedown berichtet er davon, wie es im Leben für ihn war, vor Hindernissen zu stehen und diese zu überwinden. Der Künstler ZlooperZ liefert indem Track dazu die emotionalen Backing Vocals. Auch im Track Hanami (das japanische Wort für blumenschauen) lässt Danny Brown tief in seine Seele blicken und rekapituliert Probleme wie Schreibblockaden, mangelnden Erfolg, Depressionen oder den Zustand der Musikindustrie. Der Closer des Albums Bass Jam wirkt dann am Ende eher wie eine Dankeshymne. Danny zollt den MusikerInnen aus seiner Kindheit Triibut und bedankt sich gleichzeitig bei seinen Eltern, die ihn zur Musik gebracht haben. Somit endet das Album mit einem versöhnlichen Abschluss. 

Quaranta von Danny Brown ist wohl eines der ehrlichsten, selbstreflexivsten und nachdenklichsten Alben der jüngeren Rap-Geschichte. Danny Brown lässt die humoresken Aspekte und die hochgepitchte Stimme, die ihm zum Erfolg verholfen, außen vor und widmet sich einfach dem, was ihm ernsthaft auf der Seele brennt und einfach mal raus musste. Bei diesem Album merkt man in jeder Pore, dass Musik ein Ventil ist, das hilft, Gefühle und Emotionen rauszulassen und zu verarbeiten. Gerade diese Offenheit und Ehrlichkeit machen dieses Album besonders und machen es zu einem würdigen Album der Woche.


Label: Warp Records
Veröffentlicht am: 17.11.2023
Interpret: Danny Brown
Name: Quaranta
Online: Zur Seite des Interpreten.